Das Thema Sicherheit auf dem Meer hat eine eigene Rubrik und es werden – spätestens wenn auf dem Wasser ein Unglück passiert – die grundlegenden Verhaltensweisen aufgefrischt, ähnlich wie bei einer Arbeitsschutzbelehrung. Wie sieht es aber mit der Sicherheit auf den Straßen aus? Nach einem unliebsamen persönlichen Erlebnis möchte ich dazu ein paar Informationen und Gedanken loswerden.
Unsere ersten Norwegentouren waren mit ca. 300 km am Tag geplant und wir hatten zu tun, diese auch zu schaffen. Gut, da standen für uns Neulinge einige Sehenswürdigkeiten auf dem Programm und die Trollstiegen, der Geiranger und –zig Wasserfälle waren recht zeitintensiv. Die An- oder Abreisen waren aber Bestandteil von erlebnisreichen, schönen Norwegenurlauben.
Im Laufe der Jahre habe ich aber unsere An- und Abreisen so optimiert, dass wir zunächst mit max. einer Zwischenübernachtung unsere Ferienhäuser erreichten, die letzten Jahre dann mit kurzen Nickerchen im Auto sogar nonstop durchgefahren sind. Erholen kann man sich ja am Urlaubsort.
So geplant auch in diesem Jahr – 12:00 Uhr Abfahrt in Gutenberg, nach ca. 920 km die Fähre Hirtshals-Larvik erreicht (wir nutzten die etwas weitere Strecke über den westlichen Berliner Ring um Hamburg zu umfahren), um geplant nach weiteren 820 km am nächsten Tag 16:00 Uhr zum Kaffee trinken im Ferienhaus zu sein. Hört sich toll an! Hat schon mal funktioniert, muss aber leider nicht immer klappen.
Was war diesmal passiert? Etwa 21 Stunden nach dem Start und ca. 1.300 gefahrenen Straßenkilometern reichten etwa 3 Sekunden aus, um unseren Toyota an einem Felsen zum Schrottauto zu degradieren ohne uns selbst körperliche Schäden zuzufügen. Das nur zur allgemeinen Information; von einer BILD-Reportage möchte ich absehen.
Da eine Kommunikation mit den Versicherungspartnern in D geographisch und technisch bedingt nur eingeschränkt möglich war und wir auch nach einer Woche noch nicht genau wussten, ob unser Unfallauto in N repariert, in N verschrottet oder einschließlich Gepäck nach D überführt werden kann, haben wir die Rückreise per Bahn und Color Line organisiert und unser sämtliches Gepäck bei unserem Vermieter – einschließlich der in der zweiten Urlaubswoche gefangenen Fische – auf unbestimmte Zeit einlagern dürfen.
Inzwischen haben wir mental und finanziell mein Fehlverhalten halbwegs überwunden, einen neuen gebrauchten Avensis besorgt und für die kommende Woche eine Rückhohlaktion für unser Gepäck nebst eingefrosteten Fisch vorgesehen.
Was möchte ich mit meinem Betrag sagen? Plant eure An- und Abfahrten nach und von Norwegen zeitlich nicht zu knapp, betrachtet die An- und Abreise als Teil eures Urlaubs und geht realistische Tagesetappen nur ausgeruht an. Denkt daran, bereits eine kleine Unachtsamkeit kann euch den lang ersehnten Urlaub total vermiesen. In unserem Fall waren wir mindestens eine Woche mit der Organisation unserer Rückreise nach D beschäftigt und auch in der zweiten Woche war man gedanklich nicht bei der eigentlichen Sache.
Es gibt genug Anzeichen dafür, wann eine Fahrpause oder ein Fahrerwechsel fällig wird. Man darf diese Anzeichen nur nicht ignorieren und sollte immer daran denken, dass nicht nur das eigene Leben gefährdet wird.
Nach dem Unfall waren meine ersten Gedanken „So eine Sch..ße. Warum müssen wir so ein Pech haben?“ Aus heutiger Sicht muss ich aber sagen „Wir hatten Glück, ganz großes Glück“. Bei dem Gedanken „ was hätte alles passieren können“ wird mir heute noch ganz mulmig.
Mein Beitrag ist nichts für die Sensationspresse. Wenn ich den Einen oder Anderen nachdenklich gestimmt haben sollte, war das meine vorsätzliche Absicht, denn das Leben hat leider keine Returntaste.
Wir hoffen, dass wir dann Ende September einen Schlussstrich unter den verkorksten Urlaub 2014 ziehen können. Vielleicht finden wir doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss – und wenn noch ein paar positive Momente dazukommen, klammere ich alles Negative aus und es gibt noch einen kleinen fachlichen Beitrag.
Viele Grüße
Peter