Dezimierung des Dorschbestandes in der Ostsee - Welche Schuld haben wir Angler?

  • In diesen Sport ist zu viel Markt hineingekommen.


    Schauen wir uns doch um:

    • Angelveranstalter werden immer mehr. Kennt jemand eine verlässliche Zahl?
    • die Kataloge von Angelveranstaltern werden immer dicker.
    • Neue, noch wenig vom Menschen beangelte/befischte Reviere werden krampfhaft gesucht und kommen hinzu (vielleicht Rückzugsgebiete von Meeresfischen?).
    • Die Angelgeräteindustrie, in ihrer ganzen Vielfalt, ist zwar eine Sportgeräteindustrie, unterliegt aber den Zwängen der Ökonomie.
    • Und dann noch dazu die ganze Fischindustrie!

    Wenn man dieses anspricht, stößt man sofort auf Widerstand.
    Ist ja auch verständlich.
    Inzwischen hängen daran eine Menge Existenzen.
    Ernährungsgrundlage noch jetzt; wie sieht es später, vielleicht schon in absehbarer Zeit aus???
    Jeder trägt seine Argumente vor, in der Regel sind diese logisch und wenn man diese gehört hat, sieht man es auch so.
    Nur…
    Nur das Ganze baut auf Fisch auf, auf Wildfischbestand; Wildfischbestand der sich Selbstständig erneuert/fortpflanzt.
    Der Fisch ist die Basis dieses ganzen voluminösen, ruinösen Überbaues.
    In dieser Menge verkraftet offensichtlich die Natur diesen Eingriff nicht.
    Die Menge ist zu groß, die der Mensch dem Meer abverlangt.
    Ja nun, wie weiter???
    Wer soll hier die erforderlich unpopulären und vorbeugenden Entscheidungen treffen, mit der Gefahr sein Wahlmandat dann zu verlieren???
    Vorbeugend, schön und gut, verlangt aber Verständnis.
    Denn letztlich sind es doch wohl politische Entscheidungen die da zu treffen sind.
    Ein Beispiel:
    Welch ein Geschrei als Norwegen vernünftigerweise für Angler die 15 kg (und das noch als Filet) einführte!
    Das war ja ein richtiges Pro und Contra, mehr Contra, weil….
    Weil man sich offensichtlich benachteiligt fühlte.
    Die norwegische Regierung hatte Glück, oder es genau eingeschätzt.
    Jedenfalls der Widerstand im eigenen Volk hielt sich in verkraftbaren Grenzen.

    Mein Eindruck ist, man beschäftigt sich mit der Spitze des Eisberges.
    Man ist sich sicher dessen Bewusst, dass dies nicht genug ist.
    Mehr ist aber anscheinend nicht machbar.

    Wenn nicht mehr machbar ist; jedenfalls die Natur wird es auf ihrer Art und Weise regeln.

    „Die Lösung für jedes Problem – Arbeit, Liebe, Geld, was auch immer – ist, angeln zu gehen, und je schlimmer das Problem, desto länger sollte der Ausflug dauern.“ –

    John Gierach (* 21. Januar 1946/BS Colorado/USA)

  • achim, ganz kann ich dir da nicht beipflichten. der "markt ostsee" ist doch schon seit 10 jahren völlig erschlossen.
    das was du postest, kann ich zwar für norwegen, island usw. sofort unterschreiben, aber der grund, dass die fische der ostsee weniger werden, ist es meiner meinung nach nicht.

    bernd

  • Moin,


    ich sehe es eher so, daß der von Anglern gefangene Fisch zwar schon einen kleinen Teil zum Wenigerwerden des Dorsches beiträgt, aber nicht den großen Anteil ausmacht.
    Auch wir haben schon gut auf der Ostsee gefangen, sind aber oftmals auch leer ausgegangen.
    Der Anteil der Berufs(Nebenerwerbs)fischerei ist meines Empfindens nach um einiges höher, da dort dem Fisch mit anderen Methoden ans Gefieder gegangen wird(Schleppnetze, Reuse, Leinen etc.). Da sind die Ausbeuten bedeutend höher, ganz zu schweigen von kleinen Fischen, die nach dem Fang meist nicht mehr überlebensfähig sind.
    Bei der von uns praktizierten Angelei habe ich im Normalfall immer die Möglichkeit einen zu kleinen Fisch wieder weitgehenst unbeschadet zurück zu setzen.
    Deshalb halte ich nichts von der erwähnten Studie, und das hat nichts damit zu tun, diese schön reden zu wollen.
    Man sagt: "Auch Kleinvieh macht Mist", das sehe ich auch so, nur denke ich, daß der rein von Anglern verursachte "Mist" selbstregulierend sein dürfte.


    Von Aussagen wie 1200 Dorsche pro Tour, oder 40 Kilo Filet in drei Tagen halte ich überhaupt nichts. Wenn dem wirklich so sein sollte, würden solche Personen sämtlichen Respekt, den sie evtl. vorher gehabt haben, sofort verlieren.



    Just my 0,02€.


    mfg


    Ronny

    mfg


    Ronny


    /*---------------------------------------------------*/
    Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg...


  • Auch ich habe dieses Jahr sehr gut gefangen. An einem Wochenende, Samstag und Sonntag, hatten wir zu zweit 76 Dorsche, 80% davon zwischen 3-5kg. Wir haben ca. 15-20 Dorsche mitgenommen, was vollkommen gereicht hat. Der Rest wurde schonend zurückgesetzt. Da wir vom kleinen Boot geangelt haben, wurden die Fische mit der Hand oder mit dem Catcher rausgeholt, so daß es beim Releasen keinerlei Probleme gab. Also Fisch war da genug da, dennoch bin ich auch oft ganz ohne Fisch nach Hause gekommen. Aber wer braucht schon 400 Dorsche???
    Bei fast jedem anderen wichtigen Fisch gibt es Schonzeiten und Fangbegrenzungen, deshalb finde ich, sollte es beim Dorsch auch welche geben. Es wird schon jahrelang darum gekämpft, aber leider tut sich da nicht viel. Solange es nicht verboten ist, kann man da auch nichts machen. Es wird erst denn was getan, wenn es schon zu spät ist und es schmerzt! Deshalb kann man jetzt nur an den gesunden Menschenverstand appellieren, daß sich jeder selber Grenzen aufweisen und nicht maßlos übertreiben sollte.

  • Moin,
    muss auch noch meinen Senf dazu geben.
    Die Menge (ca.1200 Dorsche) zu viert ist verbürgt. Dabei wurden untermaßige noch zurück gesetzt. Sonst wären es noch mehr gewesen. Bei den Vier "Fischern" handelt es sich nicht wirklich um Angler. Es sind vielmehr Architekten und Dipl. Ing., welche einmal im Jahr die Sau rauslassen. Die mieten das Boot mit Kapitän und sind dann vier Tage mit Übernachtung an Bord. Der kapitän kennt sich wohl aus und fährt Stellen an, wo man mit dem Schleppnetz nicht fischen kann (Rückzugsgebiete für den Dorsch). Dann gibt es noch diverse andere Hotspots. Was mit dem Fang passiert weis ich nicht. Wer braucht schon so viel Fisch??? Sicherlich nehmen die sich ein wenig mit. Wir reden hier von wenigstens 2400 Fillets geteilt durch 4!
    seit mir dies bekannt ist, hat sich meine Meinung über die Dezimierung der Dorsche durch Angler geändert. Das macht schon nachdenklich. Wenn nur dieser eine Kapitän noch mehr solche "Hochleistungskunden" hat....na dann prost Mahlzeit. Übrigens gibts bei Ihm auch Fanggarantien. Wo die angeln wurde mir nicht veraten, muss aber ein Stück weit weg sein. Es ging Richtung Bornholm.
    Ich glaube ich hatte es auch schon mal in einem anderen Beitrag geschildert. War im Urlaub auf Rügen und hoffte ein paar Dorsche, so um die 4 - 5 Stück, zum grillen holen. Das waren so die Erfahrungsfänge, welche ich in den letzten Jahren hatte. Also,...raus mit der Möwe (hoffentlich gibts den Seelenverkäufer von Kapitän Hattrath noch) und dann ging es schon los. ich hatte extra feines Zeug für die Ostsee mit. Jetzt ging die Post ab! ich bin über mich selbst erschrocken. Nach einer guten Stunde hatte ich 15 Dorsche die ich eigentlich gar nicht verwerten konnte (dann aber doch durch uns verwertet wurden). Um mich herum waren neidische Blicke, weil die acht anderen Angler hatten genau so viel fisch wie ich, ...jedoch zusammen. Die konnten alle gar nicht verstehen, warum ich aufgehört habe zu angeln. Ich hab mein zeug zusammengepackt und dann praktische Tips verteilt, sodass sich der Erfolg auch bald bei allen anderen zeigte. Den größten hat ein "Greehorn2 von 15 Jahren gefangen. Noch nie ne Angel in der Hand und dann eine fette Arkona Oma von 98 cm! Die restliche zeit der Kuttertour hab ich die schöne Landschaft vor Rügen genossen.
    Hinterher habe ich mich geärgert, kann aber den "Blutrausch" manchmal nachvollziehen.
    Ich denke schon das auch wir Angler zumindest eine Mitschuld an der Dezimierung des Dorschbestandes in Nord und Ostsee haben.



    Holger:bier:

  • Also,
    ich hab echt keine Ahnung, ob der Einfluß der Angler bedeutend ist oder nicht. Ich kann mich aber dunkel erinnern, daß zu DDR-Zeiten immer mit riesigen Fangmengen(der Fischereiindustrie) geprahlt wurde.
    Ich denke, daß damals schon mächtig Raubbau an den Fischbeständen( nicht nur der Dorsche) betrieben wurde.
    Ich glaube auch, falls der Einfluß unsererseits doch größer ist, daß eine Fangbegrenzung auf Stückzahlen sinnvoll wäre.
    Zumindest ich würde so denken. Man stelle sich einfach vor, man fährt raus, darf, sagen wir mal, 5 Dorsche mitnehmen und der erste ist naja gerade maßig. Also ab ins Wasser mit ihm und den Nächsten angeln u.s.w. u.s.f.
    OK reine Theorie.
    Wenn ich an unsere Seeen gehe und mir eine Gewässerkarte kaufe, steht da auch immer eine Fangbegrenzung an die ich mich auch halte.
    Also, was spricht dagegen.
    Ich habe fertig.

    Gruß
    Max

  • meiner meinung nach kann man hier nur die keine ahnung alternative wählen. wer denkt der dorschbestand wird nicht von anglern beeinflusst der unterliegt einem wunschdenken ohne beweise dafür. die fraktion die der meinung ist, dass die bestände von den anglern stark beeinflusst wird hat schon eine bessere postion, da diese these von einer untersuchung unterstützt wird. aber eine untersuchung alleine macht noch keine fakten. beeinflusst wird der bestand mit sicherheit, aber über das ausmaß kann man sich sicher noch lange streiten, es sei denn es kommen weiter studien zu dem thema die bisherige ermittelte daten bestätigen oder ein anderes bild zeichnen.

  • Unabhängig davon,ob es sich beweisen lässt oder nicht,wer Laichdorsche fängt und sich der Masslosigkeit hingibt,beeinflusst die Bestände.
    Habe einen sehr schönen Spruch von M.Ghandi auf einem Plakat der Grünen gelesen:

    Zitat

    Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.



    und ich muß zugestehen, er hat recht.

    Operative Hektik ersetzt geistige Windstille


    es grüßt aus PF


    Thomas


  • Diese Rekordangler, die in wenigen Stunden so viele Dorsche fangen lassen die Frage zu ob es mit der Dorschdezimierung so schlimm ist?
    Und was machen die Berufsfischer falsch, die über zu wenig Dorsch jammern?


    Jeder der einen Fisch entnimmt wird die Gesamtzahl reduzieren. Aber auch die, die keinen rausholen, wie der sehr starke Schiffsverkehr mit seinen Verunreinigungen und auch die Schadstoffeinleitungen vom Land reduzieren die Lebewesenanzahl erheblich.
    Wer wie viel Schuld daran hat würde nur eine genaue, ehrliche Erfassung aller Ursachen zeigen.
    Was bisher "hochgerechnet" wurde ist ungenauer als der Wetterbericht für nächstes Jahr und eine Glaubensfrage!

    Gruß Hans - yrkjepilker:wave:


    [SIGPIC][/SIGPIC]Heute ist die gute alte Zeit von morgen! (Karl Valentin)

  • ,wer Laichdorsche fängt und sich der Masslosigkeit hingibt,beeinflusst die Bestände.
    .


    mal ganz im ernst ich kan diese pauschalisiereung mit der laichdorschfischerei nicht mehr lesen.
    ein guter fisch der im herbst gefangen wird fehlt in der reproduktion genauso als wenn er im winter voll mit laich gefangen wird!
    denn fakt ist ja nun mal JEDER entnommene fisch beeinflusst das ganze, doch wie stark er es tut ist eine andere sache.
    (ob die laichdorsch fischerei waidgerecht ist,darüber lässt sich dann eher streiten. soll aber an dieser stelle nicht)


    masslosigkeit, bei allen parteien, halte ich für das größte übel und bei den hier aufgeworfenen zahlen fällt mir wirklich nichts mehr ein. außer vielleicht kotzen!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!