Nach der Diskussionsrunde von gestern Abend bei Frau Maischberger mit H.D. Genscher und E. Schewardnadse scheint aber das Bild von Helmut Kohl als Einheitskanzler tiefe Schrammen bekommen zu haben. Wie die beiden vorgenannten Herren sich erinnern wollten, hat Helmut Kohl 1986 Gorbatschov einen Propagandisten schlimmster Sorte geschimpft und Ihn mit Göbbels verglichen, was in der Sowjetischen Bevölkerung eine ablehnende Haltung gegenüber einer Wiedervereinigung Deutschlands erzeugt haben soll. Dies habe Herr Genscher mit einem Besuch mit Herrn Schewardnadse am Grab dessen Vaters wieder gerade gerückt. Desweiteren soll Herr Genscher auf einem Gipfeltreffen in Ottawa die Deutsche Einheit als mittelfristig erreichbares Ziel angesprochen haben, worauf er von allen anderen als visionärer Illisionist betrachtet wurde.
Vielleicht ist ja der Altkanzler etwas später auf den Zug der Wiedervereinigung aufgesprungen und hat diesen dann allerdings gemeinsam mit Gorbatschov und den Westmächten angetrieben und ins Ziel gebracht?
Petri
Hans
Ein Diskussionsbeitrag in der „Financial Times“ von mir

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Daß Kohl mit seinen Einschätzungen und Entscheidungen nicht immer richtig gelegen hat ist klar und wenn das Genschman sagt, (nach Erich Mende der größte Erfinder des politischen Wendehalses) muß es stimmen!:cool:
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Interessante Diskussion und
dafür, das diese sehr sachlich geführt wurde.Besonders interessant finde ich manche heutige Meinungen mancher Politiker.
Ich gehöre zu denjenigen die bereits schon sehr früh das politische Geschehen aufmerksam verfolgt haben.
Die deutsche Einheit!?- sieht man mal von den Hick Hack anfangs der 50iger ab mit den Losungen „Deutsche an einen Tisch“, „Deutsche an einen runden Tisch“ usw.
- 1953, am 17.06. hätte es jedenfalls bald geklappt, aber da waren die russischen Panzer.
- 1964, N.S. Chruschtschow, besser sein eng Vertrauter und Schwiegersohn A.I. Adschubej führte 1964 in der Bundesrepublik Deutschlands Gespräche in deren Ergebnis Chruschtschow eine Wende in der Deutschlandpolitik einleiten wollte. War es nun die verfehlte Landwirtschaftpolitik oder war es das beginnende Umdenken des führenden Mannes der UdSSR in der Deutschlandfrage oder war es beides, jedenfalls 1964 kurz nach diesen Gesprächen wurde Chruschtschow abgelöst. L. Breschnew wurde sein Nachfolger.
- Danach sind mir keine weiteren ernstzunehmenden Aktivitäten in Richtung Deutsche Wiedervereinigung aufgefallen.
1990 sagte mir ein Unternehmer in Gütersloh/ Nordrhein-Westfalen das keiner mehr an eine deutsche Wiedervereinigung gedacht oder geglaubt hat.
Er ist wie viele seiner Kollegen da überrascht worden und es muss sofort gehandelt werden ohne das man da Pläne oder Checklisten hat, damit das Ganze nicht im Chaos versinkt.
Und er fügte noch hinzu, wenn hier nicht blitzschnell gehandelt wird, werden sich bei den Russen Kräfte finden die dieses Zeitfenster schließen oder die Situation ausnutzen, um das Ganze noch teurer zu machen, als es ohnehin sein wird.
Ich denke mal das ist eine kurze und treffende Einschätzung der damaligen Lage gewesen.
Wenn man 68ig inzwischen ist und etwas von Politik versteht.Es gibt Situation wo man Zugreifen muss.
Wenn man da auf die absonderliche Idee kommt erstmal seine Buchhalter eine Bilanz erstellen zu lassen.
Bis die fertig sind, da ist das Zeitfenster geschlossen. -
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