Heute das Thema Zündkerzenwechsel.
Ich gebe zu, das ist nun wirklich keine Tätigkeit, die besondere technische Kenntnisse voraussetzt.
Das ist auch gut so, denn der Wechsel einer defekten Zündkerze kann einem durchaus schon mal auf dem Wasser passieren. Und weil man den Motor zu sich zieht, wenn man ihn hochklappt oder hochfährt, kommt man auch eigentlich gut an die Zündkerzen ran.
DAMIT einem das aber nicht passiert, werden die Zündkerzen jedes Jahr automatisch bei einer kommerziellen Inspektion gewechselt, also mache ich es auch.
Man benötigt vorher 2 Dinge:
Neue Zündkerzen, und zwar exakt die, die die Bedienungsanleitung vorschreibt. Nicht nur hinsichtlich des Herstellers, sondern auch des Wärmewertes.
Einen Zündkerzenschlüssel. Der befindet sich eigentlich in jedem kleinen Werkzeugkasten im Zubehörhandel.
Zu den Zündkerzen: Die Zündkerzen eines Zweitaktmotors werden je Kurbelwellenumdrehung doppelt so hoch belastet, wie die eine Viertaktmotors.
Beim 2-Takt Motor zündet die Kerze bei jeder Kurpelwellenumdrehung und beim 4-Takt Motor "nur" bei jeder zweiten Kurbelwellenumdrehung.
Ich beschreibe jetzt wieder den Zündkerzenwechsel an meinen 30 PS Mercury; Normalschaft, Handstarter. Der Motor ist bei Tohatsu in Lizenz gebaut und daher technisch eigentlich ein Tohatsu.
Mein Motor benötigt Zündkerzen von NGK; BP8H-N-10. Ohne Kompromiss! Andere nicht!
Der 30 PS Mercury benötigt NGK B7HS-10 oder Champion L82C (1,0 mm Elektrodenabstand) oder NGK BPR7HS-10.
Hier rate ich auch zu den NGK Kerzen, da der Elektrodenabstand werksseitig so eingestellt ist. Champion offenbar nicht.
Noch etwas: Beim Motorenhändler kosten die Zündkerzen leicht mal das doppelte, wie im Kfz-Zubehör-Handel.
Mein Rat: Gleich die doppelte Anzahl Zündkerzen kaufen; eine oder zwei immer als Reserve mitführen (wie auch den Zündkerzenschlüssel) und den "Rest" samt Reservekerzen im nächsten Jahr wechseln.
Damit nun nicht wieder Einwände kommen: Wer natürlich nur im Urlaub 3 Wochen auf dem Wasser ist, kann sich mit den Wechselintervallen natürlich andere Zeiträume setzen.
So, nun noch etwas grundsätzliches. Rohe Gewalt ist das absolut verkehrteste, was hier angebracht ist!
Die Zündkerze ist oben im Verbrennungsraum des Zylindern platziert. Das Gewinde ist ausgesprochen empfindlich.
Beim Abziehen des Kerzensteckers auch bitte vorsichtig sein. Schön mittig anfassen und einmal kräftig ziehen. Es mach "Blubb" **grien** -ehrlich - und er ist ab.
Bei einem 1-Zylinder-Motor braucht man sich vorher nichts zu merken. Am 2-Zylinder schön schauen, ob die Kerzenkabel gezeichnet sind, also 1 - 2 - 3 pp sind oder - wie bei mir - unterschiedlich lang sind.
Wenn alles uni solo gleich ist, bitte die Kerzenkabel zeichnen, denn es muss exakt das Kabel mit dem Stecker wieder auf die Kerze, was auch vorher drauf war.
Das leuchtet wohl ein, sonst springt der Motor GARANTIERT nicht mehr an.
So, nun Zündkerze für Zündkerze herausdrehen. Sie sitzt ziemlich fest, also beim Lösen -LINKSHERUM- doch etwas Kraft anwenden. Danach muss sie aber gleich so leicht herausgedreht werden können, dass man es fast mit der Hand machen kann.
Ist das nicht so, hat wahrscheinlich der letzte "Kerzenreindreher" das Ding schief reingewürgt!
Wenn die Kerzen raus sind, sieht es so aus:
Bitte sehr reinlich sein, in die jetzt ungeschützten Gewinde der Kerzen, darf auf keinen Fall Schmutz gelangen.
Sollte sich an den Dichtsitzen der Zündkerzen Schmutz oder Öl gesammelt haben, erst das Gewinde sichern und dann den Schmutz herauswischen.
Mein Tipp: Einen sauberen Lappen etwas aufdrehen und wenig in das Gewinde drehen. Einen zweiten sauberen Lappen doppelt nehmen, mit einem kleinen Schraubendreher aufpieksen und am "Gewindelappen" außen vorbei den Dichtungssitz säubern. (An jeder neuen Kerze befindet sich ein neuer Dichtungsring.)
Hier nun eine Primitivzeichnung , wie es hinter den dunklen Wänden des Motors aussieht. An die in Motormitte drehende Kurbelwelle, die auch oben mit dem Revesierstarter oder an der Schwungscheibe außen von einem Anlasser gestartet wird, sind über ein Pleuel die Kolben montiert.
Die Kolben fahren in den Zylindern rauf und runter. Bei Vollgas so 5500 mal die Minute rauf und auch wieder runter und werden dazu noch jedes mal oben und unten auf NULL abgebremst. Die Lager müssen dabei ganz schön was aushalten, und das Öl sollte daher auch nicht das schlechteste sein! Aber auch nicht die Zündkerzen .
(Mein Meister hätte mich früher in den Hintern getreten. Aber ich kann mit dem Zeichenprogramm nicht besser umgehen )
"Ein Auge" kann man auch mal riskieren und in den Zylinder hineinschauen. Die Möglichkeiten sind natürlich sehr begrenzt.
Durch die Kerzenöffnung schaut allerdings auch der Mechaniker, wenn er den Zylinder mit einer Optik ausleuchtet.
Nun zum Einbau: Weg mit dem Kerzenschlüssel!!!!!! Die neuen Kerzen vorn mit den Fingerspitzen ganz vorsichtig die ersten Umdrehungen rein schrauben. Kerze für Kerze.
Geht das möglicherweise bei größeren 4-Takt Motoren nicht, nur den Zündkerzenschlüssel richtig fest auf den Kerzenkörper raufschieben, eine kleinere Verlängerung nehmen und nun mit der Hand und viel Fingerspitzengefühl die Kerzen einen kleinen Teil reinschrauben.
Auf keinen Fall etwas mit Gewalt machen. Klappt es nicht gleich, Kerze wieder raus nehmen, konzentrieren und super gerade wieder vor das Gewinde setzen und drehen.
Hört sich vielleicht ein wenig primitiv an, aber ich möchte verhindern, das jemand gefühllos die Kerze schief ins Gewinde würgt!
Danach wieder normal mit dem Kerzenschlüssel die Kerze hinein drehen.
Am Ende werdet ihr folgende Phänomen feststellen: Man denkt eine gute halbe Umdrehung, wieso wird sie nicht fest? Das liegt daran, dass der Dichtring der neuen Kerze etwas zusammengepresst wird.
Irgendwann ist Schluss mit Drehen und die Kerze ist fest.
NACH FEST KOMMT LOSE! Also gut handfest drehen und zwar am Hebel des Kerzenschlüssels! Nicht nur mit der Hand! Dann dreht sie sich bald wieder heraus, wenn der Motor läuft.
Was gibt es noch? Ja, es gibt Kerzen mit kurzem und langem Gewinde. Darauf unbedingt achten. Aber bei Nutzung der Originalkerzen gibt es da ja keine Probleme.
So, die Kollegen hier, die langjährige Motorenbesitzer sind, werden manchmal gelächelt haben, wenn sie es denn gelesen haben.
Aber jeder Neuling kann jetzt seine Zündkerzen selbst wechseln
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Gruß Dieter