Switchcasting for beginners!
Das Telefon klingelt, Torsten am anderen Ende: ”Moin. Wie schaut´s aus, habt ihr Interesse an einem Zweihand-Switchcast Kurs für Anfänger? Erika hier in Lübeck hat demnächst wieder Ein-Tageskurse im Angebot!“
Zweihand? Switchen? Lachsfluss? Die abenteuerlichen und selbst angeeigneten Wurfversuche mit unseren Doublehandern kommen uns sofort wieder ins Gedächtnis: „Weißt Du noch, damals am Pool 6, diese verflixten Überkopfwürfe?“ – „Jupp, oder die Fliege in meinem Rücken letztes Jahr an der Skjern Au?“
Wir rufen Torsten zurück – klar sind wir dabei!
Samstag, 27.10., wir rollen gegen 10:00 Uhr am Geschäft von Bemba Flyfishing in Lübeck vor und werden von der Geschäftsinhaberin Erika auf das Herzlichste begrüßt. Erst mal an den wunderschönen Naturholztisch gesetzt und gemeinsam Kaffee während des gegenseitigen „Beschnupperns“ geschlürft, während im Hintergrund Michael Mauri auf DVD spektakuläre Switches mit der Einhand demonstriert und Erika´s Jack Russell „Arnold“ uns um die Beine wuselt. Kurz darauf trudeln auch Torsten und Heiko alias Gnilftz (der das Switchen schon aus dem FF beherrscht) samt Gattin ein, freudige Begrüßung unter Freunden.
Nun ist Tackle-Beschau angesagt – zuerst werden interessierte Blicke auf die Verkaufsware im Shop geworfen, welche wirklich erlesen und up to date ist. Von Sage über Orvis und Guideline bis zu Exori und Daniellson ist alles da, was das Wedelherz begehrt.
Auch die Fliegentüdel-Fraktion stößt hier auf massig Baustoffe.
Gegen 13:00 Uhr erscheint dann unser Instructor, Trainer und Lehrer Christopher Heiland mitsamt seinen Schülern für eine Mittagspause, heute drückt unter anderem Thomas alias Hardi die werferische Schulbank und berichtet begeistert von seinen Fortschritten.
Einschub: so ziemlich jeder, der schon mal an der Mörrum gefischt hat, wird Christopher und auch seinen Vater Rolf Heiland kennen, denn sie befischen die Mörrum seit Jahrzehnten. Zudem ist Rolf Heiland der deutsche Pressesprecher für die Mörrum. Beide beherrschen diese Technik des „Underhand-“ bzw. „Switchcasts“ von Beginn dieses Wurfstils an und wissen die Technik auch erfolgreich an den Lachsflüssen umzusetzen, wie die zahlreichen Fangbücher berichten.
Zurück zum Treffen vor dem Laden. Wir holen unsere alten Ruten aus dem Auto und halten sie Christopher unter die Nase, mit dem vernichtenden Ergebnis, dass diese Ruten zwar gut für Überkopf- und Speycasts, jedoch absolut unbrauchbar für den Switchcast sind. Niedergeschlagen packen wir unsere Zweihänder im Kofferraum. Doch kein Problem, für den Wurfkurs wird es geeignete Orvis- und Guideline-Kombos zum Üben geben!
Wir zahlen unsere Kursgebühr (85 Euro pro Person für einen ganzen Tag Theorie, Praxis UND lecker Imbiss am Mittag plus Kaffee bis zum Abwinken erscheint uns allen sehr fair!) und verabschieden uns bis zum nächsten Morgen.
Sonntag Morgen, 28.10.: trotz der Zeitumstellung war die Nacht sehr kurz, waren wir doch erst gegen 2:00 Uhr aus dem gemütlichen Pub zurück im Hotel. Egal, motiviert sind wir Drei alle Mal! Christopher beginnt bei ein paar Pötten Kaffee mit der Theorie, geht auf jedes wichtige Detail ein. Gerade die Abstimmung des Gerätes ist es, die über Erfolg oder Niederlage beim Werfen entscheidet.
Nun aber rein in die Autos und ab zum Gewässer, wir sind heiß auf die praktische Umsetzung! Auf Christophers Geländewagen sind die Zweihänder schon fertig montiert in den Saugnapfhaltern fixiert – man könnte denken, wir fahren an der Mörrum entlang zum Lachsangeln.
Ein herrlicher Herbsttag, die Sonne scheint. Doch am Wasser merken wir, dass der Wind recht ordentlich auf die Wurfhand drückt. Unsere ersten Versuche decken dann auch gleich alle Fehler auf einmal auf, die wir beim Switchen machen können. Da ist der Druck auf die Rute vom Spinnfischen geprägt, die Bewegungen sind vom eigenständigen Aneignen zu unrhythmisch und ineffektiv.
Drei Stunden bewegen wir immer wieder die Rute im gleichen Rhythmus, legen den Schusskopf hunderte Mal aufs Wasser. Doch allmählich merken wir Fortschritte, die Schnur drängt es nach vorne – wir können mehr und mehr Schnur geben. Irgendwann lässt jedoch auch die beste Konzentration nach, Mittagspause ist angesagt.
Wir fahren zurück zum Shop. Erika hat eine richtig lekker Brotzeit aufgefahren, und beim Essen sprechen wir über die richtigen Schusskopfgewichte, geeignete Polyleader und eigene Erfahrungen an der Mörrum. Während der Übungen hatte ich mich schon in die Guideline Le Cie 14 Fuß Klasse 9-10 verliebt, und es kommt, wie es kommen musste: Erika hat dieses edle Teil auch noch original verpackt im Laden zu stehen. Dreißig Minuten später nicht mehr, denn die habe ich gleich mit ans Wasser genommen, ich will das Ganze mit meiner eigenen Eigenrute weiter vertiefen.
Und siehe an, nach der Stärkung läuft es bei uns Dreien auf einmal wesentlich eleganter, die Pause hat sehr gut getan! In den nächsten drei Stunden versuchen wir, mehr und mehr Schnur auf dem Wasser abzulegen, und vor allem dahin, wohin wir wollen! Mittlererweile komme ich auf selbstzufriedene 20 Circameter, die zwar noch nicht so ganz sauber gerade abgelegt sind, dafür mir aber das Gefühl vermitteln, dass der Rhythmus jetzt passt. Auch Tanja und Torsten haben dieses Aha-Erlebnis und legen Wurf um Wurf vor sich ab. Langsam setzt die Dämmerung ein, ich denke schon an die längere Rückfahrt nach Berlin.
Neben den beiden Guidelines ist auch eine Orvis Spey 14 Fuß samt Orvis Battenkill Rolle zum Üben am Start, und Christopher erzählt uns, dass diese Kombo nun am Ende der Kurssaison verkauft werden soll. Tanja und ich schauen uns an – wäre das nicht was für…
Zurück geht es zum Shop. Tja, und nach dem Bezahlen des von mir für die neue Guideline benötigten Guideline Schusslopfes samt Runningline sowie dem zusätzlichen Bezahlen der kompletten Orvis-Kombo für Tanja heißt es Abschied nehmen. Nach nur zwei Stunden und 40 Minuten werden unsere Berliner vier Wände uns wiederhaben, und wir werden den restlichen Abend mit seligem Blick unsere neuen Errungenschaften betätscheln.
Fazit: es war nicht nur ein absolut sympathisches und herzliches, sondern auch ein vollends lehrreiches Wochenende - welches wir drei Schüler allen Denjenigen nur wärmstens empfehlen können, die das Fischen an einem der größeren Lachsflüsse erstmals für die Zukunft ins Auge gefasst haben oder die ihre Leine bislang nur mit Überkopfwürfen ins Wasser gebracht haben! Der Switchcast erfordert keinerlei Kraft, und am nächsten Tag hatten wir nicht den Anflug eines Muskelkaters, so wie er früher beim Überkopfwurf an der Tagesordnung war. Zudem werden zum Ausbringen der kompletten Leine maximal zwei Würfe benötigt, beim Überkopfwurf waren es mindestens doppelt so viele. Christopher Heiland geht mit seiner ruhigen Art auf jeden Fehler ein und schaffte es innerhalb dieser kurzen Zeit, dass wir alle den richtigen Bewegungsablauf intus hatten. Unterstützt von Erikas fürsorglichen Art war der Kurs eine absolut runde Sache – auch von hier aus noch mal herzlichen Dank, ihr Beiden!!!
Karsten
Wer Interesse an einem solchen Kurs hat: einfach PN an mich.
Switchcasting for beginners!
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sehr schöner Bericht, so fängt es meist bei allen an und danach sind sie nicht mehr zu Heilen .
Gerade die Zweihandfischerei ist mit der Einhandfischerei nicht zu vergleichen. -
@ Splitti: naja, wir fischen ja schon seit 16 Jahren mit den Zweihändern, allerdings haben wir früher entweder Überkopfwürfe hingelegt oder mit nicht geeigneten Ruten das versucht zu kopieren, was die anderen am Bach vorgemacht haben - natürlich mit allen Fehlern!
Apropos: gestern hab ich Tanja und mich bei K&HD angemeldet - im November führt Henrik Mortensen in Hamburg an zwei Tagen Wurfkurse durch! -
Schöner,realistischer Bericht.Ich freue mich auch schon,wenn ich in 14 Tagen meine 2-Hand quälen kann.
Bei dieser langen Rute wird es noch deutlicher gegenüber der 1-Hand,daß der Einsatz von Kraft sehr schädlich sein kann.
Danke und Gruß Erich -
@ Erich: wohl wahr, den Krafteinsatz habe ich noch nicht rausbekommen, genauso wenig die "Spinnfischer-Armhaltung" beim Stop... Immer wieder ertappe ich mich, wie sich der rechte Arm nach vorne streckt und der linke zu wenig zum Körper geht...
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Ja,so isses.Fast hätte ich gesagt : Wir werden den Bogen noch raus bekommen.Aber auch das ist schlecht beim Fliegenfischen.
Deshalb : Immer schön die Wurfebene horizontal und vertikal einhalten,dann klappt es auch mit der Weite .
Gruß Erich -
Ich glaube, ich werde mich dies Wochenende mal wieder an die Havel stellen und weiter an meinen Fehlern arbeiten.
Wohin fährst Du überhaupt in 14 Tagen, Erich? Dorthin, wo wir gerade hergekommen sind? In Norge dürften die Pegelstände derzeit bestens sein bei dem regnerischen Wetter! -
Hallo Karsten !
Nein,dieses Jahr bin ich mal wieder 14 Tage am Dalsfjord bei Förde.Mit ein Grund war,daß in der Nähe der Flekkeelva fließt,an dem ich 3 mal gefischt hatte.
http://www.angeln-norwegen.no/index.php?side=Rusltat&idv=14
Dann 2 Wochen an die Südseite vom Sognefjord.Und noch 2 Wochen nur zum leichten Fliegenfischen in den Süden bei Evje - Amli.
Besonders freue ich mich auf die Fischerei mit der Fliegenrute auf die kampfstarken Pollacks.
Gruß Erich -
Ein ganz toller Link, den ich noch nicht kannte - dankeschön!!! Der Flekkeelva siehst wirklich wunderschön aus.
Das klingt ja nach einer Traumtour, die Du vorhast, klasse! Freue mich jetzt schon auf Fotos von Dir! Schaust auch am Laerdalselva vorbei? Meine gehört zu haben, dass sie ihn dies Jahr schließen wollten?
Wir haben die Pilker dies Jahr so wenig benutzt wie noch nie, weil wir so viel Spaß am FliFi auf dem Fjord hatten! Hier mal mein diesjähriger größter Pollack mit knapp 8 Pfunden, stieg auf meine #7-8er Redington mit T-300 ein: -
Am Flekkeelva kann es passieren,daß Du die Strecke ganz alleine befischen kannst,war bei mir schon der Fall.Der Laerdalselva steht nicht auf dem Programm,ist etwas weiter weg.Bei diesem Pollack mit einer #7/8 Rute bist Du auch schon sehr nah am oberen Limit.Bei der Schnur habe ich noch ein ganz anderes Kaliber im Ohr,da klingelt noch was von 850grain .
Gruß Erich
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