Vom 12. bis 26. Juni waren wir wieder am Gratangen.
Diesmal zu sechst, also Vollbelegung des Hauses. Das machte mir zunächst Kopfzerbrechen,
aber es stellte sich heraus, dass dies für eine funktionierende Gruppe kein Problem ist.
Die Vorhut bildeten Holger und Ralf, die sich per Auto schon am Montag auf den Weg machten.
Markus und Heiko (genannt "Zweiko") aus dem Saarland flogen am Mittwoch ab FFM und
Ralph aus Lübeck und ich aus der Nähe von Hannover von Schönefeld gen Oslo und von dort
weiter zum Flughafen Evenes, dem internationalen Airport von Narvik/Harstadt (erinnert ihr euch ?).
Ging alles problemlos. Wir "Berliner" mussten zwar noch zwei Stunden auf die "Frankfurter" warten,
aber die Zeit verflog schnell.
Unser Privattaxi "Ralfs rollendes Fischerstübchen" war auch pünktlich und schon ging es munter gen Foldvik am Gratangenfjord.
(Gott sei Dank hatte der Burger-Fritze in Breivik schon zu...)
Da es schon recht spät war und wir alle müde waren, brachen wir mit der Tradition, vor dem Kofferauspacken
erst die Angeln zusammenzubasteln und einen Kurztrip auf's Wasser zu machen.
Dies geschah nach dem Frühstück, welches bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen auf der sonnigen
Terrasse eingenommen wurde.
Leider frühstückten wir nur einmal auf der Terrasse: Die Butter schmolz nämlich in der Sonne und später war es
immer einfach zu ungemütlich.
Dann aber:
An die Ruten - Fertig - Los !
Diesmal hielten wir uns an die Tradition: Der Fangerfolg war bei der ersten Ausfahrt mager. Wie immer.
Wir verbrauchten aber auch viel Zeit mit dem (wichtigen) Erstabspulen der Angelrollen.
Erstes ausführliches Kapitel
Abends wurde gekocht, kurz auf's Ohr, dann ging es wieder raus. Auch bei dieser Ausfahrt tat sich im Fjord sehr wenig. Selbst
meine kleinen Lieblingspilker brachten nichts wirklich nennenswertes.
Wir verlegten nach draußen, hinter das Leuchtfeuer. Da ging schon mehr. Trotzdem waren wir ratlos, denn die guten
Stellen vom letzten Jahr brachten nicht den erwarteten Erfolg.
Unser Kapitän Ralf hatte dann irgendwann gegen 04.00 Uhr die Nase voll und setzte das Boot an eine Stelle mit über 140 m Tiefe -
mein Unmut darüber prallte an ihm ab wie Wasser von sehr öligem Ölzeug.
So gefrustet bestückte ich einen 300-gr-Pilker (aaahhhrrrrggggg - Arbeit!) mit Fischstücken und ließ den schweren Scheißer
gen Meeresboden rasen. Dort angekommen wurde er (uffff) einen Meter angelupft und dann einfach hängengelassen.
Ganz verweigern wollte ich mich nun doch nicht.
Naja - ich hatte es ja vorhergesagt: in der Tiefe geht erst recht nix !
Drei Köder bammelten mehr oder weniger bewegt knapp über dem Meeresboden und kein Fisch interessierte sich auch nur
ansatzweise dafür.
Die Zeit verrann, ich maulte weiter, aber jedes Mal hörte ich vom Kapitän: Lass mal, ich hab ein gutes Gefühl.
Ralf und seine Gefühle...
Gefühle hatte ich dann auch, denn ich fühlte, wie meine Rutenspitze zuckte. Den dritten Zupfer beantwortete ich mit einem
mörderischen Frustanschlag, welcher die Rute kurzfristig bog. Komischerweise wollte die Biegung aber gar nicht mehr weggehen.
Nasowas aber auch...
Es kam noch viel schlimmer: die Rute verneigte sich immer mehr. Leider hatte ich keinen Hänger, sondern tatsächlich irgendwas
am Haken, was mächtig am Köder/an der Schnur/an der Rute/an mir zerrte. Ich dachte nur: Toll, 150 Meter tief, ca. 220 m Schnur
draußen und dann sowas...
Nach langen Minuten und mehreren kleinen Fluchten lag der Störenfried, der meine Ruhe so rüde unterbrach, vor mir an Bord.
Ralf hatte den 88er Lumb perfekt mittels Kescher ins Boot gehievt.
Personal best ! So einen Lumb hatte ich bislang noch nicht gefangen.
Maulen einstellen - freuen !
Eigentlich wollte ich nun reinfahren, was aber dem Kapitän gar nicht gefiel. Stoisch wiederholte er seine Litanei: Ich glaube, da geht noch was !
Nach diesem anstrengenden Drill wollte ich auf Nummer Sicher gehen und wechselte den Pilker. 150 gr. müssen genügen, sagte ich mir.
Genügten auch...
5 Minuten später war die Rute schon wieder krumm, schon wieder kein Hänger und schon wieder ein Ausnahmefisch:
Leng, 108 cm - für die Gegend dort, so glauben wir alle, ein recht großes Exemplar (denn sonst fangen wir dort nur, wenn überhaupt,
Lengs bis höchstens 80 cm).
Ich mich noch mehr freuen - und ich mich noch mehr stark machen für die Rückfahrt. Schließlich war es schon irgendwo hinter 05.00 Uhr,
ich war müde und meine beiden Mitangler ähhh Mitfahrer verzeichneten keine Zupfer an ihren Ködern.
Aber alles Zetern half nix. Der Kapitän bestand darauf, dass ich noch mal runterlasse.
HA ! Jetzt wurde ich ganz vorsichtig: ich hängte einen billigen Gummifisch in Makrelenimi an den Karabiner, ließ das Ding zu M.-Boden,
gab hin und wieder Schnur und riss alle paar Sekunden wie wild die Rute hoch: so konnte einfach kein Fisch mehr..........
Denkste !
Der dritte Drill innerhalb einer Stunde dauerte auch entsprechend und ich begann zu ahnen, was da hochkommt.
Diese Ahnung, bestätigt durch einige fulminante Fluchten des Fisches, wurde dann bestätigt:
ein Heilbutt von sehr knapp einem Meter lag im Boot.
(Kleine Anmerkung des Verfassers: mehr kveite gab es die nächste Tage auch nicht !)
Kommentar vom Käptn Ralf: Ich hab es doch gewusst, dass noch was geht !
Meinen Kommentar dazu lass ich jetzt mal wech...
Aber nun war auch Schluss, endlich fuhren wir nun gen Heimat.
Die beiden Bootskapitäne Holger und Ralf
(die Crew versorgt den Fisch...)
Markus von Boot2l beim Filetieren !
Beim Filetieren ??? kein Fisch da !
Was sonst noch passierte
Am 1. Samstag hatten wir zu einer Grillparty eingeladen.
Schön, dass alle unsere Freunde Zeit hatten. Selbst Gunn2 kam aus Tromsø angereist,
Elisabeth und Björn, Gunn1 und Steen (kommt später noch mal vor...), Jøran, Gunn1's Bruder,
alle waren da. Eine schöne Party !
Neben der allgemeinen Feierei gab es auch sehr spezielle Gespräche.
Themen wie Fischausfuhr, Grenzkontrollen, Touristikfischerei und Fischereitouristik,
aber auch die Sicht der (Gratangen-)Norweger bezüglich der D(d)eutschen
Angler/Touristen wurden erörtert - und das sehr ausführlich.
Zu meinem Erstaunen gab es nur einhellige Meinungen zu den Themen...
Auch einige Ansätze für Weihnachtsrätselfragen konnte ich mitnehmen
(freut euch nicht! - harte Nüsse werden da ausgebrütet)
Gesungen wurde auch
Von den beiden gibt es sogar eine CD...
Wir hatten ja zwei Boote: ein Nichtraucherboot (Boot2l) und ein Raucherboot (Boot1+).
Besetzung Boot2l: Holger, Ralph und Markus
Holger fing übrigens einen schönen (großen) Steinbeißer. Ich will hier die Länge nicht verraten,
dass soll er mal selber tun.
Besatzung Boot1+: Ralf, Zweiko und Heiko
Markus und H(Zw)eiko hatten wir auf Hitra kennengelernt.
Markus war letztes Jahr schon mit und seine Reiseschilderungen veranlassten seinen Busenfreund
Heiko (Zweiko), sich für diese Norwegentour anzumelden.
Heiko: an dieser Stelle möchte ich Dir sagen, dass Du mir und Ralf soooooo viel Spaß gebracht hast !
Deine ruhige Art, Deine stoische Ruhe, Deine Einstellung zum Fisch und zum Angeln - alles war so, wie
wir es mögen und wie wir es selbst lieben und leben. Und wenn es mal nicht beißen wollte, warst DU der ruhende Punkt.
Trotzdem hast Du Deine Fische gefangen, und was für welche !
Jedenfalls hast Du alles das gefangen, was Du Dir vorgenommen hast. Dein Stoni war auch ein Kracher !
Ich freu mich schon auf Dich im nächsten Jahr !
Zu Anfang hatten wir noch bestes Wetter, eigentlich schon zu gut, weil die Sonne aus
einem total wolkenlosen Himmel auf uns niederbrannte. Das änderte sich dann aber nach zwei Tagen.
Herrlich: Sonne, Fisch und kein Wind
Besondere Fänge hatten wir auch. Ich hatte zum Beispiel eine Doublette, die aus etwa 150 m Tiefe
hochkrickeln musste.
Man beachte den Pilker: 60 gr.
Ralf machte sich zwischendurch schon mal warm für seinen großen Auftritt: An seine Spinnrute ging ein
10-kg-Dorsch.
Zweiko fing seine erste Seegurke (leider ohne Bild)
Dann kam der Tag von Ralf, besser gesagt die Nacht von Ralf.
Er angelt mit einer sehr kurzen und sehr dünnen Naturköderrute, die ich bisher noch nie so richtig in
gebogenem Zustand gesehen hatte.
So auch in dieser Nacht.
Es war mal wieder Beißflaute, lediglich Zweiko hatte einen schönen Dorsch in die Kiste legen können.
Wir fuhren in die Bucht gegenüber von Foldvik und trieben langsam über einen schönen Abhang.
Unsere Gummifische sollten nach eventuell rumschwimmenden Plattfischen Ausschau halten.
Plötzlich knarrte Ralf's Rolle und ein kurzer Blick herüber ließ mich staunen:
Seine Rute war tatsächlich krumm. Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht beschreiben,
auf jeden Fall sah es nach Anstrengung aus. Und immer schön im Duett ging es Knärärärärärärä,
wenn Ralf eindrehte und rääääääääääääääääääääääääääää, wenn der Fisch die eingedrehte Schnur wieder
zurückeroberte.
Ich genoss das Schauspiel, denn sonst gab ich ja immer den Drill-Kasper. Nebenbei holten wir schon mal unsere Köder rein
und warteten aus das, was da irgendwann in nächster Zeit an die Oberfläche kommen würde.
...und es kam ! Zunächst bemerkten wir platzende Luftblasen etwa 20 m vom Boot entfernt, dann tauchte ein Fischkörper dort auf,
der schon von weitem ahnen ließ, dass es sich um was Größeres handeln muss.
Zweiko und Ralf hievten den Dorsch gemeinsam ins Boot - ich (Ballast eben) versuchte das Boot einigermaßen in Waage zu halten.
Was für ein Kaventsmann ! Was für Augen in diesem riesigen Kopf ! Der 350-gr-Royber saß ganz hinten im Schlund. Der
Dorsch hatte ihn einfach mal eben weggeschlürft.
Die spätere Messung ergab eine Länge von 133 cm. Leider zeigt wohl die Waage falsch an, deshalb bislang keine Gewichtsangaben.
Der Vollständigkeit halber sei zu diesem Fisch vermeldet, dass die Waage 17 kg anzeigte,
Unsere Freunde bestätigten im Laufe des Tages, dass dies der größte bekannte Dorsch sei, der je im Fjord gefangen wurde.
Ein Petri Heil an dieser Stelle dem glücklichen Fänger, aber auch meine Hochachtung an den Fisch, der sich lange und
tapfer gewehrt hat.
Mehr Bilder kann ich nicht hochladen, beenden wir also den Reisebericht fürs erste.
Gruß
Heiko