Das Kernargument der Befürworter von Rauchverboten ist: Passivrauchen schädigt die Gesundheit der Nichtraucher. Konnte man zuvor nur etwas von oben herab über die "Nikotinjunkies" lästern und den "Gestank" von Kleidung beklagen, hat man nun endlich das Argument parat, um mit Verboten gegen die nicht ganz unbeträchtliche, rauchende Minderheit von ca. 35% der Bevölkerung vorgehen zu können.
Aber was ist wirklich an dem Argument dran, das uns tagein, tagaus von den Medien um die Ohren gehauen wird? Von kritischen Stimmen von Wissenschaftlern gegenüber diesem Argument hört und liest man dagegen in der Öffentlichkeit nichts. Gibt es sie deshalb nicht?
Fragt man die Befürworter, so wird auf "internationale Studien" und "seriöse medizinische Fachliteratur" verwiesen, obwohl vermutlich die wenigsten diese Studien auch nur gelesen, geschweige denn, sich damit auseinandergesetzt haben dürften.
An exponierter Stelle der Befürworter steht das DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum). Hier kann man deren Broschüre "Passivrauchen – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko" herunterladen:
http://www.dkfz.de/de/presse/p…/Passivrauchen_Band_5.pdf
Sollte jeder Befürworter der Verbote gelesen haben, damit er weiß wovon er redet.
Der Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Sterblichkeit ist nach der gründlichsten und umfangreichsten Studie zu diesem Thema, nämlich die Untersuchung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) von 1998, sehr schwach.
Das ist auch nicht anders zu erwarten, denn selbst das Risiko eines starken Rauchers z.B. an Lungenkrebs zu sterben, ist zwar nicht unerheblich, aber selbst hier ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht sehr kausal: immerhin sterben 90% der Raucher nicht an dieser Krankheit.
Wie immer, wenn ein Zusammenhang nicht monokausal sondern schwach ist, bedient man sich statistischer Methoden, um einen Zusammenhang nachweisen zu können. Dabei ist natürlich Vorsicht geboten, denn die untersuchte Anzahl der Personen ist recht gering. Bei der oben erwähnten Studie der WHO betrug sie 650 an Lungenkrebs erkrankte Personen. Andererseits sind die Störquellen sehr groß, denn während die Studie der WHO, auf Deutschland übertragen, auf ca. 300 Lungenkrebssodesfälle durch Passivrauchen pro Jahr kommt, weist eine andere Studie (http://www.upi-institut.de/upi44.htm) 7977 Lungenkrebstodesfälle durch Dieselruß pro Jahr nach mit großen Unterschieden zwischen Land, kleineren Städten und Ballungsräumen (6840 davon in Ballungsräumen).
Die Untersuchung der WHO hatte zum Ergebnis, daß das sogenannte relative Risiko des Zusammenhangs zwischen Passivrauchen und Lungenkrebserkrankung 1,19 beträgt.
Was bedeutet das? Laut statistischem Bundesamt sind 4% der Toten im Jahre 1994 an Krebs der Atmungsorgane gestorben. Der Anteil der Nichtraucher ist um einiges geringer, da bekanntlich 60% dieser Toten Raucher sind. 1,6% der Toten sind also Nichtraucher. Die Zahl 1,19 besagt, daß ohne Passivrauch ausgesetzt zu sein, es nur 1,6/1,19% = 1,35% gewesen wären.
Da wir es ja hier mit statistisch errechneten Zahlen zu tun haben, kann einem schon der Verdacht kommen, ob solche absolut geringen Unterschiede nicht ohnehin im Bereich der Fehlerrate solcher Untersuchungen liegen. Und tatsächlich verlangt die Wissenschaft bei statistischen Untersuchungen dieser Art ein relatives Risiko von mindestens 2 besser 3, damit ein auch nur schwacher Zusammenhang behauptet werden kann.
Davon ist das Ergebnis der Untersuchung der WHO weit entfernt.
Damit man den Risikowert von 1,19 besser einordnen kann, hier noch einige andere Risikofaktoren, die andere durchaus seriöse Untersuchungen ergeben haben:
Einflussfaktor und Erkrankung / Relatives Risiko
Passivrauch und Lungenkrebs 1,19
Sitzende Tätigkeit und Darmkrebs 1,3
Gechlortes Wasser trinken und Blasenkrebs 2-4
Stress am Arbeitsplatz und Darmkrebs 5,5
Mehr als 12 Hot Dogs pro Monat und Leukämie 9,5
aktives starkes Rauchen und Lungenkrebs 20
Wohnen an Verkehrknotenpunkten und Lungenkrebs 40
Wer sich mit kritischen Argumenten zu den Studien zum Thema Passivrauchen näher beschäftigen will, sollte unbedingt folgendes herunterladen:
http://www.netzwerk-rauchen.de/documents/Heisse_Luft_fin.pdf
Natürlich sind diese Untersuchungen nicht einfach von der Wissenschaft unbestritten, wie man den Medien nach annehmen könnte. Selbst die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten, also die staatliche Organisation, die für die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten in den Kneipen zuständig ist, sieht keine Notwendigkeit für Rauchverbote in Gaststätten und wehrt sich vehement gegen die unwissenschaftlichen Methoden des DKFZ:
http://www.bgn.de/files/8819/P…age_der_Epidemiologie.pdf
Die Ergebnisse der Studie der WHO und anderer Untersuchungen, die alle relative Risiken ähnlicher Größenordnung ausweisen, können also den Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Beeinträchtigung der Gesundheit nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen nicht nachweisen. Dennoch wird dieser Zusammenhang in den Medien als bewiesen dargestellt. In den gleichen Medien wird ebenso felsenfest jahrein, jahraus behauptet, daß nur mäßige Lohnabschlüsse wirtschaftliches Wachstum ermöglicht, obwohl nach der Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte das sicherlich mit Fug und Recht bezweifelt werden darf. Es geht in beiden Fällen nicht um die Wahrheit, es geht um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen.
Noch einmal: Es geht nicht darum, so wenig Rücksicht auf die Nichtraucher zu nehmen, wie das in früheren Zeiten der Fall war. Von den Nichtrauchern muß man dann allerdings erwarten, daß sie sich nicht auf der Grundlage von Propaganda und unbewiesenen Behauptungen gegen ihre rauchenden Zeitgenossen aufbringen lassen. Auf der Grundlage beider Grundsätze lassen sich vernünftige Lösungen finden. Wenn nicht, dann wird es nur verschärfte Gegensätze zwischen beiden Gruppen geben. Aber vielleicht ist genau das auch ein erwünschtes Resultat der Antiraucherkampagne.
Gruß Dieter