Es war einmal ... oder wie alles begann ...

  • Es war einmal … oder wie alles begann …


    Ich weiß zwar nicht, was ich alles noch zusammenbekomme, aber einen Versuch ist es denke ich allemal wert. Den Ansporn hierfür habe ich beim Lesen eurer tollen Reiseberichte hier im Forum bekommen.
    Die relativ schlechte Qualität der Bilder bitte ich zu entschuldigen, da ich sie aus einem Fotoalbum abfotografiert habe (damals gab es so etwas wie digitale Fotografie für mich ja noch nicht)


    1987, Ich war 19 (und das ist nun schon unglaubliche 27 Jahre her) als ich mit meinem Kumpel Andi den Entschluss fasste, nach Norwegen zu reisen. Gehört hatten wir schon so einiges, denn seine Eltern hatten dort schon des Öfteren ein Ferienhaus gebucht. Da zwei junge Menschen wie wir aber natürlich keinen Urlaub bei den Eltern machen wollten, beschlossen wir, uns mit einem Zelt auf die Reise zu machen. Der Vorteil dabei war ja auch, dass wir nicht an einen Ort gebunden sind und so einiges ausprobieren konnten.


    Gedacht und getan, der VW Jetta von Andi wurde bis ans Dach vollgestopft, Straßenkarten studiert (Navi hatten wir damals ja noch nicht)und los ging es. Unsere Reiseroute begann in Uelzen, in der Lüneburger Heide, und führte uns über Dänemark nach Helsingborg in Schweden, weiter über Göteborg Richtung Oslo.


    Unsere erste Begegnung mit den netten Einheimischen sollte so um Oslo herum auf uns zukommen. Laut Aussage von Andi, der unser Chauffeur war, mussten wir so ca. 50 Km vor und hinter Oslo auf unsere Geschwindigkeit achten, da es dort wohl des Öfteren zu Kontrollen kommt. Hat er sich auch brav dran gehalten, aber irgendwann will man ja auch mal ankommen und somit stieg die Tachonadel alsbald auch wieder Richtung 130 km/h. Irgendwann der Ausruf „Schei…“ und das Auto wurde merklich langsamer. Auf meine Nachfrage, ob etwas defekt sei, meinte Andi nur – schau mal in den Spiegel – Schei…“, da war plötzlich ein schwarzer Volvo mit blauen Lichtern auf dem Dach *eek*. Rechts ran und abwarten was nun kommt, keine 10 Sekunden und ein zweiter Volvo gleicher Bauart war da und versperrte uns die Weiterfahrt (fast wie im Film). Andi musste aussteigen und mit dem netten Norweger in Uniform im hinteren Volvo platz nehmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er zurück, setzte sich ans Steuer und fuhr wortlos, aber etwas bleich wieder weiter. Was war los? – Nach der Verständigung mit relativ schlechtem Schulenglisch und der wahrscheinlich mitleiderregendsten Geschichte von unserem ersten Norwegenurlaub wurden wir „entlassen“ , ohne die 1.500,- DM !!! (in Worten eintausendfünfhundert) zahlen zu müssen. Wie Andi das geschafft hat, ist mir bis heute noch ein Rätsel. Unser Urlaub wäre sicher schon beendet gewesen bevor er überhaupt angefangen hatte, denn das gibt keine Reisekasse für einen Zelturlaub zweier junger Männer her.


    Wir wollten von Oslo aus die E 6 über Hamar und Lillehammar Richtung Trondheimfjord hoch. Als Tagestour ein unendlich langer Stremel, daher machten wir unser erstes Nachtlager irgendwo hinter Lillehammar am wunderschönen Fluss Lagen mitten in der Natur zurecht. Ich glaube, ich hab noch nie besser schlafen können :gute-nacht:. Früh am Vormittag dann raus aus den „Federn“ und erst mal die Angeln zur Hand – dafür waren wir natürlich hier! Da der Lagen ein recht großer Fluss ist, mussten wir erst mal schauen, wo die Fische zu überlisten waren. Es gab ein par schöne Felsen im Wasser, hinter denen wir die ein oder andere wunderschöne Bachforelle überlisten konnten.








    Ein anderes Erlebnis der Besonderen Art hatten wir auch im Norwegischen Hinterland an einem Fluss mitten in der Wildnis (den Namen weiß ich leider nicht mehr). Unser Auto parkten wir an der Straße und mussten uns einige hundert Meter durch die Natur kämpfen, um das Wasser zu erreichen. Für jeden Angler ein absoluter Traum – rauschendes Salmoniden Gewässer mit tiefen Löchern in denen sich das Wasser um Felsblöcke dreht und dazwischen auch wieder ruhige Passagen. Auch hier gelang es uns wieder einige wunderschöne Bachforellen auf die Schuppen zu legen. Auf dem Rückweg mitten im Dickicht kamen uns auf einmal Menschen entgegen und wir schauten einigermaßen überrascht drein, als die Frage kam, ob uns das Auto oben an der Straße gehört. Sie hätten das deutsche Nummernschild mit dem Ortskennzeichen UE gesehen und sich gedacht, da schau‘n wir doch mal nach. Wie sich herausstellte, trug ihr Kennzeichen ebanfalls UE, denn sie kamen aus demselben Ort in der Heimat und sage und schreibe sogar aus der Parallelstraße, in der Andi wohnte. Da wir im tiefsten Norwegen fast unsere Nachbarn trafen, boten wir ihnen einige unserer Forellen an, denn wir konnten ja jederzeit neue fangen.


    Es ist schon unglaublich, wie klein die Welt manchmal ist und was für Zufälle auf einmal eintreten müssen, um so ein Erlebnis zu haben.


    Irgendwann sind wir dann am Salzwasser gelandet und konnten auch mal andere Fische fangen – unser erstes Erlebnis, Schollen mit „Stippgeschirr“ auf Sicht fangen – ein Heidenspaß.




    Die Zubereitung der Fische war damals noch recht abenteuerlich. Wir brauchten nur eine geschützte Stelle um den Gaskocher gerade aufstellen zu können, Bratpfanne drauf, die geputzte, gewürzte und leicht melierte Scholle in´s heiße Fett, von beiden Seiten gold-gelb gebraten und ich kann euch sagen, es gibt fast nichts leckereres in freier Natur am Fjord. LC:)



    Irgendwann kam es wie es kommen musste, es begann zu regnen :crying:. Auch wenn wir nicht besonders hohe Ansprüche hatten, nach ein, zwei Tagen mit `nem Zelt im Nassen kommt halt nicht so richtig Freude auf.


    Plan B musste her! Der bestand daraus, dass die Eltern von Andi zusammen mit Freunden ein Haus in der Nähe von Andalsnes am Romsdalsfjord gebucht hatten – was für ein Zufall, zur gleichen Zeit, als auch wir in diesem wunderschönen Land unterwegs waren. Hmm, da war doch noch was?? Zwei junge Menschen wollen natürlich keinen Urlaub bei den Eltern machen?? Egal, vergessen wir das, die Straßenkarte raus und Richtung Süden an der Küste entlang.


    Es gab ein sehr überraschtes aber freudiges Wiedersehen in der gemieteten Hytte direkt am Fjord. Selbstverständlich waren noch zwei Schlafplätze auf der Couch für uns frei und somit verbrachten wir den Rest unserer drei Wochen Urlaub mit einem festen Dach über dem Kopf. Angenehmer Vorteil an der Geschichte, es gab ein Bad, zum Kochen eine richtige Küche, eine Gefriertruhe und das Beste an allem, ein Boot lag direkt vor der Tür im Fjord, welches zum Haus gehörte.




    Damit standen uns nun auch neue Möglichkeiten offen, Dorsch und Pollak nachzustellen. Echolot oder GPS, Kartenplotter oder Seekarten, alles Fremdworte für uns zur damaligen Zeit. Das hielt und aber nicht davon ab, den ein oder anderen schönen Fisch zu überlisten. Auch vom Ufer aus gab es tolle Fische, besonders die Aale hatten es uns angetan (damals gab es so etwas wie Aal-Fangverbote noch nicht). Aal aus dem Salzwasser, eingelegt und frisch geräuchert, lauwarm verspeist – was gibt es schöneres. Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, hat das Haus einen Räucherofen gehabt – nein, selbst ist der Mann. Drei große Marmeladeneimer, von denen bei zweien der Boden ausgeschnitten ist aufeinander gesteckt, zwischen Steinen eine Feuerstelle mit zwei Metallstangen drüber, Buchenspäne in den Eimer und dann über das Feuer. Die Aale auf Spießen von oben in die Eimer gehängt, mit einem großen Teller und Tüchern abgedeckt, funktioniert prächtig! Einfach lecker!!! LC:)









    Ein anderes Erlebnis, welches mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist, spielte sich wieder im Süßwasser ab. An einem relativ kleinen Fluss kamen wir an eine Brücke, hinter der ein recht großes, tiefes Becken lag. Im glasklaren Wasser konnten wir einige Forellen und auch zwei schöne Lachse stehen sehen. Ohne Erlaubnis, wussten wir ja, darf man keine Lachse in den Flüssen fangen. Ein Plan in Andi´s Kopf reifte jedoch schnell heran und wurde in die Tat umgesetzt. Kurze Rute, kein Blei, schöner Drilling, dickes Wurmpäckchen drauf und den Lachsen von der Brücke vor die Nase gehalten. Keine 5 Minuten, und die beiden Lachse lagen zu unseren Füßen – einige hundert Meter entfernt öffnete sich die Tür eines Bauernhauses und ein Norweger kam zügigen Fußes in unsere Richtung marschiert *eek*. So schnell war noch nie in meinem Leben eine Rute zusammengepackt, der zweite Lachs noch am Haken, zwar schon getötet aber noch nicht mal gelöst, das ganze „Gerödel“ nur locker gepackt und in den Kofferaum geschmissen – ab dafür! Adrenalin lässt grüßen…




    In diesen drei Wochen haben wir sehr viel erlebt und ich bin mir sicher, der Virus hat sich zur damaligen Zeit in mir festgefressen. Dieses Land ist einfach einmalig, was die Natur und die Fische angeht. Wenn ich an die Artenvielfalt denke, egal ob die Vielzahl der bunten Lippfische, Dorsche, Pollak und Co, die unterschiedlichsten Möglichkeiten der Meeresangelei vom Ufer oder Boot, einfach traumhaft.




    Nach 1987 war ich noch zwei mal in Norge, direkt ein Jahr später mit zwei Freunden in einer Hütte ohne fließend Wasser (das gab´s aus einer Quelle direkt am Berg hinter dem Haus), aber für uns stand ja das Angeln im Vordergrund. Dann noch einmal 1994 mit meinem Bruder und 4 weiteren Kumpels in einem Haus am Hardangerfjord. Andi war übrigens auch immer mit dabei.


    Leider habe ich es dann lange Zeit irgendwie nicht mehr geschafft ins gelobte Land zu kommen. Jetzt wird meine Tochter im Sommer mittlerweile schon 10 Jahre alt und ich denke es ist an der Zeit, den Virus weiterzugeben.


    Ich habe mit meiner Frau, meiner Tochter und noch drei „Norwegen-Neulingen“ im August für drei Wochen auf Bömlo gebucht :klatsch:. Unglaublich, wie lange mein letztes mal nun schon her ist, aber ich freue mich schon dermaßen darauf, könnt ihr mir glauben.


    Fast jeden Tag bin ich hier im Forum unterwegs und freue mich über den netten Umgang untereinander und die tollen Beiträge von euch.


    Ich hoffe, ihr hattet auch ein wenig Spaß beim Lesen meiner Erinnerungen an mein „erstes Mal im gelobten Land“. :)

  • besten Dank für deinen schönen und toll bebilderten Bericht!
    Kaum zu glauben, dass man sich nach so langer Zeit noch an so viele Einzelheiten erinnert.
    Geradezu unglaublich ist aber, dass man eine solch lange Pause zwischen den Norgereisen
    einlegen kann. Nichts wie hoch!
    Gruß Michael

  • Schöner Bericht. :baby:


    Habe da mal etwas bei den Bildern nachgeholfen. Irgend etwas muss beim Einstellen gehakt haben.



    Hoddel

  • Schöner Bericht. :baby:


    Habe da mal etwas bei den Bildern nachgeholfen. Irgend etwas muss beim Einstellen gehakt haben.


    Hallo Hoddel,


    eigentlich hatte ich gehofft den Bericht als PDF einzustellen wie es auch bei anderen Mitgliedern funktioniert hat.Da ich in diesen Dingen aber kein Profi bin, hat es leider nicht so funktioniert, wie ich mir das gedacht habe.
    Vielen Dank für deine Unterstützung.

  • #zwinker2* für irgend etwas muss ich ja nützlich sein. #zwinker2*


    Gern geschehen.



    Hoddel

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