Freunde,
in den einschlägigen Foren findet man leider recht wenig zu Aldersund Brygge. Daher habe ich mich entschieden, spontan, quasi als Weihnachtsgeschenk für Euch #zwinker2*, einen kurzen Reisebericht zu unserer diesjährigen Tour zu schreiben.
Wir, insgesamt 8 Angler, sind am 16.06. morgens um 4:00 Uhr in Nordfriesland losgefahren, um mit der Fjordline von Hirtshals nach Langesund um 9:00 Uhr abzulegen. Ankunft in Norge um 13:30 Uhr. Direkt nach der Fähre hörten wir von der Sperrung des Stadttunnels in Oslo. Na super. Wir sind dann in Sandvika auf die E16 gefahren und haben uns nördlich von Oslo durchgeschlagen. Die ganze Umfahrung hat uns locker 2 Stunden gekostet, bevor wir östlich von Oslo wieder auf die E 6 auffahren konnten. Anschließend sind wir dann in Hamar auf die E 3 abgebogen. In Halland Camping, etwa 80 km vor Trondheim, haben wir dann spät abends unsere Zwischenübernachtung bezogen. Zwei einfache preisgünstige Hütten mit jeweils vier Betten waren ausreichend. Bad und Toilette haben wir dann im Gemeinschaftshaus genutzt. Vereinbart war, nächsten Morgen gegen 7 Uhr aufzustehen. Komischerweise haben wir den Platz noch vor 6 Uhr in den Autos sitzend wieder verlassen. Es lag wohl eine gewisse Aufregung und Spannung in der Luft
Ach ja, auf der Hinfahrt die obligatorischen Stopps vollzogen
Gegen 16 Uhr haben wir dann Aldersund Brygge, etwas mehr als eine Stunde westlich von Mo i Rana, erreicht. Hinter Trondheim zieht sich die E 6 doch seeehhhrrrr lang hin. Viele Baustellen unterwegs.
Wir hatten gleich zwei Häuser gebucht. Direkt oberhalb der Boote, mit einer riesengroßen Terrasse. Mit jeweils vier Personen war es ein entspanntes Wohnen bei drei Schlafzimmern pro Haus und zwei WC's. Gute Alu-Boote mit 40 PS haben uns treu ihren Dienst erwiesen.
Leider passte in den ersten Tagen das Wetter so gar nicht. Regen, Regen, Regen... ach ja, und auch Wind war dabei. Daher haben wir viel im vor dem Haus befindlichen Sund gefischt. Ganz grob gesagt, Seelachse und Dorsche. Viel mehr Artenauswahl gab es eigentlich nicht. In der zweiten Wochenhälfte wurde das Wetter dann besser und wir haben dann auch längere Angelfahrten unternommen. Etwa drei bis vier Kilometer weg von der Anlage befindet sich eine Fischfarm. Hier hatten wir eigentlich an dem einen Tag nur mal so auf dem Weg nach Hause angehalten. Das war ein Fest. 125 m tief, bei 75 m standen die Seelachse und bei 110 m die Dorsche, allesamt in respektablen Größen. Unsere Fischkiste im Boot, war durch drei Angler schnell gefüllt, kurze What's App an die zwei Bootsmannschaften im Haus versandt. Keine 30 Minuten später kamen dann schon zwei Boote mit Highspeed auf uns zugefahren. Wir hörten auf, die anderen fingen an. An diesem Tag haben wir lange filetiert, Filets getrocknet, verpackt und eingefroren. Ab diesem Tag hatten wir uns dann vorgenommen, keinen Seelachs mehr mitzunehmen. Viel einigen schwer, aber um die Ausfuhrquote nicht über Gebühr zu belasten, war diese Ansage einfach notwendig. Es sollten also gerne Fische, die nicht Dorsch oder Seelachs heißen, geangelt werden.
Am nächsten Tag war es windtechnisch doch recht pustig und so waren wir mal wieder recht nah im Sund unterwegs. Mir fiel so eine schöne 77-Meter-Nase in der Seekarte auf, die sich vom Land in Richtung tieferen Sund erstreckte. Die Drift dort rüber ging schnell, bescherte uns allerdings auch gute Lumben, wirklich super Größen und beim Filetieren auch keine Würmer entdeckt.
Was mir gerade einfällt...zurück zum zweiten Anreisetag. Während wir hinter der Zwischenübernachtung nach Trondheim fuhren, kamen uns unzählige Fahrradgruppen - mit teils 50 Rennfahrern je Gruppe - entgegen. Der sogenannte Styreproven - die große Kraftprobe, hatte in Trondheim begonnen und sich auf die zweitägige 543 km weite Fahrt bis nach Oslo gemacht. War sehr unterhaltsam, all die Rennfahrer entgegenkommen zu sehen.
In den zwei Nachbarhäusern, untergebracht waren dort 16 Angler, eine Art kirchlicher Männerausflug, wurden mehrere (5 bis 6) Heilbutts im Sund gefangen. Wir haben es, obwohl häufig versucht mit Gummi oder auch Naturköder, mit 8 Anglern nicht hinbekommen, überhaupt einen zu Gesicht zu bekommen. War wie verhext. Zeigt aber auch, dass man in dem Gebiet in einer Woche mehrere Butts fangen kann. Dorsche und Seelachse sind dort eh in guten Größen vorhanden. Während unseres Aufenthalts zog die Makrele auch so langsam in den Sund. Diese diente uns dann meist als Köder an der zweiarmigen Montage.
Die Häuser und Boote sind super. Zwischen beiden Häusern ist noch ein Raum, zwei große Gefriertruhen, Platz für Gerödel und eine große Arbeitsfläche konnten wir dort nutzen. Ein Supermarkt ist 23,5 m ;)entfernt. Dort findet man alles, was man vielleicht vergessen haben könnte, und man trifft dort sogar auf eine deutsche junge Frau, die vor einigen Jahren beim Trampen in Norwegen ihr Herz an einen norwegischen Fernfahrer verloren hat.
Der Vermieter ist stets bemüht, kommt eigentlich jeden Tag, um zu schauen was die Benzinvorräte für die Bootsmotoren machen.
Die Sommersonnenwende haben wir dort oben verbracht. Viele der dort Ansässigen, haben das Fest auf der gegenüberliegenden Insel Aldra bei einem Lagerfeuer mit Musik am Ufer verbracht.
Es ist schon schön, mitten im Juni so weit oben zu sein. Keine Dunkelheit. Und es hat uns auch beim Schlafrhythmus nicht wirklich gestört. Einen Abend sind wir erst 21 Uhr auf's Wasser geschippert und waren dann um 3 Uhr wieder am Bootssteg. Fangtechnisch war es aber nicht besser oder schlechter als tagsüber, nur eben anders, ungewohnt, so mitten in der Nacht.
Fünf volle Styroporboxen mit einer Gesamtfüllung von 120 kg (+ vielleicht 10 kg:cool:) traten mit uns die Heimreise an. Zurück ging es wieder über zwei Tage, mit Zwischenübernachtung in Vollheim Camping, zwischen Dovre und Otta. Nächsten Morgen war ich ganz erstaunt, wie sich doch die E 6 so langsam mausert. Richtung Lillehammer ist die Straße nun echt gut ausgebaut, aus Ortschaften rausgelegt worden und hier und da begradigt. Sehr angenehmes Fahren. Fast schon wieder eine Alternative zu E 3. 14:30 Uhr ging es dann wieder mit der Fjordline von Langesund nach Dänemark.
Fazit: Mein Ziel war immer mal an den Polarkreis zu fahren. Das habe ich nun dieses Jahr geschafft. Fangtechnisch gut, aber trotz 12 x Norwegen bleibt mir ein Heilbutt leider immer noch verwehrt. Die Fahrt, obwohl aufgeteilt auf zwei Tage, ist dennoch ein ganz schöner Ritt, die knapp 500 km von Trondheim bis Mo i Rana auf der E 6 ziehen sich wie Kaugummi. Die Anlage in Aldersund ist zu empfehlen, gut in Schuss und zuverlässige Boote. Preislich kann man im Süden natürlich günstiger Urlaub machen, aber das ist das normale Nord-Südgefälle. Boote werden halt je weiter nördlich man kommt, immer teurer (meist dafür aber auch größer und stärker motorisiert, sprich sicherer).
Wir waren mit zwei VW-Bussen unterwegs. Bei der norwegischen zulässigen Höchstgeschwindigkeit war es ein moderater Dieselverbrauch.
Ach ja, zurück hatten wir ordentlich Wellengang. Hab ich so auch noch nicht im Skagerrak erlebt. Die Toiletten sahen irgendwann entsprechend aus, teilweise unbetretbar, überall lagen oder hockten Leute auf Fußböden und Treppen. Ich hatte mir das draußen schön gemütlich gemacht. Immer schön geschaut, wann denn wohl der Bug in die nächste Welle eintaucht und so das Schiff unangenehm abbremste und ins Schaukeln brachte. Das, zusammen mit dem Wind um die Nase, hat abgelenkt und ließ glücklicherweise kein Unwohlsein aufkommen.