Reisebericht Farsund (13. bis 20. September 2008)
Endlich, am Samstag den 13.09.08, nach langen Recherchen im Forum und guten Tipps, vor allem von Hoddel und auch Farsundklaus, ging es mit gespannter Erwartung nach Farsund. Wir, dass sind René (Hoffi, vier mal Norwegen), Uwe (Grempe, schon immer Angler aber erstes mal Norwegen), Dennis (Hobbyangler und Makrelenkönig) und Jörg (eher Wandersmann und Fahrer), erreichten nach durchfahrener Nacht aus der Ecke Magdeburg frühzeitig das dänischen Küstenstädtchen Hirtshals. Eigentlich viel zu früh, da unsere Colorline erst um 11.15 Uhr fuhr und wir schon gegen 06.00 angekommen sind. Auf Grund der vielen Zeit und der Bedenken unseres Skeptikers an Bord, berechneten wir noch mal die Übereinstimmung des Transportgutes mit den uns bekannten Zollbestimmungen. Zugegeben, es war geringfügig mehr als erlaubt. Somit genehmigten wir uns vorab jeder ein Bier, außer der Fahrer natürlich. Kartoffeln und Eier mussten, mangels Kocher, im Kofferraum bleiben. Langsam füllte sich der Anstellplatz. Unweit von uns stand eine kleine Hamburger Kolonne (zu erkennen an den Aufschriften der Harleykleidung), welche offensichtlich keinerlei Bedenken bezüglich der Zollbestimmungen hatten und das Gesamtgewicht des Transporters maßgeblich von Alkoholitäten bestimmt sein musste. Grüße an die Hamburger, Prost!
Wir sind jedenfalls gut in Kristiansand angekommen und, als anständige Bürger unbehelligt vom Zoll, ca. 17.30 Uhr in unserem Feriendomizil in Farsund angekommen. Nach kurzer Inspektion unseres neuen Zuhauses, was zweckmäßig und durchaus gemütlich ausgestattet war, packten wir unsere Sachen aus und unternahmen noch am Abend eine erste Inspektionsfahrt mit unserer 22 Fuß Dieselschnecke. Das Wetter war angenehm und sollte in den nächsten Tagen auch so bleiben. Nach kurzer Fahrt und dem Vertraut machen mit der Technik und dem wieder Einparken, übermannte uns dann doch die Müdigkeit.
Der nächste Morgen war dann auch schnell ran und wir genehmigten uns noch ein schönes Frühstück. Es könnte ja vor dem Abendessen das letzte sein, was wir zu uns nehmen. So war es dann auch. Wir setzten uns in Bewegung und schipperten in Richtung Leuchtfeuer Katland. Wir hatten ja viel gelesen über die so genannten Kletten. So lau der Wind aus unserer Sicht auch war, dass offene Meer war uns dann doch nicht geheuer und wir blieben lieber im Bereich zwischen dem Leuchtfeuer und der gelb-schwarzen Tonne. Es war hier um die 40 bis 50 Meter tief, wobei wir entsprechende Kanten suchten. Nachdem wir erstes Lehrgeld durch hartnäckige Hänger und Abrisse zahlen mussten, kamen vereinzelt einige Makrelen an Bord, die unser Makrelenkönig Dennis erbeutete. Das war auch dringend nötig, da wir unsere Montagen zusätzlich mit Fetzenköder bestücken wollten. Grempe, mit einem doch über Jahre ausgeprägten Instinkt für den guten Fisch, bestückte einen bleigefüllten spermafarbenen Oktobus mit Drilling zwischen den Detakeln mit einem schönen Fetzenpacket aus Makrelenfilet. Am Wirbel war noch ein großer blauer Gummimac mit Einzelhaken befestigt. Noch unschlüssig über den Wechsel der bisher verwendeten leichten Rute mit Pilker und roten Beifänger, wurde die schwerere Montage vorerst nur in Bereitschaft gehalten. Da sich an unseren Ruten nichts tat, folgten wir dem Beispiel eines eher leichten Bootes in unserer Blicknähe und fuhren doch zur gelb-schwarzen Tonne vor dem Leuchtfeuer. Aus unserer Sicht waren das sicher schon 1000 m in Richtung Meer. Die Wellen waren zu ertragen. Lediglich unser Wandersmann entledigte sich des überschüssigen Mageninhalts. Aber gut, besser als gar nicht anfüttern und Gegenwind war auch gerade nicht. Hier war eine Tiefe von ca. 47 m und von Kanten und den Kletten eigentlich noch nichts wirklich zu sehen. Weiter raus war uns zu riskant, also versuchten wir es hier. Da die bisherige Montage keinen Erfolg brachte, wurde nun Grempes Geheimwaffe mit dem Oktobus versenkt und entsprechend der Trift auf der eher glatten Bodenstruktur sehr leicht über den Boden getippt. Ich glaube Grempe schildern sein Vorgehen selber: „Ja, also irgendwie hatte ich im Gespür, dass hier was geht. Immer bedacht, Hänger zu vermeiden, da der mit Fetzenköder aus Makrele bestückte Drilling bei dieser Montage zuerst auf dem Grund auftrifft. Die Rute wurde kaum bewegt, nur die Schnur wurde mit der linken Hand, ich benutze eine Linkshand, hängende Multirolle von Cormoran Corboss mit 24iger Whiplash Pro, leicht in Bewegung gehalten. Entsprechend der Trift habe ich Schnur nachgegeben, was mit dem Großen Schnurbremshebel sehr gut zu händeln ist. Nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass ein anfangs leichtes aber dann zunehmend energisches Ruppen zu verspüren war. Der Anschlag erfolgte und der Fisch wurde gehakt. Da mittlerweile gute 100 m Schnur ins Wasser gegangen waren, musste ich ganz schön kurbeln, was als eher ostsseeerfahrenen Angler schon anstrengend war. Die erfahrenen Nordnorwegenangler sollten jetzt nicht grinsen, ich kann denen nachfühlen. Der Fisch, für mich ein Neuling, lag dann aber doch im Boot und nach kurzer Vorstellung, ich bin ein Leng und 76 cm groß, war unsere Freude groß. Es dauerte nicht lange und es folgte ein zweiter Leng mit gleicher Methode und ähnlicher Gewichtsklasse.“
Da wir nicht ständig nur Leng fangen wollten, grins, und die Interessen verschieden sind, verließen wir den Bereich vorerst um Abwechslung in den Angeltag zu bringen. Es wurde auch ungemütlicher auf dem Wasser. Wir angelten etwas östlich vom Leuchtfeuer und konnten noch etwas Makrele fangen. Der große Erfolg blieb aus aber wir waren nicht unzufrieden. Den ganzen Abend filetieren ist ja auch nicht die Erfüllung, grins. Es war jedoch ein Bereich, der viele steile Kanten und Höhenunterschiede aufweist. Also vielversprechend. Den Bereich südöstlich vom Leuchtfeuer haben wir für die Folgetage aufgespart. Hier soll, laut Karte, ein Loch, welches auf ca. 118 m abfällt vorhanden sein. Vielversprechend für Leng, Lump und Dorsch.
Am Abend gab es jedenfalls schön gebratenen Leng und Makrelenfilets. Es hat allen geschmeckt, jedenfalls hat sich keiner beschwert. Die gebratenen Filets haben wir nicht alle geschafft. Den Rest haben wir, wie Brathering aus der Dose, in eine Marinade aus Öl, Essig, Zucker, Pfefferkörner, Lorbeerblatt, Zwiebel und Salz (Grempes Geheimrezept nur in Auszügen) eingelegt und drei Tage später zu Abend gegessen. Wirklich lecker. Ist immer eine gute Variante übergebliebenen Bratfisch zu verwerten.
Wir hätten ja gern Farsundklaus zum Essen eingeladen, da er sich mal sehen lassen wollte. Leider sind wir darauf sitzen geblieben. Aber er kann sicher nicht überall sein. Wir haben sein Glas jedenfalls mit geleert. Nach einem gemütlichen Abend sahen wir hoffnungsvoll auf die kommenden Tage und ließen ihn bei einem gemütlichen Bier ausklingen.
Lange Rede kurzer Sinn, die folgenden Tage brachten nichts Spektakuläres. Das Wetter war annehmbar. Wir versuchten es am Strand auf Platte mit dem Erfolg von zwei Schollen für die kleine Pfanne und zwei Knurrhähnen in spektakulärer Untergröße. Unser Makrelenkönig fing weiter Makrelen in überschaubarer Stückzahl. Außerdem einen farblich tollen Tangdorsch. Wirklich eine Augenweide. Apropos Augenweide. Hier wäre noch ein wunderschönes Kuckukslippfischmännchen zu nennen, welches mit kleinstem Pilker an der Felsenküste gefangen wurde zu nennen.
Ab und zu gingen kleinere Pollak in Räucherofengröße an den Haken. Ein Abstecher in den Lyngdalfjord brachte auch wenig Erfolg.
Bei leichterer See wagten wir uns ca. drei Kilometer in Richtung offene See, was so gut wie keine Erfolge brachte, wahrscheinlich hätten wir noch weiter raus gemusst um an die Kanten der Kletten zu kommen. Bei Wetterumschwung wären wir aber nicht schnell genug an der Küste gewesen. Und der Himmel sah aus unserer Sicht schon etwas bedrohlich aus. Also fuhren wir in Richtung Küste zurück.
Wir fuhren ca. 500 m östlich von Katland und fanden hier eine bemerkenswerte Stelle mit um die 100 m Tiefe. Hier musste Grempe natürlich seine Oktobusmontage ins Spiel bringen. Aber soll er selber berichten: „Naja, es war eine Stelle nach meinem Geschmack, die mich sofort anzog. Mit etwas Geduld musste hier was zu machen sein. Also frisches Makrelenfilet, Dank unseres Makrelenkönigs Dennis, an den Haken und auf die angezeigten 97 Meter Tiefe abgelassen.
Es tat sich lange nichts und meine ebenfalls erfolglosen Mitangler wurden verständlicherweise ungeduldig. Nun kommt nicht der erwartete Anglerlatein sondern meine Tatsachenschilderung. Wir wollten also auf mehrversprechende Bereiche wechseln. Ich sagte: Gebt mir noch zweieinhalb Minuten. Das war in Ordnung. Pünktlich zum Ablauf der angekündigten Zeit setzte ich den Anschlag und die Rute zeigte deutliche Aktion. Natürlich spürte ich schon zur Ankündigung, dass da irgendetwas im Busche war. Zaubern kann ich auch nicht. Jedenfalls konnte ich einen schönen Lump landen. Sicher kein Riese, aber nach der Reaktion der durchaus erfolgreichen Hausnachbarn wohl doch ein eher seltener Fang“.
Auf dem Rückweg zur Unterkunft versuchten wir unser Glück noch etwas vor der Autobrücke nahe unserer Unterkunft. Hier sahen wir fast täglich zwei, offensichtlich sehr geduldige Anglerfrauen in ihrem Boot sitzen, die sich mit der Trift treibend, beharrlich mit dem Pilken beschäftigten. Das monotone Auf und Ab ihrer Ruten beeindruckte uns sehr und machte ihnen offensichtlich viel Spaß. Ob es Erfolge gab, keine Ahnung. Jedenfalls gesellten wir uns in ihre Nähe, natürlich ohne die Monotonie zu stören, und versuchten unser Glück zu später Stunde. Nach kurzer Zeit erfolgte auch tatsächlich auf Grempes Oktobusmontage an Fetzenköder ein kräftiges Rucken. Der Biss erfolgte beim Einholen der Montage und brachte einen sehr schönen Pollak. So war das abendliche Filetieren gesichert und die Büchse Bier musste warten.
Unsere Hausmitbewohner, welche zufällig aus unserer engeren Heimat stammten und zufälligerweise auch René kannten, aus alten Fußballerzeiten, meinten, dass wir eher rausfahren sollten. Am Morgen sind die Erfolge angeblich größer und diese flackern nur gegen Mittag wieder kurz auf.
Also am nächsten Morgen zeitig aufgestanden und im düsteren Licht hinter unseren „Beratern“ hergefahren. Wir wollten Richtung Kletten. Nach halbstündlicher Fahrt bis westlich des Leuchtfeuers an der Küste entlang, durch eine uns mulmig stimmenden Felsdurchfahrt und durch zwei bedrohlich wirkende Eisenstangen hindurch, erreichten wir wieder offeneres Wasser, was natürlich nicht bedeutet, dass man bedenkenlos fahren konnte. Wir beobachteten also auch das Echolot ständig. Westlich von Sandö drehten unsere „Berater“ dann plötzlich mit ihrem leichteren Boot und meinten, es ist nicht ratsam auf das offene Meer zu fahren, da die See zu unruhig sei. Der Meinung waren wir auch und unsere Wege trennten sich an dieser Stelle. Wir fuhren etwas ziellos in Richtung der gelb-schwarzen Tonne südlich des Leuchtfeuers und versuchten unser Glück nochmals auf unsere „Lengstelle“. Leider hielten unsere Lenge die Vereinbarung zum Treffen nicht ein und wir gingen nach längeren Versuchen in allen Richtungen und einigen Montageverlusten leer aus. Also weiter in ruhigere Gefilde. Wir begaben uns östlich des Leuchtfeuers Katland. Hier ragt ein langes, dreieckförmiges Eisengestell aus dem Wasser. Es gibt stark abfallende Kanten und die Tiefen liegen dann um die 100 m. Grempe fing nach kurzer Zeit und mit altbekannter Methode auf Grund und konnte einen mittelmäßigen Leng fangen.
Morgens raus und mit dem Boot vor der Haustür zum Fischen fahren, was könnte da schöner sein? Das Wetter war nicht schlecht und wir nahmen uns vor mit leichter Montage, Meerespilker um 25 g und Meerforellenblinker etwas auf die Räuber des Mittelwassers zu gehen. Wir versuchten es zwischen den Schären und im freieren Wasser mit mäßigem Erfolg. Der ein oder andere Pollak in Räucherfischgröße und sonst nichts. Zu weit zwischen Leuchtfeuer Katland und den Schären wollten wir uns nicht wagen, da es hier viele Untiefen gibt, was auch anhand der sich seltsam kräuselnden Wasseroberfläche zu sehen war. Wir schipperten also am Nachmittag wieder Richtung Norden in die Nähe unserer Heimatgewässer. Plötzlich verschlägt es der Rute von René die Sprache. Bedrohlich, jedenfalls für uns nicht verwöhnte Angler, bog sich die Rute bis in das Wasser und René hatte echt Mühe alles unter Kontrolle zu bekommen. Nach etlichen abgerungenen Metern des Schnureinholens war ein schöner Pollak im Kahn und die Freude war nicht nur bei René groß.
Über Größen und Gewichte schreiben wir an dieser Stelle nichts, es zählt der Spaß und persönliche Erfolg – aber seht Euch die Fotos an – wir waren nicht unglücklich und fahren sicher wieder in den Süden. Kollegen waren zur gleichen Zeit auf Hidra und der Erfolg war gleich 0 und das lag sicher nicht am Dilettantentum der Angler. Also warum so weit fahren? Die Natur ist hier genau so schön. Nun aber genug der Werbung sonst ist es vorbei mit der Ruhe.
Freitag, 19.09.2008, ein ereignisreicher Urlaub ging nun leider dem Ende zu. Nach einem letzten abendlichen Spaziergang durch Farsund und einem bei Spar gekauften 3 Eurobier, folgte das unvermeidliche Packen.
Samstag, 20.09.2008, saßen wir wieder auf der Colorline von Kristiansand nach Hirtshals. Es lief alles pünktlich ab und gegen 18.00 Uhr waren wir, nach staufreier Fahrt, wieder in der Heimat. Nun machen wir wieder Pläne für das nächste Mal und freuen uns schon. Erstaunlich, wie groß man den Aufwand betreibt für eine doch so schnell vergehende Woche.
Das verstehen aber nur wahre Angler.
Allen angelverrückten Petrijüngern wünschen wir ein ehrliches Petri Heil!
René, Dennis, Uwe und Jörg