Es gibt sehr große Gebiete in Norwegen, in welchen der Angeltourismus keinen nennenswerten Anteil am Dorschbestandsrückgang haben kann - schlicht und einfach deswegen, weil diese touristisch nicht nennenswert erschlossen sind. Wenn man allerdings über touristisch gut erschlossene Bereiche spricht (z.B. Insel Hitra und umliegende Inseln), wird auch ein Einfluss vorhanden sein. Im Bereich unserer angelerisch hoch frequentierten Ostsee liegt der Anteil der Angler am Gesamtfang an Dorschen bei ca. 14%. So "hoch" wird der Anteil in Norwegen definitiv nicht sein - vielleicht stellenweise, aber sicher nicht flächendeckend.
Wenn also auch in Norwegen der Bestand an Küstendorschen spürbar rückläufig ist, sollte man sich nicht primär mit den Touristenfängen beschäftigen. Das ist ein Ablenkungsmanöver von den tatsächlichen Gründen. Diese werden mit der kommerziellen Fischerei viel stärker im Zusammenhang stehen. Wenn die reproduktionsstarken Altfische über viele Jahre entnommen werden und diese neben der höheren Reproduktionsrate auch Ihre "besseren" Gene nicht weitergeben können, muss es zwangsläufig dazu führen, dass der Bestand leidet.
Das aktuelle Gezeter der Fischereiunternehmen ist tatsächlich nur noch ein Kampf um Quoten, denn es sind immer weniger Fische zum verteilen da. So ist es unserer Ostsee auch ergangen. Die Fangmengen der Angler sind über Jahre gleichbleibend konstant gewesen. Die Fänge der Berufsfischer aber seit vielen Jahren konstant rückläufig. Vor ein paar Jahren mussten dann plötzlich auch die Angler sich Fangquoten unterwerfen, damit die selbigen der Berufsfischer zumindest auf dem Papier noch lohnend hoch bleiben konnten. Dem Dorschbestand ist damit aber überhaupt nicht gedient. Der nachhaltigsten Fischreiform den schwarzen Peter für Bestandsrückgänge zuzuschieben ist dreist und wer darauf reinfällt ist ahnungslos oder naiv oder beides.