Hallo an alle hier im Forum,
auch ich möchte über meine ersten Erfahrungen in Norwegen berichten:
Im Oktober 2007 war es soweit; am Lagerfeuer zum Tag der deutschen Einheit wurde der Gedanke ausgereift, es geht nach Norwegen.
Zwei Erfahrene nehmen mich und einen anderen Neuling mit. Schnell ist der Termin auf den 5. September 2008 fix. Es geht nach Fister. Sagt mir nicht viel, ist aber egal, liegt in Norwegen. Nach dem alles besprochen ist, wird gebucht. Das übernimmt der "alte" Norgehase Dieter. Kurz vor Weihnachten treffen wir vier uns in der Gaststätte um die Ecke; alles besprechen, was so an Getüddel mit muss, habe ja kein spezielles "Handwerkzeug" für den Norden.
Bisher gings ja immer nur zur Ostsee zum Pilken.
Oh man, jedes mal, wenn wir zusammen sitzen und über die Reise sprechen, da bekomme ich Tagedrücken.
Nach unendlichen Monaten ist es dann soweit:
Am Abend des 4. September wird alles in den T5 verstaut, was mit muss.
An dieser Stelle ein an Matthias, ein guter Kumpel, der uns für diese Reise seinen VW zur Verfügung stellt.
Nach dem alles verstaut ist, gehts ab nach Haus, noch ein bischen Frau und Kind verrückt gemacht, da es ja nun in wenigen Stunden losgeht. sie sollen teilhaben dürfen an meiner Aufgeregtheit. so gegen elf gehts ins Bett, schlafen kann ich so gut wie nicht. Sechs Uhr, der Wecker bimmelt, raus aus den Federn, waschen, Frühstück machen, Frau und Kind wecken.
Lecker gegessen, Töchterchen zur Schule verabschiedet, mit der Bitte, mir die Daumen zu drücken. Um punkt acht klingelts an der Haustüre, die Jungs sind da. Meine Frau muss noch schnell ein Foto schießen, bevor wir losdüsen und sie zur Arbeit muss:
Kleine Anmerkung: Da ich die Jungs nicht gefragt habe, ob sie ins www wollen, habe ich ihre Gesichter unkenntlich gemacht.
Schnell noch eine geraucht, rein ins Auto, los geht es.
Nach drei Stunden A11 und A20 sind wir in Lübeck. Wieder kurze Raucherpause, ich ran ans Lenkrad, da bis hier Dirk gefahren ist.
Ich habe so viel Adrenalin in mir, ich könnte die Strecke durchfahren.
Gegen 16.30 Uhr sind wir in Hirtshals angekommen, so ein Mist denk ich, die Fähre geht erst um 21 Uhr. Nach "ewigem" warten ist der Pott endlich da:
Was für ein riesiger Haufen Metall denk ich mir.
Rauf auf das Ding, Auto geparkt, ab aufs 6.Deck. Abendessen.
Sehr "moderate" Preise, naja, egal, Urlaub.
Gegen Mitternacht oder kurz danach sind wir endlich in Kristiansand angekommen. Verdammt, ich hab die falsche Spur erwischt, alle fahren rechts von uns vorbei, wir stehen in der linken Spur, wo es ewig dauert. Dann endlich werden wir durchgewunken. Das nette TomTom sagt: Junge bieg links ab und gib Gas, die Fische warten. Dieter meint, die nächste Fähre, die wir noch nehmen müssen, geht alle volle Stunde. Also nichts mit rechts ran und etwas schlummern, sondern Gas und ab die Post. Gegen fünf Uhr sind wir endlich am kleinen Fähranleger, wo auch immer da war. Ja, es ist Samstag, da fahren die erst wieder ab acht Uhr. So ein Sch...,
drei Stunden warten. Dieter, Andy und Dirk pennen im T5, ich kann nicht schlafen, das Blut ist in Wallung. Als es langsam hell wird, sehe ich am Anleger ein paar kleine Köhler rauben; das gibs ja nicht, denk ich mir. Rute raus? Geht nicht, alles so verpackt, das kein rankommen ist.
Endlich, die Fähre für den kleinen Hopper übers Wasser kommt rüber. Rauf, 130 Kronen bezahlt und ab die Post. Andere Seite runter, Navi befragt, alles klar, ich geb Gas. Jetzt im Hellen erkenne ich erstmals die überwältigende Natur hier. Es ist der Wahnsinn, hinter jeder Kurve wartet ein neues Postkartenmotiv. Endlich, so gegen halb elf, sind wir an unserem Bungalow, den wir gleich beziehen können. Auto ausräumen, alles verstauen und dann die Ruten startklar machen. So gegen 13 Uhr starte ich unser Yellowboot und es geht ca. eine halbe Stunde zu Dieters "Makrelenberg". Ich verlass mich auf ihn, war er doch schon öfter hier in der Gegend. So bei zwanzig Meter ist Fisch auf dem Echolot. Also Makrelenpaternoster runter und siehe da, es rappelt ordentlich. Dieters Rat: Köderfisch fangen und ein paar ordentliche Makrelen zum räuchern.
Bei Dieter steigt noch ein Köhler auf seinen Pilker ein, nicht groß, aber immerhin. Ich habe für heute genug Makrelen. Pilker ran und ab die Post. Aber nichts. Man denk ich, du bist in Norwegen, unter so viel Futterfisch müssen doch die großen Räuber sein. aber nichts gibts mehr. Zu fünf Uhr tuckern wir zum Bungalow, Makrelen versorgen, duschen, Abendessen und ´ne Runde Skat. Um neun fallen wir alle totmüde ins Bett.
Zweiter Tag, um sechs wollen wir aufstehn. Ich bin schon vorher wach, backe Brötchen auf, koche Eier, Jungs, Frühstück ist fertig, etwas schneller bitte, ich will angeln Jungs!
Gut gefrühstückt und Verpflegung für den Tag eingesackt, reins ins Boot und ab zu den Stellen, wo Dieter in den letzten Jahren gut gefangen hat.
Das Motto: Natürködermontage in die etwa 50m Tiefe See ablassen un warten. Gut denk ich, wenn Dieter das so sagt, machen wir das. Nach nur knapp 10 Minuten ruppelts bei Andy an der Rute. Anschlagen, nein muss man nicht, wir angeln mit Cirglehaken. Kannte ich bis dahin nicht. Kurzer Drill, ein, naja, nicht übermäßiger Leng schaut sich das Bott von innen an.
Verdammt, wann passiert was bei mir. Zwei Stunden lang nichts, noch mal raufgeburbelt, Köderfisch neu ran, als Flattermakrele (hab ich mal auf ner DVD gesehen). Schon bei 40 Meter ruppelts mitten beim ablassen. Ich warte noch kurz, der Haken soll sich ja von selbst ins Maul schieben, da kurbel ich hoch. Naja, immerhin, ein Dorsch, knappe zwei Kilo. Jetzt hab ich Blut geleckt. Aber an diesem Tag fängt nur noch Dieter und Dirk je einen Küchenverwertbaren Leng. Das Wasser liegt wie auf einem Ententeich. Ruhig und glatt bei 21 Grad Lufttemperatur. Also noch schnell ein paar Makrelen und ab zur Hütte. Fische versorgen, duschen, essen. Dieter kocht super, hat alles eingekauft, einen Essenplan erstellt und ist auch sonst der Weltbeste Organisator. Nach dem Essen Skat spielen, ab und zu vor die Tür, eine rauchen. Was ist das? direkt am Haus, vorm Steg kocht das Wasser. Zig tausende Wasserplätscher, was ist da? Aussenlicht an: alles Makrelen, das müssen hunterttausende sein. Leichte Rute geschnappt, kleinen Blinker dran: das gibts ja nicht, die beissen tatsächlich. Warum fahren wir eine halbe Stunde zum Makrelenberg, die Dinger springen ja fast auf den Bootssteg.
Nächster Morgen, Frühstück, Essen eingepackt, um acht gehts raus aufs Wasser. Köderfisch fangen geht hier an jeder stelle, in jeder Tiefe. Die ersten Makrelen packen ab zwei Meter, die letzten bei neunzig Meter. Ich probiere es mit pilken, Naturködermontage will nicht so. Wir sind bei strahlendem Sonnenschein und fast glatter See bei knapp 100 Meter Tiefe.
300g Pilker mit Beifänger abgelassen, bei zwanzig Metern ist Schluss. Jeder Haken hängt in Makrelen Fest. Hochkurbeln, abmachen, Beifänger weg, 400g Pilker und ab die Post. Bei neunzig Metern rappelts in der Rutenspitze.
Der Blutdruck steigt. Ich kurbel, merk aber schnell, das da nichts kapitales mit uns mitfahren will. An Bord, ich sehe schon wieder Makrele. Oh, die muss ich messen. Satte und glatte 50cm, so was gibs auch? Nicht übel.
Aber nicht normal, was die ins sich reinfuttern wollte. Als Makrele vergeht mann sich doch nicht an so einen Pilker!
Leider ging an diesem Tag nichts weiter, nur gefühlte 1000kg Makrelen, überall. Vierter Tag, Nachts war es schon zu hören: Kräftiger Wind und Regen. Raus gehts trotzdem, es gibt hier genug Wingeschützte Stellen.
Schnell ein paar Makrelen (und das wörtlich, denn die Dinger bissen wirklich überall) gefangen, vielversprechende Stelle angefahren und ab auf Tiefe mit den Köfis. Schon bei der ersten Drift landet Dieter zwei schöne Lengs.
Bei der Zweiten Drift auf dieser Stelle holt auch Dirk einen Leng an Bord, ich fange auf Flattermakrele einen schönnen Schellfisch. Das wars an diesem Tag auch schon wieder. Ich bin etwas frustriert, hatte ich mir das in Norge doch anders vorgestellt. Hätte ich mir nur nicht so viele Hochglanzkataloge und DVD´s angesehen. Naja, nach dem Abendessen ist der Frust bei einer guten Skatrunde verflogen, denn nach dem Angeln ist vor dem Angeln. Am fünften Tag gehts bei kräftigem Wind und etwas Regen in die andere Richtung. Es ist kaum zu glauben, aber das in die Tiefe abgelassene Pilkergeschirr bleibt wieder bei spätestens 20 Metern im Makrelenschwarm hängen. Wo kommen nur so viele Makrelen her? Ich weiß es nicht. Also Naturköder ablassen und warten. Andy holt in den ersten beiden Driften zwei schöne Leng an Bord, bei Dieter verirrt sich ein Pollack, bei mir und Dirk nichts. An diesem Tag war bei mir mal wieder nur Makrele angesagt. nicht, das man das falsch versteht, die Dinger machen einen Heidenspaß, aber deshalb bin ich doch nicht so weit gefahren. Stramme Bisse und Blutdrucksteigernde Drills wollte ich erleben. Naja, nächster Tag neues Glück. Um kurz nach neun Uhr, bei 80 Meter, endlich, die Rutenspitze vermeldet, hol mich raus, es ist mir zu tief hier. Hab ich auch, nur leider war mein erster Leng gerade mal doppelt so lang, wie die Makrele, die als Köder her halten musste. Wie hat der nur das ding in sich reingefressen und warum hat der so große Augen?:eek:
Um wenigstens etwas an Fisch mitzunehmen, werden noch ein paar Makrelen geangelt. Ich bin zu tiefst enttäuscht.
Am letzten Tag, das stand schon vorher fest, wird nur bis 14 Uhr geangelt, denn dann muss alles gepackt werden, was wieder mit nach Hause will.
Wie jeden Tag, Makrelen in Hülle und Fülle, sonst nichts. Gepilkt wie ein Weltmeister, alles probiert, was meiner Meinung nach Erfolg bringen konnte, aber nichts. Nur Dieter kann doch tatsächlich noch um kurz vor 14 Uhr einen wirklich guten Leng verhaften. Das wars, ab zum Bungalow, Makrelen putzen, Boot sauber machen, Ruten auseinander und ordentlich mit Süßwasser spühlen. Klamotten packen, lecker gegrillt, Eindrücke verdauen.
Kurz vorm dunkelwerden, bei einer leckeren Zigare auf dem Steg, da platsch es gewaltig im Wasser vor unseren Füßen. Wir sehen kurz hintereinander ein paar Lachse aus dem Wasser springen. Scheiß, schnell die leichte Rute noch mal ausgepackt, Blinker dran und ab. Beim zweiten Wurf ein geiler Ruck im Handgelenk, ich hau an und kurbel. Was für ein Abschluss: ein Pollack von gut zwei Kilo auf Blinker vom Steg aus.
Für viele Norgeangler sicherlich nicht der Rede wert, für mich noch ein Höhepunkt dieses Angeltripps.
Nach dem wir am nächsten Morgen alles im Auto verstaut hatten, ging es um 10 Uhr Richtung Heimat. Mann, wie geil sieht die Landschaft hier doch aus; ich habe ja schon ein bischen was gesehen von dieser Welt, aber selbst die schneeweißen Palmenstrände von Mauritius haben mich nicht so beeindruckt, wie diese Landschaft hier.
Auf der Fähre kommen wir mit einigen anderen Jungs ins Gerede, wie die Fänge so waren, was und wie groß, überall wird gejammert. Haben wir doch nicht so viel falsch gemacht, war wirklich nicht viel "guter" Fisch da? Bei so einem Aufkommen von Futterfisch hätten doch auch die großen Räuber da sein müssen. Naja egal, nächstes mal wird alles anders, denn: auch mich hat der Norgevirus erwischt!
Am frühen Morgen des 14. September sind wir erschöpft, aber gesund zu Haus angekommen. Es ist kurz nach fünf Uhr am morgen, ich lege mich im Wohnzimmer hin, um meine Frau nicht zu wecken.
so gegen zehn kommt dann meine Tochter rein und weckt mich, fragt mir Löcher in den Bauch. Ich erzähle alles, auch, was sie nicht hören will.
Es ist schön, wieder bei Frau und Kind zu sein, doch es ist auch schön, das ich in Norwegen sein durfte.
Ein Dankeschön an Dieter für die perfekte Planung, an Andy und Dirk ein
für ein paar wirklich tolle Tage, auch ohne die erhofften Erfolge beim Fischen.
Mein größter Dank gilt meiner Frau und meiner Tochter, das sie meine Angelmacke seit Jahren ertragen und mir diesen Tripp vom Herzen gegönnt haben. Norwegen, ich komme wieder und eines Tages fallen die Fänge besser aus!
Viele tolle Bilder mit Fischen habe ich nicht anzubieten, hänge aber trotzdem ein paar Aufnahmen dran!

Mein "erstes Mal" in Norwegen
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Toller Bericht und schöne Fotos
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Schön, das es dir gefallen hat!
Bin ertsaunt, das so kurz nach Einstellung schon einer durchgestöbert hat!
Frohes Fest und vielen Dank! -
Hi Tabbi
Für deinen ersten Bericht war das wirklich Klasse.
Ja, die Makrelen können einen schon nerven, aber nächstes mal wirds besser.
Da hat bei dir der Norgevirus wohl voll zugeschlagen.
Gruß Achim -
Hallo Brutzeljoe,
vielen Dank!
Ja, ich bin voll infiziert. Es ist ja auch super dort.
Wie gesagt, Makrelen angeln macht Spaß, aber nicht jeden Tag nur Makrelen. Man will ja auch mal was ordentliches an der Rute haben. Und außerdem essen wir drei für unser Leben gern Fisch! Aber zum Glück hab ich einen Fischer vor der Tür, da hol ich eben das, was ich nicht angel!!!
Ja, beim nächsten mal wird alles besser, das sage ich mir auch jedes mal, wenn ich nur zu unserem Karpfenteich fahre, denn ich bin Angler mit Leib und Seele, und das, seit ich denken kann. -
Schön, das es dir gefallen hat!
Bin ertsaunt, das so kurz nach Einstellung schon einer durchgestöbert hat!
Frohes Fest und vielen Dank!
Jopp, ich bin eben von der schnellen Sorte;)
Wünsch dir und deiner Familie ebenfalls ein schönes Fest! -
tabbi,
ein schöner Bericht !
Ich hab ihn jedenfalls genossen.
Deine Be- bzw. Umschreibung zur Landschaft kenne ich,
kennt jeder, der mal in Norwegen war.
Schade, wenn die Ankunftszeit in der Nacht ist, dann verpasst
man diese großartige Gegend.
Danke für Dein "erstes Mal"
Gruß aus dem Deister
Heiko -
Ja wirklich toll geschrieben von Dir ,
das erste Mal ... , unvergesslich , und da passiert es dann
oder auch nicht , die Infizierung .
Haste toll gemacht und tolle Fotos sind es auch .
Gruß Herbert -
Hallo Tabbi,
supertoller Bericht. Danke.
Freue mich nun schon auf mein erstes Mal Norwegen. Hoffe wenigstens kleine Fische zu fangen. Also bis dann.
Joschi -
Na wenn die zukünftigen Berichte auch so klasse geschrieben werden ,dann können wir uns ja alle schön mal freuen
Danke fürs Einstellen -
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