Hallo NAF-Freunde,
ich habe heute von einem Bekannten eine Email bekommen. Darin deutet er an, dass er vom Baikalsee (!) mehr als begeistert ist. Er schreibt unter anderem, dass das Wasser im Baikal so klar ist, dass man bis zu 40 Meter (!) tief in den See schauen kann. Im Winter soll wegen des klaren Wassers teilweise sogar das Eis komplett durchsichtig sein wie eine Glasscheibe.
Was hat das mit Norwegen zu tun? Sag ich euch gleich mal: Ich schrieb ihm zurück, dass mir beim Lesen seiner Email ein Erlebnis aus dem Jahr 2006 in Norwegen eingefallen ist. Das kommt jetzt:
"Also, du hast mich jetzt richtig neugierig gemacht. Der Baikalsee muss wirklich eine unglaubliche Faszination auf dich ausüben. Dieser See hat nicht nur eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu bieten. Wenn er so klar ist wie du schreibst, dann übertrifft er das Wasser in Norwegen bei weitem. Und ich dachte immer dieses Wasser ist schon klar.
Mein Kumpel aus Bayern, den ich nun schon fünf Mal mit nach Norwegen genommen habe, hat mal eine interessante Beobachtung gemacht. An einem Tag als die Fische so gar nicht beißen wollten, hat er sich über den Bootsrand gelehnt und einen Fischfetzen nach dem anderen ins Wasser geworfen. Ich fragte ihn noch, was das soll, denn wir hatten eigentlich kaum noch Köder. Er antwortete nicht und sagte immer nur: "Happ ... happ ... happ". Minuten später richtete er sich auf und sagte: "Die sind hier oben, nicht da unten wo wir fischen. Sie fressen die Reste, die wir die ganze Zeit ins Wasser schmeißen." Hm - eigentlich logisch. Wir schneiden Köder, werfen die Reste rein. Klares Wasser, die Fische sehen die langsam sinkenden Brocken, schießen nach oben, um als erster am Fetzen zu sein - irgendwann sind sie ganz oben. Mein Kumpel sagt: "Thomas, die sind groß, richtig groß." Ich: "Kalle, das ist doch Unsinn, wir haben heute nur 8 Meter Sicht nach unten. So weit oben steht kein großer Fisch. Die würden uns doch sehen." Aber ich hatte mich getäuscht. Wie gesagt, es biss ja eh nichts, also schmiss ich ebenfalls einen Fischfetzen rein und schaute ihm nach. Du siehst das langsam sinkende, weiße Stück Fischfleisch ganz deutlich und plötzlich ist es weg. Mit sagenhaftem Tempo verschwindet es in einem riesigen Seelachsmaul wie durch einen Staubsauger eingesaugt. Er schießt kurz nach oben und taucht genau so schnell wieder ab. Ich war vollkommen fertig. Wie konnte mein Kumpel sich das nur so lange, so ruhig anschauen? Ich nahm sofort mein Filetiermesser und schnitt mein System ab. Schnell band ich einen Einzelhaken an die geflochtene Schnur, steckte ein schönes Stück Fisch drauf und ab gings. Circa 20 Sekunden später knallte es in meinem Handgelenk, einfach der Hammer und ich befand mich im Drill mit einem 92 cm langen Seelachs. Der schoss natürlich wie gewohnt nach dem Biss volles Rohr in die Tiefe, meine Rute schlug hart auf dem Bootsrand auf und ich bekam einen Adrenalinstoß vom allerfeinsten. Das Schönste - an diesem Tag hatten wir fast keinen Wind und ich konnte das Spektakel des Bisses "live" sehen. Das war viel besser als HD-TV!!! Ich versuche es seither immer mal mit dieser Methode. An diesem Tag fingen wir so keinen einzigen Fisch mehr. Ich denke, die anderen zum Schwarm gehörenden Fische habe den Kampf des "Kameraden" gesehen und wurden vergrämt. Kann sein, muss nicht, aber wie soll man das sonst erklären?
Auf jeden Fall hat das richtig Spaß gemacht.
Versuchen!
Gruß Thomas
Köder pur
-
-
Thomas,
ein Bericht, der nicht nur lesenswert ist, sondern
auch zum Nachdenken anregt.Ich hatte eine ähnliche Situation:
mein Gummifritze hing ca. 1 m tief im Wasser (Wassertiefe etwa 10 m)
weil mein Mitangler mich bat, seine Schnur an der Schnurspitze zu lösen.
Plötzlich rief er "Achtung...!" und meine Rute wäre beinahe über Bord gegangen...Der Dorsch war ansehnliche ~70 cm lang.
Hast Du noch mehr Geschichten oder gar ganze Reiseberichte
auf Lager ?Die Tage werden grau und kürzer, da ist ein schöner Reisebericht
immer willkommen.Gruß
Heiko -
Moin Thomas,
das muss wirklich ein einmaliges Erlebnis gewesen sein. Von solchen Erlebnissen hat an ein Leben lang was davon, die gehen niemals aus dem Kopf.
Was lernen wir daraus - immer die Rute festhalten auch wenn der Haken nur knapp unter der Wasseroberfläche ist. -
Schöne Geschichte. So ähnlich wie Karpfen mit Schwimmbrot angeln oder Barsche Poppern. So ein Biss auf Sicht ist schon etwas Besonderes.
Jetzt mitmachen!
Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!