Møre og Romsdal 62° Grad Nord: Impressionen Mittsommer 2008



  • Møre og Romsdal 62° Grad Nord: Impressionen Mittsommer 2008

    Das abwechslungsreiche Fjordgebiet am Eingang von Romsdal- und Rødvenfjord hatte uns all die Vorjahre zwar keine Fischriesen beschert, dafür bietet es für viele Angeltechniken die ideale Spielwiese – von größeren Sandplateaus über steil aufsteigende Abbruchkanten bis hin zu interessanten Uferangelstellen und einsam gelegenen Bergseen werden wir einmal mehr optimale Bedingungen für einen kurzweiligen Urlaub vorfinden!

    Wir kennen mittlererweile jeden Winkel auf der Seekarte, haben im Laufe der Jahre massig Wegpunkte auf unserem GPS-Plotter abgespeichert – seit 2003 beangeln wir dieses Revier nun jedes Jahr für jeweils drei Wochen.

    Der Katzensprung von Berlin nach Rostock ist dank fehlender Staus kein Problem, nach zwei Stunden fahren wir auf das Gelände der Reederei Scandlines. Die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre ist durch die Live-Übertragung des Spiels Deutschland-Portugal im Radio absolut spannend verkürzt. Paddy freut sich, dass er mit in die Kabine darf, wir freuen uns dagegen nicht, dass das Rauchen nur noch draußen erlaubt ist.



    Am nächsten Morgen geht es weiter, quer durch Schweden. Unser alljährlicher Picknickplatz empfängt uns wieder einmal mit bestem Wetter.



    Da wir die letzten Inlandsfähren zeitlich nicht erreichen werden, machen wir einen Umweg und wollen auf dem Festlandsweg nach Molde. Gegen 23:00 Uhr sind wir kurz vor dem Dovrefjell, die Wolken werden phantastisch von der Abendsonne angeleuchtet!



    Ein Elche, ein Hirsch, ein Fuchs sowie unzählige Schafe auf der Straße lassen uns manches Mal scharf abbremsen, allerdings haben wir uns auch einige wilde Schotterpisten durch den norwegischen Busch ausgesucht!



    Am nächsten Morgen beziehen wir schon morgens unser Haus und müssen uns sputen, meine Eltern landen abends mit dem Flieger in Molde – sie haben es einfach, 12 Stunden Anreise (mit vierstündiger Verspätung wegen Sturm-Zwischenlandung eingerechnet!) für sie anstelle unserer 36 Stunden Autofahrerei.



    Nun also kann der Urlaub beginnen! Traditionell laden wir unsere Freunde zum Grillfest ein, es gibt ein freudiges Wiedersehen bei Thüringern und Steaks!



    Der Abendhimmel verheißt nichts Gutes, und prompt entleert sich nach der Verabschiedung der Gäste der Himmel. Doch kurz darauf begrüßt uns ein Regenbogen.

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  • Wenn wir etwas bis zum Abwinken haben, dann Regenklamotten. Leider liegen meine Regenhosen in Berlin, also losgedüst und mir eine Ölhose gekauft – für die verregnete Modenschau muss auch Paddy mit seinem „Rheumadeckchen“ herhalten.



    Das Wetter soll die nächsten drei Tage absolut ungemütlich bleiben, also erst einmal ran ans Fjordspinnfischen.



    Waren wir anfangs noch überglücklich, dass die nahe gelegene Lachsfarm endlich abgebaut ist, müssen wir nun eingestehen, dass sich damit auch der erstklassige Pollack-, Dorsch- und Seelachsbestand an unserer Abbruchkante verabschiedet hat. Doch zum Glück sind die Makrelen schon im Fjord und bieten beste Unterhaltung.

    Auf Regen folgt Sonne! Endlich kann es bei Kaiserwetter raus gehen auf den Fjord.



    Wir sind heiß aufs Fliegenfischen, die Speedjigging-Ruten bleiben erst einmal unangetastet. Der Auftakt mit Fliege ist ganz nach unserem Geschmack, Tanja hat auch glatt einen feinen Dorsch auf ihren dunklen Streamer.



    Ich kontere mit einem lütten Pollack, beide dürfen weiter schwimmen.



    Nun geht es Schlag auf – ähhh – Pollack auf Pollack, unser altbekannter Unterwasserberg zeigt sich von seiner besten Seite!





    Auf dem Echolot ist fein zu sehen, dass die Fische in erreichbarer Tiefe von unseren schnell sinkenden Schnüren stehen.



    Kumpel Oddbjørn möchte eines Abends unbedingt mit uns Netze und Krebsreusen auslegen, na warum nicht – mal schauen, was der Fjord so hergibt? Ich werde zum Ruderer bestimmt, während die Beiden sich um das Ausbringen des Fanggerätes kümmern.



    Wir verabreden uns für nächsten Morgen zum Einholen der Reusen und Netze. Doch als wir um 7:00 Uhr bei Oddbjørn anlegen, sagt dieser, er wolle sein Dach fertig eindecken und wir sollen doch alles alleine einholen. Gesagt, getan!



    Uns erwarten 7 Stunden Arbeit: all die Taschenkrebse, Quallen und Fische aus den Maschen popeln, die Algen herausschütteln, die Netze ordentlich in die Kisten legen – bei fast 30 Grad und strahlendem Sonnenschein ein Job, der uns schwitzend fluchen lässt. Neben zig guten Pollacks sind auch etliche Heringe, Makrelen und Lippfische in den Maschen, wir hatten uns allerdings mehr Überraschungen versprochen. Immerhin haben wir zwei Trollkrabben in den Körben.



    An Taschenkrebsen mangelt es ebenfalls nicht, drei große Behälter sind gefüllt – abends wird es Krebsscheren mit Mayo und Weißbrot geben!



    Kleine Krebs-Exemplare werden erst noch mit etwas Filet bedacht, bevor wir sie ins Wasser zurücksetzen,

  • Anderer Tag, neues Glück. Wir wollen den Meerforellen nachstellen und besuchen einen lokalen Straumen, durch die starke Strömung ein bekannter Spot für die Wandersalmoniden. Wir blinkern und werfen die Fliegen aus, doch zunächst passiert rein gar nichts.




    Bis ich im Wasser des Öfteren silberne Flanken aufblitzen sehe, ob das vielleicht…?

    Wie gut, dass ich in unserer Angeltasche immer zwei Heringsvorfächer mitschleppe – schnell ist der Drilling des Snapsdragget Blinkers in 30 Gramm entfernt und das Vorfach montiert.



    Schon beim ersten Wurf steigen drei feiste Sommerheringe ein, willkommen ihr unsere Räucherofenbesucher! Nun krümmt sich die Rute bei jedem Auswerfen. Ich beschließe, Tanja das Fangen zu überlassen und mich auf das Abschlagen und Versorgen der ganzen Heringe und Makrelen zu beschränken! Nach zwei Stunden haben wir nicht nur genügend Räucherware, sondern auch noch Oddbjørns Bestellung über 25 Heringe zum Einlegen abgedeckt.





    Über Nacht lassen wir die Fische in der Salzlauge ziehen, und am nächsten Abend serviert uns Daddy den goldenen Schmaus, der selbst im Tischräucherofen hervorragend wie die Bornholmer geworden ist.



    Ein wenig Kondition tut gut, also treibt es uns einen anderen Tag erstmal wieder zu einem der Bergseen. Anderthalb Stunden Aufstieg bei 750 Höhenmetern wollen bewältigt sein, wir kommen bei schwülem feuchtwarmen Regenwetter ordentlich ins Schwitzen.



    Doch der einsame See entschädigt für das Geschnaufe, wir sind die einzigen hier oben! Auf so ziemlich jeden Wurf beißt eine der kleinen Steinforellen, die in diesem See allerdings nur 10-15cm lang werden. Für uns trotzdem Abwechselung und Wurftraining zugleich.





    Soweit fit vom Wandern verabreden wir uns mit unseren beiden Kumpels zu einem weiteren Aufstieg. Diesmal soll es auf größere Forellen gehen, wir kennen den See bereits vom Vorjahr. Der Aufstieg dorthin ist um Längen beschwerlicher, es geht über Felsen, durch Sumpfgras bis über die Baumgrenze auf fast 800 Höhenmeter! Schon von der Hälfte des Weges aus haben wir einen traumhaften Ausblick!



    Nach zwei Stunden kommen wir an, friedlich liegt der kleine See vor uns.



    Während unsere Norweger ihre Wurmruten klarieren, wollen wir es ausschließlich mit der Fliegenrute versuchen. Ich wähle eine dunkelbraune Tungstennymphe, und nach 20 Minuten Fischen liegt die erste feiste Bachforelle an Land – absolut voll gefuttert und knapp unter 40cm Länge.



    Es ist ein paradiesisches Fischen hier oben in der Stille, wir Vier verteilen uns um den See und genießen jeder für sich die Einsamkeit hier. Nach fünf Stunden packen wir ein, mit vier feinen Forellen für den Räucherofen, die anderen haben wir mit Rücksicht auf den Bestand zurückgesetzt.



    Der Abstieg fällt uns wesentlich leichter, und wir können uns Zeit zum Genießen des tollen Ausblickes nehmen.


  • Meinem Vater und Tanja gelang es hier beiden schon, jeweils einen Lachs aus dem Fjord zu ziehen - Grund genug, es mal wieder mit dem Schleppangeln zu probieren. Wir tuckern bei ca. 2 Knoten über den Fjord, im Einsatz unsere neuen Accurate Multirollen.





    Zwei Stunden kreuzen wir hin und her, doch weder ein Lachs noch ein Köhler hat Interesse an unseren Apex Löffeln und Grizzly Wobblern. Also ab zum Speedjigging und die Schleppköder gegen die 120 Gramm Pro Selects ausgetauscht. Nach einigem Suchen finden wir auch auf dem Echolot einzelne Punkte auf um die 50 Meter Wassertiefe. Einmal mehr ist es Tanja, deren Inliner-Spitze zum Wasser heruntergerissen wird – Ergebnis: feiner moppeliger Seelachs!



    Ich enthalte mich an diesem Tag höflich und übe das catchless releasing. So wie auch ein paar Tage später, als Tanja den mit 117 cm längsten Fisch des Urlaubes fängt – ein traumhafter Seelachs, der mit seinem riesigen Schädel bestimmt einer ihrer größten wäre, würde er nicht absolut dünn daher kommen. Anscheinend hat sich der Fisch nach dem Laichgeschäft noch nicht genügend durchgefuttert, die Waage bleibt bei etwa über 14 Pfund stehen.



    Da weder die guten Köhler noch die Dorsche anzutreffen sind, konzentrieren wir uns mehr und mehr auf das Light Tackle Angeln. An der Penn Millenium Spin 15-40gr und mit Snaps 30 Gramm fange ich Pollack auf Pollack!



    Was aber auch immer besser und gezielter mit meiner Meerforellen-Einhandrute Klasse 7 geht.



    Auch vom Ufer können wir ein paar Fische an die Fliege locken, jedoch sind deren Größen dieses Jahr nicht erwähnenswert.



    Einschub: wir stellen beide übereinstimmend fest, dass der Fischreichtum von Anfang des Jahrtausends an von Jahr zu Jahr nachgelassen hat. Ganz verheerend schaut es mit den Dorschen aus - wenn es hoch kommt, gingen uns sechs Exemplare an die Köder. Der einzig nennenswerte Dorsch mit knapp 13 Pfund nahm zu meiner Überraschung einen für Heilbutt gedachten VIVIF Double Trouble Gummifisch.

    Wir sahen in den drei Wochen nicht ein einziges Mal an der Oberfläche raubende Möwen! Sonst immer ein sicheres Indiz, dass Jungfisch und somit auch Großfisch im Fjord ist. Dafür fangen wir so viel Schellfisch wie noch nie zuvor, was uns auch nicht stört, schmecken diese doch hervorragend. Bis zu sechs Pfund schwere Exemplare gehen uns auf Pilker wie auf Naturköder ins Netz.

    Also einmal andere Stellen aufsuchen, wir fahren bei Pottenflaute mit vollen Tanks zwei Stunden in Richtung offenes Meer. Ich habe mir die Seekarte angeschaut und einige tolle Sandplateaus in Wassertiefen von 30 bis 60 Meter ins Visier genommen. Doch auch hier finden nur Schellfische Gefallen an unseren Ködern, wo doch gerade Sandgrund PLUS Schellfisch optimales Gebiet zum Heilbuttangeln darstellt…. Der Himmel zieht sich zu, und wir sehen, wie sich am Horizont aus dem Nichts eine Unwetterkante aufbaut. Schnellstens zum schützenden Fjord abgedreht, unser kleiner 5 PS Außenborder fährt artig vor der Wand her!



    Dann glauben wir unseren Augen nicht zu trauen, kommen wir doch an einem offenen Boot mit 5 Anglern vorbei – alle fünf stehend, drei davon ohne Schwimmweste, und die Wand ist bedrohlich nahe!!!



    Die Dummen sterben halt nicht aus…

    Auf dem Heimweg stoppen wir noch in einer Sandbucht und können wenigstens die drei prächtigen Flachmänner auf Herings- und Makrelenfetzen erbeuten.

  • Unser Urlaub ist auch zum Erholen da und nicht nur zum stupiden Durchangeln! Sei es mal Baden,



    Lesen und Faulenzen,



    oder auch die Einweihung seiner neuen Grillhütte, welche Torstein eigenhändig gebaut hat!





    Einen Abend bekommen wir das älteste noch im Dienst befindliche Schiff der Hurtig Ruter zu Gesicht, die „Lofoten“!



    Zeit für ein bisserl Sightseeing: wir besuchen Norwegens ältestes Fischerdorf Bud.



    Auf dem Berg ist ein Museum mit alten Festungsanlagen zu besichtigen, von dort aus blicken wir über die weiträumige Schärenlandschaft.



    Auf dem Rückweg besuchen wir Freunde in ihrem neuen Apartment in Molde, sie haben eine traumhafte Aussicht über den Moldefjord.



    Nach so viel Gucken steht uns der Durst nach Bier, also für jeden einen halben Liter Pils am Molder Yachthafen bestellt – das Glas für „nur“ 12 Euro.



    Das war er auch schon, unser 2008er Norwegentrip – wie schnell die Tage dort oben doch immer wieder vorüber gehen! Ich gebe es zu, diesmal bin ich recht schreibfaul. Und viele Fotos schlummern noch auf der Platte. Aber diese warten auf einen neuen Artikel, der ja vielleicht schon bald im Papierformat erscheinen wird (sofern mich die Muse denn dann mal küsst).

    "Ha det bra" wünschen euch

    Tanni,



    Karsten



    und Paddy!

  • Megabericht und Megabilder,da habt ihr drei ja einen tollen Urlaub gehabt.Ich hatte schon andere Berichte von euch gelesen ,aber der hier hat mir besonders gut gefallen.Mit der Fliegenrute ,das finde ich ja auch ganz interesant.Auf welcher Tiefe kamen die Bisse? Und was waren die besten Köder?

  • Na da wart Ihr ja in meiner Stammkneipe in Molde, Løkta. Herrlich da, trotz der heftigen Preise.

    Ich war übrigens in der besagten Nacht als Fahrer auserkoren, ettliche Leute zwischen Heim und Fete kutschieren, bis morgens um 5, da hatte ich fast 300 km auf der Uhr und war fix und fertig

  • Moin Jerry,

    wir testen das mit den Fliegenruten dort oben seit 2004 und haben uns immer die steilsten Unterwasserberge von ü100 bis auf 12 Meter ausgesucht. Mit den Superfast Sinkschnüren gingen die Dorsche, Seelachse und hauptsächlich Pollacks bis auf 40 Meter an die Fliege, tiefer geht wegen des Schnurwiderstandes nicht - und das auch nur mit minimaler Drift. Sobald der Wind auffrischte, kamen wir maximal bis 20 Meter an den Fisch.

    Die Fliegenmuster sind vollkommen nebensächlich, denn sie arbeiten jede für sich besser als jeder Metallköder! Ich habe den gesamten Urlaub nur blau-weiß mit einem wenig schwarz und Silberstreifen auf 2/0er Meereshaken gefischt, Tanja war mit den dunkelbraunen und schwarzen Mustern genauso erfolgreich.

    Aber solche Stellen zum FliFi findest die gesamte Küste Norwegens entlang, versuche es mal - Begeisterung ist garantiert! Zum Schluss ließen wir sogar die Jig-Ausrüstung daheim. ;)

  • @ alfnie: tja, ich hatte Deine Nummer nicht, nur Du meine. Deine Schleppbleie und der Dodger liegen nun wieder hoch und trocken in Berlin, dumm gelaufen... :(

    Im Løkta bin ich immer wieder sehr gerne - ob das wohl dies Mal auch an der absolut hübschesten Norwegerin überhaupt gelegen hat, die dort bedient? :)

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