Jetzt geht es weiter mit Teil 2!
Die ersten drei Tage
gestaltete sich das Angeln, begünstigt durch wunderbares Wetter, recht erfolgreich. Entgegen den Wetterberichten erwartete uns gleich am ersten Tag Sonnenschein und moderater Wind. Mit der Überbeißer-Methode mit totem Köhler holt sich Gerhard bei Sønsttaren den Fang des Tages, einen Dorsch mit 107 cm.
Am nächsten Morgen ging es Richtung Westen nach Steitfluan. Auch hier waren wieder große Schwärme an Köhlern anzutreffen. Ein mindestens metriger Dorsch geht mir direkt am Boot beim Gaffen leider verloren. Das Klepp verfehlt sein Ziel, löst stattdessen den Drilling des Pilkers aus dem Maul des Fischs und der nutzt die Gunst und taucht umgehend dahin ab, wo er hergekommen ist.
Wieder ist es Gerhard, der die Chancen besser nutzt und einen Dorsch mit 102 cm einbootet. Das Glückskind des Tages ist aber mein Bootspartner Albert. Schnell wird klar, dass sich ein Heilbutt seinen Köder geschnappt hat. Nach drei Fluchten bekommt er die Lage unter Kontrolle und ich hole ihm schließlich die Platte mit dem Flying Gaff ins Boot. Zwei Zentimeter fehlen auf den vollen Meter. Mit 23 Pfund steht er aber gut im Futter und will partout nicht in die Fischkiste passen. Albert muss ihn deshalb nach dem Kehlen auf dem Bootsboden deponieren. Als Albert ihn im Hafen aus dem Boot holt bleibt eine Blutlache zurück. Matze und Gerhard aus dem zweiten Boot, nehmen dies zum Anlass unser „Boot 2“ in „Schlachtboot“ umzubenennen.
Am dritten Tag war für den Nachmittag Starkwind prognostiziert. Darum sollte es im Linesfjord zuerst auf Leng gehen und anschließend ein Versuch auf Seehecht gestartet werden. Völlig überraschend fangen wir statt Leng Wittlinge schon beim Ablassen. Mit 50 cm ist mein Exemplar schon ordentlich, doch Matze‘s bringt es sogar auf 58 cm. Dann wechseln wir nach Djuptaren und steuern den veröffentlichten GPS-Punkt für Seehecht an. Matze und ich setzen auf ein Fireball-System, das dem aus hooked.no nachempfunden ist. Gerhard dagegen verwendet das System, wie in der aktuellen K&K Nr. 67 gezeigt, ein 20 cm langer Nachläufer am Pilker, mit einem Oktopus bestückt und Leuchtschlauch davor und dahinter.
Albert machte es sich am einfachsten und zieht lediglich ein Stück Makrelenfilet auf den Drilling am Pilker. Bei auflaufendem Wasser schiebt uns der laue Wind langsam nach Norden. Obwohl wir ständig das untere Drittel der Wassersäule absuchen, auf dem Echolot und an den Ködern zeigt sich kein Seehecht. Eine dreiviertel Stunde später setze ich die nächste Drift 50 Meter östlich versetzt an. Doch wieder passiert nichts. Das Echolot zeigt 110 Meter Tiefe an und ich will gerade Albert auffordern einzuholen zum Versetzen, da setzt der einen beherzten Anhieb. Die Rute ist krumm und in seiner unnachahmlichen Art drillt er unter Ächzen und Stöhnen und nimmt sich für den Drill wie immer seine Zeit. Schließlich treibt ein ganzes Stück vom Boot entfernt der Fisch bäuchlings auf. Traurigkeit und Enttäuschung schwingen in Alberts Stimme mit, als er meint: „Das ist ja ein Dorsch!“ Ich erkenne dagegen statt einer Afterflosse einen Flossensaum. „Nein, Albert, das ist kein Dorsch, das ist ein Seehecht! Und was für einer!“ Das Vieh wird beim Heranholen immer größer. Ich schnappe mir das Flying Gaff und sobald ich den Fisch erreichen kann führe ich die Spitze ins Maul und hinter den Unterkiefer und schon kann ich ihn über die Bordwand hieven. Es ist eigentlich nicht zu glauben! Unser allererster Seehecht misst 109 cm Länge! Boahhh, Alter! Das ist der pure Wahnsinn! Kann man wirklich so viel Glück haben?