Oslofjord? Im Winter? Kann man da angeln?
Fragen die auch ich mir stellte als ich im Januar nach Oslo zog. In den Wetternachrichten des norwegischen Fernsehsenders NRK wurden mal wieder Tiefstwerte von minus 15 Grad Celsius angesagt. In der Tat herrschte draussen bittere Kälte. Ich wollte mich schon fast mit der Tatsache zufrieden geben, dass ich um paar Stunden fischend am Wasser verbringen zu können wohl auf wärmere Temperaturen warten müsse. Als ich Anfang Februar jedoch einen älteren Mann mit Eisbohrer und typischer Angelausrüstung in der Karl Johans Gate, der Lebensader Oslos, antraf flammte wieder etwas Hoffnung auf. Nach kurzem Gespräch hatte ich die Key-Facts für mein nächstes Wochenendprogramm. Eisfischen vor der Küste Sandvikas. Das hörte sich vielversprechend an und dennoch waren meine Erwartungen nicht all zu groß. Samstag morgens stieg ich in den Regionalzug von Oslo nach Sandvika. Nur 15 Minuten später erreichte ich die kleine Stadt süd-westlich der norwegischen Hauptstadt und verschaffte mir einen Überblick. Eine 30 cm dicke Eisdecke überzog das von Inseln zerteile Fjord soweit mein Auge sehen konnte. Das schöne Wetter an diesem Tag hatte viele Familien, Spaziergänger und Langläufer auf das Eis gezogen und dennoch blieb viel Raum an ungestörter Stelle ein Loch zu bohren. Einen eigenen Eisbohrer hatte ich nicht doch war ein anderer Fischer schnell gefunden der mir seinen lieh. Die Montage hatte ich am Abend zuvor schon gebunden in weiser Voraussicht, dass man bei solch niedrigen Temperaturen die Handschuhe nur ungern für längere Zeit auszieht. Meine Montage bestand aus zwei sechser Schollenhaken am Vorfach, hinter die ich ein 20 Gramm Laufblei stellte. 20 cm darüber befestigte ich noch einen Haken. Als Köder dienten mir Shrimps. Meinen Versuch die Montage zum Grund, etwa auf 15-20 Meter hinunter zulassen wurde schon nach kurzer Zeit durch einen Biss unterbrochen und ich landete schöne Flunder von 35 cm. Beim nächsten Versuch gelang es mir jedoch den Grund zu erreichen. Ich spannte die Schnur und musste nicht lange warten bis die nächste Flunder anbiss. Nach vier Stunden hatte ich 13 Flundern und 4 Wittlinge aufs Eis legen können und wollte schon einpacken als ein Biss die Spitzer meiner Rute leicht zucken ließ. Auf den Anhieb folgte ein gewaltiger Kopfstoß und 10 Minuten später zog ich einen 3,5 Kilo Dorsch, der kaum durch mein Eisloch passte, aus dem Fjord. Gelungene Abrundung dieses Tages.
Seit dem bin ich zwei weiter Male nach Sandvika gefahren und habe gleiche Resultate erzielen können. Ende Februar sind die Temperaturen nun jedoch zu hoch und ein sicheres Betreten des Eises nicht mehr möglich. Daher schaue ich nun wieder mal die Wetternachrichten des Senders NRK und hoffe auf ordentliche Tiefstwerte!
Noch ein paar Tipps:
- Um sich einen komparativen Vorteil (auch wenn das eigentlich nicht nötig ist!!) gegenüber den anderen Anglern zu Verschaffen die Shrimps tiefgekühlt mit Schale im Supermarkt kaufen. Am Vorabend auftauen und pulen. Die Schalen und Köpfe in ein passendes Gefäß füllen, einen Stein dazu mit Wasser auffüllen und einfrieren. Dann vor dem Angeln ins Eisloch damit. Das Gefäß sollte nicht größer als der Durchmesser des Eisloches sein (logisch oder?), ich benutze ausgespülte Bierdosen bei denen ich den Decken entfernt habe.
- Sieb mit aufs Eis nehmen um Eis aus dem Loch zu fischen, dass sich mit der Zeit bildet!
- Neben der Grundmontage unbedingt mal mit z.B. Tobiblinker spinnen versuchen. Habe viele Angler Meerforellen landen gesehen.
- Schnurr sollte schon 0,30+ haben da Dorsche bis zu 10 Kilo möglich sind, wie mir gesagt wurde.