Angeln nahe Haugesund
2006 verbrachten wir drei Wochen in einem schönen Haus an der Westküste nahe Haugesund (Foerdesfjorden). Um hinzukommen hatten wir eine Tagestour durchs Setesdal gewählt, die deutlich interessantere Ein- und Ausblicke bietet, als die streckenweise doch etwas langweilige E39 durch den „südlichen Bauch“ Norwegens.
Das Haus lag an einem steilen Hang mit herrlichem Blick auf das Meer davor und „min fru“ konnte meinen Sohn und mich vom Haus aus sehen, wenn wir mit dem sauschnellen 30 PS-Boot auf dem Wasser den vielen hungrigen Fischen nachstellten. Bei dem Meer handelte es sich um einen langen Meeresarm, der parallel zum Sund zwischen Festland und Karmoy verläuft und sich als äußerst fischreich entpuppte.
Altes Boot mit Rennmotor
Wir hatten ein schon betagteres Ruderboot mit einem kräftigen Außenbordmotor mitgemietet, das uns während unseres Aufenthaltes ziemlich viel Freude bereiten konnte. Zu Beginn des Urlaubes stotterte der Motor deutlich, ehe der Vermieter die Kerzen austauschte und so zu einem herrlichen, rasanten Bootsvergnügen beitrug.
Das Boot war knapp 3 Meter lang und etwa 1,30-1,40 breit und der Yamaha-Motor, der dieses Boot so vehement beschleunigen konnte, verbrauchte relativ wenig Sprit (Super). Insgesamt haben wir das Boot in drei Wochen 7-8-mal bewegt und dabei rund 18 – 20 Liter verbraucht. Unsere Touren aufs Meer dauerten immer so um die 60-80 Minuten, wovon der Motor allerdings kaum mehr als 20-25 Minuten lief. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit solchen Booten erschien mir der Verbrauch doch sehr moderat.
Wenn man diesen Motor mit Vollgas fuhr, erreichte dieses eher träge aussehende Boot immense Geschwindigkeiten, die sonst nur von deutlich größeren Booten erreicht bzw. getoppt werden konnten. Auf alle Fälle bereitete insbesondere meinem Sohn dieses schnelle Flitzen über den oft kappeligen Meeresarm viel Vergnügen und natürlich mir auch.
Suche nach erfolgreichen Montagen
Anfänglich versuchten wir mit den in Deutschland erstandenen Fertigmontagen zu angeln, was allerdings nur mäßigen Erfolg brachte. Auf die Dorschmontagen bissen nicht nur keine Dorsche, sondern auch andere „Dorschartige“ nicht.
Auch die kunststoffummantelten Langhaken (Makks) brachten keinen Erfolg und die so hochgelobten Gummimontagen (Octopus) waren ebenfalls nicht erfolgreich. Alle diese in der Heimat erstandenen Montagen erzielten nur mäßigen Erfolg (drei Makrelen, 1 Pollack bei zweimaligen Versuch).
Die schon einmal beim Süßwasserangeln (auf Hecht und Barsch) in Schweden gemachte Erfahrung, lieber vor Ort die Fischexperten zu befragen, was denn wie denn wo denn am besten läuft, sollte sich nun in Norwegen wieder bewahrheiten.
Diese oder ähnliche Montagen (die Farben haben von grün über gelb und weiß differiert und auch etwas rot war dabei gewesen) brachten leider kaum Erfolg.
Aber ich bin halt auch keine Spezialist in Sachen Gewässer und Fischverhalten, so dass viele Erfolge sicher eher ein wenig glücklich waren.
Trotzdem war es schon erstaunlich, wie sehr erfolgreich die beschriebene einfache Montage letztlich war.
Wer nicht fragt bleibt………
Auf einer Tour nach Nedstrand (die 134 von Haugesund bis nach Tysvaer und von dort die 515 bis zur Fähre nach Nedstrand), die landschaftlich hohen Reiz bot und durch nette, kleine, interessante Orte führte (wie z.B. Skjoldastraumen mit kleiner Schleuse und sehenswerter alter Stahlbrücke), habe ich im dortigen Lanthandel den Inhaber nach gängigen Makrelen und Dorschmontagen gefragt.
Der Inhaber musterte mich und meinen behinderten Sohn mit einem unübersehbaren Blick und führte uns dann zu seiner kleinen, aber gut sortierten Angelecke. Er zeigte uns eine höchst einfache Montage, die auch noch die Preiswerteste war, die er anbot und meinte, dass man damit überall erfolgreich fischen könne. Er ergänzte vorsichtshalber, dass zumindest er damit schon reichlich erfolgreiche Fischzüge gemacht hätte.
Ich war etwas ungläubig ob der doch nicht so wirklich üppig aussehenden Montage, aber das Probieren waren mir die umgerechnet etwa 4 Euro wert. Die Montage bestand aus einer „Bleibombe“, etwa 300-400 Gramm schwer, einer monophilen Vorfachschnur in der Stärke 0,40 und sechs silberfarbenen Haken, die jeweils mit einer kleinen roten Verdickung knapp unterhalb der Hakenbefestigung versehen waren. Da haben sich die Herstellungskosten in der Tat in Grenzen gehalten.
Gespannt wie die Flitzbögen fuhren wir tags daraus auf unseren langgestreckten Meeresarm hinaus und versuchten unser Glück etwa 150 Meter vom Ufer entfernt (der Meeresarm war maximal 400-500 Meter breit) in einer Tiefe von rund 40-50 Metern (zeigte zumindest mein Schnurzähler).
Die „Bleibombe“ zog die blinkenden Haken durch das sonnenbeschienene, sehr klare Wasser mit hoher Geschwindigkeit nach unten und kaum erreichte die Montage rund 20 Meter Tiefe, da zappelte die Schnur stürmisch hin und her und die sofort von mir gestoppte Schnurfahrt verursachte ein deutliches Biegen der Angel nach unten. So ein Gezappel kannten wir schon von anderen Norwegen-Urlauben. Da hatten wohl die pfeilschnellen Makrelen zugepackt.
Beim vorsichtigen Hochziehen der Montage zeigten sich dann bald die bekannten, silbernen Leiber der schnellen Makrelen und siehe da, alle sechs Haken der Montage waren belegt. Nun könnte man meinen, dass ich möglicherweise Glück hatte, nun genau durch einen Schwarm hindurch gefegt zu sein, aber an etwa derselben Stelle hatten alle anderen Montagen keinen bzw. höchst mäßigen Erfolg gebracht und das trotz mehrfachen Versuchens.
In den folgenden Bootstagen hatten wir regelmäßig guten Erfolg mit dieser einfachen Montage und zwar nicht nur auf Makrelen, sondern wir fingen auch diverse kleinere Pollacks, auch zwei kleine Dorsche und einen kleinen Wittling, den wir aber sofort zurücksetzten, weil er zu kurz und spindeldürr war. Natürlich haben wir alle die Fische, wie nicht den entsprechenden Längenmassen entsprachen, wieder zurückgesetzt. Als Makrelenmass hatte ich meinem Sohn extra einen Holzstab geschnitzt, der mit Kerben versehen deutlich machen konnte, welche Fische zu klein waren und zurückgesetzt werden sollten.
Allerdings waren in diesem Meeresarm keinerlei Rekorde an Fischlängen oder Gewicht zu erwarten. Ich bin zwar auch nicht so ein Längen-, Weiten- oder Höhenjäger, aber gemessen haben wir natürlich auch und zwar jeden Fisch, um die Längenvorgaben auch zu erfüllen. Der längste Pollak war knapp über 50 cm nur lang (aber dabei eine volle Mahlzeit für 2 Erwachsene) und die längste Makrele maß immerhin 43 cm. Aber das sind natürlich keine besonderen Maße, sondern wohl eher unterer Durchschnitt.
Auch die gefangenen Dorsche erreichten nur wenig mehr als 50 cm, waren dabei aber wohlgenährt und immer für eine Mahlzeit ausreichend proportioniert. Lediglich der eine gefangene Wittling war der reinste Hungerhaken und wurde mitleidig von uns in sein Heimatgewässer zurückgesetzt, um ihn noch ein wenig wachsen zu lassen.
Seelachse haben wir dort überhaupt nicht gefangen. Ich vermute, dass die gegebenen Tiefen nicht den Erfordernissen der Seelachse entsprachen, denn im Schnitt erreichten der Meeresarm zwischen 30 und 50 Meter Tiefe. Nur an wenigen Stellen gingen noch ein paar mehr Meter Schnur von der Rolle. Maximale Tiefe bzw. tiefste Stelle, die wir gefunden haben, war um die 80 Meter tief. Mit einem Echolot hätten wir vielleicht noch tiefere Stellen gefunden. So waren wir auf den Schnurzähler angewiesen, der sicher auch nicht so ganz genau zählte.
Möwen als ständige Begleiter
Nun erwies sich das Zurücksetzen als durchaus problematisch, denn die kurz nach dem Zurücksetzen noch etwas „wackeligen“ Makrelen wurden gelegentlich Opfer der uns umkreischenden großen Raubmöwen, die sich auf die Makrelen stürzten und durchaus die eine oder andere davon erwischten. Nach den ersten „Killerattacken“ der Möwen ließen wir die Makrelen dann nur noch unmittelbar an der Bordwand ins Wasser und hielten die Hände solange drüber, bis die zurückgesetzten Makrelen in der Tiefe verschwanden.
Pollak und Möwe
Dabei erlebten wir Folgendes und das ist kein Anglerlatein (hört sich natürlich blöd an, wenn ein Angler so etwas sagt..) : wir hatten einen kleinen Pollack vom Haken befreit, ihn für zu klein erachtet und vorsichtig an der Bordwand zurückgesetzt. Der Pollack schwamm spontan etwa 2 Meter weg von der Bordwand, was ihm letztlich für uns völlig unerwartet zum Nachteil gereichte, denn es kostete ihn das Leben und einer Möwe brachte es den Fang des Tages.
Eine der großen Silbermöwen stürzte sich auf den Pollack, der knapp 30 cm lang war, und begann nun, auf dem Wasser schwimmend, diesen Fisch vom Kopf her in den Schnabel zu stülpen und nun kräftig würgend, diesen für eine kaum 50 cm lange Möwe riesigen Fisch runterzuschlucken. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn in diesem gegebenen Größenverhältnis hatte ich so etwas noch nicht beobachten können.
Viel Erfolg für wenig Euros
Wir haben mit der einfachen Montage dann an mehreren Stellen des Meeresarmes erfolgreich gefischt und so die Anzahl unserer Fischmahlzeiten in diesem Urlaub deutlich steigern können. Von den knapp 150 Makrelen, die wir in den wenigen Bootstörn erwischten, sind mehr als 100 Stück wieder ins Meer gegangen. Die Möwen haben etwa 10-15 Stück wohl erwischt. C’est la vie. Die restlichen Makrelen wurden in diversen Mahlzeiten verputzt und auch unsere Hausnachbarn haben ein paar „Silberpfeile“ abbekommen. Wir hatten jedenfalls viel Spaß bei diesen „Raubzügen“.
Ich denke schon, dass der als fischreich geltende Meeresarm mit Tiefen zwischen 20 und knapp 80 Metern sicher auch mit hiesig erworbenen Montagen erfolgreich befischt werden kann. Aber eben auch sehr einfaches Handwerkszeug war eindruckvoll dienlich und ertragreich. Und wie bei allen „Angeleien“ spielt natürlich auch immer das Glück eine Rolle. Welchen Anteil dasselbe bei unseren Törns hatte, lässt sich nicht ermessen, aber ich fühlte mich in den gemachten Erfahrungen beim Hechtangeln in Schweden auch hier in Norwegen durchaus bestätigt.
Es gab vor Ort sogar Berufsfischer, die hier zu fischen schienen, jedenfalls begegnete und immer wieder mal einer der Fischkutter, wie dieser hier auf dem folgenden Foto, der eilig an uns vorbeirauschte.
Ich habe zwar auch den kommenden Norwegenurlaub im Juli dieses Jahres nahe Farsund (Sörland 139 / R. Frühling) durchaus pilkertechnisch wieder im eigenen Lande vorbereitet, aber ich werde mir auch vor Ort wieder die Meinungen und Erfahrungen der Einheimischen zunutze machen und auch wieder die damals erfolgreiche Montage einsetzen. Schaden kann das jedenfalls nicht. Sollte ich damit wieder so erfolgreich sein, ist der Anteil an Glück bei dieser Montage wohl eher zu vernachlässigen.
Wenn ich die gemachten Erfahrungen anderer hier lesen bzgl. der Region, in der wir im Sommer dann auf Fischjagd gehen wollen, dann werden wir wohl auch dort wieder eher kleinere Fische fangen. Aber das ist letztlich kein Problem, denn auch die schmecken sicher wieder ausgezeichnet. Dieses Mal werde ich von den „Fischgründen“ vor Borhaug ausreichend Fotos machen, um die dort fangbaren Größen (von uns Laienanglern fangbaren) auch gut zu dokumentieren.
Und wir haben uns vorgenommen, die hier vorgeschlagene und diskutierte Methode des Posenangelns in diesem Jahr in der kleinen Strandbucht von Borhaug zu probieren. Das ist sicher eine spannende Angelegenheit, zu der ich dann berichten werde, wie sie abgelaufen ist und vor allem mit welchem Erfolg (oder Misserfolg). Hat jemand Erfahrungen zu dieser Bucht und kann man dort Plattfische fangen?
Liebe Grüße
Jörg
Angeln nahe Haugesund
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Hai Jörg
für den überausführlichen Bericht und den leider wenigen Bildern.
Hat richtig Spaß gemacht Ihn zu lesen,glaubte dabei zu sein.
Zu Deinen-Euren neuen Ziel kann ich nichts sagen,halte es aber immer so;
Ausprobieren lohnt immer.Wer nichts wagt fängt keine Fische.:eek:
Nimm wenn Du hast eine Starke Feeder Rute mit und das sollteals
Ersatzbrandungsrute funktionieren.
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Danke für den schönen Bericht Jörg.
Hat viel Spass gemacht zu lesen.
Vielleicht kann ihn ein Mod. noch in die richtige Kategorie verschieben, damit ihn auch andere finden. -
hallo torsten - ich habe ihn extra unter angelgebiete eingeordnet, weil es ja eigentlich kein reisebericht ist. ich finde ihn unter reiseberichte deshalb falsch eingeordnet. vielleicht würden ihn dann mehr user lesen, aber so ist es auch recht. die paar hits mehr machen den kohl dann auch nicht fett und kommentare kommen ja eh nur wenige, deshalb auch für deinen und den von gallere vielen dank - gruß jörg
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Hi Jörg
für den schönen Bericht. Hört sich an, als hätte es euch gut gefallen.
Ich war zwar noch nicht in Borhaug, aber im Juli sind sicher die Makrelen vor Ort. Die kann man auch gut zum Naturköderangeln nehmen.
Gruß Achim -
Schöner Bericht den du uns geschrieben hast.
.Ja ja,manchmal verdrücken die lieben Möwen ganz schöne Brocken.
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Prima Bericht !
Also Makrelen von 43cm würde ich keinesfalls
als unteren Durchschnitt bezeichnen.
Die sind für mich schon kapital. -
Jörg,
auch ich hab Deinen Bericht mit Begeisterung gelesen.
Ist wirklich gut gelungen !
Wo bleibt denn nun der zweite Bericht,
Pausen wollen wir uns doch wohl nicht leisten, oder ?
Gruß
Heiko -
Noch ein Tipp: Makrelenfetzen als Köder geht (fast) immer.
Gruß
Kurt
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