Hier mal einige Erlebnisse von mir:
Wie einige ja wissen, fahre ich seit 1991 jedes Jahr nach Norwegen.
Damals stand sehr häufig in den Katalogen: „Zum Ruderboot kann man sich beim freundlichen Vermieter ein 5 PS Motor mieten“. Der Katalog damals bestand aus 15 Fotokopien, die oben links zusammen geheftet wurden. (Vorgänger von Elchreisen)
Im ersten Jahr sagte ich: „Quatsch! Ich kann rudern, das reicht!“
Dann saß ich mit der Familie in einem 14 Fuß Boot von Pioner und fing an zu rudern. In der kleinen Bucht war es kein Problem, aber als der Wind drehte und unser Boot zum Ausgang der Bucht driftete, wurde mir ganz mulmig im Bauch. Mit großer Anstrengung kam ich zum Steg zurück.
Dann kam der Motor vom „freundlichen Vermieter“ dran. Wir fühlten uns wie Könige auf dem Wasser. Der Motor war neu und machte genau das, was wir wollten. Wir bereisten den gesamten Grønsfjord. Auf den Inseln wurde Picknick gemacht.
Dorsch fangen? Kein Problem, einfach einen alten Pilker ablassen und schon war einer dran. Unsere Kinder fingen ab der zweiten Woche an zu maulen: „Immer gibt es Fisch!“
Ein Jahr später dann am Rosfjord. Boot incl. Motor. Das Teil sprang aber erst an, wenn man 10 Minuten den „Ruckswilli“ gemacht hatte. Völlig fertig fuhr man dann endlich los.
Erste Ausfahrt war recht nett, nur als der Anlegesteg in Sicht kam, sagte der Motor: „Feierabend!“ Der Rest musste gerudert werden. Dann habe ich den Motor zerlegt. Der war völlig verölt. Meine Vorgänger hatten den wie einen Trabbi betankt und dann lieber noch ein Schuss mehr Öl in den Tank gekippt.
Gereinigt und mit der richtigen Zweitaktmischung versehen lief der Motor dann den gesamten Urlaub einwandfrei.
Ein Jahr später war ein anderer Motor an dem Boot. 5 PS. Die Besonderheit:
Ein Hebel für die Zündverstellung. Wurde der Motor warm, musste man die Zündeinstellung nach regulieren und gleichzeitig den Shoke zurücksetzen. Das reichte bei dem Motor aber nicht. Beim Fahren passierte es öfters, dass er zu wenig Benzin ansaugte. Also musste zusätzlich der Gummiball gedrückt werden. Beim Rudern hätte man eher ein Auge für die Landschaft gehabt. Das Boot hatte übrigens kein Steuerstand, alles musste hinter dem Rücken passieren.
Dieses Boot hatten wir dann noch zwei weitere Jahre, bis der Motor mitten auf dem Fjord in Rauch aufging. Danach hatte der Vermieter neue Yamaha Motoren mit 15 PS gekauft.
Dann kam die Zeit, als die Motoren geklaut wurden. Mein Eigentümer hatte dann ein Schloss an der Verschraubung angebracht. Als wir das Boot hatten, bemerkte ich, dass der Motor nicht mehr richtig fest am Spriegel gesessen hatte. Ich sagte es dem Eigentümer und er wollte das „fixen“. Unser Nachbar (gleicher Vermieter) stand dann einen Tag später völlig verdattert am Anleger. Vom Motor hatte er nur noch das Totmannband. Der Motor liegt seit dem bei ca. 80 m im Fjord.
Da das 14 Fuß-Boot von Pioner so langsam in die Jahre kam, waren von den Beschlägen die Popnieten selten da, wo sie hin sollten. Also hatte ich auch immer einen Kasten mit Popnieten und Bohrer mitgenommen. Zur Freude des Eigentümers, er brauchte das nicht machen lassen.
Dann taten sich auch noch Risse im Heck auf. Jedes Mal, wenn man Gas gegeben hatte, wurde ein bestimmter Riss größer. Zu meinem Ersatzteillager gehörten auch V4A Bleche. Eines davon passte von der Größe. Das wurde dann so geformt, dass es den gesamten Riss abdeckte. Löcher für die Popnieten wurden gebohrt und das Blech wurde dann mit Silikonmasse auf das Boot genietet.
Zwei Jahr gab es danach das Boot noch, bis neue Boote gekauft wurden.
Dann auf Eigerøy:
Das Boot sollte einen 25 PS Motor haben. 19 Fuß stand im Katalog. Dran war ein 9,9 PS Motor. Meine Frau und ich waren im Oktober eine Woche dort. Unsere Vorgänger hatten den Motor geschrottet. Egal, wir wollten eh nicht nach Grönland zum Angeln. Als aber Wind aufkam wurde das schon unangenehm, weil man mit dem schwachen Motor schon voll einschlagen musste, um gerade aus zu fahren. Also nur im Mündungsbereich. Noch besser wurde es, wenn wir ins Bootshaus zurück wollten. Vor dem Bootshaus war es so flach, dass man rudern musste. Der Motor musste hoch geklappt sein. Einmal kam der Wind so blöde, dass ich eine Leine ans Ufer geworfen hatte, damit meine Frau am Ufer entlang das Boot zum Bootshaus gezogen hatte. Bei 30 cm Wassertiefe kann man noch nicht einmal rudern. Das Wasser wurde aus der Bucht gedrückt.
Ein anderes Mal war ich im Oktober mit meiner Frau am Rekefjord. Zugesagt wurde ein 15 PS Motor. Vorhanden war ein 4 oder 5 PS Motor (genau weiß ich das nicht mehr) aus dem Museum. Der Motor hatte keinen Rückwärtsgang. Wollte man rückwärtsfahren, drehte man den Motor um 180°.
Der ging so widerwillig an, dass wir den auch beim Angeln nie ausgemacht hatten.
Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Die Vermieterin hatte 3 Monate zuvor ihren Mann verloren. Deswegen hatten wir auch nichts zum Motor gesagt, sie hatte genug mit sich selbst zu tun.
Das sind nur einige Erlebnisse mit Boot und Motor. Wir haben das immer sehr locker und mit Humor genommen. Uns war es immer wichtig, dass wir uns in Norwegen aufhielten. Wenn dann mal etwas nicht so ist, wie es sein sollte, wird das gerichtet oder es wird improvisiert. Wenn ich im Urlaub bin, ärgere ich mich nicht über Kleinigkeiten. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Lachen hilft immer.
In dem Sinne:
Hoddel