Furuholmen März 2009 Teil III

  • Und nun der dritte Teil der "Furuholmen-Saga"




    30. März

    Um kurz nach 06.00 Uhr in die Küche, wo Haiko schon wuselte und pünktlich
    um 07.00 Uhr erschien Kutterkapitän Reir mit der „Blue Finn“. Wir luden das
    Angelgeschirr auf den Kutter und dann ging es (sehr) zügig los…
    Die „Blue Finn“ ist zugelassen für 8 Passagiere, bietet viel Platz und ist nicht
    nur aus anglerischer Sicht gut ausgestattet.

    Mit Vollgas ging es raus. Während sich bei uns vor der Anlage die Wellen nur
    kräuselten, herrschte hinter dem Leuchtturm Grønningen ordentlich Welle und
    Windstärke 5+, was aber Reir nicht dazu veranlasste, die Geschwindigkeit zu
    drosseln.
    Sein ultimativer Tipp bei der Abfahrt: macht eure Angeln jetzt schon mal fertig,
    da draußen könnt ihr schlecht stehen… Aha !

    Während die Passagiere sich an den Bänken festsaugen, purzeln die
    Gerätekisten schon mal durcheinander.

    Wir fuhren zu unserem Sonntagsausflugspunkt, den Kletten vor Udvåre.
    Dort hatten wir neben der schon erwähnten 2-Meter-Welle auch starke Drift, die
    Reir insofern abmilderte, als dass er den Kahn mit Motorkraft dagegen hielt, was
    aber nur bedingt gelang. 500-gr-Pilker waren angesagt, aber wenig Fisch kam an
    Bord: Haiko hatte nach ca. 45 Minuten 3 Köhler, ich einen.
    Wir verlegten gen Osten Richtung Tvisteinen; dort versuchten wir es noch mal.
    Mittlerweile hatten bis auf Haiko und mich alle die Ruten in den Ständern abgestellt.
    Haiko brachte noch zwei Köhler an Nord, dann brachen wir die Tour ab. Es war
    einfach zu rau, der Wind hatte voraussagegemäß noch zugenommen.
    Die Rückfahrt war noch abenteuerlicher als die Hinfahrt. Mit den Wellen von
    schräg hinten rollte und krängte der Kutter mächtig. Zweimal dachte ich glatt,
    (norditalienisches Denken halt…) der Kutter geht koppheister.
    Ein Blick in die Augen des Kapitäns sagte mir aber schnell, dass keine Gefahr besteht.

    Tags zuvor waren Andreas und ich durch eine schmale, flache Stelle zwischen
    zwei Felsen gefahren. Ich stand schon auf Zehenspitzen, als wir die Stelle
    passierten…
    Als Reir nun auch diese Engstelle ansteuerte, wurde mir noch mal Angst und Bange !
    Mit Vollgas durch, mir stockte der Atem und Reir bemerkte dazu trocken:
    Kein Problem, 1,80 m Wassertiefe, reicht locker !

    Damit war der Montag eigentlich anglerisch erledigt, denn es war jetzt richtig
    ungemütlich mit Wind so bei 10 m/s und darüber und auch der Schneeregen war
    wieder da.
    Andreas bastelte eine Grundmontage, ich bestückte ein Heringsvorfach mit
    Fischstückchen. Beide Systeme gingen baden, aber bis zum Abend tat sich nix.

    Bei einer Zigarettenpause auf der Terrasse bemerkte ich ein zaghaftes Zupfen an
    meiner Rute, welches sich zu einem herzhaften Zucken steigerte.
    Anschlag und raus mit dem unbekannten Zuckerer:
    eine Aalmutter, ca. 34 cm lang, das Gewicht war wegen fehlender Briefwaage
    nicht zu ermitteln, war mein Erfolg.

    31. März

    Früh am Morgen aus dem Fenster geschaut: der Wind hatte sich gelegt,
    Furuholmensundet lag brav und platt vor mir. Die Sonne machte Anstalten,
    sich heute mal wieder zu zeigen.

    Was lag also näher, als schnellstens einen Kaffee runterzudrücken und rauszufahren ?

    Vorher noch die (vergessene) Angel einholen – upps, geht schwer, klar doch,
    wenn Schlick an den Haken hängt… Schlick ? Nö, Fisch !
    Andreas rausrufen, Foto’s machen und zurück mit dem Ungetüm.
    Fischbestimmung: Seeskorpion.
    Ein Fisch, der mir in meinem Fangbuch noch fehlt.

    Ich bedränge Andreas, sich zu beeilen, trage schon mal unsere Angelsachen ins
    Boot und endlich bequemt sich mein Kaptein an das Steuerrad.
    Letzte Ausfahrt heute, das Wetter ist immer noch gut.
    Am Angelpunkt (Grønningsboen) angekommen sollen die Grundruten noch mal
    eingesetzt werden
    Andreas bemerkt jetzt, dass der Ballast an Bord seine Ruten vergessen hat…

    PEINLICH – PEINLICH – PEINLICH !!!

    Aber das Wetter ist ja ruhig, wir fahren zurück, laden die Angeln ein und gurken noch mal los.

    Wieder vor Ort gehen die Fischfetzen gen Meeresgrund, tun tat sich aber da unten nix…
    …dafür aber oben ! Von See her zog Nebel auf !

    Als die Insel Våre fast nicht mehr zu sehen ist, ziehen wir die Köder ein. Als
    die Köder an Bord sind, ist Våre im Nebel verschwunden. Die Sichtweite betrug
    immer noch mehrere hundert Meter, es war also keine „dicke Suppe“, aber die
    Landmarken waren alle wech.
    Mein norditalienisches Herz empfand diesen Anblick (oder besser: fehlenden
    Anblick) gar nicht lustig.
    Andreas startete den Motor und mit langsamer Fahrt (wir hatten ja Zeit)
    zuckelten wir zurück.
    Ich saß, wie immer beim Verlegen/Fahren auf der Mittelkonsole.
    Irgendwie fand ich unsere Fahrtrichtung seltsam, hielt sie aber nicht wirklich für falsch,
    bis mir aufging, dass wir GEGEN die Dünung fuhren, so, wie wir raus gefahren waren.
    Der Kompass vor mir zeigte ein „S“ in Andreas seine Richtung…
    Diese Beobachtungen teilte ich meinem Kapitän mit, der erst mal anhielt und
    mittels Hand-GPS die Sachlage checkte.
    Ergebnis: wir drehten das Boot um 180° und fuhren nun gen Norden - in die richtige Richtung !
    Sowohl Andreas als auch mir war entgangen, dass sich das Boot während des
    Schnureinholens etc. gedreht hatte (fehlende Landmarken halt…),
    Meine Fresse ! Das hätte ohne Kompass (und GPS) fürchterlich schief gehen können.
    Aber jetzt bitte keine Schelte, wir waren sooo weit draußen gar nicht…

    Letztendlich fuhren wir direkt auf den Leuchtturm zu. Dort angekommen, hatte
    sich der Nebel fast verzogen.
    Da lt. Seekarte in der Einfahrt zwischen Leuchtturm und schwarzem Turm
    Sandboden vorzufinden ist, beschlossen wir, hier noch mal auf Grund zu angeln
    aber ebenfalls mit Null Erfolg.
    Als sich der Nebel wieder verdichtete, gaben wir auf und fuhren zurück zur Anlage.

    Das war eine gute Idee, denn sonst hätten wir Farsundklaus verpasst, der uns
    netterweise einen Besuch abstattete.
    Im Gepäck hatte er seinen legendären selbstgemachten Hagebuttenwein…
    Nach zwei (Sherry-)Gläsern hatte ich genug - nicht etwa wegen dem Geschmack !
    Klaus, DANKE dafür, eine weitere Erfahrung, die mir zu sammeln vergönnt war !

    Fast hätte ich es vergessen: Gegenüber am Ufer tat sich was: eine offensichtlich
    weibliche Person erschien, setzte sich auf die Spitze der Halbinsel und packte
    Angelgerät aus.
    Ein sehr ansprechendes Bild, erinnert mich ein wenig an die kleine
    Meerjungfrau in Kopenhagen.
    Gefangen hat die junge Frau aber auch nix…

    Der Tag ging zu Ende, wir mussten noch packen, da am nächsten Morgen um
    06:00 Uhr die Abfahrt anstand.

    Bitte, seht es mir nach, wenn ich über den Abreisetag nichts mehr schreibe -
    es gab nicht neues und so ein Tag bedarf einfach keiner Beschreibung !
    Fakt ist: ich war um 19.00 Uhr wieder zu Hause in Evestorf.

    Fazit:
    Die Ferienanlage eignet sich sowohl zum Angelurlaub als auch für den Familienurlaub,
    wobei eine reine Angeltruppe die Häuser nicht bis auf das letzte Bett auslasten sollte.
    Die touristischen Möglichkeiten im Umfeld sind vielfältig, ein Badeplassen mit
    feinem Sandstrand ist gegenüber der Anlage.
    Die anglerischen Möglichkeiten lassen keine Wünsche offen, zumal bei wirklich
    gutem Wetter, wie man es im Sommer bestimmt öfter hat, sind Ausfahrten bis
    an die „Schelfkante“, welche direkt hinter den Kletten beginnt, gut möglich.
    Ansonsten locken weitläufige seichte Buchten, eine „Wittling-Stelle“ soll es
    auch geben und eben das Uferanglen vor der Haustür.
    Die Betreuung durch Christian (hauptsächlich in Avik tätig) war ebenfalls erstklassig
    - auch wenn seine zahlreichen Tipps wegen des unfischigen Wetters nicht zum Erfolg führten.

    Die vorhandenen Boote sind für die Gegend wunderbar geeignet.
    Ach so - warum Viertakter ? Auf diese Frage erhielt ich die für mich nachvollziehbare
    Antwort, dass Dieselmotoren in der Anschaffung um ein vielfaches teurer sind
    und auch bei der Wartung erheblich mehr kosten.
    Diese Kosten umgelegt auf die Bootsmiete würden den Preis mächtig in die Höhe treiben.


    So, dies unser Beitrag zum „Frühlingsausflug nach Südnorwegen“.
    Ich hoffe, er hat euch gefallen.



    Grüße
    Heiko


    ! holde seg frisk !

    Ja, vi elsker dette landet, som det stiger frem,

    furet, værbitt, over vannet, med de tusen hjem.

  • Hallo
    Erstmal vielen Dank für eure Berichte und die Fotos.

    War schön zu lesen.

    So eine verrückte Kuttertour hab ich übrigens auch schon mal mitgemacht.
    Der einzige der dabei cool blieb war der Käptn selber. :D


    Mal gut dass ihr Kompass uns GPS dabei hattet. Ist immer empfehlentswert, da Seenebel oft sehr schnell aufzieht.


    Gruß und in Erwartung der weiteren Bilder,


    Mona und Achim :wave::wave:

  • Hallo Ballast 1 und alle Norwegenfahrer!


    Habe mit Vergnügen und auch ein bischen "Bauchweh" den Furuholmen-Bericht gelesen. Werde ab 02.Mai die Seeseite von Spangereid (ist ja nicht soweit von Furuholmen) besuchen. Hatte die Idee, mit eiem kleinen Gummifisch, den Pollak zu überlisten. Vieleicht gibt es ja auch noch ein oder zwei Herringe? Da es ja unsere "erste wirklich ernsthafte" Südnorwegentour handelt, bin ich für jeden Tip dankbar. (Wir überlegen gerade- entspannt und mit relativ geringen Aufwand, in Südnorwegen oder doch Richtung Norden - Insel Senja.


    Allen Norwegenfahrern, viel Freude, schöne Erlebnisse und gut Fisch!


    Danke Ballast 1 und allen anderen Angelfreunden.


    Viele Grüße aus Potsdan und bald aus Norwegen!


    elkeheinz:Danke:

  • :Danke:, Heiko für den prima Bericht.

    Sach mal, wo genau ist denn eigentlich Furuholmen ?

    Die Angelstelle Kletten südlich von Udvåre kenn ich auch.
    Haben die von Spangereid angefahren.
    Ist übrigens eine gute Stelle, wenn die Bedingungen stimmen.

    Achso, wer zum Angeln nach Norge fährt und dann bei einer
    Ausfahrt sein Gerät in der Hütte vergißt, glaube ich, kriegt auch
    nicht jeder hin. :1poke: :biglaugh:

    Dank auch an Andreas für die tollen Bilder, auch für die die wohl
    noch folgen. :baby:

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