Ein veröffentlichter Diskussionsbeitrag in der „Financial Times“ zum Thema "Kohls großer Fehler" von mir:
Kohls großer Fehler?
Bundeskanzler H. Kohl hatte damals in dieser turbulenten und dramatischen Zeit richtig entschieden.
Alles andere hätte über Jahre hinaus zu nicht mehr beherrschbaren sozialen Verwerfungen und sozialen Unruhen in ganz Deutschland geführt.
Ich denke mal auch der hier zitierte Oskar Lafontain hätte genauso entschieden wenn er damals in der Verantwortung gewesen wäre.
Die Opposition hat ja nun mal die Aufgabe gegenzuhalten, das hat Oskar getan, aber in Verantwortung sieht die Welt anders aus. Siehe aktuell „Neue FDP“ nach der diesjährigen Bundestagswahl.
In wie weit das volkseigene Vermögen (Gebäude, bauliche Anlagen, Ausrüstungen, Maschinen etc.) damals richtig oder falsch bewertet wurde, sicher ein interessantes Thema. Ein Themenfeld wo der eine oder andere auch noch heute seine Doktorarbeit darüber schreiben könnte und sicher auch wird.
Bewertung hin Bewertung her.
Das Problem damals war, das die volkseigene Industrie eine Industrie war, die in keinen Wettbewerb innerhalb der DDR und des RGW stand.
Das war eine Industrie auf Basis einer staatlichen Planwirtschaft.
Da war staatlich geregelt wer Waggons baute, wer Werkzeugmaschinen baute, wer Autos baute usw.
Mit dem plötzlichen Wegfall der Grenze stand diese Industrie, die keinen Wettbewerb kannte, einer erfahrenen Industrie gegenüber, die sich täglich im Wettbewerb aufs Neue behaupten muss.
Alle diese Betriebe in die Marktwirtschaft zu überführen wäre sicher möglich gewesen.
Allerdings hätten die dann vorhandenen Überkapazitäten zu Verwerfungen auf den Markt geführt und in der Folge dann sowieso zu marktwirtschaftlichen Regulierungen.
Damit entstand zwangsläufig auch ein Strukturproblem, vor allem in der verarbeitenden Industrie.
In der Folgezeit ging es m.E. erwartungsgemäß sehr holprig weiter.
Es entstanden im Osten Betriebe mit Produkten die der wissenschaftlich technische Fortschritt mit sich brachte, es erfolgten auch Produktionsverlagerungen von West nach Ost, auch wurden hier und da Produktionskapazitäten der alten Bundesländer im Osten erweitert, allerdings auf neuster technologischen Basis usw.
Eine Atempause, die deutsche Wirtschaft geordneter, ohne größere Arbeitsplatzverluste um zu organisieren, war auch nicht gegeben. Am Horizont tauchte die Globalisierung auf.
Jedenfalls nach 20ig Jahren hat man den Eindruck, dass man in der Lage ist, diese gigantische Aufgabe lösen zu können und auf den Weg dahin alles fehlerfrei zu machen – das ist doch wohl nur ein schöner Traum.





