Im Sommer kam ich auf der Fähre Sølsnes-Åfarnes mit einem
Motorradfahrer ins Gespräch, Häuptling einer Gruppe von 10 - 12
deutschen Bikern. Er fragte mich, ob ich wüsste, ob das
« Isfjorden Feriesenter / Isfjorden Urlaubszentrum« zu empfehlen
wäre, denn dort hätte man reserviert, wolle da gleich hin und nach
vielen anstrengeden Tages-Kilometern freue man sich schon auf
eine gute Speisekarte, ein kühles Bier und und und ... ja und eben
alles, was man so von einem « Zentrum « erwarten kann ...
Reflexmässig scannte ich meine biologische Festplatte. Die aber
wollte auch nach mehreren Durchgängen einfach nix ausspucken,
obwohl ich in Isfjorden so gut wie jeden Baum beim Vornamen kenne.
Nach dem dritten oder vierten Suchlauf und ein paar mehr
Informationen kam ich dann endlich drauf. Sollten diese zwei-drei
verhutzelten, verblichenen Baracken, die da am Rand von Isfjorden
stehen und an längst vergessene Krigsgefangenen-Lager erinnern,
das «Urlaubszentrum « von Isfjorden sein ? Jepp. Bingo. Der Häuptling
bestätigte meine Vermutung und ich hatte keine Hemmungen den
Bikern eine arge Enttäusching zu ersparen und sie etwas umzuleiten.
An dem Tag wurde mir mal wieder so richtig bewusst, dass manch'
ein Tourist in Norwegen sich manchmal gewaltig verarscht vorkommen
muss. Weil, neben nahezu jeder etwas grösseren Anhäufung von
Kuh-Kacke gibt es hier in Norge irgendein « Zentrum «. Allein schon
hier bei uns in unserer Winz-Gemeinde gibt es bestimmt ein Dutzend
« Zentren « (und zwei Dutzend irgendwas mit Troll).
Das man sein Produkt oder seinen Betrieb auch anders profilieren kann,
beweisen Namen wie zB. Lensmannsgården oder Maribell. An die erinnert
man sich auch noch, wenn man die Namen aller mindesetns zweitausendsiebenhundertundzweiundreissig norwegischen Betriebe
die « sentrum « im Namen haben, längst wieder vergessen hat.