Zielfisch Maräne

Julegave

  • Mein angelverrückter Schwager aus Prenden (Gemeinde Wandlitz) servierte Ende der 80iger Jahre anläßlich einer Familienfeier geräucherte Maränen.
    Die Fische – müssten alle so um die 25 – 30 cm lang gewesen sein – hatte er bei einem ansässigen Fischer gekauft, stammten aus dem Liepnitzsee
    oder Obersee und schmeckten ganz vorzüglich. Auf meinen Vorschlag, mal selbst auf Maränen zu angeln, erhielt ich damals die Antwort, dass man diese
    Fische nicht mit der Angel sondern nur mit dem Netz fangen kann.
    Hab das Thema nicht weiter verfolgt, zumal ich in meiner näheren Umgebung keinen
    See mit Maränenbesatz kannte.


    Durch die Anmeldung und Vorstellung von „vatas-sohn“ bin ich nun zu der Vermutung gelangt, dass man die Maräne doch mit der Angel überlisten kann.
    Speziell würde mich interessieren:


    1. Welche Seen im Raum Brandenburg sind mit Maränen besetzt?
    2. Hab ich im Trechwitzer See oder Rietzer See die Chance Maränen zu fangen?
    3. Pflanzen sich die Fische in den Seen natürlich fort oder ist Besatz notwendig?
    4. Sind im Raum Brandenburg Große Maräne und Kleine Maräne gleichermaßen verbreitet?


    Könnte mir ein Teil meiner Fragen auch zusammen googeln, aber ich vertraue lieber den Antworten von bekannten Experten / Einheimischen.


    Viele Grüße aus Gutenberg


    Peter

  • Da Du ja aus Gutenberg kommst, wäre vielleicht auch die Goitzsche bei Bitterfeld interessant. Dort soll es meines Wissens nach Maränen drin geben.

    Gruß Torsten (ohne "h") :wave:



    [SIGPIC][/SIGPIC]


    Freundschaft ist wie Hose voll – jeder sieht es, aber du als Einziger fühlst die Wärme! (Otto Waalkes)

  • Moin,


    bei den in den genannten Seen, Liepnitzsee, Obersee und auch im Werbelinsee, handelt es sich um die kleine Maräne. Die werden dort auch befischt und vermarktet. Angeblich sollen Spezis die mit gaaanz feinen Hegenen fangen oder mit winzigen Haken mit einer Made dran. Das Problem ist wohl das finden der sehr beweglichen kleinen Schwärme. Ich hab es selber noch nie gemacht. Mein Kumpel, selber Fischer auf mehreren kleinen Seen am Rande der Schorfheide, hat davon erzählt.
    Ich glaube gelesen zu haben , dass viele der Tagebaurestlöcher in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit der Großen Maräne besetzt werden. da muss man sich schlau machen.
    Ich habe selbst in der 80iger Jahren für ein knappes Jahr den DDR Rekord gehalten, Große Maräne 52 cm 0,850 kg. Die hatte sich in die Elbe verirrt, ist bis Bad Schandau geschwommen und ist mir an die Stippe gegangen. War sicher ein Zufall.


    Grüße
    Frank

  • Hallo und guten Morgen ins Tiefkühlfach!


    Ja, das kenne ich auch. "Was willst Du fangen? Maränen? Hahahaha....". So oder so ähnlich klingt es mir öfter mal entgegen, wenn ich mir eine Tageskarte kaufe und verrate, was ich denn fangen will. Die Leute aus dem Alpenraum machten den Anfang- das war so vor rund 30-40 Jahren. Heute weiß man, daß man die Fische auch mit der Hegene überlisten, also mit der Angel fangen kann. Natürköder spielen dabei eher eine sehr untergeordnete Rolle. Beschäftigt man sich intensiver mit den Tieren, wird man unweigerlich darauf gestoßen, was diese Fische wann und warum zu sich nehmen. In der Regel geht das Nahrungsspektrum von Phyto- über Zooplankton, von aquatisch lebenden Insektenlarven bis zu Kleinstfischen. Entsprechend muß natürlich auch der Köder gestaltet und angeboten werden. Fressen die Fische lediglich Plankton, wird es kaum möglich sein sie zu fangen, denn Maränen fressen meist selektiv. Das heißt, sie fressen nur eins. Und das meist so selektiv, daß selbst Farbnuancen eine gewichtige Rolle spielen. Wenn man dann keine Hegene in entsprechender Farbe dabei hat, geht man leer aus. Zudem spielen Wassertemperatur, Lichverhältnisse, Wind und die Sichtigkeit im Wasser eine entscheidende Rolle.
    Wenn man über Jahre gezielt auf Coregonen (so der korrekte Begriff) fischt, dann erweitert man von Mal zu Mal sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz. Allerdings merkt man auch recht schnell, daß eine vermeintliche Regel, welche gestern anscheinend galt, heute nichts mehr wert ist. Irgendein Parameter hat sich geändert. Wer sich ernsthaft (also nicht nur mal aus Spaß) auf den Fang von Maränen/ Renken/ Felchen einlassen will, sollte wissen, daß dies ein Faß ohne Boden ist. Wie bei vielen Angelarten gilt es hier ganz besonders, daß man mit jeden Tag etwas dazulernt. Hier ist es so, daß man selbst nach 30 oder mehr Jahren der Angelei täglich !!!! neue Erkenntnisse gewinnt- man wird nie auslernen. Obendrein hat die ganze Angelegenheit ein deratiges Suchtpotential, daß ich manchmal denke, ob es nicht besser wäre, wenn die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sich der Sache mal annehmen und die Coregonitis als Suchtkrankheit anerkannt würde. Ich mache das seit sieben Jahren und kann mittlerweile kaum noch an etwas anderes denken. Selbst die schwerst süchtig machende Jagd auf Meerforellen tritt dabei in den Hintergrund....


    So, das nur kurz zur Einführung, ich will und kann ja hier keine wissenschaftliche Abhandlung über die Abhängigkeiten von Coregonen und Chirominieden liefern..... Interessante Literatur zum Thema ist schwierig zu bekommen- zu gering die Anzahl derer, die das ernsthaft ausüben. Was hier gut hilft, ist sich in den alpenländischen Foren anzumelden und mit einzubringen.
    Was auch gut ist (eigentlich immer gut), wenn man neugierig sich durchs Internet frisst und auch vor wissenschaftlicher Literatur nicht zurückschreckt. So manchen Aha-Effekt wird es dabei geben und die Erkenntnis in den Wissensschatz des Hegenenfischers eingehen.


    Hier mal der Link zu einer Liste vom LELF Brandenburg zur Verbreitung der Coregonen im Land Brandenburg:


    http://lelf.brandenburg.de/med…ngewaesser_Verzechnis.pdf


    In Sachsen sind diese Fische in den schon erwähnten Tagebaurestlöchern besetzt worden. Die Erfolge dabei sind sehr unterschiedlich ausgefallen und es wird noch viele Jahrzehnte dauern, bis sich die Bestände auf ein dem Gewässer entsprechendem Niveau eingepegelt haben.


    Hier ein paar Bücher zum Thema:
    - Klaus Betlejewski "Hegenenfischen"
    - Franz Egon Kleinjohann "Große Renken beißen immer"
    - Franz Hofer "Auf Reinanken, Renken, Felchen: Allgemeines - Fangmethoden - Ausrüstung"


    Letzteres Buch bietet dem Anfänger eine gute Übersicht und eine gute Einführung in die Materie.


    Ich stelle hier mal meine "Liebeserklärung" an die Renke, die ich 2012 in einem anderen Forum (weiß nicht, ob ich das hier explizit nennen darf?) geschrieben habe, rein. Da kann man erahnen, was diese Fische anzurichten in der Lage sind.


    ___________________________________________________________________________________________________________________________________


    Schwerst verliebt!


    So liebe Leute: Heute möchte ich Euch nun endlich mal meine neue Liebe vorstellen. Ihr Name ist Coregonus. Nun zugegeben, sie ist weder blond, noch hat sie eine besonders ansprechende Körbchengröße und kochen kann sie auch nicht- eher wird sie gekocht, gebraten oder geräuchert:



    Renken, auch Felchen (Schweizer Raum) oder Maränen (Norddeutschland) genannt. Lateinisch: Corgegonen.


    Dafür ist sie äußerst zickig, schwer und nur mit spezieller Angeltechnik zu fangen und auf grob geschätzt 20 Bisse und 10 Drills kommt mit etwas Glück ein gefangener Fisch!


    Was braucht man dazu?


    Zunächstmal einen Partner oder Partnerin, die da mit macht. Als eines der wichtigsten Dinge braucht man noch eine gute Tankstelle, eine eigene Raffinerie oder andere Quellen, wo man möglichst preiswert an Treibstoff kommen kann! Dann Sitzfleisch ohne Ende. Dazu eine spezielle Zupfrute, die sich bereits bei 10 g Bleigewicht beängstigend durchbiegt und auf jeden Fall unter 100 besser unter 70 !!! Gramm wiegt. Dann darf die entsprechende Rolle- auch möglichst unter 100 Gramm! (Centerpin) nicht fehlen. Jetzt braucht man noch einen Kescher, in dem sich der Köder, eine s.g. Hegene mit äußerst spitzen und sehr kleinen Larvenimitationen (s.g. Nymphen), nicht festsetzen können.
    Das Ganze sieht dann in etwa so aus:


    ....und die Hegene (also der Köder) in etwa so:



    Nun hat man alles beisammen und kann loslegen. Zunächst muß man ein kristallklares, min. 25 Meter tiefes Gewässer haben, in dem Maränen, auch Felchen (finde ich am schönsten!) oder im bayrischen Renken, vorkommen und welches als Maränengewässer ausgewiesen ist. Ansonsten hat man schlechte Karten, da man sonst nicht mit der Hegene, die ja min. 3 aber meistens 5 Anbisstellen hat, nicht fischen.
    Nun muß man sich die Fische suchen. Je nach Jahres- und Tageszeit woanders. Das hängt mit der Nahrungsgrundlage (zumeist Mückenlarven und anderes zumeist Zooplankton) zusammen. Hat man sie endlich gefunden (was schon mal ein paar Stunden dauern kann, dann läßt man die zumeist mit 7 Gramm beschwerte Hegene auf die entsprechende Wassertiefe (etwa von 25 bis 3-4 Meter) herunter. Nun beginnt das, was man mit Fug und Recht als wahres Geduldsspiel bezeichnen kann. Heben und senken der Rute im Zeitlupentempo- und selbst das ist noch deutlich zu schnell!!! Wir reden ja hier darüber, die natürliche Bewegung der Nymphen zu simulieren- und der geht aufwärts gerade mal mit 9 sek pro Meter und abwärts etwa 3 sek pro Meter!!!!! Das ganze Spiel kann dann schon mal eine oder auch zwei Stunden dauern, bis plötzlich (man hat natürlich längst jede Konzentration verloren) die Rutenspitze schier unmerklich nach oben oder nach unten wippt. Ein sehr LEICHTER Anhieb aus dem Handgelenk muß unmittelbar erfolgen, ansonsten ist man zumeist der Verlierer. Die ganze Angelegenheit kann man hier mal ansehen:


    http://www.bissclips.tv/bisscl…enken-in-aktion-3604.html


    Man kann das Renkenfischen auch mit Pose betreiben, ist aber nicht ganz so mein Ding, da die "Zupferei" viel spannender ist. Näheres auch dazu in Netz und Literatur.


    Hier mal ein paar Bilder vom Fischen auf dem Markkleeberger See:



    Stundenlange Konzentration beim "zupfen"....



    Ein stolzer Renkenfischer!



    Geräuchert ist die Renke eine wahre Delikatesse!

    Grüße aus Brandenburg!
    Ron



    Ostseeoporose und Bachflohkrebs sind fast geheilt.
    Gegen Coregonitis kann man anscheinend nichts machen...

  • Wahrscheinlich ist es einfacher, in Norwegen einen Heilbutt oder an der Ostsee eine Meerforelle zu fangen als in den heimischen Gewässern eine Maräne. Aber gut zu wissen, dass der Fang mit der Angel möglich ist und es genügend Gewässer gibt, in denen man diesen Fischen nachstellen kann.

    Ich danke euch für die umfassende Beantwortung meiner Fragen.


    Viele Grüße


    Peter

  • Wieso leider? Die schmeckt außerordentlich gut, unterliegt keinen Fangbegrenzungen und hat keine Schonzeit. Nur fangen muß man sie halt irgendwie... :)

    Grüße aus Brandenburg!
    Ron



    Ostseeoporose und Bachflohkrebs sind fast geheilt.
    Gegen Coregonitis kann man anscheinend nichts machen...

  • Auch da werden die mit der Angel gefangen, ich selbst war zwar noch nicht da, weiß aber verbrieft davon. Maränenangelei ist schon eine ziemlich spezielle Angelegenheit, bei der es sehr auf`s Material und die Technik ankommt. Mal eben so, quasi versehentlich wird man eher keine Maräne fangen. Obendrein kommt noch hinzu, daß es eine wichtige Frage ist, welche Art der Kleinen Maräne dort vorkommt...

    Grüße aus Brandenburg!
    Ron



    Ostseeoporose und Bachflohkrebs sind fast geheilt.
    Gegen Coregonitis kann man anscheinend nichts machen...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!