Ein bisschen suspekt mutet die etikettlose Flasche vor mir ja schon an. Nur gut, dass ich genau weiss, was drin ist.
Eine kurze Handbewegung mit dem Rücken des Küchenmessers, und mit einem "Zisch!" ist der blaue Kronkorken entfernt. Riecht nach Bier, eindeutig.
Der Flaschenhals neigt sich dem Bierglas entgegen, und während sich der Inhalt in das Glas ergiesst, bildet sich eine üppige Schaumkrone. Sieht also auch aus wie Bier.
Was soll ich sagen? Es ist auch eines. Ein helles obergäriges Bier nach dem Vorbild eines englischen Pale Ale, selbstgebraut nach dem Reinheitsgebot in meinem eigenen Braukeller.
Dann die Geschmacksprobe: es mutet ein wenig herber an, als die englischen Vorgaben, aber das ist auch so gewollt aus meiner Sicht, der eines Jever Pilsener Liebhabers.
Im Gärraum reifen derzeit noch einige Liter, die nach dem Vorbild des irischen Kilkenny gebraut wurden, sowie eine improvisierte Eigenkreation, von der ich noch keine Ahnung habe, was es eigentlich werden wird.
Bierbrauen ist ein hochkomplexes Thema, und die Zahl der Variationsmöglichkeiten ist beinahe unbegrenzt.
Ob das Zeugs schmeckt? Nicht so glatt und rund wie ein warsteiner, man könnte auch sagen: nicht so grottenlangweilig. Es ist ein Bier mit Ecken und Kanten, aber ich mag es. Ich mag es sogar weitaus mehr, als so ziemlich alles, was ich hier so im Laden zu kaufen kriege.
Bierbrauen zum Eigenbedarf ist in Norwegen völlig legal, die Gesetzgebung ist sogar hierzulande liberaler als in Deutschland, wo das Bierbrauen im eigenen Heim den Behörden gemeldet werden muss und eine Höchstmenge von 200l im Jahr nicht überstiegen werden darf.