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Anglerlatein + Seemannsgarn + Räuberpistolen

  • alfnie
  • 18. Oktober 2024 um 22:48
1. offizieller Beitrag
  • alfnie
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    • 18. Oktober 2024 um 22:48
    • #1

    Moin,

    ich finde, sowas kommt viiiel zu kurz hier bei uns im Forum ...

    Ich lege mal einen vor, sobald ich das zeitmässig auf die Reihe bekomme. Einen Tag oder zwei oder drei wird's aber schon dauern, bis ich den Text fertig habe.

    Das heisst aber nicht, das wer, der auch was auf Lager hat, auf mich oder sonst wen warten soll ...

    Ich tippe mal das wir hier bis vor Weihnachten ganz gut was an Anglerlatein + Seemannsgran + Räuberpistolen zusammen bekommen werden. ..

    Der Winter muss also nicht lang sein ... it's all in your head

    Eingeheirateter Lofoter seit 1994

  • nordfisker1.jpg

  • Hoddel
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    • 19. Oktober 2024 um 16:05
    • Offizieller Beitrag
    • #2

    Gute Idee, Alfred!

    Den Seemannsgarn meines Vaters werde ich wohl kaum noch zusammen bekommen. Aber mal sehen. Vielleicht erinnert sich mein Bruder noch an einige Geschichten von ihm, so mit Klabautermann und so.

    Bin gespannt.


    Hoddel

    Der Polarkreis beginnt oberhalb von Stavanger 8o ,
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  • alfnie
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    • 24. Oktober 2024 um 00:48
    • #3

    Wie versprochen hier mal ein Beispiel. (Siehe nächstes Posting).

    Sobald ich die Zeit finde, folgt die Fortsetzung und das Ende

    dieser wahren Story, wo ich aber aus Gründen der Diskretion

    die Namen etwas getarnt habe.

    Viel Spass beim Lesen !

    Viele von Euch haben bestimmt viel bessere Story's auf Lager.

    Zumindest ich würde sie ALLE gerne lesen !

    Eingeheirateter Lofoter seit 1994

  • alfnie
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    • 24. Oktober 2024 um 00:52
    • #4

    Grosse Ohren und kalte Füsse.

    In Punkto Schularbeiten kennt meine Mutter kein Pardon und keine Gnade.

    « Erst Schularbeiten. Dann Angeln. Als ob du das nicht wüsstest. Ab in die Küche, wir kriegen gleich Besuch. «

    Meine daraufhin in höchstmöglicher Stimmlage vorgejammerten Argumente, das Schillers blöde Glocke mich heute bestimt so drei, vier oder vielleicht sogar fünf DM kosten wird, interessieren sie überhaupt nicht. Kein Stück.

    «Schularbeiten. Jetzt. Ende der Durchsage.»

    Mannomann Mutti. Jeder der wohl so an die zehn dicken Barsche, die ich auf dem Nachhauseweg von der Schule unter der Brücke rumballern sah, würden mir mindestens eine DM einbringen. Viel Geld, wenn man fünf DM Taschengeld die Woche hat.

    Am Küchentisch setze ich alles daran, mir den Aufsatz zu Schillers Glocke schnellstmöglich vom Hals zu schaffen. Lieber eine Fünf für einen Aufsatz, als vielleicht ganze fünf DM stromabwärts auf und davon. Glücklicherweise kontrollieren meine Eltern die Qualität meiner Hausaufgaben so gut, wie nie.

    Mit meinem halben rechten Ohr lausche ich meinen Eltern und ein paar Onkeln und Tanten, die in der Wohnstube gerade mal wieder eine ihrer regelmässigen Kaffee & Kuchen-Treffs haben.

    Bei einer früheren dieser Kalorien-Orgien hörte ich wie mein ab da dann ehemaliger Lieblingsonkel meinen Eltern doch wahrhaftig vorschlug, mein Angelzeug doch einfach immer solange unter Verschluss zu halten, bis ich meinen Aufgaben und Pflichten nachkam. So würde er das jedenfalls machen, wenn ich sein Sohn wäre. Was ich daraufhin gerne mit ihm gemacht hätte durfte ich laut meiner Mutter aber niemals laut sagen.

    « Niemals, hörst du ? Nie-mals ! «

    Auch heute geht's wieder hoch her in der Guten Stube.

    Wie gewohnt beklagt Onkel Kalle sich grauselig laut und langatmig über viel zu niedrige Milch- und viel zu hohe Dieselpreise. Das er wohl bald am Hungertuch nagen werde. Sich dann wohl nur noch höchstens alle vier Jahre den neuesten Daimler leisten kann. Anstatt wie bisher immer alle zwei Jahre.

    Dann übernimmt Tante Hilde. Mit ihren bis in allerkleinste Details ausgemalten Widerwertigkeiten von ihrem letzten Besuch beim Fusspfleger. Natürlich lauschen alle wie gebannt, auch mein halbes Ohr. Vielleicht schnitt die Fusspflegerin ja diesmal endlich tatsächlichden einen Zeh ab. Ganz schön spannend. Ich möchte nicht derjenige sein, der Tante Hilde was abschneidet. Gott bewahre würde unser Konfirmantenunterricht-Pastor wohl sagen, denn er kennt Tante Hilde.

    Ein vorsichtig verhaltenes Raunen der Erleichterung weht durchs Haus, wie Tante endlich fertig ist. Darauf hat Onkel Karl Gustav gewartet. Dieses Mal besiegt er schon nach dem dritten Cognac eigenhändig über ein dutzend russische Wachposten mit den blossen Händen. Mindestens. Wir Kinder lieben seine Geschichten von seiner Flucht aus einem sibirischen Kriegsgefangenenlager. Auch wenn wir mittlerweile wohl so an die zwanzig teils stark voneinander abweichende Versionen davon gehört haben.

    Die von Zucker, Coffein, Likör und Cognac genährte Geräuschkulisse in der Wohnstube wird mir langsam zu laut, aber gerade wie ich die Küchentür zumachen will, filtert mein halbes rechtes Ohr Signale heraus, die sofort meine restlichen anderthalb Ohren aktivieren: Hechte wie Baumstämme ... da hat seit dem Krieg keiner mehr geangelt ... der Bauer lässt da niemanden angeln, nicht für Geld oder gute Worte.

    Manchmal geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder. Was sind schon 1-DM-Barsche gegen 10-DM-Hechte ?

    Onkel Karl Gustav macht sich gerne immer ein bisschen wichtig, wenn man ihn etwas anschiebt. Je mehr Cognac, je wichtiger und desto öfter muss er dann zum Klo. Bei einem seiner WC-Besuche fange ich ihn unauffällig ab und schiebe ihn etwas an. Eine Minute später weiss ich, wo seit dem Krieg niemand mehr geangelt hat und es Hechte geben soll, die ganze Blesshühner in einem Happen verschlingen: Eine ehemalige Kieskuhle, etwa eine halbe Fahrradstunde von hier. Bingo !

    Für einen Hecht bekomme ich meistens so zwei, drei Mark. Für einen Fünfpfünder auch schon mal fünf Mark. Die Einnahmen aus meinen Fischzügen übersteigen jedenfalls regelmässig mein Taschengeld. Eine Reihe fester Abnehmer nimmt mir so gut wie alles alles ab. Hechte, Barsche, Forellen, Aale, fangfrisch frei Haus.

    Wer sagte übrigens, das man in der Schule sowieso nichts lernt ? Ich habe in der Schule jedenfalls schon mal gelernt, das es nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, den eigenen Klassenlehrer auf der Kundenliste zu haben. Nordfrieslands Forellen haben mir vermutlich so einige Blaue Briefe erspart.

    Die dicken Barsche sind wohl sowieso weg, da kann ich genauso gut gleich zu dem See fahren.

    Der ist auf seiner West-Hälfte fast ganz von einem brusthohen Maschendrahtzaun umzäunt. Davor irgendein Ehrenmal und eine weisse Parkbank. Ein paar Steinwürfe hinter dem Ostufer des Sees ein bescheiden anmutender Bauernhof. Rote Ziegelsteine, graues Blechdach.

    Wieder Zuhause gehe ich schon gegen 21 Uhr freiwillig in's Bett. Mein Vater grunzt einen gutmütigen Gute-Nacht-Gruss, aber meine Mutter riecht den Braten natürlich sofort.

    « Falls mein lieber Junge vor der Schule zum Angeln an die Au will ... da wird nichts draus. Wenn Papa um 06 Uhr aufsteht und du dann nicht in deinem Bett liegst, hast du das ganze Wochenende Hausarrest. Verstanden ? Gute Nacht.»

    Verstanden. Also werde ich mich etwa eine Stunde nach Mitternacht aus dem Haus schleichen und spätestens fünf Stunden später wieder in meinem Bett liegen.

    = Fortsetzung folgt =

    Eingeheirateter Lofoter seit 1994

  • Norgefisch
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    • 24. Oktober 2024 um 12:56
    • #5

    Schei...e du machst das wie im Fernsehen..immer Pause wenn´s Interessant wird......

    Norgefisch.

  • alfnie
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    • 29. Oktober 2024 um 13:33
    • #6

    Ein Uhr nachts. Mein Wecker, von zwei Kopfkissen gedämpft, schafft es, drei Mal kurz zu brummen, bevor ich ihn schnellstens abwürge. Meine Mutter hat einen leichten Schlaf. Meinen Vater und meine Brüder könnte man nach Mitternacht aus dem Bett kippen und an die Wand stellen und sie würden stehend weiterschlafen.

    Zehn Minuten später, fast schon an unserem Ortsschild vorbei, höre ich hinter mir einen Automotor. Gleich danach taucht neben mir ein Polizeiwagen auf. Zwei paar hellwache Augen mustern mich. Gründlich. Skeptisch. Jetzt bloss nicht nervös werden. Ich winke ihnen ein freundliches Alles-O.K.-Zeichen zu und verlasse mich darauf, dass das Licht an meinem Fahrrad vorschriftsmässig funktioniert, ich für mein Alter ziemlich gross bin und die auf meinem Gepäckträger festgezurrte Angelrute mit der deutlich sichtbaren Rolle. Verhalten grüssen die Hüter der Ordnung zurück, rollen dann aber langsam weiter. Puu-huh ... wenn mich die Polizei jetzt Nachhause gebracht hätte ... da wäre wohl ein neuer Hausarrest-Rekord bei rausgekommen.

    Eine halbe Stunde später verstecke ich mein Fahrrad hinter dem Rododendron neben dem Ehrenmal. Der brusthohe Maschendrahtzaun ist keine Hürde. Dahinter aber kommen zehn-zwölf steile Meter Uferböschung. Vorsichtshalber rutsche ich auf dem Hosenboden runter zum Wasser. Ich habe keine Lust, noch einmal zu erleben, wie es sich anfühlt, auf einem Steilhang die Balance zu verlieren und kopfüber ins Wasser zu klatschen.

    Ab und zu bieten die Wolken dem zunehmenden Mond kurz eine Öffnung und ich kann mich orientieren. Einen halben Steinwurf weiter links gibt's einige Weidenbüsche, die mit den Füssen im Wasser stehen. Im Stall auf dem Bauernhof brennt ein trübes Licht, ansonsten ist es da stockfinster. Den Hof muss ich im Auge behalten, weil ich nicht weiss, wann da der Wecker klingelt.

    Hier riecht es geradezu nach grossen Hechten. Noch ist die Nacht stockdunkel. Trotzdem pfeffere ich den nagelneuen, silbernen 20 gr Effzett-Blinker an der 40-er Schnur Richtung Seemitte. An strammer Schnur lasse ich ihn zum Grund taumeln und zähle. Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. Vierundzwanzig. Bei Fünfundzwanzig wird die Schnur schlaff und ich weiss in etwa, wie tief es da ist. Dann hole ich die Schnur langsam ein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob der Köder richtig arbeitet.

    Doch schon nach wenigen Metern arbeitet er überhaupt nicht mehr. Und das Einholen wird schwerer. Immer schwerer. Das kann ja doch wohl nicht wahr sein .... wenn das ein Hecht ist ... etwas Eiskaltes krabbelt mir am Rückgrad hoch. Ich setze einen harten Anschlag, reisse Opa's alte Vollglasrute dann steil nach oben und mache Druck. Doch nach zehn-zwölf zäh erkämpften Umdrehungen geht nichts mehr. Irgendetwas zieht den Effzett langsam, aber unaufhaltsam ein-zwei Meter von mir weg. Um da dann regungslos zu verharren. Nervenaufreibende Minuten lang geht das Gezerre hin und her, hin und her und ich schwitze Blut und Wasser. Bis mir langsam ein Lichtlein aufgeht ... das kann nur ein Hänger sein. Na toll. Beim allerersten Wurf mit einem Blinker, für den ich gerade das Taschengeld von mehr als einer halben Woche geopfert habe.

    Der Reihe nach probiere ich alles aus, was ich an Hängerlöse-Tricks kenne. Nichts funktioniert. Der Effzett ist verloren. Mist.

    Da fährt mir urplötzlich das kurze, aber schrille Lachen einer hellen Frauenstimme durch die Glieder. Oben bei der Parkbank. Dann das raue Lachen eines Mannes und dann das typische «Plopp» einer Bierflasche mit Bügelverschluss. Mannomann, wieviel Pech kann man denn gleichzeitig an den Hals bekommen ...

    Vorsichtig lege ich die Angelrute ab. Noch vorsichtiger schleiche ich mich Richtung Weidengestrüpp davon, mache mich da unsichtbar.

    Ganze Ewigkeiten lang hocke ich regungslos im Weidengestrüpp, während mir die Zeit davonläuft. Dann, endlich, verstummt das Gebabbel und Gejohle des Paares und es verschwindet in die jetzt spürbar heller werdende Nacht. Aber nicht ohne vorher noch unter noch mehr Gejohle ein paar leere Flaschen in den See zu schleudern. Hoffentlich stolpern die nicht auch noch über mein Fahrrad. Das ist nicht mal abgeschlossen. Falls ich hier schnell weg muss.

    Schweren Herzens zerre ich dann an der 40-er Schnur, bis sie reisst. Tschüss, Effzett.

    In spätestens einer Stunde muss ich hier weg.

    Von meinen zwei Blinkern liegt jetzt einer hier im See und einer Zuhause. Jetzt bleibt mir nur noch ein winziger silberner ABU-Droppen-Spinner, der mir schon ungezählte Barsche, einige Forellen und auch schon mal einen kleinen Hecht eingebracht hat. Mit einer steifen Rute und 40-er Schnur komme ich aber nicht weit mit dem Winzling.

    In einer flachen Bucht, in der fingerlange Jungfische hunderte kleine Ringe in die Wasseroberfläche malen, fange ich zwei Barsche. Beide dürfen wieder weiterschwimmen. Verträumt betrachte ich, wie die Nacht zum Tag wird, da kracht mir etwas Schweres auf den Spinner. Mein erschrocken-reflexartiger Anschlag verpufft in der Luft. Jetzt ist auch noch der Droppen futsch. Abgebissen.

    So langsam reicht es aber wirklich ...

    Oh nee, nun geht auch noch im Haus das Licht an.

    Leise schleiche ich mich davon. Wenigstens mein Fahrrad ist zum Glück noch da. Bevor der Wecker meines Vaters klingelt, liege ich unter meiner Bettdecke, als wäre nichts gewesen.

    Zwei Stunden Schlaf sind zu wenig. Beim Frühstück mustert meine Mutter mich teils skeptisch, teils besorgt.

    «Du warst doch wohl nicht etwa schon an der Au ? «

    «Nee-nee, ach was. Ich bin nur ein bisschen erkältet».

    «Willst du heute lieber Zuhause bleiben».

    « Ich glaub' ja.»

    Gleich wieder etwas besser gelaunt krieche ich nach dem Frühstück wieder unter die noch warme Bettdecke und kurz danach kommt meine Mutter sogar noch mit einem Becher warmer Milch mit Honig für den armen Kranken.

    Acht Tage später habe ich einen nagelneuen Effzett-Blinker an einem Stahlvorfach an der Angel und einen und ein zweites Stahlvorfach in Reserve im Rucksack, wie ich so gegen 02 Uhr Nachts am See eintrudele.

    Heute kann nur ein guter Tag werden. Ein freundlicher Vollmond an einem sternenklaren Himmel macht mir die Orientierung leicht. So erwartungsvoll gespannt, wie vergnügt bewege ich mich vorsichtig am Ufer entlang, bis ich einen Punkt finde, der meinem Bauchgefühl gefällt.

    Das es hier grosse Hechte gibt, daran zweifele ich nicht. Nur, bei den Unmengen an Futterfisch, die es hier zu geben scheint, werden die mir nicht gerade vor die Füsse springen. Auch sollen die grossen ja angeblich nicht so oft fressen, wie die kleineren, sagt unser Jugengruppenleiter.

    Da, wo ich letztens meinen Effzett abgerissen habe, dümpeln drei gläserne Netzschwimmer vor sich hin. Das Mondlicht verrät sie durch kleine Lichtreflexe. Vermutlich liegt da eine Aalreuse. Jedenfalls weiss ich jetzt, wo mein Effzett wohl geblieben ist.

    Heute habe ich genug Zeit und ich fange an, ein mir interessant erscheinendes Gebiet systemathisch abzusuchen. Was für ein herrliches Gefühl ! Seit zwanzig Jahren hat hier niemand geangelt und mein Effzett ist nagelneu und der Haken nadelscharf. Hallo, Hechte !

    Immer wieder beobachte ich, wie Jungfische erschrocken wegspritzen, wenn mein Effzett angeeiert kommt, wie ein kranker kleiner Weissfisch. Aber weit und breit noch kein einziger beisswilliger Räuber.

    Aber dann – zwanzig Meter weiter links, nicht weit vom Ufer, das panische Aufkreischen einer Wildente in Todesangst und wuchtiges Geplatsche im Wasser. Dann zischt eine eine Wildente wie ein Pfeil davon, überschlägt sich fast in der Luft. Da kann nur ein Hecht im Spiel sein, und kein Winzling.

    Wie elektrisiert kurble ich den Effzett ein, bin sozusagen schon unterwegs zu der Stelle, bevor das Platschen ganz verhallt ist.

    Kaum zehn Schritte weiter erstarre ich zu Stein.

    «Bleib stehen, du Mistkerl, sonst knallt's !»

    Über mir, oben an der Böschungskante ein Riese von einem Mann. In einem weissen Bademantel und kurzen Gumiestiefeln. Er zielt mit einer doppelläufigen Schrotflinte auf mich.

    « Ich hab' schon auf dich gewartet. Jetzt machst du dir ins Hemd, wa ? Komm' hoch, aber ein bisschen zackig ! Hopp-hopp ! «

    Eine Sekunde später rasen meine Füsse von ganz allein los. Fliegen über jedes Hindernis hinweg. Weg-weg-weg von hier ...

    Auf halber Strecke zu dem Zaunpfosten, an dem mein Rucksack hängt, sehe ich, wie der sich plötzlich aufbäumt. Erst danach höre ich den Schuss. Dann nach ein Schuss und der Rucksack landet zerfetzt am Boden.

    So schnell bin ich noch nie zuvor gelaufen. Gelaufen ? Geflogen !

    Auch mit dem Fahrrad breche ich bis zum Waldrand alle Rekorde.

    Erst so nach und nach komme ich langsam wieder zu mir.

    Hechte wie Baumstämme. Hm. Aber kein Wort von dem einem rabiaten Riesen, der den See mit der Flinte bewacht.


    *

    Gut fünfzehn Jahre später bei einer privaten Feier stetzt sich ein Klotz von Mann zu uns an den Tisch. Irgendetwas an ihm kommt mir bekannt vor.

    « Für dich hab' ich auch ein Geschenk.» sagt er und übergibt mir eine kleine Plastikschachtel. Darin ein etwas angelaufener silberner Effzett-Blinker mit rostigem Drilling.

    Ich sehe wohl aus wie das Fragezeichen persönlich.

    «Ja, das ist deiner. Mein Vater fand den in seiner Aalreuse. Danach hat er nächtelang auf dich gewartet. Jedes Mal, wenn sein Hund irgendwie reagierte, stand er auf und beobachtete den See.

    « Und woher ... «

    « ... ich weiss, das der Blinker dir gehört ? In deinem Rucksack lag ein Fix und Foxi-Heft mit deiner vollen Anschrift hinten drauf. Aber solange du keine Anzeige machtest, wollte Vater auch keine machen. Die Sache mit dem Rucksack tat ihm wohl auch leid, wie er erfuhr, wie jung du warst. Ich regele gerade seinen Nachlass.«

    Eingeheirateter Lofoter seit 1994

  • puffin
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    • 29. Oktober 2024 um 19:14
    • #7

    Hei Alfred,

    du solltest viel mehr Geschichten schreiben! Einfach Klasse! :baby: :baby: :baby:

    Torsten

    https://wicked-horizon.com/

  • Norgefisch
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    • 29. Oktober 2024 um 21:10
    • #8

    Stimmt..Aber...er läßt sich zu viiiiel zeit bei den Fortsätzungen.....

  • alfnie
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    • 30. Oktober 2024 um 18:49
    • #9
    Zitat von puffin

    Hei Alfred,

    du solltest viel mehr Geschichten schreiben! Einfach Klasse! :baby: :baby: :baby:

    Torsten

    Danke Dir, Torsten ! Das sind aber eigentlich nur die Reste eines

    grösseren Projekts, das ich 2012 aus gesundheitlichen Gründen aufgab,

    weil mein Arzt und meine Frau mir die Leviten vorlasen, bis ich sie

    halbwegs kapiert hatte.

    Andersrum: Hier im Forum wimmelt es doch nur so von Aspiranten

    für erstklassiges Anglerlatein, grausamstes Seemannsgarn und

    themenverwandte Räuberpistolen - aber kaum wer mag sich mal

    die Mühe machen/traut sich, sein Latein, Garn oder seine Räubergeschichten

    mit uns anderen zu teilen ...

    Warum nicht ? Hier beisst doch niemand, oder ? Na klar nerven

    Typen, die sich mit stereotypen Einzeilern auf fast jedes Posting stürzen,

    als würden wir alle auf gerade genau ihre Weltanschauungen warten. Aber

    sowas kann man auch einfach übersehen, auch wenn's manchmal

    ganz schön schwerfällt, darauf nicht reflexmässig mit fäkalen Begriffen

    reagieren zu dürfen. Zumindest nicht öffentlich.

    So oder so gibt's hier im Forum ein gewaltiges Potential an

    Anglerlatein, Seemannsgarn und Räuberpistolen !

    Lass es raus ! Abertausende Interessenten warten darauf !

    Eingeheirateter Lofoter seit 1994

  • Achim.M
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    • 31. Oktober 2024 um 09:59
    • #10

    Es ist m.E. aber auch schwierig unter der Überschrift „Räuberpistolen, Anglerlatein und Seemannsagarn“ etwas zu schreiben.

    Man schaut da oft nocheinmal nach um sich zu vergewissern.

    Räuberpistole: unglaublich, haarsträubende Geschichte die man als wahr, als erlebt präsentiert.

    Z.B. so was wie die Geschichten eines „Michel aus Lönneberga“.

    Anglerlatein: eine übertriebene oder erfundene Erzählung eines Anglers über einen besonderen Fang.

    Z.B. „Das interessanteste Geschöpf der Zoologie ist der Fisch. Er wächst noch, wenn er längst verspeist ist. Wenigstens in den Augen des Anglers“ Ernest Hemingway

    Seemannsgarn: eine übertriebene und in manchen Teilen wahrheitswidrige Story von so manchen Matrosen.

    Gemeint sind aber nicht „Meersagen“ wie z.B. Geschichten über Klabautermann, Seeungeheuer, Riesenkraken, Wassermänner, Nixen, Magnetberge, Geisterschiffe, fliegender Holländer etc.

    Ich meine wenn ich Alfred richtig verstehe, banale Geschichten des Altages mit ein bissel Würze.

    „Die Lösung für jedes Problem – Arbeit, Liebe, Geld, was auch immer – ist, angeln zu gehen, und je schlimmer das Problem, desto länger sollte der Ausflug dauern.“ –

    John Gierach (* 21. Januar 1946/BS Colorado/USA)

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