Vor unserem ersten Urlaub in Norwegen im Jahre 2001 bekam ich von meinem Bruder eine Transportkiste für Zierfische
aus dem Amazonasgebiet geschenkt. Innenmaße ca. 40 cm x 35 cm x 35 cm mit Wanddicken von etwa 3 cm.
Mit einem Fassungsvermögen von über 40 Liter war sie mir damals etwas zu groß, die Wandstärke wiederum viel zu klein.
Die Größe wurde belassen aber die Kiste rundum auf 6 cm verstärkt. Der Fischtransport vom Namsenfjord bis nach Hause
(etwa 36 Stunden) hat trotz nur halbvoller Kiste gut funktioniert. Also Test bestanden.
Ein Jahr später am Jøsenfjord reichte die Kapazität der Kiste aber nicht mehr aus, obwohl wir die damals zulässigen 25 kg
pro Person längst nicht erreichten. Vor unserem 3. Urlaub wurde deshalb die Bestandskiste nach oben verlängert und das
Volumen auf ungefähr 70 Liter erweitert. Sollte die Transportkiste nicht voll werden, konnte ich mit einem 4 cm dicken Ein-
legeboden den Frostbereich flexibel abgrenzen und den Raum oberhalb des Bodens zum Verstauen anderer Dinge nutzen.
14 Jahre lang nutzten wir diese Kiste und waren sowohl mit der Kapazität als auch mit der Dämmwirkung zufrieden.
Das einzige Manko: bei voller Auslastung der Kapazität war die Fischkiste sehr schwer und nur mit Mühe zu transportieren.
Im Jahre 2017 stieß Ulla im Internet auf die Coleman Kühlbox 70QT. Außenmaße 71 cm x 40 cm x 44 cm, Volumen 66 Liter.
Dunkelgrüne Farbe, sehr stabil und mit 2 Griffen an den Stirnseiten. Beworben wurde das Produkt mit „…hält Eis bis zu 120
Stunden gefroren!“ und war für etwas über 100 € zu haben.
Die Kühlbox war optisch ein Hingucker, leicht zu reinigen und sie konnte auch als Sitzgelegenheit z.B. auf dem Boot genutzt
werden. Was mir Sorgen bereitete, war die geringe Wandstärke von nur ca. 3 cm. Wo soll da die Dämmwirkung herkommen?
Wäre die Transportkiste als Thermosbehälter konzipiert, wären die 120 Stunden vielleicht realistisch.
Vier Jahre lang war die Coleman Kühlbox in Norwegen im Einsatz. Die Transportzeiten lagen zwischen 35 und 40 Stunden und
die Fischfilets waren immer am Rand aufgetaut. Unser Fazit: bis auf die Dämmwirkung hält die Kiste, was sie verspricht. Bei
einer weiteren Nutzung sollten aber zusätzliche Kühlakkus mit niedrigen Schmelzpunkt eingelegt werden.
Im Jahre 2016 hatte ich das Thema Filettransport mal in einem Physikforum angesprochen und u.a. folgende Antwort erhalten:
…..Den besten Erfolg erzielst du nicht mit Steinen sondern mit Flüssigkeiten, Peter. Bei Wasser liefert das Auftauen viel Energie. Hättest Du z.B. Eis mit - 160°C,
dann würde das Erwärmen des Eises von -160° bis -1° genau soviel Energie liefern wie das Auftauen von -1° bis +1°. Für Deinen Fall wirst halt Kühlakkus
benötigen, deren Schmelzpunkt bei -10° oder so liegt - je nachdem, wie Deine Mindestkühltemperatur sein muss. Aber elektrische Kühlapparate für 12 Volt
sind auch preiswert zu erhalten.
In diesem Jahr ging es auf die Lofoten. Und weil wir nicht non stop durchbrettern sondern uns auch im Land Norwegen etwas
ansehen wollten, planten wir sowohl für die Hin- als auch für die Rückreise 3 Zwischenübernachtungen mit ein. Einschließlich
Fährüberfahrt und Rücktour in Deutschland kommen aber locker mehr als 100 Stunden zusammen, welche die Fischfilets
gefroren bleiben müssen. Weil das weder mit unserer alten Styroporkiste noch mit der Coleman zu realisieren war, mussten wir
uns was einfallen lassen.
Ulla stöberte wieder mal im Internet und wurde fündig.
"Guck mal, ich würde gern diese Transportkiste mit aktiver Kühlung haben wollen."
Ich sah den Preis und musste erst dreimal schlucken. Es war eine Dometic CFX3 55AC/DC, eine Kompressorkühlbox mit 48 Liter
Inhalt. Kosten ca. 950 €! Ich "klar, die nehmen wir".
Der Inhalt reicht locker für 2 x 18 kg Fisch (nach dem Urlaub den Fang ausgewogen, es waren knapp 40 kg). Also für 2 Angler ideal.
Die Kühlbox ist sehr stabil, hochwertig verarbeitet, 4 cm dick und kann wahlweise mit 230 V, 24 V oder 12 V betrieben werden. Die
max. Kühlleistung beträgt -22 Grad. Die Einstellungen können direkt an der Box oder per Bluetooth über das Handy vorgenommen
werden. Die aktuelle Temperatur lässt sich somit jederzeit auch während der Fahrt kontrollieren und verändern.
Das Regelsystem der Box schaltet den Kühlvorgang im Autobetrieb ab, sobald die erforderliche Mindestkapazität für den Startvorgang
des Fahrzeuges erreicht ist. Haben wir aber nicht genutzt, sondern spätestens beim Erreichen der Zwischenübernachtung den Stecker
gezogen. Die Kontrolle der Temperatur (gemessen an der Innenwandung der Kühlbox) ergab beim Abstellen des Fahrzeuges am Abend
eine Temperatur von -18 bis -19 Grad, am nächsten Morgen zeigte dann das Thermometer nur noch -5 bis -6 Grad an. Während der
Fahrt wurde dann wieder runtergekühlt.
Ergänzung: Meine Mitfahrer hatten alle Flächen ihre Styroporboxen auf 10 cm verstärkt und sorgfältig abgeklebt. Im Ergebnis waren
dann die äußeren Filets in beiden Boxen "etwas" angetaut.
Zu Hause angekommen mussten wir feststellen, dass die Aufnahmekapazität unserer Gefriertruhe nicht ausreichte, um unseren mit-
gebrachten Fisch aufzunehmen (unsere Kinder hatten inzwischen Pizzen und andere Sachen gebunkert). Also wurde unsere Kühlbox
kurzerhand an das Stromnetz angeschlossen und auf diese Art und Weise noch ein paar Wochen betrieben.
Unser Fazit:
Es ist ein super Gerät und es hält in allen Punkten was es verspricht. Da wir die Kühlbox nicht nur in Norwegen, sondern inzwischen
auch mehrfach mobil im Haus oder im Bungalow zum Kühlen oder Einfrieren von Lebensmitteln genutzt haben, finden wir auch den
Anschaffungspreis von ca. 950 € für uns voll in Ordnung. Da wir meistens nur zu zweit Urlaub machen, müssen wir in der Saison für
eine Woche Ferienhaus + Boot meist deutlich über 1000 € hinblättern. Also umgerechnet liegt der Preis für die Kühlbox bei weniger
als 1 Woche Norwegenurlaub!
Ja, es ist trotzdem viel Geld und nicht Jeder wird sich spontan mit diesem Gerät ausstatten können. Ich wollte hier auch keine
Werbung für dieses Gerät machen, sondern nur von unseren inzwischen über 20-jährigen Erfahrungen beim Transport der Fischfilets
von Norwegen nach Hause berichten.
Viele Grüße
Peter