Erstes Mal Norwegen (2001)
Da es doch schon ein paar Jahre her ist, will und kann ich nicht einen kompletten Bericht abliefern, aber doch versuche ich zusammenzutragen, was ich noch weiss.
Mit meinem jüngeren Bruder war ich wieder einmal im Angelladen als mir ein Reiseprospekt eines Fischerreisenanbieters in die Hände fiel. Die Wahl fiel auf Tysnes und zwar deshalb, weil es das billigste Angebot im gesamten Katalog gewesen ist neben Destinationen wie Alaska, Kanada, Irland etc. Ich muss vorausschicken, dass wir keine Ahnung hatten, wie in Norwegen gefischt werden muss. Zwar haben wir viel im Süsswasser und auch überall im Meer in den Ferien gefischt, dann aber oft nur mit leichtem Gerät, Pose und kleinen Fischfetzen. Wir kauften also eine stabile Rute und eine grosse Stationärrolle, dazu 100 m (!) geflochtene und als Backing diente 0,60 Mono. Dazu zwei bis drei Pilker und Makrelenvorfächer, das war's. Da wir nicht wussten, ob's eine einmalige Sache werden würde, wollten wir nicht zuviel Geld in spezifisches Material investieren. Ansonsten nahmen wir unsere Süsswasserausrüstung mit.
Die Reise etc. waren problemlos, der Empfang durch Micha und Michaela sehr freundlich. Die Spannung war riesig, als wir mit unserer 10 PS Nussschale losstachen. Gelinde gesagt hatten wir keine Ahnung wie man fischen sollte. Auf Tobyblinker sollte doch was zu fangen sein. Also an den Felsen gefahren und ausgeworfen. Die Schnur hörte nicht auf zu sinken, was 10 m vom Felsen weg war's schätzungsweise 60 m tief ? Na das kann ja heiter werden. Fleissig wurde geblinkert und die Spannung war fast unerträglich. Nach 20 min wurden die Erwartungen etwas nach unten geschraubt. Dann plötzlich hatte mein Bruder einen Biss. Wie sich herausstellte ein schöner Wittling. In der Folge fingen wir noch einige Pollacks.
Und so ist es Tradition geworden, dass das Fischen in Tysnes immer an dieser Stelle beginnt, die Wittlingfelsen getauft worden ist. Obwohl dieser Stelle nicht besonders fängig ist.
Wir blinkerten viel in den Schären und an den Felskanten, wobei ich zufällig feststellte, dass kleine Gummifische am besten von Pollacks genommen wurden. In einer ruhigen Bucht fischten wir abends mit leichter Grundmontage auf Plattfische und fingen denn auch immer wieder Butts, Knurrhäne und Lippfische.
Ein Schlüsselerlebnis war folgendes: Auswurf des Pilkers mit Makrelenvorfach und nach ca. 5 m stoppt die Schnur. Was, hier muss es doch tiefer sein. Schnur auf Spannung gebracht und was war das ? 5 Makrelen hatten sich das Vorfach geschnappt und es in einem unentwirrbaren Knoten verwandelt. Fortan fischten wir aufgrund ihrer enormen Kampfkraft sehr gerne mit leichter Spinnrute auf Makrelen.
Gepilkt haben wir kaum. Versucht habe ich es, aber da sich kein Erfolg einstellen wollte, zweifelte ich an meiner Technik und wechselte schnell zur Spinnrute. Ich konnte es mir auch kaum vorstellen, dass ein Fisch in ein Metallrohr beissen könnte. Erst beim dritten Mal Norwegen fing ich das erste Mal etwas auf den blanken Pilker und fasste Vertrauen. Und heute muss ich sagen, dass das Lightpilken mit Pilkern um die 60 g zu meinen bevorzugten Angeltechniken gehört.
Da wir nur eine schwere Rute hatten und es nicht so lustig war, wenn nur einer mit Naturköder fischen konnte, während der andere über 100m tiefem Wasser Makrelen blinkern musste, fischten wir doch meistens mit der Blinkerrute. Der erste und einzige Leng mass ca. 50 cm und war dünn wie ein Aal.
Dann waren wir wieder einmal am blinkern, mein Bruder hatte nahe ans Ufer geworfen und den Tobyblinker absinken lassen, als sich plötzlich die Schnur spannte. Was nun folgte war ein Traumdrill. An der leichten Hechtrute und 0,30 mono drillte mein Bruder auf Teufel komm raus. Wir hatten keine Ahnung was da an der Schnur toben könnte. Wie sich herausstellte. war's ein Seelachs von 85 cm.
Eines Abends als es leicht einzudunkeln begann, wollten wir uns gerade auf den Heimweg machen, als mein kleiner, sehr tief geführter Gummifisch plötzlich hängen blieb. Was war das denn, das fühlte sich nicht nach Pollack an, rasante Fluchten blieben aus, der Fisch hing schwer und lies sich kaum bewegen. Es war ein schöner Dorsch um die 80 cm.
Mit seiner Technik einfach den Blinker minutenlang absinken zu lassen schlug mein Bruder dann nochmals zu, mit einem schönen Dorsch um die 75 cm.
Wir waren von der Natur, der Fischerei und allem begeistert ! Wir hatten eine kleine Picknick-Kühlbox mitgenommen mit einem Fassungsvermögen von 9 l. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese sehr schnell gefüllt war, obwohl wir jeden Tag leckeren frischen Fisch assen.
Micha der Guide der Anlage sagte uns, dass er mit Gästen zum Naturköderfischen raus fahren würde und ob wir ihm nachfahren wollten. Das machten wir denn auch, hatten uns von ihm eine Grossgrundrute geliehen und eine Leng/Lumbmontage zeigen lassen und los gings. Doch was war, dass denn ? Micha stoppte sein Boot - für unsere Verhältnisse auf "offener See", bis anhin hatten wir uns immer am Ufer rumgedrückt und wären nicht auf die Idee gekommen mitten im Fjord zu angeln.
Mein Bruder fischte mit der Leihrute und ich hatte die Stationärkombo mit 130m Schnur, da ich nicht mit der Multi fischen wollte. Mein Bruder fing zuerst einen Rotbarsch und dann einen Lumb von 3 kg. Ich war schon sauer und wollte mit meinem Bruder die Ruten tauschen und sprach den Satz, den mir mein Bruder noch heute vorhält. Gib mir die Leihrute, mit dieser Kinderrute kommt man ja nicht an den Grund, da kann man auch keine Fische fangen. Wir wechselten die Ruten und liessen uns driften, als mein Bruder einen heftigen Biss hatte. Er hatte nur noch ca. 10 Umwicklungen des Monobackings auf Rolle und so blieb ihm nichts weiteres zu tun als die Bremse anzuziehen und den Fisch auf Spannung zu halten. Nach längerem Drill kam dann etwas riesiges weisses an die Oberfläche und prompt löste sich der Haken. Micha hatte aber unseren Drill beobachtet und gaffte den riesigen Fisch fachgemäss. Es war ein fetter Lumb von 10.5 kg ! Unserer Freude war riesig. Es war zum Verzweifeln kaum hatten wir die Ruten gewechselt fing mein Bruder mit der von mir genannten "Kinderrute" solch einen Fisch. Da ich noch Schneider war, bestand ich darauf noch weiterzufischen, obwohl es ziemlich spät geworden war. Und tatsächlich nach einiger Zeit fing auch ich noch einen Lumb von 6.5 kg, der aber neben demjenigen meines Bruders ziemlich mickrig aussah. Überglücklich fuhren wir zurück. Da dies unser letzter Tag gewesen war, träumten wir in Zukunft von grossen Lumbs. Wenn wir beim ersten richtigen Versuch solche Fische gefangen hatten, was würde uns dann das nächste Mal erwarten ? Die Stelle heisst fortan Lumbstelle und hat uns schon viele gute Fische gebracht.
Es war um uns geschehen, wir waren vom Norwegenvirus befallen und nun sind wir bereits 10 Mal nach Tysnes gefahren. Dabei hat sich auch unsere Technik verbessert und wir haben uns viel besseres Material zugelegt. Denn Lumbrekord, konnten wir trotz allem nie mehr knacken. !
Wir sind uns einig - Norwegen für immer !
Kopyto
Erstes Mal - Landratten in Tysnes
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Hier noch ein Foto, nicht alle haben diverse PC-Wechsel überstanden...
es sei noch bemerkt, das mein Bruder 1.91 m / 120 kg hat, so dass der Lumb in seinen Armen nicht so gross aussieht -
Kinderrute, Lumbs und andere Arten, Erholung und Virus alles gut;)
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Ja von solchen oder ähnlichen Geschichten kann wohl jeder berichten .Schön das du es mal aufgeschrieben hast.
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Erstes Mal Norwegen (2001)
...Und so ist es Tradition geworden, dass das Fischen in Tysnes immer an dieser Stelle beginnt, die Wittlingfelsen getauft worden ist. Obwohl dieser Stelle nicht besonders fängig ist.
KopytoDas sind Berichte, die ich liebe . Was ich auch sehr schön finde, dass der Urlaub bei Euch inzwsichen traditionell begonnen wird, ein schönes Band zwischen Brüdern.
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Ich sehe meinen Bruder unter dem Jahr leider zu wenig, da wir weit auseinander wohnen. Aber immer in Norwegen haben wir genügend Zeit mal wieder ausführlich zu quatschen. Deshalb ist ein jährlicher gemeinsamer Norgetrip Pflicht.
Und auch das brüderliche Kräftemessen um die grössten Fische macht mächtig Spass.:ablach:
Gruss Kopyto -
Sehr schöner Bericht & schöne Bilder.
Wie Kirsten schrieb.. sowas verbindet und schweißt zusammen was zusammen gehört.. Familienerlebnisse der besonderen Art.
Wünsch euch weiterhin viel Erfolg & den Rekord Lump 2009 !
Petri Heil Steven -
@ Fiefie:
Danke !
Dieses Jahr konnte ich einen Lumben fangen der gleich lang (95cm) aber deutlich schlanker und "nur" 8 kg schwer war...
Aber man muss ja noch Ziele haben, immerhin konnten wir den Lengrekord deutlich anheben, Bericht ist noch in Bearbeitung.
Gruss Kopyto -
Schöner Bericht
Das Ziel wirst du bestimmt erreichen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Hoddel
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...wenn ich da so an mein erstes mal zurück denke, muss ich Ähnlichkeiten feststellen, Danke dafür, klasse beschrieben
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