Also für einen normalen Arztbesuch bezahlt man einen Eigenanteil, der liegt etwa bei 200kr. Das geht aber nur bis zu einer Obergrenze von 2600 kr im Jahr, darüberhinaus ist der Arztbesuch kostenlos. Es gibt auch eine Befreiung von Kosten für chronisch Erkrankte.
Was für einen Deutschen extrem nervig ist, das ist die sogenannte Fastlegeordning. Man bekommt einen festen Hausarzt zugeteilt, kann den aber auch wechseln zu einem anderen Arzt, so dieser freie Kapazitäten hat. Wie auch immer, der Fastlege ist immer die erste Ansprechperson, man kann sich keinen Termin bei einem anderen Arzt besorgen, alles muss über den Fastlege gehen. Spontan geht meistens gar nichts, braucht man einen Arzttermin, dann muss man gleich morgens um 9 in der Praxis anrufen, und mit Glück bekommt man sogar einenTermin noch am gleichen Tag...
Viele norwegische Ärzte sind bei der Arbeit ähnlich engagiert wie ein grosser Teil ihrer Landsleute in anderen Berufen. Man könnte es auch als LMAA-Einstellung bezeichnen. Lieber ein paar Allroundpillen verschreiben als wirklich herausfinden wollen, was dem Patienten fehlt (Icke Forelle kann darüber ein mehrstrophiges Lied singen). Bei uns sind fast alle als gut bekannten niedergelassenen Ärzte komischerweise auch Ausländer (Afghaner, Polen, Deutsche, Schweden).
Ganz schwach ist das System für Leute, die auf Operationen warten. Die Wartelisten sind lang, Krebspatienten sterben nicht selten, bevor sie überhaupt eine Behandlung bekommen haben. Wobei auch das nicht unbedingt nötig wäre, das Gesundheitssystem bezahlt in solchen Fällen auch Behandlungen im Ausland, nur wie die Norweger halt so sind... viele vertrauen auf nichts, was von ausserhalb der norwegischen Landesgrenzen stammt.
Zahnarzt ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren gratis.
Alle anderen müssen den Zahnarzt zu 100% aus eigener Tasche zahlen. Ausnahme: Zahnbehandlung in Folge eines Arbeitsunfalles und bei Diagnosen von Krankheitsbildern, die zu Problemen mit der Zahngesundgeiht führen.
Bezahlt wird das alles über Steuern, eine gesonderte Krankenversicherung in diesem Sinne gibt es nicht. Der Anteil für das Gesundheitssystem, den jeder in Form von Steuern erbringt, liegt bei 7,8% vom Bruttolohn, deutlich weniger als der Krankenkassenbeitrag in Deutschland. Das relativiert die Sache mit dem Zahnarzt wieder.
Es ist hier im Übrigen nicht so wie in Deutschland, dass man aus der Krankenversicherung herausfallen kann, wenn keine Beiträge entrichtet werden. Einmal im System, bleibt man da bis an sein Lebensende, egal wie viel oder wenig man einzahlt, selbst wenn man gar nichts mehr einzahlt.
Ansonsten sind die Kliniken auf modernem Niveau ausgestattet, die Behandlungsmöglichkeiten an sich sind überwiegend die gleichen wie in Deutschland, nur das das ganze System eben so strukturiert ist, dass es ineffektiv arbeitet. Naja, darin unterscheidet es sich aber auch nicht vom Rest Norwegens.