Moin,
vor zig Jahren habe ich gezwungenermassen an dem in Norwegen obligatorischen Sicherheitskurs für Fischer teilgenommen und ihn später wie vorgeschrieben aufgefrischt, zuletzt 2004.
Ein bisschen was vom Inhalt des Kurses sieht man in diesem Video hier :
http://www.youtube.com/watch?v=vI5g0Zl69SE
Nicht alles, was man in diesem Kurs lernt, ist relevant für Angler, aber einiges.
Ein paar Vorkommnisse aus diesen Kursen haben sich auf meiner biologischen Festplatte unauslöschlich verewigt.
Zum Beispiel das für mich damals ' schlimmste ' Erlebnis: Der Lehrer schleppt einen vollen 20 Liter-Benzinkannister zu mir in eine winzige, wackelige 14-Fuss Jolle hinein, tuckert zwanzig Meter auf den Fjord raus, macht den Motor aus, klappt den Deckel des Kannisters auf, nimmt ein Feuerzeug, hält die Flamme ans Benzin, das sofort auflodert ... und fragt ganz ruhig : Na, was machte jetzt ? ... und innerhalb von ein paar tausendstel Sekunden erwägt mein schockiertes Gehirn reflexmässig entweder a) dem ' Wahnsinnigen ' den Kannister zu entreissen und ins Wasser zu schleudern oder b) mich mit einem Kopfsprung möglichst weit und schnell vom Boot zu entfernen ... obwohl ich kaum einen Tag früher eine entsprechende, theoretische Frage sachlich richtig beantwortet hatte.
Der Lehrer deutet meinen plötzlich stieren Blick richtig, weil schon hundertfach gesehen, und entschärft die Lage, indem er die linke Hand beruhigend-abwehrend hochhebt und mit der rechten ... den Deckel zuklappt und damit die Flamme erstickt.
Anderes Beispiel : Während des Kurses bekommen wir etliche verschiedene Typen Überlebensanzüge vorgestellt und in die Hand. Einige grausig schwer und steif, andere etwas komfortabler. Auf dem warm beheizten Zwischendeck des Schiffes das ruhig am Kai liegt, klettern wir in verschiedene Anzüge rein und raus, um sie kennen zu lernen. Irgendwann fragt der Lehrer, wie lange wir denn so bräuchten, um diesen und jenen Anzug anzuziehen. Die Schnellsten brauchen so 70 – 80 Sekunden, die Langsamsten, typisch die mit den dicksten Bäuchen, zwei bis drei Minuten.
Dann werden die Anzüge dahin gehängt, wo sie hingehören, in den Trockenraum, und das Schiff fährt raus in die Wellen, die Luken werden aufgerissen und eisiger Wind zieht über alle Decks, während wir in der warmen Messe Coffeetime machen.
Dann heisst es Alarm, Feuer im Unterdeck, holt euch die Anzüge, steigt rein und springt über Bord, tempo-tempo, wir messen die Zeit ! Der Schnellste springt nach knapp 4 Minuten ins Wasser. Der Langsamste ist mit dem Schienbein wo gegen geknallt und ist nach zehn Minuten immer noch nicht im Wasser. Dead man walking, meint der Lehrer bloss, und es seie typisch, das die benötigte Zeit sich bei ein wenig Panik und/oder schon bei einem klitzekleinen Malheur verdrei- bis verfünffache.
Nachdenklich stimmte mich auch, das schon unter ansonsten friedlichsten Rahmenbedingungen drei von zehn Leuten erkennbar Angst davor hatten, im Überlebensanzug aus kaum drei Meter Höhe ins Wasser zu springen. Darunter Leute, die seit Jahrzehnten raue See gewohnt waren.
Ein Kursteilnehmer weigerte sich lange und volle Elle panisch, sich vom Hubschrauber aus aus dem Wasser heben zu lassen. Der Retter sagte nur, im Ernstfall hätten sie ihn nicht gebeten, sondern betäubt.
Die Notraketen, die in dem Clip so vorbildlich abgefeuert werden, kann man ja kaum falsch bedienen ... glaubte ich lange, bis uns mal ein nervöser Kursteilnehmer die Schuhe versengte.