Viele der „alteingesessenen Naffen“ werden es bereits kennen, die meisten neueren Member aber könnten das eine oder andere Aha-Erlebnis noch vor sich haben. Zur Entstehung kam es, dass unser Freund Alfnie zu diesem Thema einen Artikel in der Ausgabe 05/04 der Villmarksliv entdeckte und überschwänglich lobte. Ich hatte mir daraufhin diesen Artikel besorgt und die nachfolgende Zusammenfassung erstellt. Es liest sich beim ersten Mal evt. etwas schwierig, einfacher wird es, wenn ihr euch konkrete Situationen an eurem Angelgewässer vorstellt und dafür die Schlüsse für die Farbwahl euerer Köder zieht!
Je früher und besser ein Fisch einen Köder erkennt, umso mehr Zeit hat er zu reagieren und umso größer sind unsere Fangchancen. Die Farben des Sonnenlichts unterliegen auf dem Weg zum Auge des Fisches im Wasser mehreren Hindernissen und Einflüssen. Um zu verstehen, was mit den Köderfarben im Wasser geschieht, müssen wir also das Licht verstehen.
Das Sonnenlicht besteht im sichtbaren Spektrum von kurzwelligem, kaltem Violett, über Blau und Grün, bis hin zu den langwelligen Rottönen. Die Atmosphäre filtert kurzwellige, kalte Farben rascher als langwellige, warme Farben. Deshalb variieren die Farben des Sonnenlichts mit dem Winkel zur Atmosphäre. Das Licht ist also kalt im Sommer zur Mittagszeit und wird wärmer Morgens und Abends. Generell treten deshalb warme Farben mehr hervor je weiter wir uns nach Norden bewegen. Gleichwohl zeigt zum Beispiel die Erfahrung, dass kalte Farben auf Island gut fangen, zum Trotz der Farben des Sonnenlichts. Dies weist darauf hin, dass andere Faktoren wichtiger sein können.
Die Farbe eines Objektes wird nicht nur durch das Sonnenlicht beeinflusst, auch das reflektierte Licht spielt dabei eine Rolle. Beim Beleuchten eines roten Objektes mit grünem Licht wird die Farbe zu einem unscheinbaren Braun neutralisiert. Rotlicht auf ein rotes Objekt oder grünes Licht auf ein grünes Objekt intensiviert die Farben. Kaltes Licht hebt kalte Farben hervor, und warmes Licht warme, und wenn sich Farben mischen, entstehen neue. In der Praxis verstärkt ein tiefblauer Sommerhimmel und die üppige grüne Vegetation das kalte Licht zu Mittags während ein rotbraunes Ufer oder eine Kiesbank das Licht hin zu warm verändert.
Etwas different ist die Situation mit fluoreszierenden Farben. Sie sind dadurch charakterisiert, dass sie nicht nur die eigene Farbe reflektieren, sondern auch Licht mit kürzerer Wellenlänge. Wenn z.B. fluoreszierendes Rot auf ultraviolettes (UV), blaues, grünes oder gelbes Licht trifft, ändert das nicht alleine die Farbe, sondern verstärkt sich zu einem wesentlich kräftigeren Rot. Aber eine fluoreszierende Farbe reflektiert nicht die eigene Farbe, wenn sie auf Licht mit größerer Wellenlänge trifft: Fluoreszierendes Grün bleibt in rotem Licht nicht Grün, weil Rot eine größere Wellenlänge hat als Grün, aber fluoreszierendes Rot bleibt Rot in grünem Licht.
Das nächste Hindernis stellt das Wasser dar. Die Farbe des Wassers beeinflusst die Köderfarbe umso mehr, je tiefer wir den Fischen nachstellen und je größer der Betrachtungsabstand zum Köder ist. Klares, blaues, grünes und braunes (humusfarbenes) Wasser filtert Licht unterschiedlich, abhängig von Menge und Typ der Partikel im Wasser. Nachdem das Licht tiefer dringt, wird das Licht mit kürzerer oder längerer Wellenlänge als der Farbe des Wassers heraus gefiltert. Genügend tief erscheint Licht einfarbig – die Farbe des Wassers überdeckt alles andere. Die einzige Farbe die im Tiefen klar bleibt auf kurze Entfernung, ist die gleiche Farbe wie das Wasser, sowie weiß und fluoreszierende Farben mit größerer Wellenlänge. Alle anderen Farben werden dunkel.
- In extrem klarem Wasser kann blaues und grünes Licht über mehrere Zehn Meter durchdringen.
- In grünen Seen und Flüssen verschwindet erst Rot und Violett, danach Orange und Blau, aber Grün und Gelb dringen am tiefsten.
- In braunem Wasser sind nur orange und rote Farben im Stande über einen Meter sichtbar zu bleiben.
In der Tiefe können warme, fluoreszierende Farben außerordentlich gut erscheinen, weil sie am langwelligen Ende der Farbskala liegen und verstärkt werden im Gegensatz zu kalten. Taucher haben beobachtet, dass fluoreszierendes Rot oder Orange seine Farbe behalten kann selbst in 60 – 70 Meter Tiefe, lange nachdem andere Farben bereits dunkel wurden.
Diese Farben halten sich klarer auf lange Distanz gesehen:
- Klares Wasser: weiß und fluoreszierendes blau
- Blaues Wasser: fluoreszierendes blau und fluoreszierendes grün
- Grünes Wasser: fluoreszierendes grün und fluoreszierendes gelb
- Humusfarbenes Wasser: fluoreszierendes gelb und fluoreszierendes orange
- Kurze Entfernung unabhängig von der Wasserfarbe: fluoreszierendes rot und fluoreszierendes orange
- Fluoreszierendes rot hat geringeren Stellenwert mit zunehmender Distanz
Setzen wir die einzelnen Faktoren zusammen, erhalten wir einen guten Hinweis darauf, welche Farben am besten erscheinen. Wenn dies auch, wie zuvor genannt, für Island gilt, beginnen wir zu verstehen warum Blau eine gute Farbe sein kann trotz relativ warmem Sonnenlicht:
- Bei Schönwetter ist der Himmel tief blau, und die Sonne scheint auf üppig grüne Ufer. Das reflektierte Licht wird kalt.
- In klarem Wasser dringt Blau am tiefsten durch und erscheint am klarsten bei größter Distanz. Blaugrünes Schmelzwasser verstärkt blau und grün, und absorbiert andere Farben.
- Der Grund ist oft schwarz wie Lava, der keine warmen Farben reflektiert, ähnlich wie schlickig brauner Kies und Humus.
Diese Fakten kann man auf alle Angelplätze übertragen. Viele unserer Flüsse und Gewässer sind bräunlich humusfarben mit einem Übergewicht von warmen Farben. Das macht warme Farben gut sichtbar, besonders im Abendlicht. Aber wenn das Licht mit Einbruch der Nacht verschwindet und wir Farben nicht länger unterscheiden können, sind sie auch nicht länger von Bedeutung, von einigen Grautönen abgesehen.
Farben im Wasser
Auf kurze Distanz und nahe der Wasseroberfläche:
- Köderfarben werden verstärkt oder abgeschwächt abhängig von den Farben des Lichts. Kaltes Licht kräftigt kalte Farben, warmes Licht verstärkt warme Farben, und umgekehrt.
- Die Farben des Lichts sind eine Summe der Farben des Sonnenlichts, des reflektierten Lichts der Umgebung, und in geringerem Maße der Farbe des Wassers.
- Je höher die Sonne steht, umso kälter das Licht. Am kältesten ist das Licht am Äquator um die Mittagszeit.
- Je niedriger die Sonne steht, umso wärmer das Licht. Am wärmsten ist Sonnenlicht weit im Norden, am Abend, unterstützt durch einen roten Himmel.
- Bei Bewölkung, im gedämpften Licht, sollte man den Farbgebrauch am besten nicht übertreiben.
- Die Farbe des von der Umgebung reflektierten Lichts kann große Auswirkungen haben auf die Farbe des direkten Sonnenlichts.
Im Tiefen:
- Je tiefer wir angeln und/oder je größer der Abstand ist, mit dem die Fische auf den Köder sehen, umso größer ist der Einfluss der Wasserfarbe, wie klar die Farben hervortreten.
- Im klaren Wasser werden warme Farben zuerst absorbiert, aber kalte blaue und grüne Farben durchdringen das Wasser am besten.
- Blaugrünes Schmelzwasser absorbiert rasch warme Farben, aber verstärkt kalte blaue und grüne Farben
- Humusfarbenes Wasser absorbiert rasch kalte blaue und grüne Farben, aber warme rote und orange Töne durchdringen es am besten.
Wer noch Fragen hat dann bitte ohne Scheu heraus damit.
Gruß
Roland