Erster Sonntag im November. Wir lassen den Rødvenfjord rechts liegen und machen hoch in die Berge, mal schauen ob das Eis oben im Herje-See (Herjevatnet) schon trägt. Bei uns unten am Fjordufer sind es zwar noch 10 Grad + und kaum ein Lüftchen regt sich, aber in 5 - 600 Meter Höhe ist die Welt schon eine andere. Drei Jahreszeiten auf einmal im Blickfeld geht's die erste, die steilste Etappe bergauf, wo sich immer schnell offenbart, wer Raucher ist, und wer nicht.

Im Frühtau zu Berge ...
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Ein paar Kilometer weiter und zweihundert Meter höher sieht's dann schon anders aus. Schätzungsweise noch 2 - 3 Grad +, aber hier weht schon ein richtiges Lüftchen, schätze mal Windstärke 3. Aber solange die Nasenhaare nicht so laut im Wind vibrieren, dass das stört, geht's weiter richtig bergauf ... obwohl, dahinten über dem Langfjord braut sich was zusammen und im Winterhalbjahr ist schon ab diesen Höhenlagen besondere Vorsicht angesagt, auch wenn das Handy gute Deckung hat und die Notrakete im Rucksack liegt. Mit der lässt sich auch notfalls aufdringlichen Moschus-Ochsen oder rolligen Elchen ein Schreckschuss vor den Kopf knallen. Die überall allgegenwärtigen Hirsche bekommen wir nie zu Gesicht, wenn wir den Wind im Rücken haben. Die hören keuchend-verschwitzte Wanderer auf dreihundert Meter und riechen sie noch von viel weiter.
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Die Sicht und das Licht sind nicht so toll. 3 - 400 Meter tiefer gelegen und so sieben-acht km weiter die kleine Insel in der Passage zwischen den Inseln Sekken und Veøy. Drüben in Sølsnes, am anderen Ufer des Langfjord, legt gerade die Fähre an und bekommt ein paar schnell wieder verhuschte Sonnenstralen ab. Der Kiosk neben der Fähre sucht übrigens gerade einen neuen Pächter/Besitzer ... seit es amtlich ist, das zwischen Åfarnes und Sølnes ein Tunnel gebaut wird.
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Da oben von der Bergkuppe, über 1000 Meter hoch, hat man eine irre Aussicht, bei gutem Wetter bestimmt 50 km und mehr in alle Richtungen. Aber im Winterhalbjahr da hochkraxeln ... wir tun uns das nicht an, aber zwei fanatische lokale Schneehuhn-Jäger tun's in der Jagdsaison jedes Wochenende.
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Noch' ne ganze Ecke bis zum Herje-See. Die Berge dahinten hinter dem See gehören schon zum Dovre-Fjell, wo die Familie Moschus ihren Hauptwohnsitz hat und von wo auch dann und wann mal ein Wolf runtergeschlichen kommt und die lokalen Füchse und Luchse das Fürchten lehrt.
Zugereiste aus den Ballungsgebieten kaufen sich hier oben für umbei 3o.Tsd. Euro Panorama-Grundstücke mit befahrbarem Weg bis an die Tür und Strom- und Wasseranschluss und stellen sich da Hütten drauf, die anderswo als Komfort-Haus gelten. Die richtig norwegischen Norweger stellen sich hier eher wie eh und jeh ein bescheidenes kleines Etwas ohne so Luxus-Sachen wie Zufahrtsweg, Strom- und Wasseranschlüsse irgendwo in die Wildnis, wo kaum mal eine fremde Menschenseele hinfindet. -
Langsam kommen wir der Sache näher, aber ... öh ??? ... vom Wind gekräuseltes Eis, gibt's das ? Witzig, letztes Jahr konnten wir hier schon ab Mitte November Schlittschuhlaufen und Eisangeln, und jetzt, überall nur nasses Wasser, weit und breit kein Stück Eis ...
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Hier entspringt der Bach, der einige Kilometer weiter westlich und fünfhundert Meter tiefer direkt neben dem Campingplatz in Herje in den Langfjord rauscht und nebenbei noch die Lachsbrutanlage in Herje mit immer kristallklarem, kühlem Wasser versorgt. Dem Bachverlauf von unten zu folgen, um an den See zu kommen, empfiehlt sich nur für Bergziegen mit Schwimmhäuten und Flügeln. Normale Menschen gehen oder fahren zur Nyseter-Alm hoch und gehen von das aus weiter. Zu Fuss brauchen zB wir für die gesamte Strecke etwa zweieinhalb Stunden. Vom Parklpatz an der Alm bis zum See braucht man im Schnitt eine- bis eineinviertel Stunde. Alle Pausen wie Pilze sammeln, Beeren Pflücken, abhängen ect. exclusive.
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Mensch Alfred, wußte gar nicht, daß du so´ne
Luis-Trenker-Mentalität hast. Hut ab !
Aberfür die schönen Eindrücke.
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Um diesen Stein im hier recht breiten Bachbett flitzen im Sommer immer genug kleine bis mittlere Forellen herum, um unsere 25-er Pfanne voll zu bekommen. Spuren des Feuerplatzes zwischen den Findlingen am Ufer, wo schon manch ein Fischlein gebraten und gegrillt wurde und trotzdem nie Unrat zu sehen ist. In den Tiefen des See's tummeln sich auch kapitale Forellen, aber denen ist nicht so ganz einfach beizukommen. Am ehesten gleich nachdem das Eis aufgebrochen ist. Angelschein hundert Kronen pro Jahr, zu haben zB bei Helge am Campingplatz in Herje oder bei Bjarne am Kiosk in Åfarnes. Wie ich gehört habe, soll der auch sogar schon mal einen Angelschein verkauft haben, vor 7 - 8 Jahren oder so ?
Mir sind hier oben in allen Jahren übrigens noch nie Nicht-Norweger begegnet.
Umbei 17 Uhr wirds dunkel, aber wir sind schon längst wieder unten und ich hab' mir schnell einen knallheissen Grog gebraut und wie ich dann die Finger wieder bewegen konnte fix diese kleine Bildergeschichte zusammengefriemelt, solange sie noch backfrisch war. -
Sehr schön Alfnie danke für den klasse Bericht einer tour ins Gebirge;)
Sehr schöne Bilder haste da geknipst. -
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