Reisebericht Lillehavn 2015 und Vorgeschichte

  • Südnorwegen!!
    Norwegen ist klasse, das habe ich in den letzten 12x feststellen können, die ich jetzt schon da war.
    Angefangen mit einer ersten „kurzen“ Rundreise von 30 Tagen in den Sommerferien zu Abizeiten.
    Dann immer mal wieder, soweit es irgendwie möglich war.
    Die Angel war natürlich immer dabei. Damals nur das Angeln in Süßwasser gewohnt, so hat man doch sein bescheidenes Abendessen am Meer oder am Fjord, tief im Landesinneren, zusammen gekriegt. Alles Zufall und Glück, wer bringt einem das Angel in Norwegen bei?!
    Mit meinem besten Kumpel war ich dann 1994 inDänemark an der Ostsee. Kleine Dorsche und Plattfische satt. Hier wurde dann auch der Gedanke geboren, einen Angelurlaub mit „richtigen Fischen“ in Norwegen zu unternehmen. Ein gutes Sparangebot der Color Line und alles war in trockenenTüchern.
    1995 ging es dann nach Südnorwegen. Bei einer Woche Urlaub sollte die Anreise in Norge selber dann nicht zu lange dauern.
    So fiel unsere Wahl auf den Camping Furuholmen. Unser Zelt an der höchsten Stelle der Insel mit Blick auf das Meer.
    Als Wehrdienstleistender kann man die Kohle nicht so raushauen, also hatten wir nicht jeden Tag ein Boot, das Angel vom Ufer war aber auch erfolgreich.
    Besonders das Angeln an der Kaimauer neben der Fischfabrik ist uns noch gut in Erinnerung. Das Wasser voll mit Fisch in allen Größen, Formen und Farben. Aber was wir auch versuchten, welcher Köder,welcher Haken, NICHTS!!!! Bis ein Mitarbeiter der Fabrik Mitleid hatte und nach einem beherzten Griff in den Abfallcontainer eine stinkende Fischfrikadelle herausholte, diese an den dicksten Haken aus dem Angelkasten steckte und sofort eine dicken Dorsch an Land zog.
    So ging das also?! Jetzt, wo wir wußten, wie das geht, da war der Spaß dann auch schnell vorbei.
    Das angeln vom Ufer brachte Plattfische,Köhler und die ein oder andere kleine Meerforelle.
    Vom Boot gab´s dann noch Dorsch.
    Wir haben nicht viel gefangen, es hat für´s Abendessen gereicht und wir waren glücklich.
    Wir hatten ja schließlich immer noch keine Ahnung, wie man in Norwegen am Meer richtig angelt.
    Ein paar Jahre später sind wir dann bei Spangereid gewesen. Diesmal in einem Haus, nicht im Zelt, man(n) wird ja älter. Auf der Halbinsel westlich vom neu angelegten Hafen, im südlichsten von den drei Häusern. Mit Blick auf den halben Berg, wo jetzt das Hotel steht. Die andere Hälfte ging bereits als Schotter per Schiff in alle Himmelsrichtungen.
    Diesmal waren wir schlauer:
    Wir hatten ein Boot, ein Echolot, sogar geflochtene Schnur auf der Multi, wußten was ein Gummimakk ist und hatten wieder eine herrliche Zeit.
    Gefangen haben wir diesmal mehr, aber darauf kam es uns immer noch nicht wirklich an.
    Mit Naturköder an der Rute, einem Döschen Bier in der Hand (damals durfte man das, glaube ich), einfach bei fast Windstille die Seele baumeln lassen. So macht das Leben Spaß!


    Wieder ein paar Jahre später sollte es dann erneut nach Norge gehen.
    Jetzt ging es an den Fisch! Ein andererFreund sollte mitfahren und dessen Schwager. Dieser Schwager war Angler seit Kindesbeinen, war erfahren im Angeln vom Boot und war führender Mitarbeiter bei der Angelladenkette „Moritz Angelsport“. Hier prallte ein riesiges Fachwissen auf Material, auf Ehrgeiz, auf alles, was mit Angel auch nur im entferntesten zu tun hat. Er war aber noch nie in Norwegen gewesen, aber er hatte jeden Kunden ausgequetscht, er wußte wirklich alles…
    Die Kiste mit Bleien und Pilkern konnte man mit zwei man nicht tragen.
    Diesmal ging es Richtung Stavanger zum Fisterfjorden.
    Hier zeigte der Profi sein Können. Driftsack,Echolot, perfektes Abfahren der Kanten. Der konnte den Fisch riechen. Er hat die Seekarte gelesen wie kein zweiter. Der erste Tag war schon perfekt. Wir fingen unser Fische, nur er nicht!!!!
    Es war wie verrückt. Er kriegte keinen Fisch an den Haken. Als wie ihn dann abends drängten wieder zum Haus zu fahren, es wurde schon dunkel, da hat er vor Frust fast in die Reling des Bootes gebissen.
    Während mein Kumpel und ich schon im dunklen die Fische versorgten, stand er traurig am Ufer und fing dann mit der Spinnrute dochnoch einen kleinen Dorsch. Da konnten wir ihn auch wieder ansprechen, er hatte sich schließlich so viel erhofft.
    Die nächsten Tage waren voll mit Fisch. Der Knoten war geplatzt. Jetzt konnten wir froh sein, einen solchen Profi dabei zu haben.Wir haben teilweise die Angelsachen in die Fischkisten getan und den Fisch ins Boot. Wir mußten uns nach halben Tagen bremsen. Man will und sollte ja nicht übertreiben.
    Hier habe ich auch meinen bisher größtenFisch gefangen: einen Lumb von 1,00 m und 22 Pfund. Gefangen in 230 m Tiefe auf einen Pilker mit Köhler gespickt und ertränkt in Muschelaroma aus der Pulle.
    Ich bin kein schlapper Kerl, kann auch nicht sagen, wie lange ich gebraucht habe, den Fisch nach oben zu bekommen, aber danach war ich fertig. Fix und alle. Die Aufregung, die Anstrengung, ich habean dem Nachmittag nicht mehr geangelt.
    Am nächsten Tag habe ich dann gemerkt, daß meine Multi noch mehr gelitten hat als ich. Ein deutliches rhythmisches Schleifen zeigte mir klar die verbogene Spulenachse. Die Rolle liegt schön plaziert in meinem Angelschrank als Erinnerung an diesen tollen Angelurlaub.


    Inzwischen wurde geheiratet, Kinder wurden geboren, die kleine Firma der Schwiegereltern übernommen, Urlaub ja, mit der Familie. Angelurlaub mit dem Kumpel? Klar! Nächstes Jahr bestimmt.


    Für 2015 hatte ich kein Ausreden mehr. Da haben wir uns eine schöne Wohnung in Lillehavn gemietet. Mit Boot und direkt am Hafen, was ja auch nicht wirklich schwer ist. Wer Lillehavn kennt, weiß wovon ich rede. Was ein Kaff, Ort? Ansammlung von Häusern? Hafen mit Schuppen?
    Auf jeden Fall so, wie man sich Norwegen vorstellt. Rote und weiße Häuser am Wasser. Einfach perfekt!


    Nicht so perfekt war, daß die Eigentümerin der Wohnung diese verkaufen wollte und deshalb nur noch halbherzig an die Vermietung gegangen ist. Der Schlüssel war im Zahlenschloßtresor neben der Tür, kein Empfang, keine Einweisung. Aber die Wohnung war perfekt gelegen, mit Balkon zum Hafen, gut eingerichtet und klinisch sauber.
    Am späten Abend aber ein wenig unaufgeräumt, weil wir den Dodemanknopp für das Boot gesucht hatten, von dem wir meinten, daß es unseres ist. Aber technisch begabt wie ich war, baute ich mir eine Ersatzvorrichtung.
    Leider fuhren am nächsten morgen drei lustigePolen mit „unserem“ Boot aus dem Hafen als wir unseren Morgenkaffee auf demBalkon genossen. Ok, das ist also nicht unser Boot?!
    Ich hatte diverse Mails an die Vermieterin geschrieben, nur halbgare Antworten bekommen, jetzt wird persönlich angerufen….Ja, will wollten ein Boot, ja, auch schon am ersten Tag, ja, jetzt….
    Alles kein Problem, so die gute Frau, ihr Mann müsse nur von der Arbeit kommen, den Wagen mit Anhängerkupplung eines Freundes leihen, das Boot aus dem Winterschlafwald ziehen, dann beim anderen Freund vorbei, den Motor aus dem Schuppen holen und dann würden sie auch sofort vorbeikommen.
    Mein Kumpel war kurz vorm Herzriss.
    Also Frustbier und vom Ufer angeln.
    Am späten Nachmittag kreuzte das Boot auf. Tausend Entschuldigungen, sehr nettes Paar und zwei neue selbstaufblasendeSchwimmwesten, die extra noch für uns gekauft worden sind.
    Na ok. Fehler passieren.
    Die ganz kurze Ausfahrt in der Abenddämmerung brachte mir einen stattlichen Dorsch. Der Tag war gerettet. Mein Kumpel fing nichts in der halben Stunde, aber wir waren glücklich. Meer, Boot, Wellen,Fisch.
    Die folgenden Tage waren immer gleich: Rührei zum Frühstück um 06:00, Ausfahrt bis spätestens um 07:15. Mittags gab´s Bockwurst mit Senf. Fische fertig machen zwischen 16:00 und 17:00. Duschen, Abendessen, PulleWein, Couch, Bett um 21:00. Das war mir recht, da ich eh um 20:00 auf der Couch eingepennt bin. Zeitliche Flexibilität kennt mein Kumpel nicht. Das haben Berufssoldaten wohl so im Blut?!

    Geangelt haben wir meißt mit Pilkern und 3Gummimakks. Rote schienen am besten zu gehen.
    Gutes Kartenstudium und ein Echolot brachten uns zum Fisch. Leider dachten wir die ersten zwei Tage, das Echolot sei abgesoffen, aber letztendlich war nur die Batterie fratze. Das Echolot war von einem Arbeitskollegen und die Batterie war neu. Aber wenn man die 3 Jahre im Keller lagert geht die Kapazität gegen 2 Stunden… Der freundlicheTankstellenmensch vom Spangereider Kreisverkehr hat uns dann eine alte Autobatterie geschenkt. Die war zwar uralt und hatte einen Autounfall hinter sich, aber für ein kleines Echolot reichte sie alle Male.
    Für April war das Wetter hervorragend. 25°C! Auf die fünf Angeltage verteilt, ein Morgen meinte ich Rauhreif auf dem Boot zu sehen. Ich konnte die 07:00-Ausfahrt so weit rauszögern, bis das Thermometer deutlich die 3°-Grenze überschritten hatte.

    Morgens war die See ein Ententeich mit blauem Himmel, aber je später es wurde, desto bewölkter und windiger wurde es. Mit waagerechtem Regen. Daher war auch meißt um 16:00 kein Angeln mehr möglich. Teilweise war es schon grenzwertig mit dem Bötchen. Zum Glück kam der Wind von Süden, unsere Leichen wären dann an Land gespült worden…
    Einmal haben wir es morgens bei totaler Windstille gefahrlos bis zu den Neskletten geschafft. Aber in drei Richtungen nur Wasser bis zum Horizont, das war zuviel für meinen Kumpel. Also wieder zurück.

    Aber zwischen Kap Lindesnes und Vare/Utvare gibt es Stellen genug, um sich sein Abendbrot zu angeln. Der beste Platz war die Untiefe mit der Eisenstange südwestlich von Lille Klippeskjer.
    Was haben wir gefangen? Das was man so fängt:Pollacks, Dorsch, Köhler, meißt alle ziemlich klein, aber auch ein paar schöne Exemplare dabei. Es gab so wilde Köhler die beim hochholen der Leine am Köder vorbei ins Boot schossen.


    Ein paar Exoten, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen…

    Um es wieder auf den Punkt zu bringen, wir waren glücklich. Der Angelurlaub war mit der beste, den ich hatte und missmutig haben wir nach insgesamt einer Woche die Heimreise angetreten. In der Gewissheit, daß dies nicht der letzte Urlaub an dieser Stelle gewesen ist.
    In diesem Sinne, im April hat Norge uns wieder!!!!!!

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  • :Danke: für den Reisebericht.Absoluter Topp-Einstand :baby:


    Dein "Exot" ist gar nicht so exotisch. Es handelt sich um einen Wittling , der relativ häufig in Südnorwegen zu finden ist und wenn er etwas größer ist ein Hochgenuss auf dem Teller darstellt!

  • Siehste, Jörn, geht doch !



    Watt nen schöner, lesenswerter Bericht ist
    Dir da gelungen.


    Ich kann mich den Worten von Jürgen nur anschließen:
    Öfter als dreimal ein gaaaanz breites Grinsen im Gesicht gehabt.



    Ok, das war 2015 - wann kann ich den "Bericht 2016" lesen ??? :biglaugh: :lacher:



    LG Heiko


    ! holde seg frisk !

    Ja, vi elsker dette landet, som det stiger frem,

    furet, værbitt, over vannet, med de tusen hjem.


  • Genau Heiko,das dauert wieder *rolleyes*:lacher:

  • Jörn
    eine klitzekleine Anmerkung, eine Bitte, ein Wunsch:


    jede Art von Floater ist allemal besser als die Oberbekleidung
    in BW-NATO-Flecktarn. Da solltet ihr mal aufrüsten - würde Sinn machen.



    LG Heiko :) :wave:


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