An das erste Mal denkt man immer gern zurück, auch wenn es bei mir doch etwas chaotisch war. Es war August 1992 und ich und drei Kumpels waren am Moldaustausee zum Wallerangeln. Es war Sommer und es war heiß wie Sau. Fische bissen so gut wie keine und wir frönten ausgiebig dem tschechischen Marillenschnaps. In so einer Schnapslaune ergab sich, dass wir nächstes Jahr unbedingt noch Norwegen zum Angeln fahren sollten. Erstens wird es da nicht so heiß und zweitens gibt es da Fische – Fische gibt es – das glaubt ihr nicht, hat mein Kumpel gesagt.
So gesagt, getan, es wurde für Mai 1993 ein Angeltrip in die Trysnes Marina (ich glaub da haben sich viele ihre ersten Norwegenangelsporen verdient) gebucht. Gebucht wurde eine Busreise bei einem unterfränkischen Busunternehmer, die glaub ich damals nicht mal 500 DM gekostet hat. Warum so billig, haben wir erst später erfahren. Der gerissene Geschäftsmann hat nämlich sein Geld nicht mit den Angelreisen, sondern mit Whiskeyschmuggel verdient. Ich glaube er wurde später mehrmals vom Zoll erwischt und durfte dann nicht mehr einreisen.
Nach vielerlei Pannen (u.a. streikte bei strömenden Regen der Scheibenwischer des Busses) erreichten wir über Hirtshals und Kirstiansand den Trysnesfjord. Ein wunderschönes Bild, das sich für immer und ewig ins Gehirn brennt.
Die Boote und die Wohnungen wurden verteilt, was nicht ohne Streit unter den Reiseteilnehmern abging, da unser Busunternehmer nichts vorbereitet hatte. Wir erwischten ein 15 Fuß Boot mit einem 20 PS Außenborder, brauchten uns also nicht zu beklagen. Andere aus unserem Bus mussten mit einer 14 Fuß, 5 PS Schüssel vorlieb nehmen
Und dann kam der Augenblick der Augenblicke – die erste Ausfahrt. Ausgerüstet mit 30 lbs. Bootsrute, Marke schwer wie Amboss, Mulitrolle mit 18 kg Dacronschnur (Dyneema gabs erst später), 200 bis 500 gr. Pilkern und Makrelenvorfächern (bei uns später Sei-treibervorfach genannt) gings aufs Meer hinaus. Und ob ihr es glaubt oder nicht, wir waren erfolgreich: Dorsche haben wir gefangen, in Größen bis 70 cm. Riesige Köhler (40 cm) massenhaft. Wir glaubten jedenfalls riesig, weil die anderen unseres Busses Köhler mit geschätzen 20 cm schlachteten.
Ein Highlight war, als wir eines Tages eine uns unbekannte Fischart fingen. Ein damaliger Begleiter, der schon langjährige Ostseeerfahrung hatte, behauptete es wären Wittlinge. Orginalspruch von damals: Sooo große Wittlinge hab ich noch nie gesehen. Auf die Filettüten wurde Wittling geschrieben. Ich hatte damals noch ein Blinker Sonderheft "Meeresfische" mit und wurde misstrauisch. Schaut mir mehr aus wie Pollack. Es stellte sich heraus, dass all unsere schönen Wittlinge – mittlere Pollacks waren, so mit 3-4 Pfund.
Wir bekamen auf die Makrelenvorfächer immer wieder Bisse, die nicht zu halten waren und uns die Beifängerfliegen wegfetzten. Schuld war auch unser Ostseefachmann, der uns gesagt hatte, am Meer fischt man mit total fester Bremse. Diese Art zu fischen stammte noch aus der Zeit, wo man in der Ostsee mit monofilen 0,60 iger Hauptschnüren fischte. Bis wir merkten, dass Dacron fast keine Dehnung hat, sind uns bereits einige große Dorsche abhanden gekommen.
Das Naturköderangeln haben wir natürlich aus ausprobiert. Mit einfachen Drahtarmmontagen haben wir Lengs bis 90 cm, Lumps bis 4 Kg und ich hab sogar einen Seewolf mit 2,5 kg gefangen.
Vom Schwimmponton aus haben wir auch das Uferangeln auf Plattfische mit Reker als Köder betrieben. Beute waren Klieschen, Flundern und die ein oder andere Scholle.
Das Angeln war einfach genial. Der Norgevirus hat voll zugeschlagen und uns bis heute nicht mehr losgelassen. Mittlerweile waren wir bereits 16-mal in Norwegen (u.a. Lyngenfjord in Nordnorwegen, Hitra, Romsdalfjord, Tysnes etc., etc.) und das Land hat nichts aber auch gar nichts von seiner Faszination verloren.
Trotzdem denke ich immer wieder an die einfache und fantastische Fischerei in den vorgelagerten Schären des Trysnesfjordes zurück
Trysnes Marina, Mai 1993
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Netter Bericht
Zu 500g Pilkern hats beim ersten Mal bei mir nicht gereicht,dachte die wären vieel zu schwer und etwas übertrieben:ablach::ablach::ablach:!!! -
Moin Frankenfischer,
ein sehr schöner Reisebericht aus alten Zeiten -
aus unseren "Mißgriffen" sollten andere lernen...
Grüße in die frankenländische Seenplatte
Heiko -
ja frankenfischer da kommen erinnerungen auf,war auch mein erstes mal in norge dort.
im fjord war nix außer makrelen,dafür aber reichlich
wenn wir raus konnten teilweise ganz gut gefangen,war aber nicht offt wegen wind.
aber immerhin hatte ich ein leng von 98 cm,den ich erfolglos versucht hatte auf 1 meter zu ziehen
auf jeden fall hab ich mir da den norwegenvirus eingefangen -
Ist ja sehr verdächtig auch bei mir ist der Norgevirus beim ersten mal in Trysnes Marina ausgebrochen,ist ne schöne Ecke dort ,bloß die Boote die es damals (vor 13 Jahren) in der Anlage gab:eek::eek::eek:.unseres mußte jeden Morgen leergepumt werden:D
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"Das erste Mal" der anderen liest sich doch immer wieder klasse, vor allem erstaunlich, wie sich Ausrüstung und Technik verändert haben. Aber so viel ist sicher: Das erste Mal macht süchtig, bei allen.
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