Männer sind simpel, das ist ja allseits bekannt.
Männer brauchen nicht viele Worte, um sich zu verstehen.
Männer brauchen keine Ordnung, denn wir beherrschen unser Chaos.
Leider habe ich vor einigen Jahren erleben müssen, dass ein Chaos,
verbunden mit entsprechender vernachlässigter Sauberkeit zwar gut
beherrschbar ist, aber PERMANENTER Aufsicht und Draufsicht bedarf.
Was war passiert ?
2004 war es.
Wir waren zum ersten Mal im Liset Feriesenter und hatten mächtig viel zu filetieren.
Weil das Filetieren und Vacuumieren sehr viel Zeit in Anspruch nahm
(und wir drei arbeitstechnisch gesehen Totalausfälle hatten :bad:) blieb das Chaos
und die Sauberkeit auf unseren Booten leider lange, zu lange unbeaufsichtigt.
Der erste Vorfall geschah an einem Montag:
Eine Katze hatte sich über Nacht auf dem Boot von Angelfreund Mu mit den zurückgelassenen
Köderfischstücken den Bauch vollgeschlagen, war aber, Chaos sei Dank, quasi am Tatort festgesetzt
worden, so dass sie am nächsten Morgen entdeckt wurde, ohne dass sie flüchten konnte:
Sie hatte sich in den herumliegenden Schnüren, Pilkern und Vorfächern verfangen.
Ich war bei der Befreiungssaktion nicht live dabei, hörte aber (und sah auch die Wunden),
dass sich das Kätzchen vehement gegen die Befreiung gewehrt haben soll.
Gott sei Dank entzündeten sich die Wunden bei Mu nicht.
Mit chinesischer Ruhe löste Angelfreund Mu trotz der Gegenwehr die gordischen Knoten um
die Katze.
Köderfischstückchendiebstahl sahen wir als nicht strafbewehrt an, somit war eine Freilassung
die logische Folge.
Drei Tage später...
Als ich morgens ins Wohnzimmer komme, empfängt mich Werner Kloiber.
Er übergibt mir sein Fernglas und deutet gen Steganlage: "Schau mal in euer Boot."
Ich schaue.
Dann erschauere ich:
auf der Mittelsitzplanke liegt eine Katze, regungslos.
Nicht nur Suse hat immer einen Plan, ich auch, jedenfalls manchmal.
Ich überlege erst mal, wie ich vorgehe.
Handschuhe ? Gute Idee, hilft hoffentlich, Verletzungen zu verhindern.
Schere ? Gute Idee, sicher nötig, um die Schnüre durchzuschneiden.
Wagenheberdrehhebel (VW, Chromvanadium) ? Gute Idee, falls die Gegenwehr zu stark ausfällt.
Derart gewappnet gehe ich zum Boot.
Bootspartner Ralf schlummerte noch komatös, ich wollte ihn wegen so einer Lapalie nicht wecken.
Langsam und bedächtig nähere ich mich unserem Boot um der Katze durch mein Verhalten
zu signalisieren, dass ich (noch) als Freund und Retter komme.
Die Katze maunzt leise und kläglich...
Kurz vor dem Boot halte ich inne und erkläre der Katze mit leisen Worten, was ich vorhabe,
gebe aber auch ganz klar zu verstehen, dass im Falle von Gegenwehr der Einsatz des
Chromvanadiumwagenheberdrehhebels nicht ausgeschlossen ist.
Die Antwort ist ein weiteres leises, klägliches Maunzen.
Dies nehme ich als zustimmende Antwort und steige vorsichtig in das Boot.
Ein kurzer Überblick und ich erkenne, dass die Katze wie eine Roulade von
Schnüren und Vorfächern umwickelt ist.
Dummerweise umschlingen die Schnüre nicht nur die Katze, sondern auch das
Brett, auf dem die Katze liegt. Deshalb konnte die Katze sich auch nicht vom
Tatort entfernen; besser gesagt, sie konnte sich nicht mal regen...
Ich nahm die Schere, zog die Handschue an und beugte mich zu meinem
kleinen, bedauernswerten Patienten - um erst mal gleich wieder ruckartig
eine aufrechte Stellung einzunehmen !
Ein widerlicher Gestank hatte meine Geruchsrezeptoren zu einem Alarm veranlasst:
Katzenpisse... (Dickes war auch dabei)
Ich kam zu der Erleuchtung, dass meine drei mitgeführten Utensilien
nicht die für diese Aktion ausreichende Ausrüstung sind.
Eine Wäscheklammer für die Nase hätte ich noch mitnehmen müssen.
Dezent vor mich hinwürgend und hauptsächlich durch den Mund atmend
machte ich mich ans Schnippelwerk.
Wunderbarerweise unterlies mein bepelzter Patient jegliche Gegenwehr,
statt dessen schauten mich zwei unglaublich traurige Katzenaugen an.
Ich durchschnitt die Schnüre ganz vorsichtig und nach einigen Schnitten
hatte ich Kätzchen weitgehend befreit.
Die Katze machte aber keine Anstalten, sich zu entfernen.
Ich wuchs über mich hinaus und schob meine Hände unter die Katze
(ANGST !!! Katzenkrallen sind fürchterliche Waffen...) und wollte sie aus dem Boot heben.
Kätzchen war aber irgendwie noch "fest".
Eine genauere Untersuchung ergab, dass sich ein kleiner Pilker mit
zwei Haken im Holzbrett eingehakt hatte, während der dritte Hakenarm
im Bauchbereich der Katze steckte.
Dies war der Grund, warum Kätzchen immer noch nicht abhauen konnte.
Ich löste die zwei holzseitigen Haken, setzte Kätzchen (KEINE GEGENWEHR !!!)
auf den Steg, durchtrennte den Hakenschenkel und entfernte Haken
und Hakenrestschenkel.
Kätzchen war nun frei.
Als sie das begriff, rauschte sie den Steg entlang, als wäre der
Pferdefüßige hinter ihr her !
Ich hab sie in diesem Urlaub nicht mehr gesehen.
Aber im nächsten Urlaub hab ich sie wiedergesehen.
Sie hat überlebt, humpelte aber stark mit dem Hinterbein,
in dessen Nähe der Drilling eingehakt war.
Eine Freunschaft entstand durch meine Rettungsaktion nicht.
"Meine" Katze war noch scheuer als die anderen Katzen in Liset.
So viel zum Thema "Sauberkeit im Boot". Seitdem achten wir übrigens
auf vergessene Köderfischstücke, auch wegen der Möven.
Schönen Sonntag noch
Heiko
PS: Petra, wenn Du die Katze sehen solltest, grüß sie von mir...