Am 06.09.2008 war es mal wieder soweit: einige wackere Naffen (Hoddel und Kerstin, Andreas und Therese, Jürgen und Daggi, Lutz, Werner und ich) trafen sich zu einer Hamburger Stadtbegehung, die im Nachhinein nach ihres gleichen suchen sollte.
Gegen halb zehn morgens fanden wir uns (higjig und meiner einer) an dem verabredeten Treffpunkt am Baumwall am Hamburger Hafen ein, den wir nach vorangegangen zwei- einhalb Stunden Bahn und S-U-Bahnfahrt pünktlich erreichten.
Was war die Wiedersehensfreude auch auf meiner Seite groß: endlich konnte ich unseren Super-Organisator und Koch Lutz in die Arme schließen, mit Andreas herumalbern, den Naffenmoderator (rote Hose) Jürgen erleben, dessen Lieblingsthema sich wie ein roter Faden um die Anglerei schlang und Hoddel kennen lernen, dessen Humor derart trocken und bärbeißig daher kam, dass Zwerchfellüberlastungen vorprogrammiert waren. Ihr werdet diesen im Laufe dieses Berichtes möglicher weise selbst zu spüren bekommen...
Doch ich schweife schon gleich zum Anfang ab.
Vielleicht sollte ich erklärender Weise hinzufügen, dass ich mit dem Hintergedanken nach Hamburg mitfuhr, dass ich dort an den zahlreichen vorhandenen Fischbuden meinen Backfisch zu kaufen bekomme, den ich doch so liebe, aber eigentlich nicht vertrage, da Frittierfett meinen Magen revoltieren lässt, sodass benannter Fisch garantierte zehn Stunden mit mir redet.
Am Baumwall gab es keine Fischbuden und wie mir der wackere Trupp beim Treffpunkt zu verstehen gab, in ganz Hamburg auch nicht – erst sechzehn Stunden später, auf dem Fischmarkt.
Mein erster Hamburg Trip nach dreißig Jahren und keine Fischbude – man stelle sich hierbei meine Mimik vor, die in fassungslose Entgeisterung entgleiste und sich während des Tages auch so manifestieren sollte – auch aus dem Grund, da mein Landpomeranzen Denken und Empfinden in Hamburg ein etwas ausgeufertes Fischerdorf sehen wollte und mit einer Baukran und Beton verseuchten lauten Dauerbaustelle konfrontiert wurde, die es an diesem Tage auch noch zu Fuß zu bewältigen galt.
Wie beschrieben, marschierten wir auf die erste Baukranstadt zu, die sich hinter gewaltigen Speicherböden auftat. Vielleicht an dieser Stelle einen großen Dank an Hoddel, der uns unwissenden Landmenschen bauliche Maßnahmen erklärte, die das Wort Hochwasser zum Inhalt hatte. Nachdem wir so ca. zwei Häuserblöcke (Speicherbodenblöcke) passiert, den Neubau einer Grundschule hinter uns gelassen und etliche neue, noch im Bau befindliche breite Straßen überquert hatten, konnten wir, wären nicht schon wieder neuere Bauwerke im Sichtfeld gewesen, unser erstes Ausflugsziel erspähen:
das Internationale Maritime Museum in der Koreastrasse (ehemals Magdeburger Straße), das in einem recht hohen Häuserblock integriert war. Recht hoch heißt: in einem ehemaligen Speicherboden mit mindestens zehn Stockwerken, die in sich halbiert wurden, so dass man letztendlich – ich höre jetzt auf zu rechnen – viele halbe Stockwerke zu durchlaufen hatte, um all die angesammelten maritimen Schätze begutachten zu können.
Irgendwann blieb uns die Spucke weg: nicht nur wegen der über 2000 Treppenstufen sondern wegen der erwähnten Schätze. Man muss kein Museumsfreak sein, um diesem Sammelsurium etwas Positives abgewinnen zu können. Schiffsmodelle, aus Holz, Elfenbein, Bernstein gefertigt, mit liebevollem Blick bis ins allerletzte kleinste Detail, absolute Meisterwerke der Handwerkskunst, dürften jeden Betrachter verstummen lassen, selbst wenn diese erst im siebten Stockwerk auf den Betrachter warteten.
Nach, ich glaube drei Stunden, Treppe rauf, Treppe runter, hier staunen, dort seufzen, weil’s Kreuz schmerzte, das Knie zwickte und sich die eigenen Füße zu breiten dünnen Platten deformiert hatten, fanden wir uns vor dem Museum zu einem Kaffee ein – zum einen, um uns zu aufrecht laufenden Menschen zurückzuverwandeln, zum anderen, um uns unsere Eindrücke mitzuteilen und auch den Frust darüber, dass es leider verboten war, in dem Museum irgendwelche Fotos zu schießen, und um den weiteren Fortgang unserer Stadtbegehung zu besprechen.
Wir einigten uns auf eine vage Himmelsrichtung, die uns an den Baukranbauten entlang führen sollte. Nach dem überqueren einer auch recht neu angelegten Straße, erspähten wir von weitem ein Klohaus, neben dem etliche Bänke und Tische standen, deren Zweck wir uns aus der Ferne nicht erklären konnten, da sie einer Rumpelkammer zu entstammen schienen.
Vor dem Haus angekommen, in dessen einem Fenster die Information zu lesen stand „Miete mich!“, daneben ein aufgestelltes Schild, was man in dem Haus erwerben konnte (Essen und Trinken). Somit erklärten sich auch die draußen aufgestellten Sitzmöglichkeiten. Wir befanden uns vor einer Art ... ähm ... Imbiss, das von zwei jungen, rechenschwachen Dingern eher östlicher Herkunft „geleitet“ wurde. So stellte sich die Frage, was zur Vermietung stand. Das Häuschen oder die Mädels? Wir wurden darüber nicht aufgeklärt. Nachdem wir uns im Häuschen angestellt und unser Mittagessen (Wurst mit Kartoffelsalat, bzw. Salat mit Feta, Getränke) bestellt und die etwas unübersichtliche, ungepflegte Einrichtung samt Tresen (Verkaufstresen, Küche in einem) mit skeptischen Blicken inspiziert hatten, nahmen wir draußen Platz und harrten der Dinge, die auf uns zukommen sollten.
Nach sehr langer Wartezeit, wurden die ersten Teller mit einer Wurst und einem Kartoffelsalat ähnlichem Gemisch nach draußen balanciert. Der Kaffee folgte irgendwann. Und auch ein Hund, der so gar nicht von den Tischen weichen wollte, da er die lauwarmen Würste im Visier hatte. Sehr viel später, nachdem auch der letzte seine bestellte Portion serviert bekommen hatte meinte Hoddel, dass wohl alles bei diesem Imbiss seine Funktion und Daseinsberechtigung haben musste, einschließlich dem Hund, der wohl aufgrund einer fehlenden Spüle im Haus als Tellerwäsche fungierte.
Denn mit unserem Geschirr verschwand auch der Hund. Und ich schätze, irgendwann wird auch eine versehentlich erteilte Konzession zum Leiten eines solchen Imbisses verschwinden.... vielleicht mit dem Lied im Hinterkopf: „Ick häv moal n Hammbogger Fleetschlößchen seyn!“, denn so hieß dat Dingens.
Nachdem wir also frisch gestärkt unseren Marsch fortsetzten, noch lange hielt unsere Verwunderung über gerade Erlebtes an, kehrten wir im Gewürzmuseum ein, das uns, zumindest mir, angenehme Gerüche bescherte – und für jeden Besucher eine Gewürzprobe – jawohl! Jeder bekam eine olle Tüte Pfeffer mit – als hätte nicht jede gute grunddeutsche Hausfrau außer Salz zumindest Pfeffer im Haus (damit endet bei den Benannten auch schon die Hingabe zum Würzen).
Im selben Haus befand sich ein Stockwerk tiefer ein marokkanischer Händler, der über Teppiche, Möbel, Dekoration auch Touristen Schnickschnack im Programm hatte. Als wir auch diesen Laden passierten, verabschiedeten sich Hoddel und Kerstin von unserer munteren Truppe. Ich hoffe, dir geht es mittlerweile wieder besser Hoddel! Dein knurriger Humor fehlt mir schon jetzt!
Mittlerweile zeigte die Uhr 14.30 Uhr an. Da wir noch immer nicht genug von der ewigen Lauferei hatten, pilgerten wir Richtung Zollmuseum, das sich wegen Umbau recht verschlossen zeigte. Unnötig, hier zu erwähnen, dass ich mich nicht darüber ärgerte....denn ich hatte in der Nähe ein Restaurant mit Biergarten erspäht, das „Schöner Leben“ versprach und auf das ich zustrebte. Endlich sitzen. Endlich die Beine lang machen. Endlich ein Bier! Endlich eine Hamburger Spezialität: ein Gröninger Pils! Und wie das schmeckte! Endlich konnte das fulminante Mittagsmahl mit all seinen Randerscheinungen hinunter gespült werden.
Und als hätten wir noch nicht genug erlebt, wies genau gegenüber des Biergartens ein nettes Schild auf den Ort erlittener Ungemach hin, die wir mit bierernstem Humor zu meistern suchten..... Ick häv moal n Hammbogger Fleetschlößchen seyn.....was für ein Ohrwurm!
Doch irgendwann holte uns die Realität wieder ein, die auf dem Programm eine Fährfahrt vorsah, galt es doch, eine Lokalität am Fischmarkt zu erreichen, bei der ein Tisch für uns reserviert war.
Und was sahen da meine müden Augen vor dem Irish Pub: ein Schild, das die besten Fischbrötchen anpries. ENDLICH kam ich zu meinem vermeintlichen Recht.
Wir bestellten unser Essen und Trinken: über Schuhsohlen (Rumpsteak, das war so was von durch!, Schweinemedaillons, Schnitzel, Bauernfrühstück und – ein Matjes-Fischbrötchen für 1,70 Euro). Das Brötchen kam zuletzt. Wie sah das denn aus? Meine entgeisterten Blicke huschten über die wohlgefüllten Teller meiner Mitstreiter und wieder zurück zu meinem Kinderteller mit einem Fischbrötchen, aus dem noch nicht einmal ansatzweise eine Ecke Fisch herauslugte.
Ich klappte das Teil auf. Immerhin drei Zwiebelringe und ein Salatblatt lächelten mich müde an. Ich hob das Salatblatt mit spitzen Fingern an. Da! Fisch! Mittig auf dem halb krossen Brötchen schlummerte friedlich ein halber Matjes. Ich bestellte ein Bauernfrühstück. Ich bestellte nahrhaftes Essen. Und im Hinterkopf ein Lied: Junge komm bald wieder – nee nee, Mädel, komm nie wieder, nie wieder zurück
Um kurz vor zwanzig Uhr war alles vorbei. Wir verabschiedeten uns, versprachen, am 06.12.2008 irgendwie wieder in HH zu sein, um den nächsten Anlauf zu nehmen.
Schön war es, Kinder. Nix wollte ich von dem denkwürdigen Tag missen, auch wenn wir erst sehr spät zu hause ankamen. Für uns galt es noch, einige Stunden bis zu unserer Rückfahrt per Bahn um 22:46 Uhr zu überbrücken.
Also begaben wir uns auf Spurensuche der großen Freiheit mit all ihren Annehmlich- u. Anzüglichkeiten, besuchten die Beate in ihrem Spielzeugladen, Honni und Don Adolpho mit ihren anderen verwachsten Kumpels.
Auf dem endgültigen Weg zur nächsten S-Bahn-Haltestelle musste ich dann noch meinen Werner vor den Zugriffen feindlicher Garnisonen schützen – watn Spießrutenlauf – manoman. Doch auch diesen Parcours meisterten wir mit Bravour und befanden uns wenig später in unserem Zug gen Heimat, wobei ein Anschlusszug in HB ersatzlos gestrichen wurde. Um 2:00 Uhr morgens fielen auch wir ins Bett – mit einem müden Lächeln im Gesicht.
Jeder Zeit wieder – trotz der über 2000 Treppen, Kilometer langen Märsche, irgendwelcher Fleetschlösschen, die nix hielten, was sie von vornherein nicht versprachen, trotz meiner Sicht- und Denkweisen hinsichtlich etwaiger Großstädten.
Mit Euch, Lutz, Andreas, Therese, Hoddel, Kerstin, Jürgen und Daggi kann nix schief laufen.
Wir saßen vor Hamburgs Schlösschen und hatten Humor an Bord. In den Bäuchen da lagerte Essen, wir trugens mit Fassung hinfort. Ahoi, Kameraden, Ahoi, Ahoi.
In diesem Sinne und danke fürs Lesen!
Fotos werde ich keine mehr einstellen, da die bereits vorhandenen um einiges besser sind als meine.
Euer Toyfelchen (Martina)