Auch von mir einen Glückwunsch an den WE-Sieger.
Diese wunderschönen Ergebnisse machen Mut:
man kann weiterhin einfach würfeln und dementsprechend tippen...
Als kleine Einstimmung auf kommende Platzwarte hier der erste von vielen,
ein Rückblick auf sternenreiche Wochen im Juni:
http://www.haz.de/Nachrichten/Sp…-der-Jogiganten
[h=1]Im Reich der Jogiganten[/h] Was sagt da der Schürrle, der alte Jungmelancholiker? Das Ding glänzt so schön!
Das habe er schon vor dem Spiel gedacht. Deshalb will man also Weltmeister werden.
Deshalb sollen Kinder Fußballprofi werden wollen. Weil der Pokal so schön glänzt.
Liebe Kinder! Lasst euch keinen Scheiß erzählen. Jetzt, mit vollen anderthalb Tagen Abstand zum Finale, verrät euch der Platzwart:
Das Ding ist potthässlich. Niemand würde sich diesen Klotz freiwillig ins Wohnzimmer stellen oder in den Vitrinenschrank neben die schöne Fernet-Flasche.
Der Weltcup sieht ein bisschen nach Bauruine aus, die grünen Streifen unten wirken tennissockig, draus trinken kann man auch nicht, und er ist schwerer als Philipp Lahm.
Gut, dass Lahm vorne stand, als er das Ding hochgehoben hat. Sonst hätte Per Mertesacker in seiner neuen Rolle als Chefsupporter Lahm hochgehoben, damit auch alle was sehen können.
Die Organisatoren im weltberühmten Maracuja-Stadion hatten sich für die Stunde des Sieges etwas ganz Besonderes ausgedacht:
Feuerwerk!
Wie in Hannover!
Und 1000 anderen deutschen Städten!
Aber in Brazil gab’s Feuerwerk in den deutschen Farben. Schwarz, Rot, Gold. Besonders faszinierend: Schwarz. Am Nachthimmel über Rio.
Bilder für die Ewigkeit: Deutschland ist in Brasilien zum viertel Mal in der Geschichte Weltmeister geworden.
Der Jubel beim deutschen Team kennt keine Grenzen.
Immerhin lassen sie den armen Cristo Redentor wieder in Ruhe, den sie jetzt vier Wochen lang durch den Witz- und Farbwolf gedreht haben.
Als die Sonne während des Finales hinter dem steinernen Erlöser unterging, war der FIFA-Bildregisseur so hammerfasziniert von dieser Postertapete,
dass eine Milliarde Fernsehzuschauer einen Moment Sorge hatten, er würde einfach für den Rest des Spiels drauf bleiben. Noch so ein Melancholiker.
Dass er es sich doch noch anders überlegt hat, ist auch gut für Christoph Kramer.
Wenn man seinen Worten nach dem Spiel Glauben schenken darf, wusste er nicht nur vor dem Spiel nicht, dass er spielt,
er spielte auch mit, ohne es zu wissen, nachdem ihm der Kollege Ezequiel Garay in der 16. Minute ein wenig den Kopf verdreht hatte.
Kramer sagt: Filmriss. Man kann auch sagen: geistiger Platzverweis. Eine Viertelstunde spielte Argentinien mit Elf gegen Halbelf.
Genau jene Viertelstunde, in der Deutschland ein paar Tage zuvor Brasilien versenkt hatte.
Deshalb sollten die Argentinier auch nicht traurig sein. Fünf Tore besser gegen die Jogiganten als der Erzfeind, das ist doch auch was.
Zudem stellten sie den besten Spieler des Turniers. Lionel Messi freute sich wie immer nach innen und später mit seiner berühmten Einmannpolonaise
auf der Männertoilette, nachdem er den Goldenen Ball runtergespült hatte.
Bastian Schweinsteiger hätte das Ding behalten. Allein schon, um seinen Cut zu kühlen.
Schweinsteiger, mehr Wunden als Ballkontakte, erinnerte gegen Ende des Spiels an Monty Pythons arm-, bein- und furchtlosen schwarzen Ritter
(„Du hast keine Arme mehr!“ – „Wer sagt das?“). Hätten die Jungs mit der orangen Bahrewanne es gewagt, ihm einen Liegendtransport anzubieten,
hätten sie sich anschließend gegenseitig vom Platz tragen können.
Trotzdem hatte er noch Zeit, nach dem Spiel Uli Hoeneß zu grüßen,
obwohl in Landsberg um die Zeit vermutlich schon längst die TV-Geräte zentralverriegelt sind.
Bester Torwart des Turniers. Manuel Neuer. Totale Fehlentscheidung. Vier Gegentore.
Ron-Robert Zieler: null – und auch sonst keine Fehler, keine Karten, nicht mal ne Ermahnung.
Aber Neuer spielt bei den Bayern, die haben Beziehungen nach ganz oben, das kann ja jeder.
Zieler hingegen ist der erste Fußball-Weltmeister von Hannover 96 seit 1896.
Er hat bei Trainer Tayfun Korkut ganz gute Chancen, auch im nächsten Jahr die Nummer eins im Tor der „Roten“ zu sein.
Jetzt muss der Coach Zieler nur noch erklären, dass er die Weltmeister-Goldmedaille beim Spiel abnehmen muss.
Aber die darf er wenigstens behalten.
Der echte Pokal kommt wieder zu Blatter unters Bett.
Und die Attrappe kann sich der Schürrle neben die Fernet-Flasche in die Vitrine stellen.
Der Platzwart