So, liebe Gemeinde.
Ich bin zwar schon eine Weile aus Norwegen zurück hab aber irgendwie nicht so richtig Zeit für einen Bericht gefunden. Nun aber ist er fertig.
Viel Spaß.
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03. bis 05. August
„Schatz bist Du wach?“
„Ja!“ - „Du auch?“
„Ja, sonst würd ich ja nicht fragen“
So begann unser erster Urlaubstag. Wohl gemerkt mitten in der Nacht kurz vor um Zwei! Aber das kenntIhr sicherlich. Man will los. Kann es kaum erwarten. Das Land der Fjorde rufteinfach nach einem.Und so starteten wir gegenhalb Fünf Uhr morgens in Richtung Kiel. Pünktlich um Zehn rollten wir auf den Hof von Colorline und durften gegen 13 Uhr als eines der ersten Autos auf dieFähre. Danach das übliche Ritual. Kabine entern. Die Ausfahrt (bei herrlichemSonnenschein) genießen und dann ein Nickerchen machen.
In Oslo dann ein Novum! Als gefühlt 10. Auto verlassen wir die Fähre und können uns auf den Weg ins Dovrefjell machen, wo wir eine Zwischenübernachtung einlegen wollen. Eigentlich hatten wir ein paar Stopps unterwegs vorgesehen, aber das Wetter machte unseinen Strich durch die Rechnung. Regen, Regen und nochmals Regen. Höhepunkt war dann eine vollständig eingerüstete Stabkirche in Ringebu, welche eigentlich unsere erste überhaupt werden sollte. Aber egal. Weiter ging`s.
Gegen 16 Uhr erreichten wir dann den Camping Platz Furuhaugli. Da es zwischenzeitlich aufgehört hatte zuregnen, konnten wir den Rest des Tages für zwei kleine Wanderungen im Dovrefjell nutzen. Einfach nur eine gigantische Landschaft.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Anreise auf die Halbinsel Fosen fort. Die Wolken hingen verdammt tief und das Wetter war bis dato noch ein wenig durchwachsen. Fast auf die Minute genau um 14 Uhr rollten wir auf den Hof unserer Vermieter, der Familie Hårberg.Nach freundlicher Begrüßung bezogen wir unser Heim für die nächsten 2 Wochen.Wir waren endlich wieder angekommen. Oder wie meine Frau sagt „Zu Hause“.
Schnell war alles ausgepackt und insbesondere das ganze Angelgerödel zusammen gebaut. Gegen 18 Uhr konnten wir dann endlich wieder dieses Gefühl genießen, sanft über die Wellen zu schaukeln und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Unsere Ausbeute war überschaubar. Ein Seelachs und ein Dorsch durften mit uns die Heimfahrt antreten.
Ein Wort zu unserem Wetter und den Fängen insgesamt. Das Wetter hätte besser nicht sein können. Temperaturen zwischen 15 und 27 Grad, nur selten Regen, gepaart mit wenig Wind, ließen unsjeden Tag voll auskosten. Fisch war da – wollte jedoch gefunden werden. Für mich völlig neu war die Erkenntnis, dass Sommer nicht gleich Makrele bedeutete.So konnten diese über die zwei Wochen hinweg nur vereinzelt und nicht gezieltgefangen werden. Aber nun weiter im Text.
06. bis 09. August
Vormittag ging`s wieder raus auf `s Wasser. 4 Makrelen und ein Seelachs von meiner Frau durften das innere der Fischkiste beäugen. Der Nachmittag wurde mit „nichts tun“ bzw. „einfach Urlaub haben“ verbracht.
Damit unsere 4jährige Maus keinen Bootskoller bekam, musste am nächsten Tag ein bisschen Ausgleich her. Also wanderten wir am Vormittag über die kleine Halbinsel und tobten herum. Mittelnorwegen ist allgemein von viel Landwirtschaft geprägt und die Natur hier ist nicht ganz so schroff. Und so fühlt man sich mangt der Wiesen und Blumen wie in einer von Astrid Lindgrens Erzählungen. Nachmittag machten wir eine leider erfolglose weite Bootsfahrt zum Leuchtfeuer Flessa. Abends zog ich dann noch mal alleine los und konnte einen schönen Dorsch, einen Pollack und einen Schellfisch mit nach Hause nehmen.
Am nächsten Tag durfte unsere Tochter, lange ersehnt, das erste Mal wieder auf einem der vielen Pferde der Familie Hårberg reiten. Stolz wie Bolle drehte sie ihre Runden und war das glücklichste Kind auf Erden. Während der Mittagspause löse ich den Auftrag meiner Frau ein und fange einen Dorsch und eine (in meinenAugen) genmanipulierte Makrele für das Sonntagsessen. Anders lässt sich dieGröße von 50cm nicht erklären. Zwischenzeitlich war das Thermometer auf geschmeidige 27 Grad gestiegen und so entschlossen wir uns in die„Korallenbucht“ zu wandern. Korallenbucht deswegen, weil man dort Reste von Kaltwasserkorallen finden kann. Da es dorthin auch den einen oder anderen Felsen zu erklimmen galt war meine Frau entsprechend nervös und unsere Tochtervoll und ganz in ihrem Element. Da wir Badeschuhe mitgenommen hatten stolzierten wir bei Ebbe noch eine halbe Ewigkeit auf der Suche nach Muscheln und kleinen Krebsen durch das knietiefe Wasser. Carlotta (meine Tochter) war einfach glücklich. Das wohl tollste Erlebnis hatten meine Frau und meine Tochter am Abend. Als sie an einem kleinen Strand bis zu den Oberschenkeln imWasser standen tauchte keine 10 Meter von ihnen entfernt eine Schweinswalfamilie auf der Jagd nach Heringen auf. Ich hatte meinen magischen Abend derweil beim Angeln. Erst klaute ein Seeadler den Möwen vor der Nase die Fischreste weg undanschließend beobachtete ich einen Wildlachs bei seinen Sprüngen. Nebenbei fing ich noch 3 feiste Pollacks der 10-15 Pfund Klasse.
10. bis 14. August
Heute ist Vollmond und der Fluthöchststand liegt beimehr als 3 Meter über NN. Also raus. Naja die Euphorie lässt schnell nach. Mehr als 2 Dorsche und ein Seelachs lassen sich von mir nicht überreden. Bei meinerFrau läuft, sagen wir es mal vorsichtig, eher weniger zusammen. Also noch eine Drift bei der ich allerdings nicht mitmache und stattdessen die Fische versorge. Und dann passiert `s. Meine Frau trifft voll einen Seelachsschwarm. Sie angelte sich in einen richtigen Rausch. Am Ende landete sie 9 Seelachse bei denen der Größte um die 65 cm maß und der kleinste 50cm. Der Rest, ca. 10Stück, durfte weiter Wasser trinken. Jeder Fußballfan kennt die Schmach von Cordoba. Seit dem 10. August verkauft mir meine Frau diesen Tag als Schmach von Fosen (haha).
Als wir vor 2 Jahren hier waren, mussten wir eine Wanderung zum „Kopparen“ abbrechen, da unsere damals 2jährige Tochter nicht mehr wollte und wir nicht mehr konnten. Also hatten wir noch eine Rechnung offen. Früh ging es los, die 50 km bis Bjugn. Die Wanderung selber ist unheimlich anstrengend. Papa war ständig damit beschäftigt den Motivationstrainer für Frau und Kind zu spielen. Aber am Ende schafften wir esden Gipfel zu erreichen. Allerdings blies der Wind so stark, das wir postwendend den Rücktritt antraten. Wir durften allerdings einen Rettungshubschrauber bei einer Übungseinheit beobachten, als er minutenlang immer wieder gezielt einzelne Berggipfel anflog. Schon phänomenal was so ein Pilot leisten kann.
Und dann kam er. Mein Tag! Der 13. August begrüßte uns mit traumhaftem Wetter und wir überlegten, was wir wohl machen könnten. Schlussendlich beugte sich meine Frau der Mehrheit und wir beschlossen mal so eine richtige Outdoor Wanderung zu unternehmen. Die Selnesheia erhebt sich direkt neben dem Fjord und war demzufolge ohne Umwege zu erreichen. Durch Sverre unseren Vermieter hatten wir auch eine (selbstgemalte) Karte, die uns den Weg auf diese kleine Hochebene zeigte. Anfangs fanden wir einen richtig guten alten Almweg vor. Aber als wir oben ankamen, hieß es sich den Weg zu bahnen bzw. zu suchen. Dabei ging es durch sumpfiges Gebiet, über kleinere Bäche und durch zahlreiche Birkenhaine. Also so richtiges Elchgebiet. Meine Frau sah uns vor ihrem geistigen Auge schon vor Elchen flüchten oder im Morast versinken. Doch nichts von dem trat ein. Einfach nur Natur, aber so richtig. Es war einfach grandios sich so klein zu fühlen und in dieser intakten Natur zu stehen. Na jedenfalls für mich. Als es dann an den Abstieg auf der anderen Seite des Hanges ging, fielen meiner Frau fast die Augäpfel raus. Da baumelte an einer etwas steileren Wand ein Seil, andem wir runter mussten. In dem Moment glaubte ich in den Augen meiner Frau Mordgedanken erkennen zu können. Aber auch diese Passage meisterten wir und erreichten am frühen Nachmittag unsere Hütte. Unsere kleine Maus war völlig fertig, wir aber auch.
Trotzdem entscheide ich mich am Abend dazu, noch einmal raus zu fahren. Und das war Goldrichtig. Die erste Drift brach ich umgehend ab. Falsch angesetzt (kennt man). Die zweite Drift war noch keine 2 Minuten alt, da knallte es in die Rute! Ersteinmal, dann zweimal und dann noch ein drittes und viertes Mal. Ich angelte mit einem System mit 3 Beifängern in Heringshautimitat. Am Ende baumelte ein 90 grEisele Pilker. Während des ca. 20 minütigen Drills brachte ich mein Material an die Schmerzgrenze und mich mit. Teilweise ging rein gar nichts. Kontinuierlich lief Schnur in Zeitlupe ab. Mit viel Mühe bekam ich Schnur auf die Rolle und konnte letztendlich als Sieger vom Feld gehen. Erst tauchte ein 50er Seelachs auf, dann noch ein Zweiter. Am untersten Beifängerhaken hing dann ein riesiger Dorsch und am Pilker ein 65er Seelachs. Wie an Bord bekommen. Bloß gut hatte ich mir einen großen Meereskescher schenken lassen. Mit letzter Kraft ließ ich den Dorsch rein gleiten und zog die restliche Fuhre einfach ins Boot hinterher. Geschafft! Die 2 - 50er Seelachse wurden umgehend wieder ins kühle Nass entlassen. Anschließend bin ich dann sofort rein gefahren und habe Fotoapparat und Zollstock geordert. Die Maße lauteten 1,02 Meter und 10 kg. Da war es nunpassiert. Ich hatte gemetert. Man wie lange habe ich darauf hin gearbeitet. Und was hat sich geändert? Nichts. Aber ich angelte fortan mit einem absolut innerem Seelenfrieden.
Leider setzte mich ab demAbend Fieber und Schüttelfrost für 2 Tage außer Gefecht. An angeln war nicht zu denken.
15. bis 18. August
Wie gut das meine Frau immer eine gut sortierte Reiseapotheke (also eigentlich darüber hinaus) mitführt. Dank Paracetamol und Ibuprofen fühlte ich mich wieder fit genug, um eine kurze Ausfahrt zu unternehmen. 4 Makrelen durften mit nach Hause. Gegen Mittag fuhren wir dannmit dem Bus nach Trondheim. Bei schönstem Wetter bummelten wir durch die Straßen und aßen in der „Fischhalle“ lecker Fischbouletten – ein echter Geheimtipp. Nicht zuletzt aufgrund der, für norwegische Verhältnisse, günstigen Preise.
Den 16. August verbringen wir fast ausschließlich auf See. Die Fische stört dasweniger, sie sind so ziemlich alle in Urlaub gefahren. Anders ist es nicht zu erklären, das gerade einmal 9 Makrelen und ein Dorsch gefangen werden.
Am nächsten Morgen fahre ich zeitig raus. Wie sich rausstellen sollte, wurde es die letzte Ausfahrt. Ich fange noch einmal 14 Makrelen bevor ich gegen Mittagwieder rein fahre. Um 18 Uhr durfte Carlotta dann wieder ein Pferd entern. Nichts geht über das Strahlen von Kinderaugen.
So. Der letzte Tag ist angebrochen. Es regnet. Also habe ich schnell das Boot gereinigt und wir sind zum Einkaufen, Tanken und Geld holen nach Rissa gefahren. Danach mussten wir uns wohl oder übel ans Packen machen. Aber für den Abend hatten wir uns noch etwas Tolles überlegt. Erst machten wir noch eine kurze Wanderung und danach ritten meine Frau und meine Tochter jeweils auf einem Pferd um die ganze Halbinsel. Ich platzte fast vor Stolz. War nach dieser Runde aber auch pitschnass geschwitzt, da ich immer nebenher lief oder vor rannte, um gefühlte 200 Bilder von meinen Mädels zu machen. Jedenfalls war es ein krönender Abschluss eines wundervollen Urlaubs. Am Abend saßen wir noch 2 Stunden bei Familie Hårberg und quatschten wunderbar unkompliziert.
19. bis 21. August
Irgendwann ist jeder Urlaub mal zu Ende. Und so fuhren wir am nächsten Morgen gen Süden. Zurück zu viel uns auf, das von allen Hängen temporäre Wasserfälle runter kamen. Es musste insbesondere um Alvdal mächtigund lang geregnet haben. Gegen 16 Uhr erreichten wir den Campingplatz Koppang. Allerdings wurde die Frage der Nutzung der Tiefkühltruhe wider Erwartens verneint. „Die geht nicht mehr.“ Mein Herzrutschte in die Hose. Nach langem Bitten wurde jedoch eine zweite für unsangestellt. Für alle die auf eine Kühlmöglichkeit in Koppang vertrauen sei hier erwähnt, dass dies in nächster Zeit eventuell nicht mehr möglich ist. Nach dem wir jedoch alles untergebracht hatten, ging es ins Zentrum von Koppang, wo wir uns noch mal so richtig mit norwegischen Lebensmitteln eindeckten. Traditionell werden am Abend die Urlaubsbilder gesichtet. Was bei meinen Mädels die eine oder andere Träne zum Vorschein brachte.
Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Oslo, wo wir auf das Einschiffen undAblegen warteten. Obligatorisch wurden wieder einige Fotos und danach ein Nickerchen gemacht. Und diesmal blies der Wind auch um einiges stärker, was den hübschen Kahn ordentlich ins Schaukeln brachte.
Am nächsten Tag legten wirpünktlich in Kiel an und bewältigten die letzten Kilometer auf dem Weg Richtung Lausitz.Das war`s nun wieder. Eintoller Urlaub war zu Ende mit unglaublich schönen Momenten. Im nächsten Jahrdarf ich dieses tolle Fleckchen Erde gar zweimal besuchen. Dann zeige ich es meinen Kumpels im Frühjahr und im Sommer sind wir wieder mit der Familie auf Fosen.Für uns der Himmel auf Erden…
Euer Rudi