Hallo zusammen!
Gestern Mittag beim Fischen:
Südnorwegen, Flekkerøy. Nahezu windstill, ab und zu ein paar leichte Nebelschleier. Es sind noch nicht so viele Boote unterwegs. Ein sehr grosses Containerschiff schiebt sich an uns vorbei, kurz darauf ein 300m Kreuzfahrtschiff. Wir fischen mit mässigem Erfolg an der Nordseite der Insel Oksøy (Leuchtturm). Am Horizont ziehen dichte Wolken auf und eine Nebelbank schiebt sich in unsere Richtung. 100 m weiter ist ein weiteres Boot mit drei Personen, vermutlich Deutschen, da man mindestens sechs Ruten erkennen kann und vorallem weil alle im Boot stehen. (Wird hier gerne als Deutscher Dreimaster bezeichnet). Das Boot fährt nach einem kurzen Stopp ca. 1 km weiter in Richtung offenes Meer, vermutlich um an der 200m Kante zu angeln.
Der Nebel holt uns langsam ein, und wir beschliessen wieder nach Hause zu fahren. Das andere Boot ist schon lange in der Erbsensuppe verschwunden. Plötzlich tuckert es jedoch ganz langsam aus dem Nebel auf uns zu, ein Mann am Bug hält Ausschau. Sie halten neben uns, gestikulieren ein wenig und fragen freundlich ob wir deutsch sprechen. Dann wo es denn Richtung Land ginge. Sie haben keinerlei Möglichkeit zu navigieren, keinen Kartenplotter, kein Smartphone, vermutlich auch keinen Kompass. Wir haben GPS und Kartenplotter an Bord und winken Richtung Leuchtturm. Kurz darauf folgen wir dem Boot, das wir zu unserem Erstaunen knapp 100 m vor dem Leuchtturm beim Angeln wieder finden. "jetzt wissen wir ja wo wir sind" heisst es, obwohl gerade mal ein Bruchstück der Inselkante zu sehen ist. Ich rate ihnen nochmal Richtung Hafen zu fahren, und wir sehen Sie mit ein wenig Abstand bald hinter uns.
Das ging wohl nochmal gut. Warum ich es trotzdem Aufschreibe? Jedes Jahr, wirklich jedes sterben hier Touristen aufgrund von Leichtsinn. Auch wenn man vielleicht lange auf den Urlaub gespart hat wiegen 15 Kg Fischfilet nicht so viel wie ein Menschenleben.
Letztes Jahr sind bei Mandal 2 Touristen trotz Rettungsweste ertrunken. Ein dritter hat im Floatation Suit knapp überlebt. Die Drei sind trotz starkem Wind und Wellen zum Angeln rausgefahren. Kurz darauf hat es auch zwei Berufsfischer erwischt, ebenfalls bei kräftigem Wetter.
Anfang des Jahres ist hier ein älterer Fischer mit sehr guten Ortskentnissen mit dem Boot abgesoffen. Er fuhr rückwärts gegen eine Welle um einen Hänger zu lösen weil er seinen neuen 100 NOK Pilker nicht verlieren wollte, Das Boot lief voll, und er musste zu einer nahen Schäre schwimmen. Dort ist er dann fast erfroren bis er gefunden wurde. Es kann also jeden treffen.
Persönlich würde ich gerne jedem Angler folgendes mit auf den Weg geben:
1. Hinsetzen im Boot. Man kann tatsächlich schon bei kleinen Wellen über Bord gehen. Nur Touristen sieht man hier im Boot stehen - weil sie es nicht besser wissen.
2. Rettungswesten anziehen. Auch bei schönem Wetter. Wenn man über die Reling fällt hilft es nicht, wenn eine Weste pro Person im Boot ist (Minimalanforderung).
3. Neben Telefon ein GPS oder zumindest ein Smartphone mit z.B. der kostenlosen "Norgeskart" app dabei haben.
(es gibt auch eine neue App von der Redningsselskap, da wird kontinuerlich und automatisch die eigene Position an die Karte der Rettungsleitung gesendet http://www.redningsselskapet.n…-som-%C3%B8ker-tryggheten ) Einen Notruf kann man über die App absetzen, da wird dann automatisch die eigene Position mit übertragen.
4. Kein Risiko eingehen!!! Wenn zuviel Wind kommt, reinfahren. Wenn der Nebel kommt, reinfahren. Auch gute Ortskentnisse helfen nicht wenn man nichts mehr sieht! Schon ein kleiner Fischtrawler kann euch zudem im Nebel über den Haufen fahren.
Skitt fiske!
Kubik