Hallo Freunde,
wie versprochen kommt jetzt der Bericht von der diesjährigen Tour. Serviert wird das Ganze in ein paar Appetithäppchen, andere würden es vielleicht Fortsetzungsroman nennen. Ganz egal wie ihr es sehen wollt, ich wünsche viel Vergnügen und hoffe auf ein paar Rückmeldungen!
Gruß Roland
Vorwort
Auch 2017 ist Linesøya die Destination unserer Wahl. Hauptgrund ist nach wie vor das stark strukturierte Angelgebiet mit nahezu unzähligen verschiedenen Möglichkeiten, das uns Allround-Anglern geradezu ideal entgegenkommt. Außerdem haben wir dort eine offene Rechnung zu begleichen: In unserem Fangspektrum fehlt immer noch der Seehecht! In Norwegen heißt er Lysing und Lys bedeutet im norwegischen Licht. Aber ein solches ist uns dazu bisher nicht aufgegangen. Wer auch nur annähernd wie ein Allrounder fühlt, der spürt, wie tief dieser Stachel bei uns sitzt.
Die erste Augusthälfte, praktisch stets die Zeit unseres Aufenthalts, ist für Seehecht nicht die allerbeste Zeit, aber auch nicht die schlechteste. Auch wenn wir nie einen Seehecht zu Gesicht bekommen haben, von einem Fang während unserer Anwesenheit gehört haben oder je etwas in der Richtung auf dem Echolot oder an unseren Ködern gesehen haben, ich lasse mich nicht davon abbringen, es muss sie dort geben. Dies bestätigt ein Eintrag im Gästebuch in der Wohnung von Anfang Juli 2014, dem zufolge zwei Seehechte gefangen wurden.
Inzwischen haben wir recherchiert wie die Weltmeister. Im nördlicher liegenden Bessaker wurden erste Fänge vielfach schon vor unserem Urlaub vermeldet. Ein Video im Web, aufgenommen und veröffentlicht vom dortigen Guide André, zeigte entsprechende Fangaktivitäten. Dass Makrelenfilets notwendig sind, „Leuchtreklame“ förderlich ist und die Burschen nicht nur am Grund jagen, wissen wir schon länger. Kurz war in dem Video auch der Kartenplotter im Bild. Das Video wurde gestoppt und der Screen herausgezoomt. So war auf dem geteilten Bildschirm die Karte zu erkennen, womit wir den Spot exakt lokalisieren konnten und auch das Bild vom Echolot mit vielen schönen Sicheln in Bodennähe war prima zu erkennen.
Eine weitere Diskussionsrunde mit Gerhard, Matze und Albert, meinem Stammteam, gab es, als in der November-Ausgabe von Kutter&Küste mehrere Seehechtstellen in der Trondheimsleia angegeben wurden. Beim gemeinsamen Kartenstudium haben wir dann versucht, Stellen mit ähnlicher Topographie wie bei Bessaker und der Trondheimsleia zu finden. Vor ein paar Jahren hat uns die gleiche Vorgehensweise zu einem Spot für Lengs im 10kg-Plus-Bereich geführt. Tatsächlich haben wir in der Nähe der Insel Vågsøya zwei potenzielle Stellen ausgemacht. Die sollten dieses Jahr regelrecht umgepflügt werden, doch im Mai änderten wir diesen Plan wieder. In der eben erschienen K&K wurde unter anderem Ankeret Brygge vorgestellt. Das Revier dort überschneidet sich zu einem großen Teil mit unserem und da war tatsächlich ein Spot gelistet, an dem ab Juni Seehecht zu fangen sein soll. Der Spot liegt im Linesfjord und damit quasi vor unserer Haustür!
Und dann kam knapp vier Wochen vor dem Trip von unserem Angelfreund und Member Steve, der regelmäßig im Nachbarcamp in Lauvstranda logiert, die Information, dass sie nur ein kurzes Stück weiter in den Fjord hinein die letzten beiden Jahre Seehecht gefangen haben. Zumindest bei mir war es ab diesem Zeitpunkt endgültig vorbei mit der urbayrischen Ruhe und ich konnte den Tag der Abreise kaum erwarten. Die Tage zogen sich endlos und im Prinzip war ich in dieser Zeit geistig fast ununterbrochen in Norwegen und somit eigentlich zu nichts zu gebrauchen.
Die Anreise
über Dänemark und Schweden mit den Fährverbindungen Rostock – Gedser und Helsingør – Helsingborg ist bekannt und verlief ohne Überraschungen. Im Gegensatz dazu wurde bei der Einreise nach Norwegen nur ein paar Minuten vor Mitternacht der gesamte Verkehr nach überqueren der Svinesundbrücke in den Zollbereich umgeleitet. Der Kleinbus aus Tschechien direkt vor uns wurde gestoppt. Während sich je ein Zöllner links und rechts an der Fahrzeugfront aufhielt, leuchtete ein dritter mit einer Taschenlampe durch die Heckfenster ins Wageninnere. Da hegte ich schon den Verdacht, dass wir unseren geschlossenen Transporter wohl öffnen werden müssen. Doch man beließ es bei der Kontrolle der Ausweise und ob wir alle vier die Sicherheitsgurte angelegt haben, dann wurden wir durchgewunken.
Nachdem wir in den letzten Jahren immer die Rv3 genutzt haben, wollten wir trotz der 30 km längeren Strecke wieder einmal die E6 nehmen um a) die Veränderungen im Ausbauzustand zu sehen und b) wieder einmal auf das Dovrefjell zu kommen. Zu a) ist zu sagen, dass viele Ortsdurchfahrungen, zum Teil durch Umgehungen, zum Teil durch Tunnel eliminiert wurden, was aber auch entsprechend über Mautgebühren zu bezahlen ist. Nach einem kurzen Halt in Dombås mit Fahrerwechsel ging es hinauf zum Dovrefjell exakt in den Sonnenaufgang hinein. Die Hochebene war zum Teil mit Bodennebel überzogen und bot im frühen Sonnenlicht einen spektakulären Anblick mit den teils noch mit Schneefeldern bedeckten Berggipfeln in der Ferne als Hintergrund! Wow! Alleine dafür hat sich der zeitliche und monetäre Aufwand gelohnt! Das skandinavische Frühstücksbüffet in Trondheim und die Flasche Bier für jeden auf der Linesøybrua auf die geglückte Anreise rundeten das in gewohnter Weise ab.