..und nun der Rest von heute
Ja ja, wir waren draußen. Wir waren dreimal draußen . Und haben ein Gespür für das Wetter in Norge. Wir haben zielsicher die besten und längsten Regengüsse des Tages erwischt. Klasse. Erst kommt der Wind von West und drückt richtig hohe Wellen rein. Dann dreht der Wind und bringt die Regenwolken wieder zurück. Ne, das macht keinen Spaß. Und rausfahren an die schöne Stelle mit dem Muscheluntergrund kannste knicken. Dat ward nix. Also, rein wieder in den Fjord, an die Kanten und runter mit der Montage. So richtig läuft es heute nicht. Wir haben in diesem Urlaub noch nicht einen Dorsch an der Angel gehabt. Und die beiden Minidorsche, die die Knaller mit dem Tanranzügen dabei hatten, das war Kindermord. Ne das machen wir nicht. Dann lieber ne leere Kiste. Nachdem wir nun zweimal schon nass waren und wir uns nun beim dritten Mal in den Fjord zurückgezogen haben – knabbert etwas an meinem Köder. Ja….bitte…knabber weiter . Bevor Jemand auf dumme Gedanken kommt: ich meine den Fisch. Knabber, knabber, …ENDE. Ich hole den Köder rauf. Nein ich hole den leeren Haken rauf. Köder weg. Fisch auch. Makrelenstück her und wieder runter. Sönke schaut hinter mich und deutet auf die dunklen Wolken weit hinter mir. „Wenn der Wind dreht sind wir wieder nass“. Ja, wenn… Ich angel weiter. Hinter mir höre ich plötzlich ein Grummeln. Da hinten – weit weg – ist ein Gewitter. Sönke und ich schauen uns an und sind uns einig. Gewitter auf dem Wasser : NEIN. Angeln rein, fishfinder abmontiert, Motor an und los. Sönke fährt relativ zügig Richtung Heimat. Ich bücke mich im Boot, um die beiden letzten Makrelenfetzen von der Angel zu fummeln, als ich im Augenwinkel direkt neben mir einen Blitz sehe. Als ich den Kopf hebe und Sönke ansehe------BUMMMMMMMMMMM . So laut, dass mir das Trommelfell schmerzt. Nach dem Blitz kam der Donner, klar. Sönke, der den Blitz schräg hinter sich nicht gesehen hat, springt vom Steuerstand weg und schaut total erschrocken auf den Motor. Dann sieht er mich an. „Was war das? Ich dachte, der Motor ist explodiert“. Ich merkte, dass er den Blitz gar nicht gesehen hat und gar nicht wusste, was gerade passiert war. Darum unterdrücke ich mein Lacheln über den explodierten Motor. Das war nicht der richtige Moment, um zu lachen. Ich nahm die an der Bootswand befestigten Angelruten, die fast senkrecht nach oben standen, runter. Eigentlich blöde, ich wollte dem Blitz keinen hohen Punkt geben zum Einschlag. Ich hatte Angst. Sönkes Gesicht strahlte auch nicht gerade Zuversicht aus. So nah hatten wir das Gewitter nicht vermutet. Soeben war es noch total weit weg – und nun direkt neben uns. Nun hatten wir wenig Alternativen. Also : Gas und volle Kanne nach Hause an den Anleger.
Was habe ich an diesem Tag gelernt ?
- Unser Gespür für Wetter bedarf einer Überarbeitung
- Der Wind dreht in Norge schneller als ich denken kann
- Auch wenn wir schon recht vorsichtig sind: so eine Gefahrensituation kann schneller kommen als man denkt
- Ich brauche einen neuen Floatinganzug. Wenn regnet bin ich –nach meinem Salzwassereinsatz am Steg- pudelnass. Die nasse Hose klebt richtig schön am Bein.
Und nun habe ich den Computer angeworfen und lasse euch teilhaben an unseren Abenteuern.
Bin mal gespannt, was noch so kommt. Wir haben ja noch ne Woche.