aus ganz aktuellem Anlaß veröffentlichte ich Leserbriefe zum Thema Thülsfelder Talsperre, die hier im Kreis Cloppenburg praktisch vor meiner Haustür liegt und bevorzugtes Angelgewässer von Higjig ist. Hier landete er letztes Jahr seinen 1,94m Wels. Solche Fänge, überhaupt jegliches Anglerglück wird aus der Talsperre wegen erneuter baulicher Maßnahmen nicht mehr möglich sein.
Das ganze ist ein Trauerspiel
doch lest selbst, damit ihr ein paar Hintergründe dieses Fiaskos begreifen könnt.
Seit einiger Zeit wird durch die Fehlplanung und dementsprechender
Fehlsanierung der Thülsfelder Talsperre der Vernichtung von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen mit einkalkuliertem Massensterben an hauptsächlich
Fischen, Muscheln und Kleinstlebewesen Vorschub geleistet, das auch noch
unter dem Deckmantel des Hochwasserschutzes rechtliche Zustimmung finden
soll.
Angesprochen wird hierbei die Entleerung der Talsperre bis auf 100.000
Kubikmeter Wasser, um weitere Sanierung am Ablassbauwerk vornehmen zu
können.
Da die Talsperre vorrangig wasserwirtschaftliche Funktionen erfüllen soll,
in dem sie den Hochwasserschutz für die Orte Thüle, Friesoythe, Kampe,
Harkebrügge und Barßel sicher stellt, sollte und darf nicht vergessen
werden, dass die Faktoren Wasserwirtschaft, Freizeitnutzung und Naturschutz
weiterhin im Einklang zu halten sind.
In zahlreichen Berichten wurde erklärt, welche baulichen Maßnahmen rund um das Ablassbauwerk vorgenommen wurden, mit welchen Schwierigkeiten diese verbunden waren und wie diese gelöst werden sollten. (Berichte stehen unter http://www.mt-news.de, http://www.nwz-online.de, ab morgen auch mein Interview mit der nwz)
Ohne hierbei auf bekannte Einzelheiten eingehen zu wollen, stellt sich
nachhaltig die Frage, warum bei der Umgestaltung und Sanierung der Talsperre auf fachlich kompetente Unterstützung verzichtet wurde, die mit dem Areal bestens vertraut ist und von vornherein bauliche Missstände in der Entstehungsphase vermieden hätte.
Seit der Sanierung im letzten Jahr schieben sich NLWKN und das beauftragte Ingenieurbüro wechselseitig den schwarzen Peter zu, um aus der Verantwortung für abermals entstandene Schäden genommen zu werden.
Letztendlich will keiner den Regressansprüchen des Naturschutzgebietes
Thülsfelder Talsperre Rechnung tragen, die von der Naturschutzbehörde,
vorzutragen wären
Somit werden durch die Dezimierung des Wassers eben die besonderen,
gewachsenen Lebensräume bewusst zerstört, die unter Naturschutz stehen.
Sie beherbergen am Wasser Sumpfpflanzen, Lurche, Wasser- und Watvögel,
Tag- und Nachfalter, Heuschrecken, Libellen und eine enorme Vielfalt an
Vogelarten; im Wasser außer einem beachtlichen Fischbestand auch Muscheln, Käfer und Kleinstlebewesen.
Das seit 1927 gewachsene Biotop geht sprichwörtlich den Bach (Soeste)
hinunter.
Und wozu?
Um ein Leck zu flicken, Hohlräume zu stopfen und vorhandene Filter richtig
zu installieren. Andernorts werden solche Maßnahmen direkt vor Ort und unter Wasser erledigt, oder Spundwände zur Stabilisierung angebracht, die eben kostspielig sind.
Was wird wohl der Ersatz für die vernichteten Lebewesen kosten, so denn
irgend jemand gewillt wäre, dafür haften oder eine Rechnung stellen zu
wollen?
Wer bezahlt die Kleinstlebewesen wie Plankton, Krebstiere die nicht nur
die Jungbrut ernährt, die Jungbrut, die sich in Uferzonen versteckt, damit
sie heranwachsen kann? Wer ersetzt die ausgewachsenen Fische, die für
Nachzuchten sorgen, die teilweise an die vierzig Jahre alt sind? Wer wird
die unzählbaren Muscheln und Krebstiere, die ebenso für das Gleichgewicht
sorgen, ersetzen? Wer wird den Amphibien und Wasservögeln ihre
lebensnotwenige Nahrung geben, die auch aus dem Wasser kommt? Wer ersetzt die zerstörte Flora und Fauna? Und letztendlich: wer stellt das
Gleichgewicht wieder her?
Zwar werden sich am Samstag Vormittag Angler, Fischer und freiwillige
Helfer an der Talsperre ab 9 Uhr treffen, um so viele Fische wie möglich zu
retten und umzusetzen, jedoch wird dies nur einen Bruchteil des Bestandes
treffen.
Besatzmaßnahmen nach dieser undurchdachten Baumaßnahme werden aus
finanziellem Aspekt kaum durchführbar sein, insofern ausgewachsene Fische
eingesetzt werden sollten.
Was am Ende bleibt ist das Wissen, dass wissentlich aus vorangegangener
Inkompetenz, nachhaltig fruchtloser Schuldzuweisungen und neu inszenierten Maßnahmen, die nicht dem heutigen Stand der Technik entsprechen, ein Talsperren Supergau vorfinanziert wird.
Es wird die nächsten zwanzig Jahre kein nennenswerter Fischbestand
vorhanden sein. Was eingesetzt werden wird, mag heranwachsen, bis es die
richtige Größe für den Kormoran hat, der aus naturrechtlichen Gründen nicht
bejagt werden darf.
Die Dummen sind diejenigen, die sich ihren Lebensraum erkämpften, sesshaft
wurden und für Vervielfältigung sorgten, die in einer Symbiose leben;
diejenigen, die unserem Schutz bedürfen, da sie wehrlos sind, jene ohne
rechtliche Handhabe und wie es scheint, ohne Daseinsberechtigung, obwohl
· sie in einem gesetzlich festgeschriebenem Naturschutzgebiet leben;
· die Thülsfelder Talsperre vom Land Niedersachsen als Flora-Fauna-Habitat
gemeldet wurde, welches die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen der Europäischen Union zum Inhalt hat;
· sie sich in einem für Brut- und Rastvögel als wertvoll festgelegtem
Bereich in Niedersachen befinden.
Adieu Talsperre. Du warst ein kleines Paradies.
Toyfelchen
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