11 Tage konnte ich jetzt im Januar auf den Malediven in der Jupiter Sunrise Lodge verbringen. Eine Reise, die in der Relation gesehen nicht mehr gekostet hat (Flug / Unterkunft, Boot), als eine besser Nordkap Tour. Hier also (in Fortsetzungen) mein Tagebuch:
Malediven Tagebuch
8.Januar
Einleitung, oder: wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Monate der Planung und Vorbereitung waren in’s Land gegangen. Die Buchung der Flüge hatte ich Ivonne, unserer Buchungsexpertin überlassen. Sie ist unsere Expertin in der Koordination von günstigen Flügen und der Fähre zur Insel. Der Plan war, mit der Quatar am 8.01. zu fliegen, aber dann schossen da die Preise in die Höhe und sie teile mir mit, dass jetzt die Emirates die günstigste Linie wäre. Die Zeit ging in’s Land; viele Telefonate und Treffen später war es dann mit 650€ die Oman und Ivonne mailte mir die Flugdaten, die ich mir ausdruckte und zum Gepäck legte. Meinen Urlaub hatte ich mir rechtzeitig eingereicht (zum 8.Januar).
Jetzt war nur noch der Airport-Transfer und die Versorgung meiner Katzen zu regeln. Ich also meine Frau und meinen 23jährigen Sohn aktiviert (wir leben getrennt).Mein Sohn war telefonisch nicht zu erreichen: Handy kaputt. Also ich sonntags hin zu den Beiden und alles geregelt. Meine Frau sollte die Katzen versorgen und erhielt die Hausschlüssel und das Auto meines Sohnes. Connor sollte mich nach Frankfurt zum Flughafen fahren (und auch wiederabholen) .
Dienstag den 8.Januar kamen die Beiden dann pünktlich um 9h und Connor chauffierte mich die 150km nach Frankfurt und schmiss mich am Terminal 2 raus.
Der Counter von Oman war schnell gefunden, Treffpunkt mit Volker, Ivonne, Johannes und Almut war um 11-11,15 Uhr., da hatte ich noch etwas Zeit zum Lesen. Die Zeit verstrich, der Counter von Oman war noch geschlossen, was mir jedoch nichts ausmachte, da ja Ivonne meine Flugunterlagen hatte. Es wurde 11h, dann 11,15h, 11,30h: keiner von unserer Gruppe zu sehen. Ob deren Zug Verspätung hatte? Macht ja nichts, der Flug geht ja erst um 13,55h!
Trotzdem mal zur Infotafel gegangen; kann ja nichts schaden, sich zu informieren, welcher Counter für uns zuständig ist. Komisch, ich finde unseren Flug nicht! Also die Papiere rausgekramt, um nach der Flugnummer zu schauen. Und da steht es schwarz auf weiß: Wednesday Jan 9!
Scheiße! Warum hatte man mir das nicht gesagt! Es war doch immer vom 8.Januar die Rede! Vor Allem auch wegen den Fährzeiten! Ich hatte doch auch aufgrund dieser Info meinen Urlaub eingereicht, die Angelausfahrten geplant…..
Jetzt die Überlegung: was tun? Connor kann ich telefonisch nicht erreichen, da sein Handy kaputt ist. Mit dem Zug zurückfahren und mit dem Bus nach Hause? Habe ja keinen Haustürschlüssel und da das Haus dicht gemacht ist, sind die Möglichkeiten zum Einbruch ohne großartige Schäden gering. Außerdem müsste ich dann irgendwie Connor für einen weiteren Transfer aktivieren, aber ohne Handy und Auto wird das auch kompliziert!
Also Hotel. Ich also zur Flughafen-Info und mein Anliegen vorgetragen. Sorry, wir haben z.Z. Messe: das preisgünstigste Zimmer am Airport kostet € 125; aber probieren Sie es doch mal in der Gegend um den Hauptbahnhof. Also: Gepäck in die Aufbewahrung gegeben (€ 1, Skytrain zum Terminal 1S-Bahn zum Hauptbahnhof (€ 4,25) und da zur Tourist Info.“Sorry, wir haben Messe! Das günstigste Zimmer kostet € 98; probieren Sie es doch mal in einem der Hostels!““Was heißt das?“ „Da schläft man zu mehreren in einem Zimmer! Aber halt, hier habe ich noch was für Sie: Hotel Life in der Baseler Strasse. € 59“ Ich also hin. „Ja, wir haben noch ein EZ für Raucher. Macht € 68.“ „Wieso, ich dachte € 59?“ „Ach, Sie kommen vom Bahnhof! Dann macht das natürlich € 59!“
Was soll ich sagen? Das Zimmer war sauber und ok. Ruhig mit Ausnahme einiger Gäste, Fernsehen mit 45 Kanälen, Minibar (Softdrinks, Bier und Snacks je 1€). Die diversen Hotels und Restaurants in der Baseler Strasse (Nähe Hauptbahnhof) haben alle einen orientalischen Touch und scheinen hauptsächlich von Orientalen und Asiaten gebucht zu werden. Eine gute Einstimmung auf die Malediven!
9. Januar
Pünktlich um 7h wurde ich per Telefon geweckt. Die Dusche war stark und heiß. Das Frühstück reichhaltig (nur die Eier waren lauwarm und hart) und für den Preis (incl. Der 59€) überraschend reichhaltig. Zu Fuß zum Bahnhof, S-Bahn (habe mein Abitur am Fahrscheinautomaten gemacht ;bin halt ein „Landei“) , Skytrain zum Terminal 2. Gepäck ausgelöst. Die Counter von Oman waren zwar noch nicht besetzt, aber immerhin erleuchtet und der Flug auf der Infotafel. Gegen 10 vor 11 habe ich mich dann am Counter angestellt. Es ging zügig durch. Einchecken mit dem Reisepass. Rutenrohr und Koffer auf die Waage. 38kg!Scheiße! 35 kg sind frei plus 5 kg Sportgepäck. Frage Sportgepäck: “Was ist da drin?“ „Angelruten“ „Angemeldet?“ „Ja“. Bitte legen Sie ihr Handgepäck auf die Waage!“
10kg! Inhalt: Laptop, 2 Bücher, Rollen, Fernglas, Black Magic Gimbal! „Sie wissen ja, dass nur 7kg Handgepäck erlaubt sind!“ „Ok, was habe ich nachzuzahlen?“ „Nichts!“ Wow! Es lebe die Oman Air!
Die Maschine war „voll der Hammer“: viel Beinfreiheit, über 60 Filme im Programm,Außen-Kameras nach vorne und unten, sehr gutes Essen mit einem fernöstlichen Touch, bester Service. Angeblich soll all dies nur noch von Quatar Air getoppt werden. In der Nacht dann Zwischenstopp und Umsteigen in Muscat. Ein Duty Free mit allem was das Herz begehrt; bis hin zur Harley oder exklusiven Sportwagen. Die Preise für Zigaretten: ein Witz! Das günstigste: 4 Stangen West für 20 Euro. Spirituosen vom Feinsten; Doch was nützt’s? Die Einfuhr von Alkohol auf den Malediven ist strikt untersagt!
Der Flughafen Muscat verfügt sogar über einen Raucher Bereich (Raum); allerdings ist in diesem die Luft „zum Schneiden „ dick, sodass man eigentlich auf das Anzünden einer eigenen Zigarette beinahe verzichten könnte!
10.Januar
Nach 2 Stunden : Einchecken in den Sicherheitsbereich. Hier finden sich 2-3 Läden mit Kosmetika, Getränken, abermals Spirituosen. Die Anschlussmaschine nach Male war zwar kleiner, weniger komfortabel ¸ aber der Flug nach Male dauerte nur knapp 4 Stunden, inklusive einer Mahlzeit (Frühstück / mittlerweile die Dritte). Auch war er für uns die letzte Möglichkeit, etwas Alkoholisches zu uns zu nehmen.
Ankunft in Male. Pünktlich kurz vor 7 Uhr. Am Gepäckband brauchten wir nicht lange zu Warten. Alles vollständig, auch mein Rutenrohr stand parat. Auch die Passkontrolle lief zügig; selbst auf den angekündigten Fingerabdruck-Scan wurde verzichtet. Da wir allerdings auf eine einheimische Insel wollten und nicht in ein Resort, mussten wir eine offizielle schriftliche Einladung parat halten. Am Ausgang wurden wir bereits von unserem Guide empfangen. Vor dem Flughafengebäude beginnt bereits der Hafen und das Meer; reges Treiben; von der kühlen Aircondition ab in’s Freie mit tropisch schwül-warmer Luft, blauem Himmel und leichter Brise. Erst einmal eine kühle Coke auf der Terrasse eines Cafés und erste Benimm-Regel: „Sorry Sir: No Smoking ! Also Zigarette und Coke von außerhalb der Balustrade genossen. Dann ging es samt Gepäck weiter zur Festlandsfähre, einem dafür vorgesehenen Personentransport-Dhoni. Der Transfer zur Hauptinsel dauert nur wenige Minuten und wir landeten in einem Gewimmel von Reisenden , Gepäckstücken, Taxis, Pick Ups, Mopeds und Motorrädern. Unser Guide winkte ein Taxi und einen kleinen Pick Up herbei, auf die wir und unsere Gepäckstücke verteilt wurden. Ab ging es, quer durch die Hauptstadt zum Fährhafen für die Atolle und Inseln. Verkehrsregeln? Nicht unbedingt erkennbar. Volker und ich mit dem Gepäck auf der Ladefläche des Pick Up, Mopedfahrer ohne Helm, rechts vor links oder links vor rechts ? Dazwischen Fußgänger: das volle Programm! Geschäfte, in denen es (fast) alles gibt, Moscheen, die Radio Station, Hochhäuser zwischen Altstadt-Häusern, Groß-Parkplätze für Zweiräder: dann der Fährhafen. Es waren noch gut über 2 Stunden Zeit bis die Fähre abfuhr; Almuth erklärte sich bereit auf das Gepäck aufzupassen und wir gingen gemeinsam mit unserem Guide Frühstücken Maledivan Style: eine offene Hütte in einer Reihe ähnlicher Etablissements , inside: Rauchverbot, vor uns der Hafen mit großen Fishing Dhonis (30 mtr. Große Dhonis, im vorderen Drittel: Kabinen mit Flybridge, das hintere Drittel beinahe Tennisplatz groß als Fishing-Plattform). Maledivisches Frühstück: spicy Omlett, geraspelte Kokosnuss mit geräuchertem Thun, Milchkaffee, Kaffee schwarz, Tee oder Coke.
Im Anschluss kriegte unser Guide einen „Spezial-Teller“: in dünne Scheiben geschnittene „Nuss“ (ähnlich der Muskatnuss oder Bethel), ein Töpfchen mit einer weißen Creme, ein grünes Blatt, Gewürze und getrocknete Nelken. Unser Guide bot uns großzügig davon an. Volker und der Rest der Truppe mit Malediven Erfahrung lehnten dankend ab, ich aber, neugierig, wollte mal probieren: also Gebrauchsanweisung: die Scheibe der Nuss in die Weiße Paste tauchen, auf ein Stück Blatt legen, Gewürz drüber, zusammenrollen, ab in den Mund und kauen. Gesagt, getan. Ein heftiger, scharfer Menthol Geschmack mit scharfen Curry und Spice Komponenten und ein Gefühl, als hätte man den Mund voller trockener Sägespäne. Je mehr ich darauf rum kaute, desto mehr trockene Späne hatte ich im Mund
. Also, zur Erheiterung aller, ich vor die Tür, verzweifelte Versuche das Ganze auszuspucken und der rote Sägemehl Brei landete, mehr oder minder in der Gosse. Die Zunge: Erdbeer Rot, brennt wie Feuer mit Menthol. Maledivische Mund und Zahnpflege! Zurück zum Fährhafen und ab auf die Fähre: ein Dhoni speziell zum Personentransport, max. Passagierzahl. 125 plus Gepäck, speziell für die Einheimischen und Individual-Touristen (nicht die Gäste der 125 Ressorts). Zum Rauchen bitte auf das Oberdeck; aber barfuß (Schuhe ausziehen!). Wir hatten alle die Winterkleidung (Pullover, Westen, Strümpfe) abgelegt und gegen leichte, legere Kleidung getauscht. Ich saß mit Volker auf dem Dach des Dhoni, fachsimpelte über das Angeln und unsere Pläne für die nächsten Tage. Klar war: für’s erste soll es auf Marlin gehen. Die Fahrt dauerte 6 Stunden (6 US$ p.P.), über die Innen-Atolle an türkisblauen Untiefen, unbewohnten Inseln und diversen Ressort-Anlagen vorbei mit diversen Zwischenstopps zum Be-und Entladen. Gegen Mittag zückte Ivonne ihr Handy und orderte bei der nächsten Haltestelle für uns alle je ein "asiatisches" Nudelgericht. Danach mussten wir auf eine kleinere Fähre umsteigen, da hier für die größere Fähre Endstation war und wir noch 3 weitere Stationen Richtung Süden nach Keyodho wollten. Endlich, gegen 16 Uhr tauchte die Silhouette der Insel auf. Die Fähre bog, als südliche Endstation in das Tsunami geschädigte Hafenbecken ein, wo wir bereits vom Stammpersonal der Lodge erwartetet und begrüßt wurden. Die Jupiter Sun Rise Lodge liegt , geschützt hinter einer hohen Mauer, in direkter Nähe zum Hafen, der gleichzeitig auch Ortskern und Versammlungs- oder Sportstätte ist. Die frisch gestrichene Mauer ziert das Logo der Lodge. Tritt man durch das Außentor in den geschützten Innenhof mit seinen Palmen und Sitzelementen, steht man vor einem neu erbauten Bungalow mit hohen Rauchglas-Fenstern, Aircondition und Ventilatoren, geschnitzten Decken, 4 Doppelzimmern , stilvollem Bad, Küche und Chill-Bereich, sowie einem Funktionsraum mit Waschmaschine. Die Doppelbetten waren zur Begrüßung liebevoll mit Mustern und Bildern aus Blüten, Blütenblättern und Blättern geschmückt. Zur Verfügung stehen 4 Doppelzimmer, die von 6 Personen betreut werden. Hinzu kommen noch 3 Mann von der Bootscrew. Somit stehen für max.8 Gäste 9 Personen im Service, die dem Gast praktisch jeden Wunsch von den Augen ablesen. Kubbe: Manager, begnadeter Koch (maledivische Küche mit italienischem Einschlag)servierte uns ein hervorragendes Abendessen, bestehend aus Chicken-Curry, paniertem Wahoo, spicy Reis, Pasta, Gemüse, Salat und Nachspeise. Gemäß unserem Plan, soweit wie möglich ostwärts zu fahren und dort dann auf Marlin zu Trollen, riggte ich mit Volker Marlin Lures, bespulte Rollen und band Vorfächer.
Nafiu vom Management, Kubbe und die Bootscrew: Laobi (Kapitän), Mooky und Nacombe zeigten sich frustriert und waren mehr oder minder ablehnend und entsetzt über unsere „Angelpläne“:“Ihr könnt doch bei den Gästen nicht den Anschein erwecken: heute fangt Ihr Marlin, morgen Broadbill und übermorgen Yellowfin auf Ansage. Klar, wir fangen hier Fisch und das nicht wenige, aber Ihr erweckt falsche Vorstellungen und Hoffnungen und dann sind die Gäste sauer auf uns!“ Aber wir waren uns sicher: wir würden es schon packen. Wenn nicht hier, dann wo? Der Crew versprachen wir für jeden releasten Schwertträger oder GT eine Prämie. Unverständnis: Keyodho ist eine Fischer-Insel und Fische fangen der Broterwerb.
11.Januar
Nach einer nur allzu kurzen Nacht waren wir(Volker, Johannes, Almuth & ich) mit unserer Ausrüstung, punkt 6 Uhr an Bord. Laobi fiel bedauerlicher Weise heute als Kapitän aus und so nahmen wir mit Mooky und Nacombe Vorlieb. Raus aus dem Hafen, ab ins Tiefwasser(1000 – 1500 Meter, direkt 10 Minuten vor der Haustür. Mit dem GPS einen geraden Kurs vorgegeben. Spiegelglatte See, kaum eine Brise. Die Wide Range und Chugger laufen gradlinig, ziehen eine perfekte Blasenspur und kommen rhythmisch alle 7 bis neun Sekunden an die Oberfläche. Neben dem Boot spielen Delphine, keine Vögel zu sehen. Keine Oberflächen Aktivitäten. Nach 5 Stunden kehren wir als „Schneider“ geschlagen in den Hafen zurück.
Beim Abend-Fischen von 16 – 18 Uhr überlassen wir den Jungs das Ruder und die Montagen und fangen 2 mittelprächtige Wahoo’s, 15 Bonitos, 3 Sipjacks und einen Rainbowrunner. You have to do it the Maledivian Style!
12.Januar
Heute angeln wir einen „langenTag“ von 6 bis 16 Uhr und überlassen Laobi und den Jungs Kurs und Montagen. Mittelgroße Wide Range und Chugger werden mit Streifenköder aus Bonito Bauchfleisch geriggt (Sandwich) , nebenher laufen Wobbler und Miniatur Oktopus Jiggs. Laobi steuert das Boot in ca. 250 – 300 Meter entlang der Kante des Außenriffs. Kurz darauf steigt ein Wahoo ein. Während des Drills folgt beim Einholen der Lures eine Marlin Flosse; ist aber nicht weiter zu begeistern. In kurzer Folge kommen Bonitos und Skipjacks an Bord; dann ein heftiger, sturer Drill an einer Miniatur-Lure. An Bord trauen wir unseren Augen nicht: ein kleiner Big Eye Tuna. Jürgen Oeder und alle anderen Spezialisten behaupten doch, die kommen vor den Malediven nicht vor! Und dann das! Alle, außer unserer Crew sind überrascht. Weitere Wahoos steigen ein. Permanente Aktivitäten von jagenden Vögeln. Fliegende Fische, die vor dem Boot und den Lures flüchten. Wir finden ,mitten im Meer treibend, eine Ansammlung von weißen Bojen und steuern sie an. Darunter, total verworren, eine Langleine mit rund 30 Vorfächern und Haken, die alle schon leer gefressen sind. Wir bergen das Teil, um weiteres Unheil abzuwenden. Gegen 13 Uhr verzieht sich die Crew, inklusive Laobi in den Bug zu Volker, Almuth und Johannes, legen sich zum Dösen und ich stehe neben den Ruten im Heck, das Ruder ist unbemannt und wir trollen entlang der Riffkante. Also, wenn sich Keiner um das Ruder kümmert übernehme ich das Ruder. Das erste Mal, dass ich ein Dhoni steuere. Immer den Vögeln nach, entlang der Riffkante, vor der „Haustür“ in Sichtweite der Insel. Hier bildet das Atoll eine Art großer Bucht, in die die Strömung drückt. Gegen 14,30 Uhr ein unisono Aufschrei vom Bug her. Neben mir kreischt eine Rolle los, dann eine zweite. Ich wende mich um: Double Strike zwei große, schmale Körper schießen wie Raketen himmelwärts. Explosionen, wie von Wasserbomben. Keine Segel: Flossen. Marlin! Einer ist deutlich größer und fetter als der Andere. Nach einem langen Run mit mehreren Greyhound- und senkrechten Sprüngen „verabschiedet“ und „releast“der Größere sich. Aber der Zweite hängt. Zieht über 500 m der 50# bei vollem Bremsdruck ab. Doch gegen die Vollmer Rute, Canyon Rolle und Black Magic Gimbal /Harness bleibt er chancenlos. Volker wired ihn, entfernt den Haken, das Dhoni nimmt wieder Fahrt auf, Volker richtet den Fisch auf, zieht ihn am Schwert mit. Nach nur kurzer Zeit zeigt er wieder Farbe und darf seines Weges ziehen. Ca. 100# geballte Marlin Power released. Das Spektakel wurde von Almuth und Johannes auf Video und Foto gebannt; Ihr dürft gespannt sein! Der Tag war rund und wir machen uns auf den Weg in Richtung Hafen. Nach dem obligatorischen Duschen erwartet uns (wie immer)ein von Kubbe zubereitetes Festmahl, das wir gemeinsam unter dem Zeltdach im Innenhof einnehmen. Volker ist leider etwas angeschlagen und wir beschließen, dass ich, gemeinsam mit Johannes und Almuth den kommenden Tag: “All you can eat“fischen; will heißen: die Mannschaft entscheidet über Montagen und Strecke und wir werden versuchen, uns „quer durchs Sortiment“ zu angeln.
13.Januar
Ein Glück, dass ich mir meinen Wecker mitgenommen hatte! Nach kurzen Nächten fällt das Aufstehen, selbst wenn es zum Angeln geht, schwer. Ab in’s Bad: kurz Duschen (das Wasser riecht mal wieder muffig), in der Küche Wasser zum Zähne putzen holen, Rasieren ( leider mit kaltem Wasser, wer es warm will, muss sich in der Küche welches heiß machen lassen), eincremen, anziehen. Dann raus und sich Material zusammen suchen: 2 x 30#, 2 x 50#, zusätzlich meine kleine Spiral Jigging Rute mit der Canyon HS-16, die ich auch ab und zu zum Grundangeln oder Schleppen „missbrauche“. Kuppe ist auch schon da und Almuth und Johannes stehen mit ihren Kameras parat. Also ab mit der Schubkarre das kurze Stück bis zum Hafen. Sechs Uhr: Laobi, Mooky und Nacembe sind schon an Bord, der Motor läuft und wir können ablegen. Frischen Kaffee (heißes Wasser & Instant Milchkaffee) gibt es aus der Thermoskanne an Bord. Raus aus dem Hafen und nach nur 500 Metern sind wir bereits im Tiefwasserbereich der Bucht. Der Wind hat zugenommen, leicht kabbeliger Wellengang mit bis zu 1 Meter hohen Wellen. Wenn das Dhoni ab und zu in ein Wellental schlägt werden wir leicht, aber erfrischend „geduscht“. Laobi steht „wie ein Fels“ und steuert nordwärts. Da nur ich und (ab und zu) Johannes angeln, werden nur 4 Ruten im Heck ausgebracht.
Die beiden 50# mit blau-weißen Moldcraft Wide Range und Chugger, bestückt mit Bonito-Bauchstreifen, die 30# mit Wobbler und Lure mit Jet-Head. Apropos Wobbler. Hier ist die „eierlegende Wollmilch-Sau“ noch nicht gefunden. Tauschen wir die Drillinge gegen Einzelhaken aus, laufen sie nicht mehr richtig und springen an der Oberfläche. Die Malediver fischen sowieso lieber mit Drilling, aber wir haben bereits Fische durch aufgebogene Drillinge oder abgebrochene Haken verloren! Wenn ich wieder zu Hause bin muss ich mal ein Groß Pack VMC 8x strong Drillinge bestellen!. Zum Spaß lege ich seitwärts noch meine Spiralrute mit einer Mini-Pakula Lure aus, muss sie aber bald wegen der permanenten Aktion im Heck wieder einholen. Links und rechts in Bootsmitte legt die Crew zum Bonito-Fang Catamarani aus. Catamarani sind Sideplaner, ca 50 cm lang mit Doppelrumpf. An jedem Rumpf ist ein ca. 4 Meter langes Vorfach ( 80 – 130#), bestückt mit Miniatur Oktopos Skirts (5 cm) und starken 5/0 Haken. Woran man einen Biss erkennt (außer ein Fisch springt) bleibt mir vorerst ein Rätsel. Die Stimmung an Bord ist entspannt, gelöst und Johannes fungiert als DJ mit einem gemischten Programm aus Schlager , Reggae, Deutsch Rock und int. Hits der 80iger, bis hin zu Hard Rock ( den er vehement als undefinierbare Geräuschkulisse abtut). Doch die „Ruhe“ dauert nur kurz (kürzer als die Zeit, die ich zum Schreiben dieser Zeilen benötige!). Schon kreischt eine 50# los. (Laobi insistiert bei der Bremseinstellung der Rollen auf Strike Position, was bei den Canyon Rollen schon ziemlich heavy ist. Stellen wir den Bremsdruck niedriger, stellt er den Bremsdruck, kaum dass wir ihm den Rücken zudrehen, wieder auf Strike.)
Sailfish. Er greyhounded hinter dem Heck, zieht wie ein D-Zug Leine gegen den starken Bremsdruck und die Rolle leert sich fast zur Hälfte, ehe ich den Black Magic Gimbal an Rute und Rolle befestigt habe. (Black Magic Gimbal für einen Sail? Mag zwar übertrieben klingen, aber auf dem schwankenden Heck, das nur ca.30 cm über der Wasseroberfläche liegt fühle ich mich einfach sicherer mit, selbst, wenn mich Volker dann als „Muschi“ abtut!). In Kenya fischen wir mit 8#, 12#, 16#, oder 20# auf Sail. Ein Sail an 50# erscheint dann als lächerlich, aber hier rauscht er an 50# in rasender Geschwindigkeit ab. Als er zum Stehen kommt hat er sich verausgabt und folgt , wie ein „Hund an der Leine“ dem steady Winding. Am Boot greift Mooky ihn am Schwert und versucht ihn bei Fahrt zu reanimieren, aber er fällt immer wieder auf die Seite und zeigt auch keine Farbe mehr. Also wird er an Bord gezogen und Abgeschlagen, worüber die Crew nicht ganz unglücklich ist. Zwar gibt es für diesen Fisch keine Release-Prämie, aber Sailfish-Curry oder Steaks gelten auf der Insel als Delikatesse und willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan zu Bonito oder Wahoo. Auch ernährt so ein Sail bis zu 30 Familien und einen Fisch zu Releasen, der eh keine Chance hat, erscheint mir widersprüchlich!
Kaum haben wir den Fisch an Bord, geht die Action Schlag auf Schlag weiter: Wahoo’s mit einer Durchschnittslänge von 120cm, Mahi Mahi (Goldmakrele), Big Eye Tuna’s (zwischen 8-12kg) und immer wieder knallen, sobald wir an jagenden Vögeln vorbei fahren, Bonitos oder Skipjack Tunas auf die Catamaranis, die dann von Hand eingeholt werden. Gegen 11 Uhr wird es etwas ruhiger und Laobi steuert das ruhige Rückwasser, das sich türkisfarben im Rückwasser eines kleineren Kanals ausbreitet, an und geht in den Leerlauf. Brunch Time: Kaffee, kalte Cola oder Wasser, Sandwiches , Kekseund Wassermelone. Einfach, aber schmackhaft! Danach geht es wieder zurück vor das Außenriff. Diesmal südlich, immer in ca. 200-250 Meter Abstand vom Riff, im tiefblauen Wasser das hier bereits schon zwischen 750 – 1500 Meter tief ist. Erinnert mich irgendwie an die Marlin-Angelei vor Australiens Great Barrier Reef: Always along the Wall! Ab und zu ein Schlenker, wenn wir auf jagende Vögel treffen. Und die Aktion geht weiter, Wahoo, Tuna, ein verpasster Marlin, Skipjack, Bonitos. Kurz vor Keyodhoo folgt Laobi der Küstenlinie Richtung Süden bis hin zu einem Kanal, der hier das Außenriff durchbricht. Ab und zu, wenn ich nicht rechtzeitig auf einen Biss reagiere, pfeift mich Laobi oder Mooky bei. Rechtzeitig heißt aber nicht überhastet: Maledivian Style halt eben! Es geht pausenlos Schlag auf Schlag: leider keine weiteren Schwertträger mehr (was die Crew verwundert. Nach ihrer Ansicht müssten wir schon 4 bis 5 an Bord haben), aber das „volle Programm“. All You Can Eat! Am Kanal jagen wir in Schleifen und Bögen einem großen Vogelschwarm hinterher, der 5 cm langen Fischen nachstellt. Darunter: Bonitos, Skipjacks, Rainbow Runner und Big Eye. Unsere Jagd geht in voller Fahrt bis etwa 15 Uhr, bis „kurz vor die Haustür“ und wir kehren in den Hafen zurück. Sowohl wir, als auch die Crew sind zufrieden und im Hafen werden wir bereits von Kubbe und vielen Einheimischen Zuschauern erwartet und begrüßt. Es gibt reichlich Fisch für mindestens 100 Familien!( Keyodhoo, scherzhaft von mir, aufgrund seiner Ausdehnung, „Lummerland“ genannt beherbergt ca. 200 Einwohner Außer uns sind z.Z. noch etwa 6 Touristen da. Zwar sind auf der Insel etwa 800 Personen gemeldet, aber diese arbeiten außerhalb, in Touristen Ressorts, auf Fangschiffen Offshore, in Malé.)
In der Lodge zurück: erst einmal Duschen, Umziehen, Chillen und Abendessen. Apropos Abendessen: wie bereits erwähnt ist Kubbe ein hervorragender Koch, der seine Kenntnisse zum Teil in einem italienisch geführtem Gästehaus perfektioniert hat. Ein typisches Abendessen: Fisch Curry vom Wahoo, Grouper , Mahi Mahi oder Thun, Chicken Curry von Hähnchen Beinen, Natur-Reis und Spicy Reis und / oder Pasta mit würziger Tomatensauce, alternativ Pommes Frites, gemischtes Gemüse Maledivian Style, gemischter spicy Salat, Rohkostsalat, Nachspeise: z.B. eine Eiercreme mit Biskuite und tropischen Früchten mit leicht alkoholischen Beigeschmack (allerdings 0 Prozent!) Apropos Alkohol. Mir hat weder das Bierchen noch das Glas Rotwein oder der Ressort-Cocktail gefehlt. Allein die Vorstellung bei diesen Temperaturen mit zu- oder an gedröhntem Kopf etwas zu verpassen war total abwegig. Im Lodge-Preis inklusive sind eisgekühltes Wasser, Cola, Fanta, Sprite, oder frische Säfte, wie Wassermelone u.ä. Wer es gern etwas herber oder würziger haben möchte: in einem der Insel-Shops gibt es eigekühltes alkoholfreies Holsten oder Forsten ( ca. 1,20€ die Dose, ist allerdings aus eigener Tasche zu berappen und nicht inklusive). Kubbe ist bei der Beschaffung gerne behilflich.
Shops und Zigaretten: Wer seinen Duty Free Vorrat aufgebraucht hat, kann ihn auf einem der diversen Insel-Shops zu erträglichen Konditionen auffüllen. Da die Shops sich abgesprochen haben, wer welche Marke führt, hilft auch hier Kubbe gerne weiter.
Der Abend endete nach ausgiebigem Chillen, Gesprächen und Blödeleien gegen Mitternacht. Für den kommenden Tag war Morning Fishing und danach Offshore angesagt, aber es sollte anders kommen!
Fortsetzung folgt
Canyon Reels Expedition Malediven: mein Tagebuch
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Herzlichen Dank für Deinen super spannenden und interessanten Bericht !
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Ich freue mich schon auf deinen Vortrag/Bericht beim Norddeutschen Naffentreffen.
Habe ja schon per Tel ein paar Eindrücke sammeln können,...hoffe ich/wir müssen nicht zu lange auf die ersten Bilderchen warten. -
Mööönsch, Wolfgang...
Ein wahnsinniger Bericht mit Fisch, Länderininfo und Anreiseinfo.
So was les ich gerne !
Allerdings würde ich gern den Ausdruck "Greyhoundjump" mal
näher erklärt haben.Gruß
Heiko -
Wenn ein Schwertträger "greyhounded"meint man , er springt widerholt in langen , flachen Sprüngen wie ein Greyhoud-Windhund
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14.Januar
Als wir morgens um 6 Uhr zum obligatorischen Morning Fishing am Boot eintreffen überrascht uns Laobi mit der Nachricht, dass der Wind deutlich zugenommen habe (was auch spürbar und an der Brandung auch sichtbar war) und er somit nicht verantworten könne, dass wir bei diesem kabbeligen, zunehmenden Wellengang Offshore, vor dem Außenriff Angeln würden.
Der Wind könne sich innerhalb einiger weniger Tage wieder legen, oder, wenn wir Pech hätten, auch nicht! Sein Vorschlag:
Im Innen-Atoll Schleppen auf Bonitos und dabei einen oder zwei tieflaufende Wobbler mitlaufen lassen. Danach wolle er uns auch einige Fangplätze für kapitale Giant Trevally's zeigen, auf die wir dann einige Würfe mit den Poppern riskieren könnten.
Nun muss ich hinzufügen, dass weder Volker noch ich die großen Spinfishing oder Popper-Enthusiasten sind. Meine Wurfkünste sind eher bescheiden und ich schiebe schon seit langem die Absicht vor mir her, bei Martin Joswig im Hambachtal eine Intensiv- Schulung in Wurftechnik, insbesondere dem Poppern zu absolvieren. Volker hat einfach keinen Bock, bei den Temperaturen Kunstköder permanent durch die Gegend zu feuern; er zieht das Schlepp-Angeln und Naturköder-Fischen dem Werfen oder Jiggen mit Kunstködern vor.
Wir verlassen also den Hafen Richtung Innen-Atoll, folgen den Vögeln auf der Jagd nach Bonitos und anderen Thunen und Schleppen dabei 2 30# Ausrüstungen mit großen Wobbler. Loabi folgt den Vögeln in weiten Bögen und Schleifen südwärts und wir fangen, Schlag auf Schlag Bonitos, Skipjacks und Rainbow Runner. Zwischendurch kreischen 3 Mal die 50iger und nach zähem Drill können wir 3 Dogtooth Tunas zwischen 30 und 45 kg landen. Der Drill des Dritten scheint ein besonderes Highligth: Dem Zug und Gewicht nach scheint es ein großer, kapitaler Fisch zu sein und ich hänge mich in meinen Gimbal und Harness und pumpe. Hinter mir ausuferndes Gelächter und Faxen. Man wird mir doch keinen Eimer oder ähnliches an den Haken gehängt haben? Kann nicht sein, ein Eimer würde sich nicht bewegen! Dann wieder folgt der Gegner, zahm wie ein Hündchen dem permanenten Druck, den ich aufbaue. Und die Faxerei hinter mir geht weiter. Als der Fisch ans Boot kommt (ein kleiner Dogtooth) sehe ich, dass er quer gehakt ist. Jetzt erfahre ich auch den Grund für das Gelächter: Mooky hatte meinen Harness hinter mir mit theatralischen Gesten mit dem Gaff "gesichert". Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen! Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir im südlichen Teil des Atolls den Riff- Durchbruch zum Fotheo Chanel. Im Kanal ging der Punk ab: heftiger Wellengang, starke Brandung. Im Durchbruch: ruhiges Back-Water , allerdings mit starker Strömung in der an verschiedenen Stellen das Wasser aufwallt. Neben uns Abbruchkanten von türkisblauem Flachwasser in’s dunkelblaue Tiefwasser. Vor uns weiß schäumende Brandung. GT-Country! Ich fummele noch an meiner Montage rum, Volker ist auf dem Weg auf’s Oberdeck (Dach des Dhoni), Mooky steht bereits im Bug und wirft wie ein junger Gott. Volker flucht über zu steife Vorfächer, Popper deren Haken sich verfangen, montiert um. Ich bin endlich fertig, Mooky räumt mir seinen Platz ein. Ich finde keinen sicheren Stand, werfe, Fehlwurf. Gelächter und Gefeixe seitens der Crew,
ich weiß ja Jungs , ihr könnt es besser und euer Verhalten unterstützt enorm. Nächster Wurf: Fehlwurf. Dann erreiche ich zwar Weite, fange mir aber einen perfekten Windknoten ein der sich zum Birds Nest ausweitet, das Mooky mit Engelsgeduld entwirrt. Vom Dach kommt mir Volker fluchend endgegen:“Alles Sch….!“ Ich stimme ihm zu: Poppern ist nicht unser Ding und wir signalisieren Laobi: Abbruch! Es ist so gegen 10 Uhr, Rückfahrt zur Lodge. Kurzer Kriegsrat: der Tag wird zum „Women’s Wish Day“ umdeklariert. Ivonne und Almuth möchten Sonnen, Chillen und eventuell Schnorcheln. Also das Dhoni umgeladen und wir brechen zu einer unbewohnten Insel im Atoll auf die nach 20 minutiger Fahrt erreicht ist. Türkisfarbiges Flachwasser, weißer Strand, Palmen und Mangroven: ein Traum
Fortsetzung folgt -
Tagebuch: Teil 3
Ivonne, Almuth, Johannes und ich gehen an Land, Volker möchte noch mit der Crew raus auf's Meer, einige Sachen besprechen und eventuell noch einige Bonitos ziehen. Badesachen, Sonnensegel und Kühltruhe werden ausgeladen und ich greife mir mein Angelzeug . Ich möchte die Möglichkeiten des Strandangelns testen und auch dazu meine neuen Ruten (Fin Nor Mega Lite, 240cm, 30# und die neue 5-teilige TORO TAMER Reise-Surfrute, 270 cm, 375 gr. 30#) bestückt mit einer Quantum Cabo und Shimano Stella 8000. Wir bauen den Mädels am Strand das Sonnensegel auf und verstauen am "Waldrand" ,wo ein rustikaler Unterstand, gedeckt mit Palmwedeln und Holzbänke & Tische errichtet sind unser Material und die Kühltruhe . Der Strand besteht aus reinweißem, feinem weißen Sand, die Brandungsseite aus Korallen-Bruch der sich in der Brandungszone zu bis zu 1 Meter hohen Wällen auftürmt. Palmen und Mangroven bilden eine malerische Kulisse. Am Imbissplatz finden sich die schönsten Muscheln und Schneckenhäuser, die sich allerdings alle auf 6 Beinen bewegen: Einsiedlerkrabben! Verleitet mich natürlich direkt zu dem Spruch: "Eh, ich weiß wo Dein Haus wohnt!" Von Volker und Ivonne weiß ich, dass die Bevölkerung schon dazu übergegangen ist, die Strände zu säuber. Auch auf Keyodhoo finden sich an zentralen Stellen Papierkörbe und Abfalleimer.Hier jedoch auf der unbewohnten Insel findet sich im Inneren des Palmen- & Mangroven Waldes Berge von Zivilisations-Müll: leere Plastikflaschen, Styropor, Seilreste, Strandgut. Zum Teil mag der Tsunami vom 26.Dezember 2004 für dieses Desaster zuständig sein, für kaputte WC-Schüsseln, Bauschutt oder defekkte Fernseher allerdings sicherlich nicht! Hier ist das Umweltbewusstsein noch nicht weit fortgeschritten.Nachdem ich die Insel erkundet hatte (was aufgrund iher "Größe" relativ schnell ging) montiere ich an meinen Ruten 80 - 100 gr schwere Casting Jigs und Popper. Bis zum Bauch im Wasser werfe ich, über den hellen Flachwasserbereich, soweit wie möglich in den dunkelblauen Tiefwasser-Bereich. Vor Verletzungen habe ich meine Füße mit Crocks geschützt. Im Brandungsbereich taste ich mich über den Korallen-Schutt watend weiter. Immer wieder spült mir die Brandung Korallenteile in die Schuhe, die ich dann erst einmal wieder ausschütteln muss. zum Glück gibt es hier kaum Seeigel! Irgendwie schaft es ein kleines Korallen- oder Muschelteil mir ein kleines, aber tiefes Loch in den Fussballen zu bohren, was ich erst gar nicht spüre. erst gegen Abend spüre ich einen Entzündungsschmerz und es wird mir zur täglichen, schmerzlichen Prozedur, 4-5 Sandkörner durch Drücken oder Operationen mit der Nagelschere zu entfernen. "Die Malediven sind halt eben nichts für Muschis" würde Volker sagen. Beim Spinfischen rund um die Insel gelingt mir der Fang eines 5-pfündigen Jacks, einem mittelgroßen Needlefish und 3 kleineren Barschen.Gegen 15 Uhr holt uns unser Dhoni wieder ab und uns erwartet in der Lodge ein frugales Essen, bei dem sich Kubbe mal wieder selber übertroffen hat! Gegen 17 Uhr packen wir unser Angelzeug: schwere Big Game Ruten (80#) und Grundruten . Es geht zum sog. Nachtangeln. Gegen 18 Uhr ist Sonnenuntergang und da wollen wir im Innenatoll vor Ort sein. So eine Session dauert in der Regel 4-5 Stunden und garantiert für überraschende Fänge. Während der Fahrt hat Laobi das Echolot / Fishfinder zugeschaltet und überrascht uns mitten im Nirgendwo mit seinen Prognosen."Jetzt kommt gleich eine gute Stelle zum Jiggen oder Grundfischen" und 5 - 10 Sekunden später zeigt der Hummingbird Unterwassererhebungen oder Abbruchkanten, in derem der Strömung abgewandten Seite sich große Fischsymbole wie Konfetti "stapeln. Selbst als wir die Symbole nach Größe filtern, werden es nicht merklich weniger.
Irgendwo, für uns nicht erkennbar warum, stoppt er und läßt Anker werfen.Ca. 50 Meter ist es hier tief. Zum Anfüttern wirft er Fisch-Innereien und Köpfe über Bord. Volker und ich montieren die schweren Biggame Ruten mit einer 100gr. Bleiolive, langem geflochtenem Stalvorfach und einem Haken der Größe 11/0, bestückt mit einem Bonito-Kopf.Diese Montage lassen wir bis kurz über Grund ab, schalten die Ratsche als Bissanzeiger zu und stellen die Ruten im Heck in den Halterungen ab. Die Nacht bricht herein und ich möchte mit großen Leuchtstäben, die ich unter dem Boot aufhänge die Lockwirkung auf Fische und Tintenfische testen. Hatte ich nicht schon unzählige Fische im Schein der Laterne an der Hafenmole gesehen? Knapp außerhalb des Lichtscheins konnte man ab und zu große Räuber patroullieren sehen. Loabi ist ein totaler Gegner jedwegen Lichts , was auf den Malediver eher eine Scheuch als Lockwirkung haben soll. Und auch wirklich: im Schein des Lichts unter dem Boot ist kein einziger Fisch auszumachen!Sternenklarer Himmel.Der zunehmende Mond steht als schmale Sichel am Himmel. Im Bug werden Schlag auf Schlag mit den Grundruten, bestückt mit monofilen Vorfächern, Bleiolive, Haken der Größe 6/0 mit Fischfetzen Red Snapper zwischen 5 und 30 kg gelandet. Allerdings fischt uns die Crew mit ihren Handleinen deutlich aus! Mich irritiert die scheinbare Ruhe an meiner Big Game Rute. Die Knarre bleibt totenstill! Ich nehme die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger und spüre nach kurzem Moment ein mehrfaches Ziehen. Dann wieder Ruhe! als sich das ziehen kurz darauf energisch wiederholt schlage ich an.Heftiger Widerstand, der jedoch der 80# Ausrüstung nicht Paroli bieten kann. Die Rute und Rolle im Black Magic Gimbal / Harness eingehängt, die rechte Hand an der Kurbel, die Linke hältHand, sich am Dach festhaltend, das Gleichgewicht. Kurz später wälzt sich ein 1,8 Meter langer Sandhai im Schein der Taschenlampe. Volker releast ihn zügig mit Hilfe der Zange. Neu beködert und ab damit! Diesmal bleibe ich direkt neben der Rute stehen und halte die Schnur in der Hand.10 Minuten später wieder Aktivität! Nippeln und Zerren, dann ein mehrfacher energischer Zug.Anschlag! Diesmal ist der Widerstand größer und das Gewicht deutlich höher. Doch auch jetzt kann der Fisch dem Zug nach oben nichts entgegensetzen. Der Black Magic zwingt jeden Gegner in die Knie.An der Oberfläche tobt ein 2,5 Meter Ammenhai.Der Haken ist nicht zu sehen und das Vorfach verschwindet im Maul. CVolker greift sich den Tailer (Schwanzschlinge) und beim 2. Versuch gelingt es ihm, die Schlinge über den Schwanz zu stülpen und zu zu ziehen. Rückwärts zieht er ihn an Bord un die Crew und Zuschauer spritzen respektvoll in Deckung und retten ihre Gliedmaßen vor der tobenden und sich wälzenden "Kampfmaschine". Volker ruft energisch nach der Zange , befreit den Fisch zügig vom Haken und befördert ihn mit einem Schubs zurück in die Freiheit. Gegen 22,30 Uhr sind wir zurück in der Lodge. Verblüffend, wie Laobi in tiefster Dunkelheit zielsicher den Weg zurück in den Hafen findet. Ausbeute des Abends: 12 Red Snapper, 1 Sandhai, 1 Ammenhai.
Fortsetzung folgt -
Teil 4
Dienstag, 15.Januar
Aufstehen um 5,30 Uhr. Ab um 6 Uhr auf’s Dhoni zum Morning Fishing. Der Wind hat an Intensität zugenommen. Die Brandung des Außenriffs schlägt meterhohe Schaum-Kaskaden und selbst im Innen-Atoll ist das Wasser kabbelig. Wieder einmal beginnt unsere Tour mit der obligatorischen Jagd auf Bonito und Co. Volker und ich haben den Downrigger montiert. Laobi ist nicht so von dem Ding überzeugt. Die traditionelle Art ist hier, mit der Handleine und lebendem Bonito zu Fischen. Spürt man, dass der Köder nervös wird, gibt man Schnur, der Großfisch schnappt sich den Boni und man schlägt an. Nach Laobi’s Überzeugung ist das schon nicht schlecht, den Köder auf Tiefe zu bringen, aber den lebenden Köder engt das Einhängen in einen Clip, selbst bei 20-25 Meter „Vorfach“, nach seiner Meinung, zu sehr ein. „Habt ihr es denn schon mal mit totem Köderfisch probiert?“ „ Ja, geht, aber lebender ist besser!“ Das Thema scheint abgehakt. Nach einiger Zeit frage ich Volker, ob ich ihm mit den entsprechenden Materialien einmal zeigen darf, wie wir in Kenya tote Bonitos geriggt haben. Volker grinst. Ich schnappe mir einen toten Bonito (Laobi verzieht mißmutig das Gesicht) lege Piano-Wire, Haken und Bleiolive an die entsprechenden Stellen und will anfangen zu erklären.“ Nun mach mal! Rigge ihn“ grinst Volker. „Auf Deine Verantwortung! Ich will es mir mit Laobi nicht verderben!“ Dessen Gesichtszüge sind bereits eisig und versteinert. Doch Volker spornt mich an. Haken 14/0 mit Haywire Twist an Piano Wire befestigt. Kommentar Laobi:“der Haken ist viel zu groß!“Nächster Schritt: Diamond Cut (trapez-förmiger Schnitt) in der Stirnfläche, durch den Schnitt die Ködernadel senkrecht durchgeführt. Hakenöhr am Kehlloch, wo die Nadel rauskommt angelegt und an entsrechender Länge am Hakenbogen einen kleinen Bauchschnitt gemacht. Waxed Rigging Twine (gewachste Montage Schnur) auf die Ködernadel aufgefädelt und das Pianowire mit dem Haken durch den Bauchschnitt eingeführt). Das Piano Wire zum Maul wieder ausgeführt und den Haken in den Bauch geschoben.Die Hakenspitze und der Bogen schauen jetzt, wie ein Kiel nur noch ca. 2 cm unter dem Fischbauch (so viel zum zu großen Haken!)Laobi macht eine abfällige Geste à la: schmeiß das Ding in’s Wasser (und wahrscheinlich am Besten den Schmidt gleich mit!)
Die Ködernadel wird jetzt mit dem Rigging Twine durch die Stirnöffnung geführt, die Kiemen geöffnet, um freien Blick in’s Innere zu gewähren, durch das Hakenöhr gezogen und dann zum Kehlloch wieder ausgeführt. Nadel vom Rigging Twine trennen und dieses durch eine 2-300 gr. Bleiolive fädeln. Ködernadel wieder in das Twine einführen, von unten gezentert durch beide Maulteile führen und das Maul fest verknoten. Dann die restliche Rigging-Schnur zur Stirn führen, fest anziehen, so dass das Blei fest wie ein Kiel unter der Kehle liegt und beide Enden fest verknoten. Ein neues Stück Rigging Schnur auf die Nadel auffädeln, die Nadel durch beide Kiemendeckel führen, wieder zurück und durch einen festen Knoten die Kiemendeckel verschließen. Das Ende des Piano Wire mit einer Schlaufe versehen und mit einem Haywire Twist sichern, den Bonito gerade biegen, das Blei zentrieren: fertig. Laobi scheint immer noch ungläubig. Meine Sympathien scheine ich komplett verspielt zu haben. Wir hängen die Montage an eine 80# Ausrüstung, lassen den Bonito ca. 25 Meter raus und hängen die Schnur in den Clip. Sowohl Volker, als auch ich sind nervös. Beim ersten Mal ruckt die Downrigger Kugel und die Schnur springt aus dem Clip. Also wird der Clip fester gestellt und die Leine wieder eingehängt.“ Laobi, wie tief ist es hier?“ „35“. Also lassen wir das System auf 20 Meter runter. Wir befinden uns im Bereich eines Riff-Durchbruchs. Nach 15 Minuten Trollen erfolgt ein kurzer Schlag in die Rutenspitze. Grundberührung? Fragender Blick zu Laobi. Ne hier ist es tief. Sind wohl kleine Fische die am Köder nagen. Wenige Zeit später: mehrer Schläge an der Rutenspitze. Grund? Kopfschütteln von Laobi. „Kleine Fische haben euren Köder zerfressen! Holt das Ding rauf“ Hat der „alte Hase“ doch recht behalten? Er wirkt sicher. Volker kurbelt den Downrigger und ich gleichzeitig die Rolle ein. Laobi fährt unbeirrt weiter.Als die Kugel und das Vorfach auftaucht, die Leine immer noch fest im Clip, taucht hinter dem Boot eine große, rote Silhouette auf und wir können einen 38 kg Grouper landen (Foto steht zur Artbestimmung für die Board-Spezialisten noch aus! (lol))
Jubel bei Volker und mir, Verblüffung bei Laobi. Der so schräg beäugte Deutsche hat dem „alten Hasen „ etwas Neues zeigen können! Ich bin stolz! Auf dem Rückweg geht uns noch ein 1,3 Meter Wahoo an den Wobbler.Gegen 11 Uhr kehren wir mit einer vollen Ladung Bonitos, Skipjacks, Wahoo und als Krönung unseren Grouper in den Hafen zurück. War doch ein guter Tausch: einen 1,5 kg Bonito gegen einen 38 kg Grouper. Als wir die Story in der Lodge zum Besten geben verleiht mir Kubbe einen Spitznamen: Bakuru. Gefragt nach der Bedeutung, erklärt er: Strong Fisherman. Ich kenne aber seinen schrägen Humor und entgegne:“das bedeutet wohl eher: Weißbrot oder Toastbrot!“ Aber er beharrt, es bedeutet: Strong Fisherman! Nun ja, ich habe so meine Zweifel! Volker hat auch schon von den Einheimischen einen Spitznamen verliehen bekommen: Umaro(Und was der bedeutet, soll er Euch besser selber erklären!)
Beim Essen ist die Stimmung voll ausgelassen und Kuppe pirscht sich von Hinten an und stopft abwechselnd Johannes, Almuth, Ivonne, Volker und mir hart gekochte Eier oder kleine Bananen in den Mund. Heute essen wir Maledivian Style: das heißt, ohne Besteck, mit der rechten Hand (die Linke gilt als unrein) Von dünnen Crêpes werden Stücke abgerissen, in der Hand geknickt und mit dieser „Zange“ dann Reis, Gemüse, Fisch- oder Chicken-Curry gegriffen und zum Mund geführt.
Nach einer ausgiebigen Siesta gehe ich mit Volker noch zum Dhoni und rigge die Outrigger neu.Die mitgelieferten Schnüre tendieren zum Durchscheuern und das Drop Back beim Biss ist uns zu groß. Also: die Schnüre gegen Kevlar –Schnüre ausgetauscht und zusätzlich, bis in Höhe des Hecks Tag Lines angebracht. Sollte eigentlich eine Verbesserung brinen. Das Dhoni und die Lodge dürften bald zur best ausgestatteten Fishing Location der Malediven gehören: Echolot/Fishfinder, Downrigger, Outrigger mit Tag Lines, Lebendködertank für Bonito & Co in Planung, über 30 Combos zum Trollen (30#/50#/80#), Poppern, Jiggen und Naturköder Angel, zentnerweise Lures, Popper, Stickbaits , Speed Jigs & Wobbler vom Feinsten, Vorfachmaterial in Groß-Coils in sämtlichen Stärken, alle Klein- und Montageteile in ausreichender Menge , professionelle Crimping Tools …..Ein entsprechender Tackle-Raum mit Süßwasser-Dusche für Ruten & Rollen ist in Planung: Herz, was willst Du mehr! -
Wenn ein Schwertträger "greyhounded"meint man , er springt widerholt in langen , flachen Sprüngen wie ein Greyhoud-Windhund
Aha - wieder was dazugelernt.
Danke für die Aufklärung !
Gruß
Heiko -
Zitat:
"...Zwischendurch kreischen 3 Mal die 50iger und nach zähem Drill können wir
3 Dogtooth Tunas zwischen 30 und 45 kg landen. ..."Aha - und ich bin mit einem 21-kg-Seelachs schon mehr als zufrieden.
Es ist unglaublich, was sich unter Wasser so an "netten" Fischen rumtreibt !
Aber vielleicht relativieren sich so auch die Fragen und Antworten
nach dem nötigen Angelgeschirr in Norwegen.Gruß
Heiko -
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