Hallo Leute,
da wir alle in dieser unwirtlichen und für die meisten ja auch norge-freien Zeit ein bischen Aufmunterung und Traum-Stoff brauchen hier ein Bericht von einem 3-wöchigen 2-Familien-Urlaub am Erfjord (genauer gesagt Bogsfjord = kleier Seitenfjord des Erfjords – liegt etwa 100km im Landesinnern, westlich von Stavanger (nur mit Bildern kann ich euch nicht dienen, war damals in 2001 noch nicht digital unterwegs)!!!!.
Also: Denn man chronologisch los:
Vorbereitungen
Eigentlich völlig unspektakulär, Seekarte, Echolot, Bootsruten, Multis, Pilker, Beifänger usw. besorgt (damals war man halt noch nicht so voll ausgestattet, vorher versteht sich). Hernach alles ins Auto oder ins Massengrab auf dem Dach gepackt. Krititsche Blicke und Kommentare, so nach dem Motto „Und wo haben wir noch Platz“ geflissentlich überhört, allerdings überall Geklapper – man glaubt ja gar nicht, wo man Bleie und Pilker im Wagen alles verstauen kann – so viele Hohlräume….Nachbarn wundern sich ob der Fahrräder auf dem Dach („watt wollt ihr denn damit in Norwejen“ – oder: „Isch denk, Du wills fischen jehen!?“....).
Anfahrt
Über Nacht Anreise nach Hanstholm und Eintreffen frühmorgens bei herrlicher Sonnenaufgangsstimmung (schon die ganze Zeit entlang des Ringköbing-Fjords hat uns der rote Planet begleitet – unsere beiden Jungs (damals 13 und 10 Jahre alt) haben natürlich alles verschlafen, hat uns aber auch die bekannte W-Frage – „Wann kommen wir eigentlich an?“ - sonst ½ stdl., Rhythmus) erspart.
Unsere Freunde waren schon früher losgefahren, sind aber wegen des ganz unbedeutenden Packvolumens zeitgleich mit uns angekommen (Familie, auch mit 2 Jungs im Auto; Motocrossmaschine und 5 Fahrräder auf dem Hänger, Dachbox oben auf dem Kombi) - alle frohgemut. Dann auf die FL-Fähre und rüber nach Egersund. Trotz frischen Morgens kann sich eine Frische bei uns selbst nicht einstellen. Also das Buffet gestürmt und ein paar Kaffee getrunken („Wie kannst Du früh morgens eigentlich so viel Hering essen?“ „Klar doch, zwecks die eiweißtechnische Vorbereitung auf das was kommt!“) Danach müde auf den Deck-Chairs rumgehangen, in unmöglicher Haltung eingeschlafen, in Egersund mit verdrehten Knochen aufgewacht - alle anderen waren schon in den Autos. Also schnell unter Deck.
Kurzentschlossen Entscheidung gefällt, die eingeführten Weine zu verzollen (ich weiß: Weichei), überrascht als einziges Fahrzeug an der langen Schlange aller anderen (nix zu verzollen?!) vorbeigefahren, trotzdem durchgewunken worden und äätsch als erster ab auf die Landstraße Richtung Stavanger.
In Lauvvik auf der Fähre nach Oanes ausgestiegen und die atemberaubende Fjord-Atmosphäre tief eingesogen, bis es kracht (Autofahrer war oben auf das Oberdeck der kl. Fähre gefahren, hatte Rohr/Stange übersehen und die Fahrräder auf dem Dach vergessen. Resultat: Dicke Beule im Dach, Fahrradträger war Makramé, Fahrräder waren stark zusammengefaltet, Kollege hatte Streit mit dem Käptn.
Ab Oanes dann entlang der Fjorde nach Erfjord (= Tankstelle + Tante Emma Laden + ein paar Häuser, hat aber dem Fjord den Namen gegeben oder umgekehrt) – wiederum phantastische Landschaft bei strahlender Sonne (hinter jeden Ecke und Kurve ein neuer Fjord bzw. ein neuer überwältigender Blick – kein Wunder, dass auf der Straßenkarte diese Strecke bis hin nach Sand als landschaftlich sehr schön gekennzeichnet ist). Erwartungshaltung an den Urlaub kurzfristig hochgeschraubt. Spontan eiskaltes Bier (noch Ve…aus dem Sauerland) bei Fjordblick getrunken. Alle glücklich!
Ankunft am Samstag
Eintreffen gegen 18.00 Uhr am Haus – einfach Super! Danke Herr Mach für diese tolle Empfehlung! Wir hatten ein Zweifamilienhaus auf 2 Etagen mit allem Komfort und zwar direkt am Wasser……Alles ausgepackt, sofort die Bootsruten montiert (in der Begeisterung die Multis natürlich falsch rum), Pilker bereitgelegt usw., ……..aber das Reintragen der Koffer vergessen (Virus wirkte mächtig), Anschiss kassiert – also zunächst mal beim Einräumen geholfen und dann brav erst mal mit Abendbrot gegessen. Es kommt natürlich wie es kommen musste: Beim Essen ein Aufschrei –„ da Ralph, da, da brodelt das Wasser“… Makrelen! Alles raus! Vier Spinnruten fertig gemacht, mit Wobbler, Blinker, Makrelen- und Heringssystemen – das ganze Lametta halt...hektische Weitwurfversuche! Nix!!! Frust. Hämisches Lachen.
Sonntag früh
Einige Würfe mit der Spinnrute – die erste Makrele. Sonst nix! Dann also mit dem Boot raus – Echolot, Karte, GPS alles mit, Pilker und Beifänger montiert und alle nach der Karte möglicherweise als interessant einzuschätzende Kanten, Plateaus us. Bearbeitet – aber: unsere Köder werden hier im bis zu 68m tiefen Bogsfjord nicht attackiert, Frust wird größer.
Sonntag nachmittags
Nach dem Mittagessen (ohne frischen Fisch!) wieder mit dem Boot raus. Fahren an Nachbarhaus vorbei – supernetter Berliner Kollege hält uns zur Begrüßung einen Lumb hoch, die freundlicherweise überbrachte Gewichtsmeldung („der hat mehr als 18 Pfd.“) steigert unsere Motivation über alle Maßen – wir fangen an der Verbindung vo Bogsfjord zum größeren Erfjord dann hochmotiviert eine Reihe Makrelen, Heringe, kl. Köhler, kl. Pollacks, kl. Seehechte und einen kl. Rotbarsch – von den Dicken keine Spur. Aber ein eiweißhaltiges Abendbrot ist gesichert, 8 hungrige Mäuler können gestopft werden und die Räucherkiste ist auch schon an und somit die Vorspeise für morgen gesichert…
Sonntag abends
Dieses Mal stehen wir alle vorbereitet auf der Terrasse am Haus und warten auf die Ankunft des Makrelenschwarms. „Aber lass doch die Kinder schon mal ein bischen angeln, sonst wird denen das doch langweilig!“ Also kurze Einführung für die Kids - mit mehreren Spinnruten und ABU Toby versuchen wir, die vielen kleinen (!?) springenden Fische in der Nähe anzuwerfen. Plötzlich Kleinsohn: „Papa, da ist was dran, ich kann die Angel nicht mehr halten“ – irgendwetwas zerrt mit voller Wucht an seiner kurzen Spinnrute. „Bremse auf!“ Und schon dreht Sohnemann an der Schraube… nur leider in die falsche Richtung, die kleine Rute biegt sich beängstigend, Schnurbruch!! Watt war datt denn??? Wir fangen dann noch ein paar kleinere Pollacks und damit ist auch das leckere Abendbrot gesichert. Schon sehr viel besser. Dann nach dem Essen über die Wiese zu den Nachbarn rüber. Keiner da. Aber: Lautes rufen vom Ufer her. Ich also dahin. Da stehen zwei Familien, alle mit Spinnruten, 20g Bleiolive dran, dahinter ein roter o. oranger Twister, werfen den rein und drehen schnell wieder ein. Auf die Frage nach dem Erfolg zeigt mir ein kleiner Stöpsel eine ganze Reihe Pollack im Gras (alle so um die 5/6 Pfd.., ca 10 ordentliche Fische) mit den Worten „Wir fangen gerade Köhler, gestern hatten wir aber noch mehr……
Morgen Leute, morgen schaff ich das bestimmt auch!
Montag morgen
Kleinsohn hat wohl mit dem Wecker gespielt, jedenfalls werde ich um 5.30 Uhr geweckt, schieße hoch und bin hellwach. Ein Blick aus dem Fenster: Die Fische jagen schon wieder!! Also schnell Hose und Pullover über den Schlafanzug gezogen, rein in die Pantoffeln, Spinnrute und Kescher zur Hand und einen kleinen 30g Küstenpilker von der Terrasse rausgefetzt. Sacken lassen. Abscken dauert sehr lange (in Wurfweite von der Terrasse aus 28m tiefes Wasser, überall Tangwälder). Anheben. Hang!! Sch… Druck auf den Köder verstärkt, um das Teil aus dem Tang rauszukriegen, da schlägt der Tang zurück. Mensch – weiterhin kräftiges Ziehen und Schlagen, unzweifelhaft ein Dorsch…Um es kurz zu machen: Den Fisch versorgt, dann erst mal Strümpfe und Stiefel angezogen und rund ums Haus und auf den angrenzenden Felsen mit der Spinnrute jeden Winkel beharkt. Als die anderen wach waren und um 8.00 Uhr mit dem Frühstück lockten, hatte ich einen großen Eimer voll mit Küchendorschen, Pollack, Makrelen und eben einen Dorsch von 8 Pfd., mit der Mefo-Spinnrute! Von der Terrasse aus!! Was muß da erst mit der Bootsrute im Tiefen laufen…?
Montag Nachmittag
Mache am orangen 20g Blinker den Drilling ab, binde 8 cm 60er Mono dran, daran nen 1er Haken und einen orangen Twister drauf. Nach wenigen Würfen wusste ich, was dem Sohnemann den Toby geklaut hatte: Es gab einen Schlag in der Rute, die Bremse raste und nach 15 min hatte ich den ersten Pollack von 13 Pfd, im Kescher, sogar mit dem abgerissenen Toby vom Sonntag im Maul.
Dienstag früh
Wieder mit dem Boot raus. Dieses Mal mit Heringsvorfächern begonnen, um Filets für die Naturködermontagen zu fangen. Ein paar Makrelen und kl. Köhler gefangen, dann ein Schlag in der Pilkrute: Bei 80 m ist ein Dicker ins Heringsvorfach eingestiegen. Nach langen Minuten sanften Drillens 12 Pfd. Dorsch hochgeholt. Danach ging gar nichts mehr. Also weiter raus ins Tiefe, wo die Lengs wohnen. Nach der Feststellung, dass auch in 160 m Tiefe nix wesentlich dickeres unterwegs ist, fahren wir mit wässrigem Mund (Räucherofen wartete ja schon wieder, Wein stand kalt) zurück zum Haus, wo uns die Girls mit überraschten Augen begrüßen „Mensch, die sind aber nicht besonders groß“ – bis auf den einen). Tja, also dann mal los mit dem Räuchern und „Boh eye, die sind aber lecker“…
Dienstag abend
Nach dem Abendbrot versuchen die Kinder, uns zum Baden zu überreden. Wir großen also bis zu den Knien ins Wasser rein – war uns aber viel zu kalt (18 Grad ist nix für Weicheier), den Kindern machts aber nichts aus, die toben sich müde.
Nach dem Abtrocknen schon wieder Explosion im Wasser, mit der Spinnrute einen Toby draufgeworfen – wieder keine Makrele gefangen. Sohnemann dreht aber ganz langsam, ist leicht verträumt, der Toby läuft vile tiefer als meiner, bums, Rute wieder krumm, wieder´n dicker Pollack, dieses Mal war die Bremse aber richtig eingestellt und dicke Filets entweihen die Todesstille in der riesigen Kühltruhe – das 15 kg Problem (damals noch nicht am Horizont) stellte sich eigentlich nicht – bei 8 Fischessern…
Die restlichen Tage:
Tja und so ging das dann weiter. In den drei Wochen am Bogsfjord/Erfjord haben wir von der Terrasse aus (beim Espresso: „Schatz werf doch noch mal rein!“) viele schöne Dorsche (bis 12 Pfd.), noch mehr Pollacks ( bis 13 Pfd.) und natürlich Makrelen gefangen – mehr, als mit Boot, Echolot etc. Denn: Unsere Boote waren eigentlich nur für den kleinen Bogsfjord gedacht (5m, 5PS), auf dem interessanteren Erfjord hätten wir ein größeres Gefährt mit 15–20 PS gebraucht (während unserer 3 Wochen wurden dort Leng bis 50 Pfd. – selber gesehen, hing an einem Scheunentor und reichte bis auf den Boden - Lumb bis 18 Pfd. und Dorsche bis 40 Pfd. gefangen). Wir hatten vom Boot aus (weil wir nicht raus auf die tiefen Stellen fahren konnten) an den Kanten kleinere Leng und viele Köhler bis max. 3 Pfd. (die gingen ausnahmslos in den Rauch – dazu ein Norge-Bier aus der großen Plastikflasche, super).
Mit dem Fahrradfahren war so recht nix: 1. Zu oft Regen, der dann auch die Gattin nervte („in dieser Einöde auch noch Regen“) 2. Auf dem Fahrrad kannste keine Rute mitnehmen! 3. Die steilen Berge machten die Anfahrten mühselig, die Abfahrten gefährlich. 4. Und wer fährt schon gerne zusammen mit einem superfitten Rennradfahrer in Norge um die Wette – falsche Disziplin.
Dann schon besser: Pollacks von der Terrasse aus fangen - auf Ansagen, „um ein Bier“ – Ihr versteht schon: Phantastisch! Und: Wir brauchten natürlich eine Fischkiste, denn wir hatten so viele Filets von den ganzen Pollacks „übrig“… Die Fischkiste erhielten wir dann von dem netten Berliner Kollegen, der aber dann früher abfuhr, wir konnten uns bei ihm noch nicht einmal bedanken…..
Die Rückfahrt
Zurück an einem Samstag abend wieder über Egersund. Auf dem Schiff kurz vor dem Wegschließen in die Kabine noch einen anderen Kollegen getroffen. War am Krossfjord auf Leng. Hatte leider keine starken Pollacks gefangen, schwärmte aber vom Geschmack der Filets. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was ich dem noch kurz erzählen musste?! Genau: Die Story, wie sich das Virus bei mir , ausbreitete, vom Erlebnis, einen 13 Pfd. Pollack an 25er Mono aus 30 m Tiefe hochzudrillen (mit der Meerforellenspinnrute) der dann natürlich am Ufer noch einmal explodiert,… das bleibt unvergessen !!!
So Leute, Ich hoffe, ich habe euch die Zeit ein wenig vertrieben.
Bis bald
Ralph