Wie der Titel vermuten läßt war ich letzte Woche oben.
Ich will versuchen in Kurzform meine gemachten Erfahrungen und Eindrücke dem Forum mitzuteilen.
Nach langem lesen von diversen Beiträgen, ausfiltern von nicht brauchbaren und verinnerlichen von interessanten Beiträgen einschließlich meiner eigenen Erfahrungen aus dem letzte Jahr wurde das Tackle überdacht, in einigen Punkten geändert und ergänzt.
Es wurden einige Pilker von 80 - 120g angeschafft und statt der 22er Schnur, 16er Schnur aufgezogen.
Am Freitag morgen kam mein Freund Bernd vorbei. Er stellt schon seit mehreren Jahren seinen Firmenwagen zur verfügung. ( Passat caravan 2,0 tdi ) Sparsames Auto, aber der Sprit wird eh gesponsert. Wir haben dann den großen Dachkoffer montiert und mein Gerödel eingeladen.
In der Nacht gegen Mitternacht kam er dann wieder bei mir vorbei nachdem er den dritten im Bunde, Freund Reinhard, in Dortmund eingeladen hatte.
Komisch, großer Wagen + Dachkoffer, trotzdem nie genug Platz.
Letzte Zigarette geraucht und dann los Richtung Hirtshals.
Wenig Verkehr unterwegs. Problemlos den Elbtunnel und die Baustellen im Bereich HH passiert. Flensburg wurde gegen 04.00 Uhr erreicht obwohl wir nicht besonders schnell gefahren sind.
Wie immer wurde in Harrislee an der Tanke Zwischenstopp eingelegt, nen Pott Kaffee geschlürft und ne heiße Brühwurst gegessen.
Raucherpause mit Spaziergang um das Einkaufszentrum, dann weiter Richtung Norden.
Gegen 10.00 Uhr waren wir am Check- In. Wir mussten noch kurz warten bis das einchecken begann.
Pünktlich um 11.15 lief die Superspeed ein. Wir duften es uns auf dem LKW - Deck bequem machen. Platz ohne Ende. Türen weit auf, kein Problem.
Ich denke mal, die Auslastung war bei 50%
Da wir das Mittagsbuffet vorgebucht hatten brauchten wir nicht anstehen und wurden ziemlich schnell Mittschiffs an der Fensterfront platziert. Super Aussicht.
Das Buffet war zwar nicht ganz billig aber von guter Qualität und die Auswahl war mehr als ausreichend. Die Nichtfahrer dürften sich 1 - 3 Bierchen zischen. Nicht übel.
Die Überfahrt verlief wie vorhergesehen, problemlos.
Kristiansand empfing uns mit strahlend blauem Himmel, voll geflaggt, geschmückt und vielen Menschen in Tracht. Wir fühlten uns geehrt.
Die Frauen waren recht bunt gekleidet. Die Männer sahen eher so aus als gingen sie zur Beerdigung.
17 Mai, Nationalfeiertag.
In Borhaug sah es anders aus. Die üblichen Flaggen, sonst nichts. Es schien fast so als ob der Feiertag einen Bogen um das Gebiet gemacht hätte.
Egal, wir hatten die hier im Forum unter Boatyard 1 bekannte Ferienwohnung gemietet.
Ernest erkannte uns wieder und begrüßte uns herzlich.
Da in der Woche die obere Wohnung an Nichtangler vermietet war, bot er uns als Bonbon das zur oberen Wohnung gehörende, größere Boot an. Neuer Motor ca. 200h gelaufen
Ein Angebot, welches wir nicht ablehnen konnten.
Bootsübergabe ohne Probefahrt. Er wußte, wenn man mit dem kleineren zurechtgekommen ist, gibt es mit diesem Boot keine Probleme. ( dachten wir auch )
Schnell noch den Wagen ausgeräumt, Betten gebaut, Kleinigkeit gegessen, Bierdose in die Hand, den richtigen Sender gesucht und dann das Pokalendspiel geschaut.
Leider haben die Falschen gewonnen. ( Böses Omen ? )
Nach einer kurzen Nacht ausgiebig gefrühstückt, Windfinder gecheckt, festgestellt, daß heute der erste Tag für die Fahrt auf's Plateau ist.
Ich weis nicht ob es bekannt ist, aber ca. am Liegeplatz des kleinen Bootes im letzten Jahr wurde eine Schwimmpier montiert für geschätzte 8 Boote. Hierdurch wird der Einstieg sehr erleichtert.
Also uns und das Boot seeklar gemacht und um 09.00 Uhr die Leinen los gemacht.
Jetzt wurde auch der Nachteil des großen Bootes deutlich. Dieses Teil ist bei langsamster Fahrt beim ein - u. ausparken so beweglich wie ein rheumakranker Elefant. Also äußerste Konzentration im Hafenbereich erforderlich. Wir haben uns schnell daran gewöhnt da wir im großen Hafenbecken einige Wendemanöver und Rückwärtsfahrt geübt haben. Sehr zu empfehlen.
Die Einfahrt in die engen Parkbuchten ist nicht einfach. Beim ersten mal mußten wir einmal zurücksetzen. Danach gelang uns das Parkmanöver immer auf Anhieb.
Wir sind dann raus aufs Plateau und haben das Fußballfeld nach Fisch abgesucht. Lt. Aussage von Ernest ist sehr viel Fisch im Wasser und es werden auch größere Fische gefangen. Stimmt, aber man muß sie erst finden und dann fangen.
Das Echolot zeigte Schwärme ohne Ende. Alles Delikateßköhler von 25-30cm. Nach einem Platzverweis durften sie dann weiter ihr Unwesen treiben.
Das Problem war an denen vorbeizukommen. Dann hatte man die Chance darunter an die größeren zu kommen. Ist uns manchmal auch gelungen. An diesem Tag hatten wir 2 Pollacks von 70 u. 90 cm und 4 Dorsche von 60 - 65 cm sowie 1 Hering und 1 Makrele. Nicht viel, aber der Mensch freut sich.
Unser kapitalster Köhler in dieser Woche war 42 cm. Auch der freut sich noch seines Lebens.
Unseren Nachbarn aus Koksbua ( 2 polnische Ehepaare ) ist der Fang eines Meterseelachses geglückt. Die sind auch jeden morgen um 5.00 raus. Im Gegensatz zu uns. Wir haben URLAUB.
Dieser Tag war übrigens der einzige an dem wir mit den leichten Pilkern angeln konnten. An sämtlichen anderen Tagen war die Drift zu stark.
Ich weis jetzt nicht mehr ob es heute am Sonntag war oder am Montag. Jedenfalls fing es gegen Mittag an sich bei blauem Himmel einzutrüben.
Sehr schnell hatten wir eine Dicke Suppe auf dem Wasser liegen. Sichtweite ca. 100m. Schlecht zu schätzen auf dem Wasser.
Auch beim heimfahren bei den ersten Schleiern hätten wir es nicht geschafft rechtzeitig zurück zu kommen. Also Ruhe bewahren und weiterangeln. Wir hatten ja einen zuverlässigen Kartenplotter an Bord und zusätzlich ein Hand-GPS Gerät aktiviert und mitgenommen.
Dann ist uns auch noch der Seenotrettungskreuzer entgegengekommen. Ca. 30m Abstand.
Wie wir später von Ernest erfuhren hatte ein Boot komplett die Orientierung verloren und um Hilfe ersucht.
Wir konnten jeden Tag raus, hatten aber immer Wellen von 1-1,4 m und eine Drift von 1,5-2,5 km/h. Da war mit Pilkern v. 80-150g nichts mehr zu erreichen. Insgesamt waren wir nur 2mal auf dem Plateau.
Wir haben mit Pilkern um 300g gefischt, trotzdem ging die Schnur im 45Grad- Winkel ins Wasser. Da war kein kontrolliertes Fischen mehr möglich.
selbst diese 300g Pilker wurden von den kleinen Seelachsen attackiert. Manchmal hatten sie alle drei Haken im Maul.
Dieletzten beiden Tage haben wir uns im Bereich der Hafeneinfahrt bis zum Leuchtturm aufgehalten. Abstand zum Ufer ca. 300 m. Hier war noch Windschutz vom Land und geringere Drift. Hängerträchtiges Gelände. Viel Tang unter Wasser.
Hier habe ich das meiste Gerät verloren aber auch schöne Tang-Dorsche von 50-60 cm gefangen.
Im Gegensatz zum letzten Jahr waren sehr viele Dorsche im Wasser. Wir haben ziemlich gleiche Teile an Dorsch und Pollack gefangen.
Aber alle Fische waren voll mit kleinen Sandaalen. Um die zu imitieren hätten wir kleine Gummimacks in weiß oder einfache Makrelenfedern benötigt. Was soll's, wir haben eine schöne Woche verbracht.
Wir hatten nie ein unsicheres Gefühl auf See, waren aber auch nie leichtsinnig.
Da wir nur zu dritt waren, hatten wir kein Platzproblem. Zu zweit haben wir auf der Mittelhaube gesessen. Der dritte Mann hat sich in die Ecke unter dem einseitigen Mast gequetscht und im stehen geangelt.
Ich denke mal, ein vierter Mann wäre bei guten Wetterbedingungen möglich aber mehr wie vier Ruten auf einer Seite. Das gibt zu viel getüdel.
Meine unmaßgebliche Meinung.
Fazit: Die Wohnung ist in einem ausgezeichneten Zustand. Die Küche ist komplett. Zu bemängeln wäre der Filetierplatz. Hier wurde gegenüber dem letzten Jahr eine Edelstahspüle montiert. Die vordere Kante stört beim schneiden. Wichtiger wäre eine kleinere Überdachung mit seitlichem Windschutz da man sonst völlig frei im Regen steht.
Da auf dem großen Boot ein klappbarer Filetierplatz montiert ist wurde der auch fleißig genutzt. Man spart sich die schlepperei von Fisch und Abfall.
Das wechseln der Schnur hätte ich mir sparen können. Ich hätte mit der alten Schnur nicht einen Fisch weniger gefangen aber einiges an Material in den Tangfeldern retten können. Nach wechseln der Drillinge gegen Eizelhaken reduzierten sich die Verluste.
Wenn Ihr mich fragt, nochmal Borhaug? würde ich sagen, Immer wieder.
Leider wird es nächstes Jahr nicht klappen, da in unserem Zeitrahmen alles voll ist.
Schade. Muß ich mich nach was anderem umsehen.
Mit Enest haben wir Freitag Nachmittag abgerechnet. Anschließend haben wir die Wohnung aufgeklart, das Urlaubsendebier getrunken und den Urlaub ausklingen lassen.
Wir haben in dieser Woche nur 37 Liter Diesel verbraucht. Für dieses große Boot schon erstaunlich wenig.
Samstag morgen um 04.30 ging für die beiden Jungs der Wecker. Für mich unerheblich da ich schon um 03.00 Uhr wach war. Montezumas Rache hatte mich voll erwischt.
Beste Aussichten für die Rückfahrt. Mit Müh und Not das Terminal erreicht. Auf der Fähre war der nächste Wasserhocker nie weit entfernt. Trotzdem das gute Frühstücksbuffet genossen.
Der Rachegott wollte gefüttert werden.
Auf der dänischen Autobahn gibt's ja alle Naselang ein Tannenbaumklo. War auch gut so.
Also auch kein Problem.
Zwischen Flensburg und Hamburg war irgendwo die Autobanhn voll gesperrt. Dank Navi-Umleitung hat es uns nur 15min gekostet.
Mein größter Alptraum war, vor dem Elbtunnel im Stau zu stehen und nicht aus der Hose zu kommen.
Glück gehabt, nur das übliche Stop and Go im Tunnel.
Danach habe ich nur noch 2 Pausen gebraucht. Ich bekam den Burschen langsam in den Griff.
Irgendwo bei Osnabrück nochmal Stau. Reduzierung von 3 auf 1 Fahrspur. Wieder 15min. Umleitung. Ging eigentlich.
Gegen 20.00 Uhr endlich zu Hause und die Vertrauten sanitären Anlagen besichtigt.
Mangels Masse war keine Benutzung erforderlich. Thats Timing.
Sonntag ist Bernd vorbeigekommen und wir haben den Dachkoffer wieder demontiert.
Die beiden sind bereits wieder voll an der Arbeit.
Bilder kann ich Euch nicht bieten da meine Knipse den Geist aufgegeben hat.
Die beiden haben mit Ihren Handys ein paar Bilder gemacht die sie mir zuschicken werden.
Kann aber dauern. Werde ich natürlich nachreichen.
Unterm Strich kann man sagen, es war ein runder Urlaub.
Das kann bei einer reinen Männertour nur funktionieren wenn man als Team funktioniert.
Ich hoffe ich habe Euch nicht gelangweilt.
Gruß, Willi