Und nun der dritte Teil der "Furuholmen-Saga"
30. März
Um kurz nach 06.00 Uhr in die Küche, wo Haiko schon wuselte und pünktlich
um 07.00 Uhr erschien Kutterkapitän Reir mit der „Blue Finn“. Wir luden das
Angelgeschirr auf den Kutter und dann ging es (sehr) zügig los…
Die „Blue Finn“ ist zugelassen für 8 Passagiere, bietet viel Platz und ist nicht
nur aus anglerischer Sicht gut ausgestattet.
Mit Vollgas ging es raus. Während sich bei uns vor der Anlage die Wellen nur
kräuselten, herrschte hinter dem Leuchtturm Grønningen ordentlich Welle und
Windstärke 5+, was aber Reir nicht dazu veranlasste, die Geschwindigkeit zu
drosseln.
Sein ultimativer Tipp bei der Abfahrt: macht eure Angeln jetzt schon mal fertig,
da draußen könnt ihr schlecht stehen… Aha !
Während die Passagiere sich an den Bänken festsaugen, purzeln die
Gerätekisten schon mal durcheinander.
Wir fuhren zu unserem Sonntagsausflugspunkt, den Kletten vor Udvåre.
Dort hatten wir neben der schon erwähnten 2-Meter-Welle auch starke Drift, die
Reir insofern abmilderte, als dass er den Kahn mit Motorkraft dagegen hielt, was
aber nur bedingt gelang. 500-gr-Pilker waren angesagt, aber wenig Fisch kam an
Bord: Haiko hatte nach ca. 45 Minuten 3 Köhler, ich einen.
Wir verlegten gen Osten Richtung Tvisteinen; dort versuchten wir es noch mal.
Mittlerweile hatten bis auf Haiko und mich alle die Ruten in den Ständern abgestellt.
Haiko brachte noch zwei Köhler an Nord, dann brachen wir die Tour ab. Es war
einfach zu rau, der Wind hatte voraussagegemäß noch zugenommen.
Die Rückfahrt war noch abenteuerlicher als die Hinfahrt. Mit den Wellen von
schräg hinten rollte und krängte der Kutter mächtig. Zweimal dachte ich glatt,
(norditalienisches Denken halt…) der Kutter geht koppheister.
Ein Blick in die Augen des Kapitäns sagte mir aber schnell, dass keine Gefahr besteht.
Tags zuvor waren Andreas und ich durch eine schmale, flache Stelle zwischen
zwei Felsen gefahren. Ich stand schon auf Zehenspitzen, als wir die Stelle
passierten…
Als Reir nun auch diese Engstelle ansteuerte, wurde mir noch mal Angst und Bange !
Mit Vollgas durch, mir stockte der Atem und Reir bemerkte dazu trocken:
Kein Problem, 1,80 m Wassertiefe, reicht locker !
Damit war der Montag eigentlich anglerisch erledigt, denn es war jetzt richtig
ungemütlich mit Wind so bei 10 m/s und darüber und auch der Schneeregen war
wieder da.
Andreas bastelte eine Grundmontage, ich bestückte ein Heringsvorfach mit
Fischstückchen. Beide Systeme gingen baden, aber bis zum Abend tat sich nix.
Bei einer Zigarettenpause auf der Terrasse bemerkte ich ein zaghaftes Zupfen an
meiner Rute, welches sich zu einem herzhaften Zucken steigerte.
Anschlag und raus mit dem unbekannten Zuckerer:
eine Aalmutter, ca. 34 cm lang, das Gewicht war wegen fehlender Briefwaage
nicht zu ermitteln, war mein Erfolg.
31. März
Früh am Morgen aus dem Fenster geschaut: der Wind hatte sich gelegt,
Furuholmensundet lag brav und platt vor mir. Die Sonne machte Anstalten,
sich heute mal wieder zu zeigen.
Was lag also näher, als schnellstens einen Kaffee runterzudrücken und rauszufahren ?
Vorher noch die (vergessene) Angel einholen – upps, geht schwer, klar doch,
wenn Schlick an den Haken hängt… Schlick ? Nö, Fisch !
Andreas rausrufen, Foto’s machen und zurück mit dem Ungetüm.
Fischbestimmung: Seeskorpion.
Ein Fisch, der mir in meinem Fangbuch noch fehlt.
Ich bedränge Andreas, sich zu beeilen, trage schon mal unsere Angelsachen ins
Boot und endlich bequemt sich mein Kaptein an das Steuerrad.
Letzte Ausfahrt heute, das Wetter ist immer noch gut.
Am Angelpunkt (Grønningsboen) angekommen sollen die Grundruten noch mal
eingesetzt werden
Andreas bemerkt jetzt, dass der Ballast an Bord seine Ruten vergessen hat…
PEINLICH – PEINLICH – PEINLICH !!!
Aber das Wetter ist ja ruhig, wir fahren zurück, laden die Angeln ein und gurken noch mal los.
Wieder vor Ort gehen die Fischfetzen gen Meeresgrund, tun tat sich aber da unten nix…
…dafür aber oben ! Von See her zog Nebel auf !
Als die Insel Våre fast nicht mehr zu sehen ist, ziehen wir die Köder ein. Als
die Köder an Bord sind, ist Våre im Nebel verschwunden. Die Sichtweite betrug
immer noch mehrere hundert Meter, es war also keine „dicke Suppe“, aber die
Landmarken waren alle wech.
Mein norditalienisches Herz empfand diesen Anblick (oder besser: fehlenden
Anblick) gar nicht lustig.
Andreas startete den Motor und mit langsamer Fahrt (wir hatten ja Zeit)
zuckelten wir zurück.
Ich saß, wie immer beim Verlegen/Fahren auf der Mittelkonsole.
Irgendwie fand ich unsere Fahrtrichtung seltsam, hielt sie aber nicht wirklich für falsch,
bis mir aufging, dass wir GEGEN die Dünung fuhren, so, wie wir raus gefahren waren.
Der Kompass vor mir zeigte ein „S“ in Andreas seine Richtung…
Diese Beobachtungen teilte ich meinem Kapitän mit, der erst mal anhielt und
mittels Hand-GPS die Sachlage checkte.
Ergebnis: wir drehten das Boot um 180° und fuhren nun gen Norden - in die richtige Richtung !
Sowohl Andreas als auch mir war entgangen, dass sich das Boot während des
Schnureinholens etc. gedreht hatte (fehlende Landmarken halt…),
Meine Fresse ! Das hätte ohne Kompass (und GPS) fürchterlich schief gehen können.
Aber jetzt bitte keine Schelte, wir waren sooo weit draußen gar nicht…
Letztendlich fuhren wir direkt auf den Leuchtturm zu. Dort angekommen, hatte
sich der Nebel fast verzogen.
Da lt. Seekarte in der Einfahrt zwischen Leuchtturm und schwarzem Turm
Sandboden vorzufinden ist, beschlossen wir, hier noch mal auf Grund zu angeln
aber ebenfalls mit Null Erfolg.
Als sich der Nebel wieder verdichtete, gaben wir auf und fuhren zurück zur Anlage.
Das war eine gute Idee, denn sonst hätten wir Farsundklaus verpasst, der uns
netterweise einen Besuch abstattete.
Im Gepäck hatte er seinen legendären selbstgemachten Hagebuttenwein…
Nach zwei (Sherry-)Gläsern hatte ich genug - nicht etwa wegen dem Geschmack !
Klaus, DANKE dafür, eine weitere Erfahrung, die mir zu sammeln vergönnt war !
Fast hätte ich es vergessen: Gegenüber am Ufer tat sich was: eine offensichtlich
weibliche Person erschien, setzte sich auf die Spitze der Halbinsel und packte
Angelgerät aus.
Ein sehr ansprechendes Bild, erinnert mich ein wenig an die kleine
Meerjungfrau in Kopenhagen.
Gefangen hat die junge Frau aber auch nix…
Der Tag ging zu Ende, wir mussten noch packen, da am nächsten Morgen um
06:00 Uhr die Abfahrt anstand.
Bitte, seht es mir nach, wenn ich über den Abreisetag nichts mehr schreibe -
es gab nicht neues und so ein Tag bedarf einfach keiner Beschreibung !
Fakt ist: ich war um 19.00 Uhr wieder zu Hause in Evestorf.
Fazit:
Die Ferienanlage eignet sich sowohl zum Angelurlaub als auch für den Familienurlaub,
wobei eine reine Angeltruppe die Häuser nicht bis auf das letzte Bett auslasten sollte.
Die touristischen Möglichkeiten im Umfeld sind vielfältig, ein Badeplassen mit
feinem Sandstrand ist gegenüber der Anlage.
Die anglerischen Möglichkeiten lassen keine Wünsche offen, zumal bei wirklich
gutem Wetter, wie man es im Sommer bestimmt öfter hat, sind Ausfahrten bis
an die „Schelfkante“, welche direkt hinter den Kletten beginnt, gut möglich.
Ansonsten locken weitläufige seichte Buchten, eine „Wittling-Stelle“ soll es
auch geben und eben das Uferanglen vor der Haustür.
Die Betreuung durch Christian (hauptsächlich in Avik tätig) war ebenfalls erstklassig
- auch wenn seine zahlreichen Tipps wegen des unfischigen Wetters nicht zum Erfolg führten.
Die vorhandenen Boote sind für die Gegend wunderbar geeignet.
Ach so - warum Viertakter ? Auf diese Frage erhielt ich die für mich nachvollziehbare
Antwort, dass Dieselmotoren in der Anschaffung um ein vielfaches teurer sind
und auch bei der Wartung erheblich mehr kosten.
Diese Kosten umgelegt auf die Bootsmiete würden den Preis mächtig in die Höhe treiben.
So, dies unser Beitrag zum „Frühlingsausflug nach Südnorwegen“.
Ich hoffe, er hat euch gefallen.
Grüße
Heiko