Seit ein paar Tagen taucht hier und da an den typischen Schellfisch-Plätzen eine neue
Netzboie auf. Das signalisiert mir, das jetzt grössere Mengen Schellfisch eingetrudelt
sind und das diverse Tiefkühltruhen sich füllen. Wir sind nicht die einzigen Norweger,
deren Lieblingsfisch der Schellfisch ist. Ein paar Häuser weiter steht einGärtner aus
Dovre jeden Abend im Keller seines Ferienhauses und filetiert Schellfisch bis zum
Abwinken. Letztes Jahr nahm er nach einer Woche total entspannter Hobby-Fischerei
gut achtzig kg Filet wieder mit Nachhause, überwiegend Schellfisch.
Ab jetzt und die nächsten vier bis sechs Wochen könnte Fischer Bjørn in Eidsbygda
täglich eimerweise erstklassiges Schellfisch-Filet liefern. Oder ich könnte selbst einen
Sack oder zwei voll gute Schellis fangen. Dafür bräuchte ich nicht einmal ein Boot.
Doch da hab‘ ich ehrlich gesagt nicht mehr so doll viel Bock drauf und Bjørn filetiert
auch viel besser. Für MeFo- oder Salmo-Touren stehe ich aber immer noch mit
wachsender Begeisterung vor Sonnenaufgang auf.
Nachbar Nils, ein gewiefter Bauer, aber nicht ganz so erfahrener Fischer, wollte sich
vor ein paar Jahren mal „Arbeit sparen und nur die ganz grossen Schellis fangen“.
Ende Februar, am 15-Meter-Berg, ein bekannter Unterwasser-Berg im Rødvenfjord
ein paar hundert Meter nordwestlich vom Hüttendorf wo Onkentours im Sommer haust.
Glücklicherweise hatte er gerade nur zwei Stellnetze im Boot, die anderen acht
lagen schon woanders aus. Spätabends im letzten Licht legte er beide Netze um
den Berg herum aus. Gegen 09 Uhr fing er an, sie wieder einzuholen. Gegen 12 Uhr
war immer noch dabei und hatte schon Rückenschmerzen, wie verrückt. Gegen 14
Uhr war er körperlich fix und fertig mit Jack und Büx. Da lagen dann aber auch mehrere
hundert prächtige Schollen /Gold-Butts im Boot … und mindestens doppelt so viele hatte
Nils schon wieder in die Freiheit entlassen. Er sagte damals, so prallvoll zugehagelte
Stellnetzwände hätte er seinen Lebtag noch nie zuvor gesehen, nicht mal bei Heringen.
Fischer Bjørn lachte nur und meinte, das wisse doch wohl jeder dass da um die Zeit alles
mit Plattfisch zugepflastert ist und wer ausser Dänen und Holländern wolle die denn
wohl schon haben.
Mit meiner stehenden Bestellung für Heilbutt ist Bjørn bisher noch nicht so richtig weiter
gekommen. Deshalb zu drängeln würde mir aber nie einfallen. Denn das sich in den
Standard-Stellnetzenein Heilbutt verheddert, ist eher die Ausnahme. Ab und zu mal hat
Bjørn grobe Verrisse in den Netzen die nicht selten von garstigen Butts stammen, die seine
feinen Nylongarne zerfetzen, wie nix. Direkt Heilbutt-Netze oder, noch besser, Langleine mit
ganzen Heringen oder Makrele einzusetzen, ist Bjørn zu aufwendig, zuviel Arbeit, obwohl
ich und andere ihm mindestens den halben Ladenpreis garantieren.
In Höhe des Mini-Örtchens Mittet am Langfjorden setzt ein älterer Herr ab Anfang April
regelmässig Langleinen für Heilbutts aus und hat nicht selten zwei-drei gute pro Tag,
die aber ausnahmslos alle bei einem Aufkäufer in Molde landen. Überhaupt ist der
Bestand an Heilbutt hier im Grossraum Romsdal besser, als manch‘ einer vermuten würde.
Wer da seriös bei will, macht einen guten Anfang, wenn er versucht, mit dem Besitzer von
„ Fiskevegn“ in Molde auf eine Wellenlänge zu kommen. Der hat das ganzeHandy voll
Romsdal-Heilbutts und ist nicht kleinlich mit Tipps, wenn die Chemie stimmt.
In Eidsbygda hat sichein Schwede angesiedelt, der über die folgende Seite zu begutachten
ist: http://romsdalsfjorden.no/ Ich hab‘ vom Campingplatz Saltskjellnes aus zu den
Booten rüber geknipst ( Bild 1) und seine EMMA ist das zweite Bootrechts von Ottars
Motz & Klotz-Kahn. Dem Dschungeltelegrafen zufolge soll er anglerisch recht begabt sein.
Bild 2 : Norvika, eine stille Bucht zwei km westlich von Eidsbygda. Wir waren etwas
spät dran, daher wenig Licht. In zwei-drei Wochen tanzen hier die ersten brauchbaren
MeFo’s. Hier lass‘ ich Wilma immer ein paar Minuten von der Leine bevor wir wieder
nach Eidsbygda gehen.
Bild 3 : Im diffusen letzten Licht der Blauen Stunde entfleuchte dieses Monster mit
hölzernen Bewegungen in die Tiefe.