Dieses Jahr war es dann wieder so weit.
Wie in dem "Reisebericht Lillehavn 2015 und Vorgeschichte" angekündigt, sollte es 2017 wieder nach Lillehavn gehen.
Uns gefällt dieser kleine Ort richtig gut, wie eine kleine Musterhaussiedlung in klassischen norwegischen Farben.
Diesmal hatten wir nicht die Wohnung mit dem Balkon zum Hafen, sondern eine kleine Wohnung in zweiter Rheihe.
Minimaler Meerblick, aber auch nur 40 m bis zum Boot.
Am 21. April sollte es abends losgehen, am Samstag dann die 12:15-Fähre ab Hirtshals nach Kristiansand.
In den vielen Monaten bis dahin dahin hatte wir, das ist meine Wenigkeit, meine alter Mitstreiter Carsten und der komplette Angel- und Norwegenneuling Axel, alles gelesen und geguckt,
was diverse Foren und Youtube hergegeben haben.
In dieser Zeit der Vorfreude und Vorbereitung wurden natürlich die Gerätschaften ergänzt und neu angeschafft, von den wir meinten, sie unbedingt zu brauchen. Wir hatten schon verdammt viel Kram und Zeug in der Garage gestapelt...
Am Freitag Mittag dann den Wagen gepackt, bisschen ausruhen, Kram regeln und ab ging die wilde Fahrt gegen 21:00.
Wie erwartet keine Staus, keine Verzögerung durch die Grenzkontrolle nach Dänemark und schon waren wir nach der Nachtfahrt auf der totlangweiligen dänischen Autobahn um 05:00 in Hirtshals am Fischereihafen um Wasser zu gucken.
Die 2° C und die 7 Windstärken ließen mich doch dann sehr an unserem Unternehmen zweifeln. Von Hirtshals ist Südnorwegen ja nicht soo weit weg. Aber das brauchte unser Neuling ja nicht zu wissen.
Um 06:00 hat der Bäcker aufgemacht, gut gefrühstückt verging die Zeit bis zur Einschiffung fast wie im Flug.
Für uns "alte Hasen" alles nichts Neues, unser Neuling aber war bis jetzt schon schwer beeindruckt. Das steigerte sich noch bei der Ankunft der Fähre, dem Einschiffen, beim Mittagsbuffet, beim Erkunden der Fähre.
Richtig zufrieden guckte er, als wir Norwegens Küste durchfuhren. Wir hatten beim Beschreiben der Landschaft also doch nicht übertrieben.
Der Zoll machte keine Probleme, obwohl den meisten deutschen Fahrern das Reißverschlußverfahren wohl nicht bekannt zu sein scheint.
Eine Stunde und 15 Minuten später waren wir in Lillehavn am Wasser.
Die Wohnung 1B ließ sich nicht finden, man hatte umnummeriert, aber die nette Dame am Telefon erklärte den Weg,
zeigte den versteckten Schlüssel und kam kurze Zeit später zur Einweisung vorbei.
Die Wohnung wurde gezeigt, letzte Formalitäten geklärt, und was viel wichtiger war: Unser Yellow Boat.
Schönes Teil, schon oft gesehen, viel gelesen, aber wenn man draufsteht, ich war echt begeistert. Viel Platz, gerader Boden, Rutenhalter, genug Stauraum, hohe Bordwand, stabil und seetauglich....
Kein Vergleich zu den Nußschalen, die man sonst so hat.
Der erste Eindruck hat sich in der kommenden Woche gefestigt, vollste Zufriedenheit und Unverständnis darüber, dass im Vorfeld dieses Boot überwiegend als schlecht empfunden wird.
Es fährt zügig, man kann gut manövrieren, alles top. Auch das Echolot war brauchbar, ich hatte zwar ein eigenes mitgebracht, mir extra eine passende Geberstange konstruiert, aber das Teil war vollkommen ausreichend und tat seine Dienst hervorragend. Es hat alle Wellen gemeistert, die Dünung gut abgefedert... Lediglich große Wellen von hinten bringen das Schiffchen ins Schlingern und machen ein ständiges Lenken erforderlich. Bei zu viel Fahrt die Welle herunter ist es irgendwie hinten schneller als vorne?!
Das Auto wurde ausgepackt, die Wohnung noch nicht eingerichtet. Es ging eigentlich sofort in die Angelklamotten und die schnell montierten Ruten gepackt und ab auf´s Boot.
Wir waren noch nicht 20 Minuten auf den Wasser, die Pilker waren auf dem Grund, da entlud sich die über die Monate angestaute Vorfreude mit einem ruhigen seufzenden: "Genau so muß das sein...."
Die beiden gefangenen Dorsche krönten den Tag und machten uns bei deren spätabendlicher Verspeisung Appetit auf die kommenden Tage.....
Auch hatte unser Neuling seinen ersten Dorsch gefangen. Knapp 50 cm sind jetzt nicht der neue norwegische Rekord, aber unvorstellbar unser aller Freude.
An den folgende Tagen gab es nur Angeln. Nach dem obligatorischen Rühreifrühstück wurde die Mittagsverpflegung verstaut, umziehen und dann hieß es 9 - 11 Stunden auf´s Wasser.
Erst mal unsere bekannte Stange südwestlich des Inselchens Lille Klippeskjer angefahren, hier hatten wir vor zwei Jahren schon den richtigen Riecher. Gut, andere Windrichtung, andere Zeit, anderes Licht, andere Strömung, es kann sich so viel ändern.
Da wir aber nicht die ersten an der Stelle waren, konnte diese ja soo schlecht nicht sein....
Aber die anderen Boote waren relativ schnell auch wieder weg und/oder zogen unruhig von Stelle zu Stelle. wir kriegten auch bald raus warum: Nix
Die bekannten Kanten abgedriftet, wo es von 5m auf 30 m runter ging, stand immer Seelachs hoch und der Dorsch am Fuß!
Naja, nächste Stelle, von 10 auf 50m..... Auch nix
Wir waren durch den starken Wind ziemlich flott, war das der Fehler?
Also gleiches Spiel nochmal, aber mit Driftsack! Und wider erwarten: nix
Wir waren also den ganzen Tag damit beschäftigt, die bekannten Stellen abzuklappern, die von Hoddel gesendete Karte mit den Fangstellen hatten wir im Kopf, aber nach Stunden wurde es uns echt zu doof. Das konnte doch nicht sein.
An uns lag es nicht, Material, Angler, Zusammenstellung der Köder, alles nach alter Schule und bewährt.
Irgendwann hatte Carsten dann doch einen Köhler am Pilker, gleiche Drift nochmal, der Schwarm war weg oder es schien wohl der letzte gewesen zu sein?!
Ziemlich frustriert haben wir den Tag beendet, der Wind ging auch schon gegen 6 Bft.
Auf der Rückfahrt konnte man in der Rinne 100 m vom Hafen entfernt noch eine schöne Kante ausmachen. Letzter Versuch?!
Und zack! Pilker ab, zu viel von dem großblättrigen Tangzeugs in 15m Tiefe. Aber da wohnt der Dorsch.
Ok, nur ein leichtes Grundblei und ein Paternoster mit 3 Dorschfliegen. Und siehe da, geht doch!! Hier konnte ich in knapp einer halben Stunde und 5-6 Driften 5 stattliche Tangdorsche überlisten.
Das Abendessen war gerettet, die Laune meiner Mitstreiter in dem Moment, war, sagen wir mal, "gedämpft". Unser Neuling hatte an diesem Tag nichts gefangen, war aber doch zufrieden, die Landschaft, der Tag auf dem Boot, die Mittagspause im kleinen Hafen...
Es war dennoch ein wunderschöner Tag.
Die folgenden Tage waren ähnlich. Geprägt von der Suche nach dem Fisch und hauptsächlich im Kampf gegen den nachmittags immer stärker werdenden Wind. Morgens noch bei 2-3 raus, so war es am späten Nachmittag bereits bei 6 ein Kampf gegen die Wellen.
Meist schien aber zum Glück die Sonne vom überwiegend wolkenlosen Himmel. Ab Donnerstag wurde es dann allerdings schlecht. Die Rückfahrt am Donnerstag Abend scheiterte im Hafen selber am starken Wind, der es mir, boeig und drehend, unmöglich machte, in unseren Liegeplatz zu kommen.
Hätte vielleicht geklappt, aber die schönen großen hochgeklappten Außenborder der beiden Nachbarboote links und rechts sahen weniger stabil aus als der große Bug unseres gelben Dampfers.
Dann eben einen anderen Platz und die Taue umbinden. Hier war im Schutz der Hafenmauer das einparken kein Problem, allerdings störte da der einsetzende Schneefall die Sicht durch meine Brille. Hätte nicht eine 1/4 Stunde später die Sonne (vom fast wolkenlosen Himmel)
geschienen, wir hätten die Brocken hin geschmissen.
Am Freitag, unserem letzten Angeltag, sind wir schon mit argen Bedenken losgefahren. Der Plan war Richtung Norden fahrend unter Land bei Spangereid zu kommen. Da wäre immer noch viel Wind, aber voraussichtlich kaum Wellen. Der Plan war gut, aber nach halber Strecke und jeder zweiten Welle, die über den Bug ging,
habe ich als Fahrer vorsichtig angefragt, ob das alles wohl Sinn macht, was wir hier tun. Gut, daß ich das Thema angesprochen habe, denn keinem war die Fahrt richtig geheuer. Also frustriert zurück. Schade. Es hat nicht sollen sein.
Aber geangelt haben wir dann doch noch. Sind zum ehemaligen Camping Furuholmen gefahren und haben von den Stegen versucht ein paar Platten zu überlisten. Es soll da ja ganz gute Stellen geben. Aber nach 1 Stunde Dauerregen bei 1° C haben wir auch hier einen Haken hinter gemacht.
Meine Befürchtungen wegen dem Wetter sind also die meiste Zeit nicht eingetroffen. Wir hatten auch anderthalb richtig gute Tage. Hier waren wir auf den Neskletten!
Und jetzt komme ich (endlich) zum wichtigsten Punkt unserer Reise: Fisch
Die meiste Zeit war es sehr mau. Ab und an ging mal ein kleiner Dorsch, ein Pollack und sehr selten ein Köhler an den Haken.
Unsere besten Fänge machten wir auf den Nesskletten. An einem Nachmittag haben wir bis auf zwei kleine Dorschen nichts gekriegt, das Wetter war noch ziemlich ruhig, daher wurde der Vorschlag gemacht, zu den Kletten zu fahren. Und wie verhext, beim 2 -3 mal Runterlassen saßen wir über den Seelachsen.
Carsten und Axel waren mit fangen beschäftigt, ich mit der Fixierung des Horizonts. Die Übelkeit stieg langsam in mir auf. Ich wollte den Jungs aber nicht die Tour versauen und habe tapfer die Zähne zusammen gebissen. Die Seelachse flogen nur so zu zweit und dritt über die Bordwand. Davon hatten wir geträumt
und unserem Neuling erzählt. Leider hatte das Schauspiel aber auch schnell eine Ende. Erstens weil der Schwarm weiter gezogen ist und weil ich, Brille und Mütze schon zur Seite gelegt, dabei war den Ozean anzubrüllen. Das Mittagessen hat leider nur Möwen statt Fisch angelockt.
Ja egal, fischtechnisch schon mal weit vorne, die Laune war mittlerweile wieder perfekt, zurück nach Hause. Noch auf dem Nordrand der Kletten hatte ich mich durch das konzentrieren auf Steuern einigermaßen wieder im Griff. Mir taten die Jungs leid, die wegen mir aufhören mußten,
also hatte ich immer auch ein Auge auf dem Echolot. Ein paar Minuten könnte ich mich eventuell noch zusammen reißen. Und siehe da, alles voll mit Sicheln, Fahrt raus, angeln rein und schon kamen die ersten Seelachse wieder aus dem Wasser. Diesmal habe ich die Fische betäubt, enthakt und in die Kiste verfrachtet.
Die Anderen brauchten nur angeln. Aber irgendwann hat auch das mich nicht von würgen abgehalten und so sind wir dann alle zufrieden Richtung Hafen. Die Jungs hatten ihren Fisch und ich mein Leben...
Der folgende Tag war morgens fast windstill,
nach noch hastigerem Frühstück und Bootbeladen ging es wieder zu den Kletten, der Vortag hat beim Neuling immer noch ein Grinsen hinterlassen.
Ich hatte schon mal angefangen die doppelte Menge "Seekrankkaugummies" zu konsumieren, als wir bei den anderen Booten auf den Kletten ankamen.
Das gute Wetter hatte sich wohl rumgesprochen. Diesmal hatte ich meine Rute mit Seelachsfetzen am Seitenarm bestückt. So konnte ich besser, den Horizont beobachtend, der Seekrankheit wiederstehen. Auch hatte ich mir diese Angelmethode lange vorgenommen.
Bringt sie doch die größere Fischvielfalt.
Einen Leng hatte ich noch nicht gefangen, das war eigentlich mein Ziel. Die Kollegen waren zwar am moppern, ich solle mich auf die Seelachse konzentrieren, aber meine "Sturheit" wurde dann doch mit meinem ersten Leng belohnt.
Ok, 59 cm sind nicht viel. Aber ich war glücklich, daß der Plan funktioniert hat.
Die beiden Anderen fingen einige Seelachse, ein paar Pollacks und ´nen Dorsch. Verglichen mit dem Vortag enttäuschend.
Am frühen Nachmittag wurde wir wegen dem sich steigernden Wellengang doch langsam flau. Nach der Mittagspause im kleinen Hafen
Nach 1 bis 2 kleinen Dorschen in den Schären vor Lillehavn war dann auch dieser Angeltag zu Ende.
Der darauffolgende Tag war ziemlich identisch. Ich hatte wieder einen Leng (mit 58 cm wohl den Bruder) und die beiden ihre Fische in geringer Stückzahl.
Kleine Anmerkung , ist ja auch irgendwie Fisch?!
Die überall auf den Felsen zu findenden Napfschnecken wie folgt zubereiten:
a) in der Schale mit etwas Pesto im Ofen backen
oder
b) kochen und dann das Fleisch mit Knoblauch anbraten
Ziemlich zäh, aber geschmacklich der Hit. Die Biester haben richtig Aroma!!!
Fazit:
Lillehavn mit dem kleinen Hafen entspricht voll unserer Zufridenheit, wenn auch zu bedenken ist, daß man hier den vollen Wind abbekommt, sich irgendwo "verpieseln" geht nicht. Viele potenzielle Fangstellen in direter Nähe.
In zwei Jahren geht es wieder los. Sehr wahrscheinlich wieder mal hier hin.
Das Yellow Boat ist für (drei) Angler ideal. Wir haben keinen Kritikpunkt gefunden, der uns nicht noch mal so ein Boot leihen läßt.
Der Erfolg beim Fischfach war dieses Jahr sehr bescheiden. (5 Angeltage, drei Angler, zusammen (nur) 12 kg Filet und jeden Abend satt Fisch auffem Tisch) Dass das nicht unbedingt an uns gelegen hat, zeigten die Gespräche mit anderen Anglern bei der Rückreise am Fährhafen.
Auch bei anderen war der Fisch "irgendwie nicht da"
Der gesamte Urlaub war eigentlich schöner, als wir erhofft hatten, die leichte Betrübtheit wegen dem mäßigen Erfolg, macht das auch nicht kaputt.
Wir sind wegen dem Angeln, der Geselligkeit und der Landschaft, der Küste nach Norwegen gefahren. Unser Neuling Axel hat sich verliebt und kann jetzt überdeutlich unsere Begeisterung für Norge verstehen.
In diesem Sinne:
Auf nach " Reisebericht Lillehavn 2019"!!!!!!