Wenn ein Jungspund auf Fernreise geht

  • Lange bevor ich erstmals zum Angeln nach Norwegen kam, hatte ich Gelegenheit, Norwegen aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenzulernen, nämlich hauptsächlich vom Fahrersitz eines Lastzugs aus.
    Dieser mehrteilige Bericht soll ein kleiner Zeitvertreib sein, für die „Saure-Gurken-Zeit" nach dem Weihnachtsrätsel! Die beschriebenen Ereignisse und Erlebnisse liegen inzwischen über 40 Jahre zurück. Seht es mir also bitte nach, dass dies kein lückenloser Bericht ist, sondern eher eine zum Teil lose Aneinanderreihung der Begebenheiten und Ereignisse, die ich in den letzten Monaten zusammengestellt habe. Einige Erinnerungen haben sich so tief eingegraben, dass es mir vorkommt, als wäre es erst letztes Jahr gewesen, andere kamen mir erst beim Studium des Fotoalbums und der Strecke auf der Straßenkarte wieder in den Sinn. Dem Spaß beim Lesen sollte dies dennoch nicht abträglich sein. Ich weise auch ausdrücklich darauf hin, dass Angeln in dem Bericht praktisch keine Rolle spielt.
    Die wenigen Bilder, die ich damals gemacht habe, sind mittlerweile nicht mehr taufrisch und ein Scannen wäre der Qualität auch nicht gerade förderlich. Deshalb verzichte ich in dem Bericht auf Fotos völlig. Sollte jemandem die Firma Rotel Tours „Das rollende Hotel“ nicht bekannt sein oder eine Gedächtnisauffrischung dazu benötigen, dieser Link hilft weiter: https://www.rotel.de/! Ein Hinweis noch am Rande: Ich habe mit der Firma seit damals keinerlei Berührungspunkte mehr und es ist schon deshalb nicht als Werbung zu sehen.


    Es ist ein wunderschöner Morgen Anfang Mai, das Wetter ist seit Tagen sonnig und angenehm und ich sitze am Küchentisch und studiere die Stellenanzeigen in der aktuellen Samstagsausgabe der Zeitung meiner Heimatstadt. Vor 4 Wochen hatte ich mit meinen Freunden meinen 21. Geburtstag ausgiebig gefeiert, im Herbst werde ich in München mein Studium der Fahrzeugtechnik beginnen und die Zeit bis dahin könnte man gut nutzen, um ein wenig Geld zu verdienen. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf! Da war es wieder, das gleiche Inserat, das ich eine Woche zuvor schon gelesen hatte. „Kraftfahrer Führerschein Klasse 2 für mehrwöchige Skandinavienreise gesucht“. Damals hatte ich noch geflucht, dass ich die Übertragung des bei der Bundeswehr erworbenen Führerscheins für LKW auf den zivilen Bereich nicht schon früher beantragt hatte. Doch jetzt hatte sich die Situation geändert. Nur zwei Tage zuvor war die Bestätigung eingegangen und ich hatte die Eintragung noch am gleichen Tag vornehmen lassen.
    Aus dem Inserat ging noch hervor, dass es von der Fa. Rotel Tours geschaltet worden war. Ich wusste darüber lediglich, dass es ein Busreiseunternehmen ist, das seinen Hauptsitz weniger als 40 km von meinem Wohnort entfernt in Tittling hat, bei den Reisen praktisch überall auf dem Globus Anhänger mitführt, in die Schlafkabinen für die Reisegäste eingebaut sind und das Motto „Das Rollende Hotel“ als Leitspruch nahm.
    Kurz entschlossen wähle ich die angegebene Telefonnummer und auf meine Fragen erhalte ich die Auskunft, dass die Tour bis hinauf zum Nordkapp ginge und wieder retour und dass per LKW der Schlafanhänger zu schleppen wäre, weil in Deutschland und Norwegen wegen Überschreitung der zulässigen Fahrzeuggesamtlänge die Anhänger nicht an die Busse gekoppelt werden dürften. Dann erkundige ich mich noch nach dem genauen Zeitraum für die Tour. Es passt und die Gegenfrage, ob ich denn sofort nach Tittling kommen könnte zur Erledigung der Formalitäten, beantworte ich mit: „Ja, in einer Stunde kann ich da sein.“ Ich lasse mir dann noch die genaue Adresse erklären und beende das Gespräch, obwohl ich noch tausend Fragen habe.
    Damals beschränkte sich mein Wissen über Skandinavien auf geringe Überreste aus dem Schulunterricht und von Reisebroschüren. Aber die beiden Romane „Und ewig singen die Wälder“ und „Das Erbe von Björndalen“ von Trygve Gulbranssen hatten bleibenden Eindruck hinterlassen. Schon deshalb hatte das Wort „Skandinavien“ einen magischen Reiz. Vermutlich blitzte es verräterisch in meinen Augen, denn der entsetzte Blick meiner Mutter über die möglicherweise anstehende Tour wandelte sich auch nach beruhigendem Zureden nicht so schnell wieder.
    Auf der Fahrt nach Tittling verspüre ich ein Gemisch aus Nervosität und Vorfreude. Es herrscht nicht sonderlich viel Verkehr, aber ich zwinge mich zu einer konzentrierten Fahrweise. Das Bürogebäude mit der großen Firmenaufschrift finde ich auf Anhieb und ich stelle mein Auto auf einen für Besucher reservierten Parkplatz. In der Empfangshalle treffe ich auf einen jungen Mann, vermutlich nicht viel älter als ich selbst, und kaum dass ich gegrüßt und meinen Namen genannt habe, schüttelt er mir auch schon die Hand und meint: „Schön dass Sie so schnell kommen konnten.“
    Keine 30 Minuten später verlasse ich das Gebäude wieder und muss mich regelrecht zusammen reißen um nicht laut los zu jubeln. Ich hatte den Job! Die Formalitäten waren schnell erledigt, die finanziellen Konditionen waren für einen angehenden Studenten beachtlich, der zeitliche Rahmen mit knapp 6 Wochen überschaubar und alle wichtigen Dinge für die Tour waren mir anhand dem Inhalt eines DIN A4 Schnellhefters erläutert worden, den ich nun unter dem Arm trage.
    Die anstehenden Prüfungen zum Fachabitur überbrücken die Wochen bis zur Abreise hinlänglich. Nur die eine Woche nach der letzten Prüfung, diese Tage zogen sich endlos lang dahin. Am Tag vor der Abreise melde ich mich wie gefordert pünktlich um 8 Uhr morgens wieder in der Unternehmenszentrale. Nachdem damals bargeldloser Zahlungsverkehr noch in den Kinderschuhen steckte, bekam ich einen ordentlichen Bargeldbetrag ausgehändigt, natürlich gegen Unterschrift, mit dem Sprit-, Maut- und Fährgebühren zu bestreiten wären. Nach einer kurzen Unterweisung in die zu führende Buchhaltung schickt man mich zum ein paar hundert Meter entfernten, firmeneigenen Busparkplatz mit Garagen- und Werkstattkomplex und ich soll dort vom Werkstattleiter LKW, Anhänger, Proviant und Ausrüstung übernehmen.
    Ich stelle meinen Opel Kadett neben der riesigen Fahrzeughalle bei ein paar anderen PKWs ab und betrete die Halle durch eines der offenen Rolltore. Neben zwei Bussen und einem LKW werden noch zwei Anhänger gewartet, alle in der Firmenfarbe Rot gehalten und mit einem breiten, umlaufenden schwarzen Streifen versehen. Von einem Werkstattleiter oder einem Hinweisschild zu dessen Büro ist nichts zu sehen. Ein Mechaniker, der gerade im Heck eines der Busse am Motor hantiert, erwidert mein freundliches Guten Morgen und zeigt auf meine Frage hin mit ölverschmierter Hand nach rechts und meint, der Werkstattleiter müsste vor dem LKW zu finden sein. Erst jetzt erkenne ich, dass das Führerhaus des Trucks nach vorne gekippt ist und entdecke daneben eine Person mittleren Alters in einem grauen Arbeitsmantel. Sein Gesicht ist freundlich und strahlt eine natürliche Autorität aus. Die sauberen Hände sind für mich letztes Indiz! Ich habe den Werkstattleiter gefunden. Auch hier muss ich nach einem fröhlichen Gruß nur meinen Namen nennen, da wird mir auch schon sehr kräftig die Hand gedrückt und versichert, dass ich schon erwartet werde.
    Mit Blick auf den LKW, ein Mercedes Benz 1113 mit Kofferaufbau, meint er: „Mit der eben fertig eingebauten Austauschmaschine sollte der problemlos wieder ein paar Mal um die ganze Welt kommen.“ Dann öffnet er auf der Beifahrerseite eine Tür im Kofferaufbau und deutet mit dem Daumen hinein zur Frontseite. Ein quer eingebautes Bettgestell ist solide mit dem Boden verschraubt. „Matratze und Bettzeug bekommst Du noch. Links neben der Tür ist ein Gaskocher an der Wand installiert. Mit dem Proviant, einer Pfanne und einem Kochtopf, die Du dann noch bekommst, bist Du fast schon autark.“ Ich hielt es für einen Scherz, aber er verzog keine Mine.
    Die nächsten zwei Stunden war ich dann zusammen mit einem Lageristen vollauf beschäftigt. Anhand von Checklisten wurde, angefangen bei den Klappstühlen und –tischen für die Reisegäste bis hin zum Proviant alles in die seitlichen Stauräume des Anhängers geladen, Bettbezüge in die Schlafkojen gelegt und schließlich Ess- und Kochgeschirr in der im Heck integrierten Küche verstaut. Unter lautstarken Anweisungen des Werkstattleiters haben wir schließlich gemeinsam den Anhänger verschlossen. Als dann der LKW mit Ersatzrädern, Werkzeug, Reservekanister, Abschleppstange und sogar Schneeketten beladen war, bekam ich mein Bettzeug, Proviant und Ausrüstungsgegenstände ausgehändigt und verlud es ebenso, wie die schon mitgebrachte Reisetasche mit meiner Kleidung.
    „Fertig!“ melde ich knapp dem Werkstattleiter. Mit einem Kopfnicken in Richtung LKW erwidert er: „Schön, unser Baby hier auch. Jetzt koppeln wir an, ziehen auf den Hof hinaus und prüfen alle Lampen und Lichter. Und dann machen wir beide eine Probefahrt.“ Bei diesen Worten wird mir erstmals mulmig und mir rutscht das Herz tief in die Hose. Die letzte Fahrt mit einem LKW war mehr als zwei Jahre her und war die Rückfahrt von der erfolgreichen Prüfungsfahrt in Passau in die Kaserne nach Freyung. Alter Hosenscheißer, schimpfe ich mich selbst! Einen 50 Tonnen schweren Kampfpanzer konntest Du auf schneebedeckter Piste kontrolliert um die Kurven driften lassen. Was soll schon passieren? Unwirsch verdränge ich den Gedanken. Ich helfe beim Ankoppeln und folge dem Gespann auf den Hof hinaus. Kaum ist der Lampentest erfolgreich absolviert schreit mir der Meister vom Fahrersitz aus durchs offene Beifahrerfenster zu: „Rauf auf den Bock!“ Ich habe die Tür noch nicht richtig zu, da fährt er auch schon an.
    Das wird also die nächsten Wochen mein hauptsächlicher Aufenthaltsbereich sein. In der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein einfaches Radio. Hm, da muss ich mir noch den Cassettenrecorder aus meinem Auto ausbauen und hier irgendwo anklemmen. Das gesamte Armaturenbrett ist dick verstaubt und am Boden sieht es auch nicht besser aus. Als könnte der Meister meine Gedanken lesen, meint er eindringlich: „Hier drinnen musst Du vor dem Zusammentreffen mit den Reisegästen penibelst sauber gemacht haben!“
    Vor der Kreuzung zur Bundesstrasse schaltet er zurück und erleichtert stelle ich fest, im Gegensatz zu den uralten MAN 5-Tonnern der Bundeswehr ist hier ein synchronisiertes Getriebe vorhanden, ein doppeltes Kuppeln mit Zwischengas beim Herunterschalten ist schon ’mal nicht erforderlich. Auf der Bundesstrasse schaltet er alle Gänge durch und macht, nachdem er einen nachfolgenden PKW überholen ließ, noch einen Bremstest. „Alles in Ordnung!“ grummelt er beiläufig und steuert schon eine freie Fläche links der Strasse an. „Zurück fährst Du!“
    Wir wechseln die Plätze. Ich stelle mir Position und Höhe des Sitzes ein, von den Spiegeln muss nur der auf der Fahrerseite korrigiert werden. Ich lege den ersten Gang ein. „Die Kupplung kommt aber spät“. „Stimmt, das korrigieren wir gleich noch vor der Werkstatt! Aber Du solltest beim Anfahren den zweiten Gang benutzen. Den Ersten brauchst Du nur zum Anfahren am Berg!“ „Ich werd’s mir merken.“ Vorsichtig fahre ich an. Gas, kuppeln, schalten, alles klappt bestens. Die Größe des Fahrzeugs und vor allem die Länge des Gespanns sind noch gewöhnungsbedürftig. Aber schon auf der ersten Geraden beginne ich die Fahrt zu genießen.
    Zurück bei der Werkstatt wird die Kupplung nachgestellt und ich bekomme neben den Fahrzeugpapieren noch einen Notizzettel ausgehändigt mit der Anschrift einer Werkstatt bei Hamburg. „Übermorgen um 13 Uhr hast Du dort einen Termin. Dort werden die Zylinderkopfschrauben der Austauschmaschine nachgezogen. Wenn Du den Termin nicht schaffen solltest, dann ruf’ dort rechtzeitig an. Es ist genügend Zeit eingeplant um vor den Gästen am Campingplatz bei Großensee zu sein. Stell’ den Zug dort drüben ab, dann kannst Du für heute Feierabend machen. Morgen reicht es, wenn Du bis 10 Uhr abfährst. Pass’ mir auf den Zug auf und schmeiß’ mir vor allem den Anhänger nicht um! Du wärst nicht der Erste! Gute Fahrt!“ Zum zweiten Mal an diesem Tag glaube ich meine Rechte in einem Schraubstock.
    Den Rest des Tages verbringe ich zu Hause mit diversen kleineren Reisevorbereitungen. Trotz der freudigen Erwartungen schlafe ich die Nacht gut durch und verabschiede mich nach einem ausgiebigen Frühstück voller Tatendrang von der Familie. Zurück in Tittling verlade ich bei bestem Wetter meine persönlichen Utensilien im 11-Tonner, mache kurz das Führerhaus besenrein, fülle eine Tachoscheibe aus, lege sie in den Tachoschreiber, mache dann noch einen Kontrollgang um den Zug, verstaue den Unterlegkeil und los geht es. Die ersten 15 Kilometer auf der Nebenstrecke hinunter zur Autobahn sind ein einziges Kurvenreich. Als ich endlich auf die Autobahn auffahre bin ich fix und alle und mein T-Shirt ist völlig durchgeschwitzt. Die Kurbelei am Lenkrad ohne Servounterstützung hat mich ganz schön gefordert. Doch nun kann ich endlich durchatmen und mir eine optimalere Sitzposition einrichten.
    Die nächsten 3 Stunden auf der Autobahn Richtung Regensburg, Nürnberg und Würzburg bekomme ich diverse Lektionen von den Truckern verpasst. An einer leichten Steigung überhole ich einen Lastzug aus Osteuropa, der allem Anschein nach voll beladen ist. „Wie erkennt man, wann man an dem zu überholenden Zug vorbei ist, um die Überholspur für den nachfolgenden Verkehr schnellstmöglich frei zu machen?“ Bei Sonnenschein kein Problem, der Schlagschatten von beiden Fahrzeugen gibt da einen guten Anhalt. Wenn aber die Sonne nicht scheint? Ich erkenne im Rückspiegel ausreichenden Abstand, aber was war das? Wieso gibt der ein Zeichen mit der Lichthupe? Ich vergrößere den Abstand noch etwas, blinke rechts und wechsle zurück auf die rechte Spur. Ein paar Kilometer weiter, beim Überholen eines weiteren LKW sehe ich wieder, dass Lichtzeichen gegeben wird. Da beide Male der Abstand ausreichend war, kann es eigentlich nur bedeuten, dass es eine Hilfestellung ist. Ich murmle ein Dankeschön.
    Kurze Zeit darauf werde ich von einem Sattelzug überholt. Als er vorbei ist, gebe ich Lichtzeichen, daraufhin betätigt er den Blinker und schert vor mir ein. Kurz ist der Blinker aus, da leuchtet der Linke einmal auf und gleich darauf der Rechte einmal. Aha, so sagen die Trucker also Dankeschön!
    Irgendwann sehe ich in der Gegenrichtung einen Konvoi Bundeswehrfahrzeuge. Bei dem Anblick muss ich unwillkürlich an unseren Fahrschulleiter denken. Er hatte während meiner Ausbildung zum „Bundeswehrkraftfahrer“ den Unterricht zum erforderlichen Erste-Hilfe-Kurs abgehalten. Dummerweise war es am Abend zuvor mit drei Kameraden in der Kantine nicht bei einem Feierabendbier geblieben. Noch reichlich angeschlagen bin ich dann während des Unterrichts einfach eingeschlafen. Zur Abhilfe ließ der Stabsfeldwebel eines der Fenster öffnen und befahl mir, mich davor zu setzten. Doch weder die gesteigerte Sauerstoffzufuhr noch die beinahe eisigen Außentemperaturen dieses Novembertages bewahrten mich vor einem weiteren Nickerchen. Dem restlichen Unterricht durfte ich dann stehend am Rednerpult folgen. Das Rednerpult war bewusst gewählt, ich konnte mir so dennoch Notizen machen.
    Zur „Belohnung“ wurde Tags darauf am Morgen unangekündigt und völlig unüblich ein Kurztest zum besagten Unterricht abgehalten. Schon nach der Mittagspause gab unser Fahrschulleiter höchstpersönlich die Ergebnisse bekannt, über die er offensichtlich alles Andere als erfreut war. Lautstark hielt er uns eine Standpauke nach allen Regeln der (Bundeswehr-) Kunst und schloss an mich gewandt mit den Worten: „ Und mir ist es verdammt nochmal ein Rätsel, wie ausgerechnet Sie die beste Arbeit hier abliefern konnten!“
    Ich hätte ihm sagen können, dass ich im vergangenen Jahr gleich zwei solcher Kurse „genossen“ hatte, aber ich wollte nicht. Ich hätte auch sagen können: „ Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“ Aber so reizen wollte ich ihn dann auch nicht. So habe ich nur mit den Schultern gezuckt und still vor mich hingelächelt.



    Auf der weiteren Fahrt kontrolliere ich immer wieder die Armaturen – Kühlwassertemperatur, Öldruck, Bremsluftdruck und Tankanzeige, aber alles ist im grünen Bereich und gibt keinerlei Anlass zu Sorge. Ich konzentriere mich auf den Verkehr und beobachte ständig die Tachonadel. Ich will mir keinen Ärger mit der Polizei wegen Geschwindigkeitsübertretung einhandeln, aber auch nicht als rollendes Hindernis die Autobahn blockieren. So halte ich die Geschwindigkeit so gut es geht bei 85 bis 90 km/h.
    Nach über vier Stunden mache ich an einem Rastplatz die vorgeschriebene Fahrtunterbrechung. Nach gut einer Stunde habe ich das Cassettendeck aus meinem Opel Kadett an die Elektrik des LKW angeschlossen und thront jetzt vor dem Armaturenbrett auf einer Decke auf der Mittelkonsole. Ab sofort habe ich die Wahl zwischen Radioprogramm und Musik „aus der Konserve“.
    Die Fahrt geht weiter und nach wieder etwas mehr als vier Stunden beschließe ich, an der Raststätte Kassel zu tanken und dort die Nacht zu verbringen. Ein freier Platz für meinen Zug ist schnell gefunden. Auf meiner Kochstelle im Aufbau bereite ich mir ein Abendessen. Nach dem Abwasch mache ich noch eine Putzstunde im Führerhaus, in dem ich mich langsam heimisch fühle. Anschließend ist noch „Bettenbau“ fällig. Nach der Toilette in der Rastanlage will ich Rubik’s Cube, vielen vielleicht besser bekannt als Zauberwürfel, noch sein Geheimnis entreißen, doch der Schlaf ist wieder einmal schneller!
    Entgegen meiner Gewohnheit wache ich schon um sechs Uhr auf. Nach der Morgentoilette koche ich mir Tee und verputze im Freien ein mit Margarine und Marmelade beschmiertes Brötchen. Dann klettere ich auf den Fahrersitz, orientiere mich anhand der Straßenkarte über den weiteren Verlauf und setze meine Tour fort. Am späten Vormittag erreiche ich Hamburg und muss mich zur Werkstatt durchfragen. Doch schon an der ersten Tankstelle kennt man die Werkstatt und weist mir den rechten Weg.
    Der Tankwart ist aber etwas irritiert, denn er meint, das sei aber eine Werkstatt nur für Nutzkraftfahrzeuge. „Genau das was ich suche!“ Daraufhin murmelt er etwas konsterniert einen Gruß und verschwindet in einen Nebenraum. Jetzt ist es an mir, verdutzt aus der Wäsche zu gucken und dann wird mir bewusst, dass mein Zug vom Kassenbereich aus nicht zu sehen ist und der Tankwart deshalb vermutlich angenommen hat, ich wäre mit einem PKW unterwegs.



    An der Werkstatt weist man mir einen Stellplatz für den Anhänger zu und ist mir sogar beim Abkuppeln behilflich. Ein strohblonder Mechaniker mit Lausbubengesicht öffnet mir eines der Rolltore in die Werkstatt und beginnt, kaum dass der Motor abgestellt ist, umgehend mit dem Ausbau der Motorabdeckung. Dumm herum stehen ist nun gar nicht meine Sache, also mache ich mich nützlich und unterstütze den Mechaniker in dem ich ihm die erforderlichen Werkzeuge reiche. Das Nachziehen der Zylinderkopfschrauben, Ölstandskontrolle im Motor und der Einbau der Motorabdeckung sind schnell erledigt und kurz vor Mittag ist der Anhänger auch schon wieder angekuppelt. Im Büro leiste ich noch eine Unterschrift auf dem Werkstattauftrag und schon bin ich wieder auf der Piste.



    Kurz außerhalb Hamburgs genieße ich eine ausgedehnte Mittagspause und eine halbe Stunde später stehe ich an der Zufahrt zum Camping Großensee. An der Rezeption erkundige ich mich, wo der Zug abgestellt werden soll. Der freundliche Mann zeigt am Parkplatz auf eine Lücke zwischen zwei Bussen, in die ich rückwärts hinein rangieren soll. Ich bitte ihn mich einzuweisen und er nickt, kein Problem. Doch schnell merke ich, dass der Mann keine Erfahrung hat, einen LKW mit Zweiachsanhänger einzuweisen. Seine Handzeichen für Richtungswechsel am Lenkrad kommen stets viel zu spät. Nach zwei Fehlversuchen ignoriere ich den guten Mann und bugsiere mit zwei kurzen Korrekturen den Zug in die Parklücke.
    Gegen Abend fährt dann wie angekündigt der Reisebus auf den Hof und ich lerne Busfahrer Manfred, Reiseleiterin Irmi und die Reisegäste kennen. Die Kollegen sind sympathisch und nett und die Reisegruppe eine bunte Mischung. Die vier Mädchen, die im Bus die hinterste Reihe in Beschlag genommen hatten, sind frisch gebackene Abiturientinnen, die die Reise als Belohnung von den Eltern spendiert bekommen haben. Ein junges Pärchen, nach eigenem Bekunden gerade ein Jahr verheiratet, gehören ebenso dazu wie drei Ehepaare mittleren Alters und etliche Seniorinnen und Senioren, teils mit Partner, teils ohne und bis an die 80 Jahre alt. Jedenfalls sind alle gut gelaunt und voller Vorfreude auf die vor uns liegende Tour.


    Neugierig wie es weitergeht?

    Richtung Norge und dann immer gerade aus!

    <fn> Linesøya - Was sonst? <fn>

    Tage
    Stunden
    Minuten
    Sekunden

    ________________________________________

  • Ich weiß nicht wie es anderen geht.
    Für mich anstrengend zu lesen, weil, es ist ohne oder nur sehr wenige Absätze, also hintereinander geschrieben.


    Habe aber Interesse es zu lesen und dies geht nur wenn ich es mir herauskopiere.
    Dann wird es für mich lesbar.

    Bei Schrifttype „Courier New“ und Schriftgröße 16 sind es 14 Seiten.
    Seiten.


    Aber eins weiß ich schon jetzt. Mit “Rotel – Tours“ unterwegs zu sein, wäre für mich und meiner Frau leider nichts.


    Ein ehemaliger Studienkollege aus Anfang der 60iger Jahre schwört aber auf diesen Veranstalter.
    Zum Treffen gab es immer einen Bericht von ihn und wir hörten ganz gern zu. :baby:

    „Die Lösung für jedes Problem – Arbeit, Liebe, Geld, was auch immer – ist, angeln zu gehen, und je schlimmer das Problem, desto länger sollte der Ausflug dauern.“ –

    John Gierach (* 21. Januar 1946/BS Colorado/USA)

    3 Mal editiert, zuletzt von Achim.M ()

  • Danke Kaeptn für den ersten Teil deines Abenteuers. Hoffentlich kommt bald Teil 2!


    @ AchimM: Ich habe die Seite mit STRG und Mausrad auf 250% vergrößert. So lässt sich der Bericht leichter lesen.

  • Geile Nummer, Roland !


    hab schon mehr als einmal geschmunzelt, und freue mich, einen
    weiteren Panzerfahrer ausgemacht zu haben.


    Bitte mach weiter - vielleicht eine Schriftgröße mehr.



    LG Heiko :wave:


    ! holde seg frisk !

    Ja, vi elsker dette landet, som det stiger frem,

    furet, værbitt, over vannet, med de tusen hjem.

  • Danke für die Rückmeldungen!
    Bei den Fortsetzungen werde ich darauf achten, dass mit Absätzen und größerer Schrift formatiert ist. Versprochen!

    Richtung Norge und dann immer gerade aus!

    <fn> Linesøya - Was sonst? <fn>

    Tage
    Stunden
    Minuten
    Sekunden

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  • Ok, weiter geht die Reise!


    Am nächsten Tag geht es dann in nordöstlicher Richtung an Lübeck vorbei auf die Insel Fehmarn. Ziemlich genau eine Stunde benötigt die Fähre ab Puttgarden nach Rødby in Dänemark und wir nutzen die Zeit für ein Mittagessen an Bord. Ich bin angenehm überrascht, als mir Manfred versichert, dass Busfahrer und Reiseleiter den Service kostenfrei nutzen können. Der Kellner ist ebenfalls sichtlich überrascht, dass er zwei Fahrer und eine Reiseleiterin umsonst verköstigen soll, gibt aber nach kurzer Rücksprache mit seiner Leitung grünes Licht.


    Etwa 50 km nach Verlassen der Fähre fällt mir plötzlich an einem Teil der entgegenkommenden LKWs auf, dass der fahrerseitige Außenspiegel eingeklappt ist. Ein paar hundert Meter weiter eröffnet sich mir der Grund für diese scheinbar unsinnige Maßnahme: Die Brücke bei Guldborg über den Storstrøm von Lolland nach Sjælland ist so eng, dass sich die LKWs gegenseitig die Spiegel abfahren würden. So rechtzeitig alarmiert schaffe ich es gerade noch vor der Begegnung mit einem ersten Bus meinen Spiegel in Sicherheit zu bringen. Über die ganze, relativ lange Brücke hinweg konzentriere ich mich dann auf den rechten Spiegel und einen minimalen Abstand zu Fahrbahnrand und seitlicher Begrenzung. Puuuhhh, alles geht gut!


    Am Nachmittag warte ich an einem Rastplatz kurz vor Kopenhagen auf den Bus und mit mir im Schlepptau steuert Manfred dort für eine Übernachtung einen ausgesuchten Campingplatz an. Erst dort konfrontiert er mich mit der Ankündigung, dass für mich noch nicht Feierabend sei und ich noch nach Helsingør fahren, dort den Anhänger einer zurückkommenden Tour abholen und ebenfalls nach Kopenhagen bringen darf. Das bedeutet zweimal rund 50 km Fahrt zusätzlich, die ich zwei Stunden später erledigt habe. Der anschließende Besuch des Tivoli zusammen mit den Gästen ist für mich das erste touristische Highlight auf dieser Reise.


    Der nächste Tag verlangt meinem Sitzfleisch Erhebliches ab. Zunächst bringe ich „meinen“ Anhänger nach Helsingør, der dann die erste Etappe in Schweden am Bus laufen soll. Dann fahre ich zurück nach Kopenhagen und bringe den Anhänger der Rücktour an das Fährterminal nach Rødby. Weiter geht es ohne Anhänger quer durch Dänemark wieder hinauf nach Helsingør, mit der Fähre hinüber nach Helsingborg in Schweden und dann noch bis zum vereinbarten Campingplatz bei Halmstad.
    Von den heute durchgehenden Autobahnen in Dänemark und Schweden war damals noch nicht einmal zu träumen und so benötige ich für diese fast 600 km lange Strecke inklusive einer Stunde Mittagspause bis abends 21 Uhr, bis ich dort eintreffe.
    Fix und fertig und völlig steif gesessen habe ich Mühe aus dem Führerhaus zu klettern. Ich angle mir noch eine Flasche Bier aus meinem Minidepot unter dem Bett im Aufbau und stakse zu den Gästen, die alle meinen Gruß freundlich erwidern. Ich finde einen freien Stuhl und lasse mich einfach hineinfallen. Zu meinem Erstaunen werkelt Manfred in der Küche im Heck des Anhängers. Ein erstauntes Aufziehen der Augenbrauen genügt und ich bekomme von meiner Stuhlnachbarin eröffnet, dass er mir ein Abendessen zubereitet. Die beiden Mädchen, die Manfred dabei helfen, servieren mir kurz darauf eine heiße Mahlzeit. Ich bin ehrlich dankbar, denn mir ist klar, von einem Kollegen bekocht und von Gästen bedient zu werden ist alles andere als die Regel und schon gar keine Selbstverständlichkeit.

    Wir sitzen dann noch ein Weilchen gemütlich zusammen, unterhalten uns nett, als ich plötzlich eine Veränderung feststelle. Etwas irritiert sehe ich mich um und wie vom Donner gerührt erkenne ich, dass die Morgendämmerung einsetzt. In Verbindung mit der Tatsache, dass ich in Kürze wieder ein paar Hundert Kilometer am Steuer verbringen muss, lassen meinen Puls in die Höhe schnellen. Mit einiger Irritation aber auch deutlicher Erleichterung stelle ich dann fest, dass es erst 1:30 Uhr ist – Sommer im Norden eben! Dennoch beschließe ich, mich umgehend ins Bett zu begeben.


    Am nächsten Morgen ist mir Manfred beim Ankuppeln des Anhängers behilflich. Ich verstaue noch die beiden Unterlegkeile und stelle am Heck fest, dass beide Rücklichter und auch die Kennzeichenleuchte nicht brennen. Wie ist das denn möglich? Doch mir drängt sich schon ein Verdacht auf! „Manfred! Kann es sein dass dein Bus eine 24 Volt-Anlage hat?“ „Ja klar!“ kommt die Antwort von Manfred. „Wieso?“ „Weil alle Birnen im Anhänger mit 12 Volt vom LKW funktionieren! Und nach dem DU gestern den Anhänger gezogen hast, sind jetzt wohl alle hinüber.“
    Eine viertel Stunde später sind die Lampen komplett ersetzt und ich mache mich auf den Weg Richtung Oslo. Obwohl ich Kaffee nur wirklich selten trinke, heute habe ich mich aufgrund der langen Fahrt vom Vortag und der etwas kurzen Nachtruhe mit einer ganzen Thermoskanne voll von dem schwarzen Muntermacher eingedeckt. Die Wirkung lässt im Laufe des Vormittags dennoch zu wünschen übrig. Ich bin wirklich froh, dass ich den vereinbarten Rastplatz für die Mittagspause frühzeitig erreiche. Nach dem Aufbau der Küche und den übrigen Vorbereitungen für eine schnelle Versorgung der Gäste lege ich mich entspannt ins Gras und genieße den Sonnenschein.
    Plötzlich spüre ich ein Rütteln an der Schulter. Ich schlage die Augen auf und blicke in das grinsende Gesicht von Manfred. „Jetzt wird es aber Zeit, dass Du aufstehst! Du hast die ganze Mittagspause verschlafen!“ Tatsächlich ist der Anhänger schon wieder fahrbereit verschlossen und die Gäste begeben sich gerade wieder in den Bus. Na Bravo!
    Ich weiß bis heute nicht, ob die Gäste so leise und rücksichtsvoll waren oder ob ich wirklich so tief geschlafen habe.


    Ich mache mir noch schnell ein Mittagessen und setze dann die Fahrt fort. Sie führt mich durch imposante Landschaften in Schweden und nach der Grenze zu Norwegen allmählich hinein in die große Ebene um Oslo. Norwegens Kornkammer macht ihrem Namen alle Ehre – Felder um Felder soweit das Auge reicht - und am Straßenrand sind immer wieder Wildwiesen mit wunderschön blühenden Blumen zu sehen. Dann allmählich erkenne ich, dass es mit dem Diesel eng wird bis Oslo. Ich muss tanken. Die nächste Tankstelle liegt hinter einer Kurve, ich bemerke sie zu spät und bin um Lichtjahre zu schnell. Also weiter. Die nächste Tankstelle ist geschlossen, warum auch immer. Und dann bin ich auch schon auf der Autobahn in Richtung Oslo. Meine Hoffnung, hier schnell eine Tankstelle zu finden, erfüllt sich nicht. Die Nadel für die Tankanzeige rührt sich schon eine ganze Weile nicht mehr, sie steht bei Null auf Anschlag. Dann beginnt der Motor zu stottern. Mist, ausgerechnet auf der Autobahn! Ich fahre rechts auf die Standspur, schalte den Warnblinker ein und halte. Während ich um das Zugfahrzeug eile streife ich mir die Handschuhe über. Dann hole ich den vollen Kanister aus dem Aufbau und fülle den Inhalt in den Tank. Ich kann nur hoffen, dass ich nicht noch die Tankleitungen entlüften muss. Tankdeckel zuschrauben, Kanister verschließen und im Aufbau verstauen und dann schnellstens wieder auf den Fahrersitz. Drei, vier Sekunden lang orgelt der Anlasser, dann beginnt der Motor zum Leben zu erwachen. Erst stottert er etwas, aber dann kommt er auf Drehzahl und nimmt das Gas willig an. Ich fahre an, schalte den Warnblinker aus und reihe mich in den Verkehr ein. Prima, alles gut und Polizei war zum Glück keine unterwegs. Kurze Zeit später erreiche ich Oslo und finde dank guter Beschilderung auf Anhieb den Campingplatz für die nächste Übernachtung.


    Der nächste Tag ist komplett für Besichtigungen reserviert und wegen einer zweiten Übernachtung in Oslo habe ich frei und mache deshalb das komplette Programm der Gruppe mit. Eine Stadtrundfahrt im Bus durch Oslo bildet die Eröffnung. Ein erster längerer Halt ist im Skistadion am Holmenkollen fällig und ein weiterer am Vigelandspark mit den unzähligen Figuren und Skulpturen. Extrem begeistert hat mich das Fram Museum auf der Insel Bygdøy, das Fridtjof Nansens Schiff seiner Arktis-Expedition, die Fram, zum Thema hat. Und auch das Kon-Tiki-Museum mit dem Papyrusboot Ra II, mit dem Thor Heyerdahl 1970 den Atlantik überquerte, hinterließ unvergessliche Eindrücke!


    Tags danach auf der Fahrt nach Bergen wird mein Vorwärtsdrang von einer auf Rot stehenden Baustellenampel gebremst. Über die drei vor mir stehenden Autos hinweg kann ich beobachten, wie ein Grader den gerade angelieferten Sand in dem zu erneuernden Straßenabschnitt verteilt und eine schwere Walze den Sand verdichtet. Nach einer Wartezeit von vielleicht zehn Minuten wird die Straße für die Durchfahrt wieder freigegeben. Ich fahre an, schalte in den dritten Gang und sobald ich auf die neue Sandpiste komme, bemerke ich, dass die Vorderräder leicht im Sand einsinken und die Räder an der kaum belasteten Hinterachse die Traktion verlieren. Ein paar Meter weiter stecke ich fest! „Na Klasse!“
    Ich fühle mich um ein paar Monate zurückversetzt auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr in „meinen“ knapp 50 Tonnen schweren Kampfpanzer M48. Zum Trainieren von Fahrzeug- und verschiedenen Angriffs- und Verteidigungsformationen war unserem Zug, bestehend aus 5 Panzern, ein Übungsraum mit einem quer verlaufenden Waldgürtel mit tiefer liegendem Bachlauf zugewiesen worden. Exakt nach Bedarf liefen 5 Wege in den Wald und so war mir meine „Spur“ vorgegeben. Beim Durchfahren des Waldes erkenne ich, dass der Bach relativ viel Wasser angestaut hat. Kurz überlegt, die Fahrspuren auf der anderen Seite sehen relativ frisch aus, es hat seit mindestens drei Tagen nicht mehr geregnet, vom Kommandanten kommt auch keine Anweisung, also Augen zu und durch! Man glaubt gar nicht, dass 50 Tonnen schwimmen können! Wenn aber die Ketten nicht mehr greifen und die Geschwindigkeit drastisch abnimmt, dann ist es vorbei mit schwimmen! Ich hatte die Mühle bis zu den Kettenabdeckungen im Schlamm versenkt und erst als wir zwei unserer Panzer vorgespannt hatten, kamen wir aus unserem schmutzigen Gefängnis frei.
    Schlamm ist hier jedoch nicht das Problem. Ich stelle den Motor ab, klettere aus dem Führerhaus und winke die hinter mir stehende Kolonne vorbei. Die Bauarbeiter sind inzwischen auf mein Malheur aufmerksam geworden. Einer der Männer bedeutet mir mit der Hand beim Fahrzeug zu bleiben, mit der anderen Hand deutet er auf einen Baggerlader, der sich auch schon in meine Richtung in Bewegung setzt und sich schließlich vor meinem Zug positioniert. Eine Kette wird an der Schleppöse in der Frontstoßstange angebracht. Ich begebe mich hinters Lenkrad, starte den Motor und lege den ersten Gang ein. Der Lader fährt an, die Kette kommt auf Spannung und ich lasse die Kupplung kommen. Das Resultat ist, dass nicht nur mein Truck den Sand umgräbt, sondern auch der Lader. Nur vorwärts geht es leider überhaupt nicht. Wir brechen die Aktion ab.
    Fragend schaue ich den Vorarbeiter an, doch der gibt schon wieder Anweisungen, die ich allerdings nicht verstehe. Dann wird der Lader abgehängt und zur Seite gefahren. An dessen Stelle wird jetzt eine Planierraupe gesetzt. Das schwere Ding macht auch nicht viel Federlesen mit meinem Zug und zieht mich über die gesamte Baustelle hinweg bis zur befestigten Straße, so als wäre es die denkbar einfachste Aufgabe der Welt.
    Ich gehe nochmals zu den Jungs zurück und bedanke mich. Eigentlich hätten sie sich ein Bier verdient, aber woher nehmen und nicht stehlen? So müssen es ein paar Werbeartikel richten.


    In Bergen haben wir mit dem Wetter richtig Glück. Es regnet nicht, ganz im Gegenteil, die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel. Der Ausflug mit der Standseilbahn, der Fløibane, hinauf auf den 320 Meter hohen Fløyen wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Blick über Bergen mit dem Hafen unter uns prägt sich mir tief ein. Natürlich darf in Bergen auch ein Besuch der Tyske Bryggen nicht fehlen.



    Im nächsten Teil wird es unter anderem darum gehen einen Landsmann nicht zu Teeren und Federn, Vierteilen oder ihm sonstige Nettigkeiten zukommen zu lassen. #zwinker2*

    Richtung Norge und dann immer gerade aus!

    <fn> Linesøya - Was sonst? <fn>

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